kaffeemacher.ch https://www.kaffeemacher.ch/blog/ Sat, 14 Jun 2025 01:06:28 +0000 de-DE hourly 1 Hemro übernimmt Xenia Espresso – Der nächste Schritt zur Kaffee-Synchronisation? https://www.kaffeemacher.ch/blog/hemro-uebernimmt-xenia/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/hemro-uebernimmt-xenia/#comments Fri, 13 Jun 2025 10:31:00 +0000 Community https://www.kaffeemacher.ch/blog/hemro-uebernimmt-xenia/ Weiterlesen

]]>
Ein kleiner Hersteller für hochwertige Espressomaschinen wird von einem der größten Mühlenunternehmen der Welt übernommen: Die Hemro Group (u. a. Mahlkönig) hat Xenia Espresso gekauft. Eine Übernahme mit Symbolkraft für die Veränderungen im Espressomaschinenmarkt.

Was ist passiert?

Seit dem 23. Mai 2025 gehört Xenia Espresso offiziell zur Hemro Group. Damit ist das deutsche Maschinenunternehmen Teil eines globalen Konzerns, der bislang vor allem für Kaffeemühlen bekannt war. Die Hemro Group vereint Marken wie Mahlkönig, Ditting, Anfim und HeyCafé unter ihrem Dach. Nun kommt mit Xenia ein Espressomaschinenhersteller dazu – einer, der sich mit Dualboiler-Konzepten, offener Schnittstellentechnik und einer äußerst loyalen Community in der Home-Barista-Welt etabliert hat.

Ein mutiger Schritt mit klaren Zielen

Holger Dreißig, der Gründer, Erfinder und Innovator hinter der Xenia, hat sein Baby verkauft. Die Übernahme erfolgte als freiwillige Integration in eine deutlich größere Firma, eine Idee, der Xenia "schon lange offen und positiv gegenüberstand". Holger Dreißig übernimmt künftig primär die Entwicklungsverantwortung – ein kluger Schritt für jemanden, der von sich selbst sagt, lieber zu entwickeln als großes Marketing zu betreiben.

Diese Entscheidung verdient Respekt. Es gehört Mut dazu, sein aufgebautes Unternehmen zu übergeben und sich auf das zu konzentrieren, was man am besten kann. Für Xenia kann die neue Struktur viele Potentiale in Sachen Vertrieb, Marketing etc. eröffnen, um die Vision noch besser zu realisieren und gleichzeitig eine Skalierung zu ermöglichen.

Ein Fingerzeig für den Markt?

Die Übernahme markiert mehr als nur eine Fusion zweier Firmen. Sie ist Ausdruck einer Verschiebung im Markt. Die Grenze zwischen Mühlen- und Maschinenhersteller verschwimmt. Längst denken Unternehmen in Systemen. Die großen Fragen lauten: Wie gut spielen Mühle und Espressomaschine zusammen? Wie wird das Zusammenspiel einfacher, intuitiver, smarter?

Xenia war früh dran mit offener Kommunikation zwischen Maschine und Drittgeräten – etwa per Webschnittstelle oder Anbindung an die Beanconqueror App. Hemro/Mahlkönig wiederum hatte in jüngerer Zeit ein Gastro-Synchronisationssystem vorgestellt, welches zunächst auf die Zusammenarbeit mit La Marzocco Gastro-Espressomaschinen konzentriert war. Jetzt könnte ein neuer Anlauf folgen. Diesmal für den Heimmarkt.

Warum das alles Sinn macht

Der Heimkaffeemarkt steht vor einem Wandel. Der Vollautomatenmarkt ist drei- bis viermal so groß wie der Siebträgermarkt im deutschsprachigen Raum. Das ist ein enormer Kuchen, von dem sich Siebträgerhersteller gerne ein Stück abschneiden möchten. Immer mehr Hersteller zielen mit ihren Entwicklungen auf den Übergang vom Kaffeevollautomaten zum Siebträger. Sie machen ein Angebot, welches Konvenient-Elemente des Kaffeevollautomaten in händisch zu bedienende Siebträger-Espressomaschinen integriert. So ebnen die Hersteller den Weg, damit der Schritt vom Vollautomaten zum Siebträger einfacher wird.

Wir sehen diese Zielsetzung in Maschinen wie der Maro, die nach jedem Bezug Feedback zur Nachstellung der Mühle gibt, wenn die Bezüge zu schnell oder lang liefen. Ähnlich ist es mit Ligre oder auch den Kompaktmaschinen mit integrierter Mühle aus dem Hause Sage oder Delonghi. Den größten Schritt verspricht das deutsche StartUp nunc., welches ein Mühlen-Maschinen-Ökosystem mit kompletter Integration verspricht.

xenia seitenansicht

Was bringt Hemro/Mahlkönig die Partnerschaft?

Vor allem: Know-how. Holger Dreißig hat Xenia aufgebaut, entwickelt, immer wieder getestet und zur Marke gemacht. Er hat sich intensiv mit allen Aspekten rund um die Entwicklung von Espressomaschinen beschäftigt und dabei über den Branchenstand hinaus gedacht. Temperaturkonstanz, Energieeffizienz, offene Schnittstellen (per HTTP/Webschnittstelle) sind bei Xenia seit Jahren angewandte Forschungsfelder. Dreißig ist ein Espressomaschinen-Tüftler, der seine beruflichen Wurzeln jedoch in der IT hat.

Dazu kommt ein ausgeprägter Community-Fokus und ein fast schon legendärer Konfigurator. Jede Xenia wird auf Wunsch individuell gebaut. “Made in Germany” ist bei Xenia kein Marketingversprechen sondern gelebte Praxis.

Mahlkönig rüstet sich für die Zukunft

Was wäre, wenn sich der Markt tatsächlich in Richtung synchronisierter Systeme entwickelt und ein traditioneller Mühlenhersteller nur einzelne Mühlen im Sortiment hat? Dann wird es schwierig, sich zu positionieren.

In den letzten Jahren habe ich 80 Espressomühlen getestet. Eine dieser Mühlen stammte aus dem Hause Mahlkönig und wurde gezielt für den Heimmarkt entwickelt. Höflich formuliert hat Mahlkönig den Heimmarkt nicht nur unterschätzt, sondern das Potential vollkommen verschlafen. 

Dabei sehen wir, dass insbesondere dieser Markt seit Corona starkes Wachstum erlebt. Die Mahlkönig x54 war eine späte Antwort diese Entwicklung. In diesem Sommer präsentiert der Hersteller mit der Mahlkönig x64 SD eine weitere Mühle für den Heimbereich und eine Antwort auf den wachsenden Single Dosing Markt.

Mahlkönig/Hemro ist offensichtlich aufgewacht und hat das Potential der heimischen Espresso-Zubereitung erkannt.

Die Übernahme von Xenia passt ins Bild.

Ein cleverer Move für beide Seiten

Diese Übernahme macht aus mehreren Gründen Sinn:

  • Für Xenia: Sie bekommen die Ressourcen einer global agierenden Firmengruppe, behalten aber ihre Identität - so die Idee. Obwohl sich Produktions-, Einkaufs- und Marketingprozesse ändern werden, soll "viel Xenia Espresso erhalten bleiben".
  • Für Mahlkönig/Hemro: Sie gewinnen Kompetenz in einem zukunftsträchtigen Segment und können ein komplettes System aus einer Hand anbieten.
  • Für den Markt: Ein zentraler Aspekt der Übernahme ist die geplante Entwicklung eines synchronisierten Systems, das den Heimkaffeemarkt revolutionieren könnte.

Was kommt als nächstes?

Die Integration ist vollzogen, jetzt geht die Arbeit los. Marcel Lehmann und Adrian Schürmann wurden als Geschäftsführer von Xenia per 30. Mai 2025 eingetragen. Holger Dreißig übernimmt Entwicklungstätigkeiten und ist via Prokura zeichnungsberechtigt mit einem Geschäftsführer oder weiteren Prokuristen.

Wir dürfen gespannt sein, welche Produkte aus dieser Verbindung entstehen werden. Das Potenzial ist riesig – von der Weiterentwicklung der bestehenden Xenia-Maschinen bis hin zu völlig neuen synchronisierten Systemen.

Fazit

Diese Übernahme ist mehr als nur ein Geschäft – sie ist ein Statement. In einer Zeit, in der die Grenzen zwischen Vollautomaten und Siebträgern verschwimmen, positioniert sich Mahlkönig für die Zukunft. Holger Dreißig hat eine mutige Entscheidung getroffen, die seinem Unternehmen neue Perspektiven eröffnet, ohne die Markenidentität zu verlieren.

Wir sind gespannt auf die ersten Früchte dieser Partnerschaft. Wenn alles gut läuft, könnten wir bald in den Genuss von Systemen kommen, die das Beste aus beiden Welten vereinen: die Präzision von Mahlkönig-Mühlen und die Innovation von Xenia-Espressomaschinen.

Chapeau, Holger! Wir wünschen dir und dem gesamten Team alles Gute für diese spannende Reise.

]]>
https://www.kaffeemacher.ch/blog/hemro-uebernimmt-xenia/feed/ https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
Mahlkönig x64 SD Single Dosing Mühle im Test https://www.kaffeemacher.ch/blog/mahlkoenig-x64-sd-single-dose/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/mahlkoenig-x64-sd-single-dose/#comments Fri, 13 Jun 2025 09:47:00 +0000 Espressomühlen Single Dosing https://www.kaffeemacher.ch/blog/mahlkoenig-x64-sd-single-dose/ Weiterlesen

]]>
Eine Single Dosing Mühle von Mahlkönig? Die x64 klingt äußerst interessant. Wir strecken unsere Fühler aus und werden die Mühle aus dem Hause Mahlkönig so schnell wie möglich testen. Die x64 Single Dose verspricht 64 mm Mahlscheiben, Mahlkönig-Qualität und das ganze zu einem kompetitiven Markt.

Nach der x54 also eine weitere Mühle für den Heimbereich. Wir sind sehr gespannt! Ihr auch? Was erwartet ihr von der Mühle? Schreibt uns eure Gedanken und natürlich sehr gerne auch eure Erfahrungsberichte, falls ihr eine der ersten Mühlen ergattern könnt!

]]>
https://www.kaffeemacher.ch/blog/mahlkoenig-x64-sd-single-dose/feed/ https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
“Evolved Q“ und das neue Coffee Value Assessment https://www.kaffeemacher.ch/blog/coffee-value-assessment/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/coffee-value-assessment/#comments Thu, 05 Jun 2025 22:48:00 +0000 Sensorik https://www.kaffeemacher.ch/blog/coffee-value-assessment/ Weiterlesen

]]>
Die Specialty Coffee Association (SCA) hat im Rahmen der Expo in Houston am 24. April 2025 tiefgreifende Veränderungen in ihrem Bewertungs- und Zertifizierungssystem bekannt gegeben. Zusammen mit dem Coffee Quality Institute (CQI) haben sie die Übernahme des Q-Programms in Bezug auf die sensorische und physische Bewertung von Rohkaffee durch die SCA bekannt gegeben und liessen so eine Bombe platzen. Denn Mitten in einem Tsunami von Herausforderungen entlang der ganzen Wertschöpfungskette des Kaffees hatte damit wohl niemand gerechnet. Viele werfen der Organisation vor, grundlegende Herausforderungen zu ignorieren und stattdessen Symbolpolitik zu betreiben. Philipp und Benjamin haben dies ausführlich in zwei Podcasts besprochen - einmal auf Deutsch und einmal in einem anderen Format auf Englisch. Zudem löste ein Linkedin-Post von Philipp eine grosse Diskussion aus.

Herzstück der Reform ist das neue Coffee Value Assessment (CVA) sowie das damit verbundene „Evolved Q-Programm”, was innerhalb der Branche auf geteilte Meinungen stösst – von vorsichtiger Offenheit bis zu deutlicher Kritik. “Coffee is more than a score” ist der Aufhänger und die Rechtfertigung der SCA für die plötzliche und über Instagram kommunizierte Neuerung.

Was ist das Coffee Value Assessment?

Das Coffee Value Assessment (CVA) ist ein von der SCA neu eingeführter Bewertungsbogen, der laut der Organisation differenziertere, präzisere und „kontextuellere“ Bewertungen von Rohkaffee ermöglichen soll. Es ersetzt das bisherige SCA Cupping Form, welches über zwei Jahrzehnte als globaler Standard diente und in den Augen vieler nicht mehr zeitgemäss ist. Das CVA sei eine Weiterentwicklung des bisherigen Protokolls, zeitgemäss, wissenschaftlich geprüft und inklusiver. So lautet es aus den Kreisen der Non-Profit Organisation rund um das Entwicklungsteam von Peter Giuliano.

Im Unterschied zum SCA Cupping Form soll das CVA und seine vier Module flexibler und situationsgerechter angewendet werden können. So braucht ein Rösterei-Team für die Beurteilung eines Rohkaffees vielleicht die affective form, das subjektiv ausgefüllt wird und dadurch die Vorlieben dieser Rösterei abbildet. Es dient für den schnellen Austausch zwischen Verkäufer und Einkäufer und zielt auf die persönlichen Wünsche und Präferenzen ab.

Im Gegensatz dazu kauft ein Rohkaffeehändler für viele verschiedene Weiterverarbeiter ein und möchte deshalb eine objektive Beurteilung des Rohkaffees. Dafür dient die descriptive form, welches die subjektiven Wünsche und Eindrücke nicht berücksichtigt und eine rein objektive Beurteilung ermöglicht.

Die Grundlage

In einem Online-Workshop haben Philipp und ich über die Vorkommnisse und die damit einhergehenden Veränderungen diskutiert. Den Fokus haben wir auf das Ausfüllen der Assessments gelegt und haben es einmal durchgespielt. Hier findet ihr den Link dazu. Wer möchte, kann mit einem beliebigen Kaffee auch im Nachhinein noch mitmachen. 

Die SCA definiert Specialty Coffee wie folgt:

Spezialitätenkaffee ist ein Kaffee oder eine Kaffeeerlebnis, welche sich durch
charakteristische Attribute auszeichnet, was wiederum einen höheren Marktwert mit sich bringt.

Die Bewertung eines Kaffees soll sich also nicht ausschliesslich auf eine sensorische Punktezahl reduzieren, sondern auch die gesamte Geschichte dieses Kaffees berücksichtigen. “Coffee is more than a score” lautet deshalb auch ihr Leitslagen dieser Einführungskampagne.

Zur optimalen Umsetzung werden drei Testarten gewählt, welche in der Wissenschaft der Sensorik üblich sind.

Discriminative test

Beim Unterschiedstest geht es darum, aus drei verschiedenen Tassen diejenige zu erkennen, die sich von den anderen beiden unterscheidet. Diese Methode, auch bekannt als Dreieckstest oder Triangeltest, wurde beispielsweise in Q-Grader Prüfungen eingesetzt.

Descriptive test

Beim beschreibenden Test wird systematisch, detailliert und quantitativ beschrieben. Das ausgewählte Panel kalibriert sich auf die Materie, so dass eine gemeinsame und objektive Sprache entsteht. Die Intensitäten werden auf einer Skala von 1-15 bewertet.

Affective test

Beim hedonischen Test geht es um subjektive Vorlieben und Akzeptanz. Dabei wird eine Skala von 1-9 verwendet.

Als Beispiel führt die SCA einen Satz an, der so in einem beliebigen Cuppingraum vorkommen könnte. 

Claim

So hätten Cuppers unbewusst bereits nach den Regeln dieser drei genannten Sensorik-Test verkostet. Mit dem neuen Ansatz zur Rohkaffee-Bewertung sollen affektive und beschreibende Elemente klar voneinander getrennt und externe Faktoren systematisch berücksichtigt werden.

Das Coffee Value Assessment im Überblick

Das neue Bewertungsschema gliedert sich in fünf klar voneinander abgegrenzte Bewertungsformulare, die einzeln oder in Kombination verwendet werden können. Um sich nicht von äusseren Faktoren beeinflussen zu lassen, wird empfohlen, mit dem descriptive assessment zu starten, gefolgt vom affective, dann dem physical und schliesslich dem extrinsic assessment.

Descriptive Form

Descriptive Form

Bei der “beschreibenden Bewertung” geht es um das objektive und gezielte Benennen der Geschmacks- und Aroma Attribute, ohne diese in eine positive oder negative Gesamtbeurteilung einzuordnen. So entsteht ein rein analytisches Profil der sensorischen Eigenschaften. Sie soll einer neutralen und objektiven Austausch über den Rohkaffee dienen.

Da bei diesem Assessment die Uniformität der Tassen nicht bewertet wird, wird bei der Brühmethode mehr Flexibilität geboten. Der Kaffee kann als Cupping oder als eine andere Art Brühung, wie beispielsweise Batch Brew oder French Press, aufgegossen werden. Es wird empfohlen, drei bis fünf Tassen aufzugiessen. Wird eine alternative Methode zum Cupping gewählt, sollten 12g Kaffee separat gemahlen werden, um Fragrance und Aroma dennoch bewerten zu können.

Die horizontalen low - medium - high Intensitätenskalen des SCA Cupping Form 2004 wurden durch eine Skala von 1-15 ersetzt. Dies sei bei beschreibenden Tests in der Sensorik-Wissenschaft üblich. Dabei steht 0 - 5 für wenig, 6 - 10 für medium, 11-15 hohe Intensität.

Fragrance und Aroma

Fragrance bezieht sich auf den Geruch des gemahlenen und und noch trockenen Kaffees, Aroma auf die Kruste bzw. den Duft nach dem Break.

Zusätzlich zur Intensität kann aus neun Kategorien (CATA – Check all that apply) gewählt werden. Nicht abgebildete Aromen können im Feld „Notes“ ergänzt werden. Die Aromen basieren auf dem inneren Kreis des SCA Flavor Wheel (Version 2016).

Flavour und Aftertaste

Neben der Intensität und aromatischen Beschreibung müssen zwei der Grundgeschmäcker (Basic Tastes) gewählt werden, die Flavour und Aftertaste repräsentieren.

Acidity und Sweetness

Säure und (neu) auch Süsse werden auf der Intensitätenskala bewertet. Für Säure werden zudem keine genauere Definitionen wie malic, citric oder tartaric gesucht. Studien belegen nämlich, dass Menschen nur citric, und ganz knapp noch essig, wahrnehmen können.

Mouthfeel

Body wurde durch Mouthfeel ersetzt und schliesst Textur, Gewicht sowie taktile Empfindungen wie sandig oder metallisch ein. Es gibt fünf taktile Optionen, von denen bis zu zwei ausgewählt werden können.

Affective Form

Affective Form

Das subjektive Empfinden eines Cuppers bezüglich eines Rohkaffees hinsichtlich der persönlichen Präferenz oder derer eines Kunden, wird mit der "affektiven Bewertung” festgehalten. Ebenfalls kann damit ein Rohkaffee in Bezug auf ein gewünschtes Endgetränk bewertet werden.

Die affective form erfasst also die persönliche Präferenz und unmittelbare Genussbewertung, ohne sie mit der objektiven Beschreibungen zu vermischen. Die finalen Punkte können via digitalen Plattformen in einen Total Score umgerechnet werden, wobei diese in meinem Verständnis nichts mehr mit dem bisherigen Total Score gemeinsam hat.

Für diese Bewertungsform werden die alt bekannten Cupping-Regeln angewendet. Es gelten die gleichen Vorgaben und Standards wie beim SCA Cupping Form 2004.  

Bei der hedonischen Bewertung (mag ich oder mag ich nicht) wird eine Skala von 1-9 verwendet. 1 bezieht sich auf “entspricht mir überhaupt nicht” und 9 auf “entspricht mir sehr”.

Alle Attribute werden anhand dieser Skala bewertet. Die Balance wird nicht mehr als separates Attribut aufgelistet, sondern fliesst neu in das Overall mit ein. Den Defekt ferment gibt es nicht mehr, denn fermentiert sei ja aktuell "en vogue". Das Notizfeld bietet die Möglichkeit, persönliche Eindrücke festzuhalten. Allerdings geht es nicht darum, die gleichen Notizen wie bei der beschreibenden Methode zu machen. Sondern spezifische Kommentare über den eigenen Gusto oder den entsprechenden Zweck zu notieren.

Beispiel:

Wir möchten einen neuen Espresso ins Sortiment aufnehmen. Dieser soll dunkler als bisher üblich geröstet werden, wenig-mittel Säure, eine mittlere Bitterkeit und viel Körper aufweisen. Wir wollen die Charakteristik und Aromen einer 68% dunklen Schokolade in unserer Tasse.

Im descriptive Assessment haben wir bei Flavour fruity, sweet, sour/ferment angekreuzt. Zudem dominieren für uns die Grundgeschmäcker sauer und süss.

Im affective Assessment halten wir in der Notiz des Flavours nun fest: Noten der Fermentation zu intensiv. Zudem zu viel Säure und zu viele Fruchtnoten. Nicht geeinget.

Physical Assessment

Physical Assessment

Bei der physischen Bewertung geht es um die Analyse des Rohkaffees hinsichtlich Feuchtigkeitsgehalt, Grösse und möglicher visueller Defekte. Die dabei gewonnenen Ergebnisse lassen sich anschliessend auf die verschiedenen Klassifizierungssysteme im Markt übertragen.

Das Score Sheet sieht zwar anders aus, jedoch werden, bis auf zwei Punkte, keine Veränderungen in der Bewertung vorgenommen. Neu wird die Bohnengrösse festgehalten, jedoch nicht mehr der Geruch des Rohkaffees. Es werden weiterhin 350g analysiert

Extrinsic Assessment

Extrinsic

Bei der extrinsischen Bewertung werden Faktoren wie Herkunftsbezeichnung, Zertifizierungen und andere Herkunftsmerkmale berücksichtigt, um den Wert und die Rückverfolgbarkeit des Kaffees zu bestimmen. Hier kann nun also alles festgehalten werden, was einen Kaffee ausmacht: Wo wächst er und wem gehört die Kaffeefarm, in welcher Umgebung befindet er sich und wie wird er verarbeitet, welche Varietät ist es und wann wurde er geerntet?

Combined Form

Combined Form

Diese Bewertung fasst auf einer Seite das descriptive, affective und extrinsic assessment zusammen. Es wird zwar sehr geraten, die Bewertungen nacheinander auszufüllen und die verschiedenen Arten von sensorischen Tests nicht miteinander zu vermischen. Trotzdem gibt es damit die Möglichkeit, bei Zeitmangel speditiver voranzukommen. 

Durch diese vier Stufen – physisch, extrinsisch, affektiv und deskriptiv – soll das Coffee Value Assessment eine umfassende, modulare Methodik bieten, um Kaffee in seiner ganzen Vielschichtigkeit zu erfassen.

Laut SCA soll das neue Format zu faireren Marktchancen führen, weil „Wert“ nicht mehr ausschliesslich über eine Punktzahl, sondern über einen erweiterten qualitativen Rahmen definiert wird. “Coffee is more than a score”, so lautet der Slogan dieser Einführungskampagne.

Was heisst das für mich?

Ab dem 1. Oktober 2025 ist das Q-Programm in den Händen der SCA, und das bisherige SCA Cupping Score Sheet wird durch das CVA abgelöst.

Fast Track

Für ehemalige und aktuelle Q-Grader (Arabica und Robusta) sowie für Sensory Professionals gibt es bis zum 31. Dezember 2025 einen Fast-Track: Wer bis Ende dieses Jahres den zweitägigen Kurs CVA for Cuppers absolviert, bekommt den Titel Evolved Q-Grader oder E-Q. Ab dem 1. Januar muss ein sechstägiger Kurs absolviert werden.  

]]>
https://www.kaffeemacher.ch/blog/coffee-value-assessment/feed/ 1 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
Latte Art für Zuhause: Herz, Tulpe & Co. im Cappuccino meistern https://www.kaffeemacher.ch/blog/latte-art-zuhause/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/latte-art-zuhause/#comments Thu, 05 Jun 2025 19:44:00 +0000 Latte Art https://www.kaffeemacher.ch/blog/latte-art-zuhause/ Weiterlesen

]]>
Latte Art – die Milchkunst auf Cappuccino & Co. – ist kein Hexenwerk, aber echte Übungssache. Guter Milchschaum ist die halbe Miete: Ohne feinporigen „Mikroschaum“ geht es nicht. Mit etwas Know-how und den richtigen Tricks zaubert jeder zu Hause irgendwann Herz, Tulpe oder Blatt in die Tasse. Wir erklären euch Schritt für Schritt, worauf es wirklich ankommt – von der Zubereitung des Schaums über die richtige Ausrüstung bis hin zu häufigen Fehlern und Motiv-Tipps. Keine Angst vor Spritzern: Mit dieser Anleitung lernt ihr mühelos und humorvoll, was viele Profi-Baristas jahrelang üben.

Milchschaum wie ein Profi: Ziehphase, Rollphase und Temperatur

Der schönste Latte Art Schaum entsteht in zwei Phasen. Wichtig aber, vor dem Schäumen solltet ihr den Espresso ziehen. Dieser darf ruhig etwas stehen. Frisch geschäumte Milch solltet ihr jedoch sofort verwenden.

  • Ziehphase: Stellt eure Dampflanze knapp unter die Milchoberfläche und lasst Luft einziehen. Ihr solltet ein leises „Kratz“-Geräusch hören. Zischt die Düse laut und gierig? Dann saugt sie zuviel Luft – dann Lanze etwas tiefer in die Milch tauchen. Kein zischender Ton? Evtl. steckt die Lanze zu tief und erwärmt nur die Milch.
  • Rollphase: Bei etwa handwarm (30–40 °C) wird aus dem „Ziehen“ ein sanftes Rollen: Senkt die Lanze langsam tiefer, so dass die Milch im Kännchen einen Wirbel bildet und größerer Schaum zu feinem Mikroschaum zerfällt. Die „Rollphase“ ist hörbar ruhig, die Milchoberfläche beginnt seidig zu glänzen.

Prüft die Temperatur stets mit der Hand am Kännchen: Ab etwa 55 – 65 °C erreicht ihr den „Sweet Spot“ – die Milch schmeckt süßlich und verbrennt nicht. Sobald sich das Kännchen kaum noch halten lässt, Dampf ausschalten. Bevor ihr mit dem Giessen startet, das Milchkännchen auf der Tischplatte abklopfen: Große Bläschen platzen, und schon kann der Schaum mit einem gemächlichen Schwenken noch besser vermischt werden, bis er homogen und glasklar ist. Reste an der Dampfdüse sofort abwischen, sonst verkleben diese schnell und das ist nicht nur unansehnlich, sondern auch ein hygienisches Problem.

Noch ein Tipp: die Milchkanne möglichst schwenkend in Bewegung halten, damit sich der Milchschaum nicht wieder trennt.

Milch: Vollmilch oder pflanzliche Barista-Edition?

Eure Basisflüssigkeit: Kuhmilch mit viel Eiweiß. Für großen Schaum braucht es Proteine, nicht nur Fett. Wir empfehlen Bio-Vollmilch (3,5 % Fett) – schmeckt lecker und ergibt dichten Schaum. Ganz wichtig: die Milch sollte kalt sein. Je kälter (unter 7 °C), desto mehr Zeit habt ihr, sie fein zu schäumen, ohne dass sie zu schnell heiß wird. Beide Phasen könnt ihr dadurch länger ziehen. Das ist vor allem zu Beginn eurer Latte-Art-Reise eine große Erleichterung.

Pflanzlich geht auch: Greift zu Barista-Editionen von Soja-, Hafer- oder Mandelmilch (wir haben in einem großen Vergleichstest die besten getestet). Sie sind speziell für die Zubereitung von Cappuccino und co. gemacht und schäumen sich ähnlich gut wie Kuhmilch. Normale Pflanzenmilch (ohne Barista-Hinweis) führt oft zu instabilem, grobkörnigem und flüssigem Schaum.

Ein kleiner Geheimtipp zum Üben: Mischt statt echter Milch einen Tropfen Spüli ins Wasser! Das lässt sich fast gleich wie Milch aufschäumen. Oder noch besser: benutzt Barista Carl’s Blend (BCB), eine von Baristas für Baristas entwickelte Substanz, die zum Üben von Latte Art entwickelt wurde. Wir benutzen BCB auch in unseren Latte Art Kursen, um weniger Abfall mit guter Milch zu produzieren.

Ausrüstung: Milchkännchen & Tasse

Das richtige Werkzeug hilft enorm.

  • Milchkännchen: Unverzichtbar ist ein Edelstahlkännchen mit gut geformter Ausgießnase. Edelstahl reinigt sich leicht, und ihr fühlt von außen, wenn das Kännchen zu heiß wird. Ideal ist ein bauchiger Boden und eine spitze Tülle. Wir empfehlen im Idealfall zwei Kannen: eine 350 ml und eine 600 ml Kanne. Die kleinere Kanne eignet sich für eine Portion, die größere für zwei. In der Praxis werden sie aber auch genutzt, um zwischen den beiden Kannen den Schaum aufzuteilen!
Tipp: Kannen mit einem spitzen Ausguss eignen sich eher für feine und genaue Linien. Kannen, die über einen breiten Ausguss verfügen, erzeugen dickerer Linien und lassen beim Gießen zu, dass sich mehr Milchschaum auf der Crema abzeichnet.

Beim Kauf einer neuen Milchkanne ist es vor allem wichtig, dass der Ausguss parallel zum Henkel verläuft, damit die Latte Art symmetrisch und gleichmäßig wird.

KMMilchkaennchen 2 1920x

Das sind unsere selbst gestalteten KM Latte Art Kannen. Felix Hohlmann, der deutsche Baristameister 2024 hat die kleine Kanne nach seinen Wünschen gestaltet: Michel Indelicato, der Espressomaschinen-Test hat die große Kann gestaltet. Welche Ideen den Kannen zu Grunde liegen, lest ihr ganz unten in dieem Artikel. Zu den KM-Milchkannen in unserem Shop.

  • Für einen Cappuccino füllt man das kleine 350m- Kännchen zu etwa einem Drittel bis zum Beginn des Ausgusses. Das sind ca. 120 bis 140 ml, was auch davon abhängt, wie groß die spätere Cappuccino-Tasse ist.
  • Für zwei Cappuccini nutzen wir die 600 ml Kanne und füllen sie ebenfalls bis zum Beginn des Aufgusses (ca. 240 - 260 ml). Tipp: Wir empfehlen euch zu Beginn immer das größere Kännchen zu verwenden. Das gibt euch mehr Zeit zum Schäumen, alles verläuft etwas weniger rasant und in der großen Kanne ist genügend Platz, um die Milch in der Rollphase schön seidig zirkulieren zu lassen.
  • Tasse: Ein dickwandiges Modell mit rundem Boden und weitem Rand ist optimal. Keine scharfen Kanten! Je bauchiger nach unten die Tasse, desto besser kann der Schaum vom Boden nach oben steigen. Eine Cappuccino-Tasse (≥ 150 - 200  ml) ist perfekt. Sie bietet viel Fläche zum „Malen“. Vor dem Eingießen des Milchschaums solltet ihr die “Crema-Leinwand” durch Schwenken der Cappuccino-Tasse gleichmäßig verteilen.
fuellhohe kanne

Eingieß-Technik: Strahl, Tempo und Fehlerquellen

Konzentration bei jeden Milliliter: Höhe, Abstand und Geschwindigkeit entscheiden über Erfolg oder Matsch:

Latte Art gießen im Herz-Muster:

  • Tasse leicht schräg halten, damit die Kanne näher an die Crema herankommt.
  • Von weiter oben mit einem dünnen Strahl eingiessen (ca. aus 5 cm Entfernung zur Tasse). Dadurch gleitet der Milchschaum unter die Crema und füllt die Tasse, ohne dass die braune Oberfläche bereits weiß färbt.
  • Färbt sich die Oberfläche dennoch weiß, so kann man diese weißen Flecken mit dem Strahl der herabfallenden Milch wieder “unter die Crema ziehen”.
  • Zum Zeichnen nun ganz nah mit der Milchkanne an die Crema heran gehen. Der Milchschaum gleitet nun nicht mehr durch die Crema, sondern legt sich auf sie und verbindet sich mit ihr. Damit das gelingt, die Kanne steiler halten, damit der Milchschaum aus der Kanne fliesst.

Tipps und Technik:

  • Strahl kontrollieren: Haltet das Kännchen ruhig und lasst nur einen feinen, beständigen Milchstrahl fließen. Schnell auszuschütten bringt nichts – die Milch soll sich homogen in die Crema senken.
  • Bewegung und Haltung: Weniger ist mehr! Pendelt das Kännchen nicht wild hin und her, sondern führt ruhige Wellenbewegungen aus – insbesondere beim Blatt oder der Tulpe. Unnötige Hast und Körperverkrampfung sind tödlich fürs Muster. Bleibt entspannt: Schultern locker, Rücken gerade. Viele Trainer mahnen: „Mach immer dasselbe, nicht viele Bewegungen.“ (Dauerhafte Konzentration statt hektischer Sprünge.)
  • Schnappt euch den Moment: Latte Art kann nur mit frisch geschäumter Milch gelingen. Bereits nach ~30 Sekunden trennt sich der Schaum in heiße Milch und Luft – eure „Latte Art-Träume“ lösen sich in Luft auf. Schlagt also zu, sobald der Schaum glänzt, und gießt zügig. Frisch geschäumt bedeutet: kurze Wege vom Kännchen in die Tasse.
schaumen latte art

Fehlerquellen:

  • Zu viel Milch im Kännchen? Dann schwappt beim Neigen schnell zu viel in die Tasse (überlaufende Flecken). Lieber in Etappen gießen und Tasse neu ausbalancieren.
  • Zu harte Strahlbewegungen? Verzögert oder zerstört den Musteraufbau. Ein weicher, endlos gleichmäßiger Strahl ist der Weg.
  • Falscher Zeitpunkt? Startet mit der Ausgusstülle knapp unter der Oberfläche und zieht sie erst hoch, wenn sich ein malfähiger Milchfleck (weiß umrandet von Crema) gebildet hat.

Übung macht die Meisterin: Tipps für die Praxis

Kaum jemand zaubert beim ersten Mal perfekte Muster. Anfängliche Kringel und „Monsterherzen“ sind völlig normal. Manche Barista-Profis üben sogar ohne Espresso: Mit Wasser + Seifenlauge oder BCB-Lösung, wie schon erwähnt. Das spart Milch und erlaubt Endlosschleifen: Ein Tropfen Spüli in Wasser schäumt ähnlich wie Milch. Spezielle Übungsflüssigkeiten wie Barista Carl’s Blend (BCB) ähneln Milch ganz genau und machen Übe-Latte vergleichsweise günstig.

Wichtig ist Geduld und Wiederholung: Übt immer dieselbe Bewegung (siehe „Herz“ unten) bis sie sitzt. Seid nicht zu streng mit euch selbst – selbst Weltmeister-Baristas haben zu Beginn abstrakte Krümel auf ihren Cappuccinos erzeugt. 

Die ersten Muster: Herz, Tulpe und Rosetta

Fangen wir mit den Klassikern an. Habt ihr eine gute Basis aus Espresso, Crema und Mikroschaum, lassen sich drei Motive verhältnismäßig leicht umsetzen:

  • Herz: Das klassische Herz ist das Einsteiger-Motiv. Haltet die Tasse schräg, den Griff zum Körper. Gießt aus etwa 4–5 cm Höhe zuerst zentriert in die Mitte des Espresso. Bei etwa der Hälfte der Füllung der Tasse nähert ihr euch der Crema an. Sobald sich in der Mitte ein weißer Milchtropfen aufbaut, zieht ihr das Kännchen ein kleines Stück hoch und gießt weiter – dabei „schneidet“ ihr mit dem Strahl einmal durch den weißen Punkt durch. Es entsteht die charakteristische Herzspitze. Kurz gesagt: Gleichmäßiger Strahl ins Espresso-Zentrum, Annähern an die Tasse/Crema, weißer Fleck entsteht, dann Kännchen anheben und Strahl durchziehen
  • Tulpe: Die Tulpe kombiniert mehrere Herzchen übereinander. Gießt zunächst Herzbeginn (Punkt) ins untere Drittel der Tasse. Unterbrecht den Strahl, setzt erneut das Kännchen an und schiebt einen zweiten Punkt in den ersten. Nun folgt der dritte Angang und vierte, etc. Zum Schluss zieht ihr wiederum den Strich durch, während ihr die Kanne anhebt. So entsteht der charakteristische Mittelstil.
  • Blatt/Rosetta: Das Blatt ist der nächste Schritt. Ihr beginnt wie beim Herz (Strahl zentriert). Sobald der erste weiße Dot steht, senkt ihr das Kännchen etwas ab und führt es mit kleinen Schlangenbewegungen von einer Seite zur anderen durch den Schaum. Das erzeugt lange, geschwungene Bögen. Ist die Tasse fast voll, hebt ihr das Kännchen und zieht den Strahl schnurgerade durch die Mitte ab. So läuft das Muster elegant von der Tassenkante zur Mitte. Wichtig: die Wellenbewegung bleibt gleichmäßig, der Endzug sauber.

Diese drei Grundmuster – Herz, Rosetta, Tulpe – sind genug, um Freunde und Familie zu beeindrucken. Wenn ihr die Basis draufhabt, könnt ihr später mit Latte-Art-Stiften, Kakao oder Schokolade weitere Verzierungen hinzufügen. Doch erstmal üben, bis das Herz aussieht wie ein Herz!

giessen latte art

Zusammenfassung: Mit Technik und Humor zur Latte Art

Latte Art ist kein Geheimnis, sondern ein Handwerk und Technik mit Milch: Die richtige Milchtemperatur (ca. 55 – 65 °C), saubere Dampflanze, ruhiger Gießstil und eine gute Portion Übung sind das Rezept. Achte auf folgende Eckpunkte:

  • Füllmenge & Phasen: Ein Drittel Milch ins Kännchen, Ziehphase (Luft holen) + Rollphase (Milchwirbel), bis ca. 60 °C.
  • Tempo: Nicht tröpfeln, nicht schütten – ein dicker Strahl, gleichmäßig ins untere Drittel.
  • Kännchen-Haltung: Kännchen mit dem Ausguss am Tassenrand ansetzen, nicht zu tief eindringen
  • Tassenwahl: Runde, bauchige Cappuccino-Tasse (150 - 200 ml) mit glattem Übergang Boden–Rand. Viele empfehlen auch größere Tassen. Raten wir von ab, denn die Balance zwischen Espresso und Milch ist mit einem einfachen Espresso sonst nicht gegeben.
  • Übung: Schäum erst mal fleißig (mit Seife oder BCB), bis Handschrift und Timing sitzen. Und denk dran: Übung macht den Meister und die Meisterin.

Mit diesem Wissen seid ihr bestens gerüstet. Also keine Scheu: Heizt die Maschine ein, packt den besten Espresso aus und schäumt los. Die erste Latte Art mag aussehen wie abstrakte Kunst – doch das gehört dazu. Jeder Gießversuch bringt euch näher ans perfekte Herz.


]]>
https://www.kaffeemacher.ch/blog/latte-art-zuhause/feed/ 0 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
Kaffee ohne Herkunft – Was du trinkst, wenn auf der Packung nichts steht https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-ohne-herkunft-was-du-trinkst-wenn-auf-der-packung-nichts-steht/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-ohne-herkunft-was-du-trinkst-wenn-auf-der-packung-nichts-steht/#comments Fri, 30 May 2025 12:31:18 +0000 https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-ohne-herkunft-was-du-trinkst-wenn-auf-der-packung-nichts-steht/ Weiterlesen

]]>
Die meisten Kaffeeröstereien weisen nicht aus, woher ihre Rohkaffees stammen. Stattdessen dominiert die Kommunikation über Markennamen oder Gefühle. Fakt ist: fast alle Röstereien kaufen und rösten die gleichen Rohkaffees wie alle anderen auch. Wir geben dir Tipps, wie du trotzdem erahnen kannst, was du trinkst.

Als wir unsere zweite Verkostung von italienischem Espresso gemacht haben, ist uns aufgefallen, wie kaum eine Rösterei die Herkunft ihrer verwendeten Kaffees deklarierte. Stattdessen war die Rede von “abgestimmten Mischungen” und “sorgfältig ausgewählten” Rohkaffees.

Und das ist kein Einzelfall. 

Genau das gilt für sehr viele Kaffees, die täglich in Deutschland, der Schweiz und in ganz Europa getrunken werden. Wenn also keine Angaben zur Herkunft gemacht werden – was trinken wir dann eigentlich?

Viele verzichten auf die transparente Herkunftsangabe. Kein Land, keine Region, keine Farm, keine Aufbereitungsart. Warum denn genau?

Warum die Herkunft nicht genannt wird

Es gibt mehrere Gründe, warum Röstereien auf Herkunftsangaben verzichten. 

Flexibilität bei der Mischung:

Die Bestandteile eines Blends können je nach Marktverfügbarkeit und Preisschwankungen angepasst werden. Diese Substituierung ist gang und gäbe. Solange der Kaffee gleich schmeckt, werden Kaffees ausgetauscht. Besonders in Zeiten wie jetzt, wo der Preis stark angestiegen ist, werden Blends neu zusammengemischt, um Preisanstiege zu kompensieren.

Sensorisch darf es keine Abweichung geben, inhaltlich aber sehen vor allem die stets erhältlichen Mischungen immer wieder anders aus. Ein Klassiker dabei ist die Substitution zwischen gewaschenen Kaffees aus Honduras und Peru: in beiden Ländern wird der Kaffee für grosse Volumen gewaschen aufbereitet. Der generelle Charakter der beiden Kaffees ist ähnlich, nussige und zitrische Noten stehen im Vordergrund.

Diese Kaffees werden oft als “billige Säurekomponente” beschrieben - zumindest vor November 2024, also bevor die Preise stark angestiegen sind. Dazu kommt, dass Honduras auf der nördlichen und Peru auf der südlichen Hemisphäre liegt, so dass die Erntezeiten versetzt sind. Im Optimalfall gibt es also immer frischen Kaffee aus diesen Ländern, was die Substitution noch einfacher macht, aber vor allem die Flexibilität bei der Beschaffung erhöht.

Das Branding steht im Vordergrund – nicht der Inhalt

Wir staunen immer wieder über ein Marken-Selbstverständnis, das scheinbar die Transparenz übertrumpft. Es gibt zwar Röstereien, die ein Mischverhältnis auf Basis der verwendeten Arten angeben, allermeistens Arabica und Robusta. 

Wir lesen dann zum Beispiel “100% Arabica" - würden wir alleine diese Angabe für Wein benutzen, wäre das so präzise wie: 100% Wein aus roten Trauben. Das geht doch besser.

Noch oberflächlicher allerdings finden wir diese Beschreibung: Kaffee mit “den besten Bohnen aus den besten Anbaugebieten der Welt”. Das ist nicht nur ein sehr vereinfachter Marketing-Sprech, vor allem ist es im Jahr 2025 erstaunlich anachronistisch und belässt die Konsumenten im Dunkeln.

Keine Rechenschaftspflicht gegenüber Konsument:innen

Es gibt weder in der Schweiz noch in der EU eine Pflicht, die genaue Herkunft (Land, Region) oder Sorte, Varietät oder Verarbeitung auf der Kaffeepackung auszuweisen, solange keine irreführenden Angaben gemacht werden.

Wird jedoch freiwillig eine Herkunft angegeben, muss diese korrekt sein. Es ist zulässig, einen übergeordneten geografischen Raum (wie "Südamerika") statt eines Landes zu nennen. Die Angabe "100% Arabica" ist erlaubt, sofern sie der Wahrheit entspricht.

Transparenz ist freiwillig, aber wenn angegeben, dann richtig und nicht irreführend. Die ab 2026 geltende EUDR-Entwaldungsverordnung fordert dann zwar Transparenz ein, aber nur zwischen Inverkehrbringer und EU-Behörden.

Die Verordnung verlangt von Importeuren und Händlern, dass sie die genaue Herkunft (bis auf die Plantage) nachweisen können, um Entwaldung auszuschließen. Diese Information muss aber nicht zwingend auf der Verpackung für Endkunden stehen, und wird wohl von keiner Rösterei so gehandhabt werden.

Was wir trotzdem wissen (können)

Auch wenn auf der Packung nichts steht, helfen uns Kontextwissen, die sensorische Analyse und zwei solide Quellen, das Bild zu klären: Der Kaffeereport 2024 von Brand Eins und Tchibo zeigt, welche Länder am meisten Kaffee exportieren. Und der European Coffee Report 2023/24 belegt: 

Über 58 % des nach Europa importierten Kaffees kommt aus nur zwei Ländern: Brasilien und Vietnam.

Das erstaunt deswegen wenig, weil Brasilien und Vietnam die größten Kaffee-Produktionsländer sind. Brasilien produzierte 66,4 Millionen 60kg-Sack Kaffee, Vietnam 30,1 Millionen. Oder anders: Brasilien produzierte 38% und Vietnam 17% des globalen Kaffee-Vorkommens. Danach folgen Kolumbien mit 7% und Indonesien mit 6% (zur Statistik).

Kaffees aus Brasilien und Vietnam werden deswegen fast flächendeckend in den meisten Kaffeeprodukten verwendet. Zu beachten dabei ist, dass Vietnam fast ausschließlich Robustas exportiert, und Brasilien die größte Arabica-Produzentin, aber die zweitgrößte Robusta (Conilon)-Produzentin ist.

Wenn wir uns die Statistiken des European Coffee Report anschauen, können wir sehr viel herauslesen.

Diagramm EU Kaffee Importe


Deutschland importierte dabei am meisten Kaffee der 27 EU-Staaten, von 2021-2023 waren es fast 34% aller Importe in die EU. Einige der größten Röstereien wie Tchibo, Dallmayr und co. sind in Deutschland und kaufen Kaffee ein. Italien ist der zweitgrößte Importeur und kaufte in der gleichen Zeit 23.5% aller Rohkaffees in die EU ein. Danach folgen Belgien, Spanien und die Niederlande.

Die größten Importeure in der EU

Deutschland, Italien, Belgien, Spanien und die Niederlande machten 2023 mehr als 82% des gesamten Rohkaffee-Imports nach Europa aus. Die größten Röstereien in den genannten Ländern sind:

  • Deutschland: Tchibo, Jacobs Douwe Egberts
  • Italien: Lavazza, Illycaffè
  • Belgien: Miko Coffee
  • Spanien: Cafés Candelas
  • Holland: Douwe Egberts

Bei Rohkaffee wird gespart - ein "race to the bottom"

Besonders interessant ist diese Grafik, die viel über den Wettbewerbsdruck zwischen Kaffeeröstereien aussagt. Von 2021-23 sehen wir einen starken Rückgang beim Import von brasilianischen Kaffee und einen starken Anstieg von Kaffee aus Vietnam auf der anderen Seite.

welche kaffees werden in der eu getrunken

Was bedeutet das?

Da groß mehrheitlich Arabica-Kaffees aus Brasilien in die EU importiert werden, wurden diese offenbar mit Robusta aus Vietnam ersetzt. Und weil letzterer in der gleichen Zeitspanne immer günstiger war, ist es klar, dass hier nicht nur an der Sensorik geschraubt wurde, sondern vor allem an den Kosten. 

Doch heute sieht es anders aus: Robusta wurde teurer und ist heute doppelt so teuer wie Arabica aus Brasilien in 2023. Im Vergleich zu diesem ist Robusta heute aber immer noch günstiger.

Wenn auf der Verpackung nichts angegeben ist, ist die Wahrscheinlichkeit also sehr hoch, dass der Röstkaffee zu einem grossen Anteil aus Brasilien und Vietnam stammt. 

Uganda ist mit 7,8% auf Platz drei für Kaffee aus den meist importierten Herkunftsländern. 

In Uganda wird über 70% Robusta produziert und exportiert - also liegt auch hier die Vermutung nahe, dass es einerseits preisliche Gründe sind, warum Uganda für den EU-Markt so wichtig ist. Andererseits sehen wir viel mehr Bio-zertifizierte Kooperativen in Uganda. Deswegen: Bio-zertifizierter Robusta in Deutschland stammt zu den größten Teilen aus Uganda.

Massenware vs. Spezialitäten

Die Importdaten zeigen ebenfalls: Länder wie Äthiopien, Guatemala, Mexiko oder Costa Rica exportieren auch in die EU. Allerdings in deutlich kleineren Mengen, und das oft für den Spezialitätenmarkt.

Was macht den Kaffee aus diesen Ländern aus?

Äthiopien

  • ist berühmt für florale und fruchtige Kaffees. In Äthiopien werden die Kaffees nach Grades unterteilt, wobei Grade 1 Kaffees die höchste Qualität darstellen
  • für den Massenmarkt werden oft Grade 3 und Grade 4 Kaffees benutzt, welche weniger uniform und sauber sind, aber immer noch die ursprüngliche Charakteristik des Geschmacks beibehalten
  • oft reichen wenige Prozent in einem Blend, dass der Kaffee vor allem im Aroma anders riecht und so aus der Menge heraussticht

Peru, Honduras, Mexiko

  • gehören zu den führenden Exporteuern von doppel-zertifiziertem (Bio und Fairtrade) Kaffee. Es sind in der Regel gewaschene, zitrische Kaffees, und werden oft substituiert

Doch: wo bleibt Kolumbien, als drittgrösste Kaffeeproduzentin?

Die Schweiz im Vergleich

Die Grafik der Swiss Sustainable Coffee Platform zeigt: Auch in der Schweiz stammt der meiste Kaffee aus Brasilien, aber die Struktur ist deutlich vielfältiger. Und: Es wird viel weniger Robusta importiert.

2


Kolumbien ist auf Rang zwei. Wir vermuten, dass Nespresso, eine der top drei Röstereien der Welt, hierfür verantwortlich ist. Seit der Einführung von Nespresso 1986, sind nach unseren eigenen Recherchen 120 - 150 Kapselsorten mit Kaffees aus Kolumbien gefüllt worden.

Kaffee aus Kolumbien sind sehr divers, können floral, fruchtig, schokoladig, leicht und schwer sein, und bieten gerade für ein diverses Sortiment eine große Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten.

Vietnam folgt auf Rang drei, wird aber dicht gefolgt von Indien mit 7%. Hier vermuten wir, dass vor allem gewaschener Robusta importiert wird, der gegenüber dem trocken aufbereiteten Robusta aus Vietnam in aller Regel weicher ist.

Costa Rica und Guatemala tauchen ebenfalls früher auf. Es sind Kaffees, die nicht nur teurer sind, sondern für viele Röstereien eine spezielle Geschichte mit sich bringen. 

Vor allem Costa Rica ist zudem ein beliebtes Reiseland für Schweizer Touristen - gut möglich, dass sich hier Vorstellung, Fernweh und Konsumverhalten treffen.

Warum die Herkunftsangabe wichtig ist

In den allerwenigsten Fällen, und das zieht sich über alle Staaten Europas hinweg, wird die genaue Herkunft kommuniziert. Wir sehen nun öfters, dass es eine “regionale” Einschränkung gibt, zum Beispiel: Kaffees aus Zentral- und Südamerika.

Beim Wein würde niemand akzeptieren, dass auf dem Etikett nur „aus Europa“ steht.

Beim Kaffee scheint das in Ordnung zu sein. 

Aber gerade dadurch entziehen sich Röstereien einer transparenten Kommunikation, denn:

  • Keine Herkunft = keine Rechenschaft
  • Keine Story = kein Bezug
  • Keine Transparenz = keine Kontrolle

Wer nicht sagt, woher der Kaffee kommt, lässt sich offen, jederzeit zu tauschen – ohne feste Verpflichtung zu Transparenz oder langfristigen Partnerschaften. Dabei bieten sich gerade hier grosse Chancen: wer die individuellen Geschichten erzählt, kann damit noch ein breiteres Publikum erreichen.

Tipps, wie ihr den Inhalt erahnen könnt

Wenn auf der Packung nichts steht, wissen wir also trotzdem in etwa, was drin ist.

Nicht im Detail, aber im Muster:

Dunkel geröstete, als “kräftig” kommunizierte Kaffees:

  • oft Kaffees aus Brasilien und Vietnam – effizient produziert, günstig beschafft, beliebig austauschbar.
  • die Kaffees haben wenig Säure, bieten ein nussiges Geschmacksprofil, und der Robusta gibt die klassische Espresso-Note

Mildere Kaffees

  • oft mit gewaschenen Kaffees aus Peru oder Honduras, weil die einerseits geschmacklich substituierbar sind, günstiger und eine zitrische Säure mitbringen, die vor allem für längere Kaffees attraktiv ist

Bio- und Fairtrade Kaffees

  • oft aus Peru, Honduras, Mexiko, Tanzania und Uganda
  • da sind die grössten doppel-zertifizierten Kaffeekooperativen

Wenn wir das wissen, können wir uns bewusster entscheiden. Und vielleicht den nächsten Kaffee lieber dort kaufen, wo Herkunft mehr ist als ein leeres Versprechen.


Annex: Rechtssituation

Rechtssituation in der Schweiz:

  • Es besteht keine generelle Pflicht, die genaue Herkunft der Kaffeebohnen (z.B. Land, Region) auf der Verpackung anzugeben. Die Angabe "100% Arabica" ist zulässig, solange sie korrekt ist und tatsächlich nur Arabica-Bohnen enthalten sind
  • Wird jedoch eine Herkunft deklariert (z.B. "aus Peru" oder "aus Südamerika"), muss diese Angabe korrekt und nicht irreführend sein. Falsche oder täuschende Angaben sind verboten und werden kontrolliert
  • Schweizer Herkunftsangaben ("Schweizer Kaffee") dürfen nur verwendet werden, wenn die Bohnen vollständig in der Schweiz verarbeitet wurden. Die Herkunft der Bohnen selbst muss aber nicht zwingend angegeben werden, sofern keine irreführende Schweiz-Assoziation entsteht
  • Für verarbeitete Lebensmittel (wie gerösteter Kaffee) ist es zulässig, statt eines Landes auch einen übergeordneten geografischen Raum (z.B. "Südamerika") anzugeben, sofern dies den Tatsachen entspricht
  • Die Sorte (z.B. Arabica, Robusta) muss nicht zwingend angegeben werden, außer sie wird beworben ("100% Arabica"), dann muss dies stimmen.

Rechtssituation in der EU

  • Auch in der EU gibt es keine allgemeine Pflicht, die genaue Herkunft der Kaffeebohnen auf der Verpackung zu deklarieren. Angaben wie "100% Arabica" sind zulässig, solange sie korrekt sind
  • Wird eine Herkunft freiwillig angegeben, muss diese wahrheitsgemäß und nicht irreführend sein
  • Seit 2020 muss die Herkunft der "primären Zutat" deklariert werden, wenn sie nicht mit der ausgelobten Herkunft des Produkts übereinstimmt. Beispiel: Wird ein Kaffee als "Made in Germany" verkauft, die Bohnen stammen aber aus Brasilien, muss die Herkunft der Bohnen angegeben werden. Bei reinem Kaffee ohne solche Auslobungen besteht diese Pflicht nicht.
  • Die neue EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) verlangt von Importeuren und Händlern, dass sie die genaue Herkunft (bis auf die Plantage) nachweisen können, um Entwaldung auszuschließen. Diese Information muss aber nicht zwingend auf der Verpackung für Endkunden stehen

Quellen:


]]>
https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-ohne-herkunft-was-du-trinkst-wenn-auf-der-packung-nichts-steht/feed/ 1 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
Mit Licht zum perfekten Kaffee – Refraktometer in der Kaffeezubereitung https://www.kaffeemacher.ch/blog/refraktometer-und-tds/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/refraktometer-und-tds/#comments Thu, 29 May 2025 14:25:00 +0000 Kaffeewissen Kaffeezubereitung https://www.kaffeemacher.ch/blog/refraktometer-und-tds/ Weiterlesen

]]>
Refraktometer sind wissenschaftliche Instrumente, die den Brechungsindex einer Flüssigkeit messen – vereinfacht gesagt, wie stark Licht in einem Medium abgelenkt (gebrochen) wird. In der Kaffeewelt steht der Brechungsindex in direktem Zusammenhang mit der Konzentration gelöster Stoffe im Kaffeegetränk, bekannt als Total Dissolved Solids (TDS). Der TDS-Wert gibt an, wie viel Prozent des Getränks aus gelösten Kaffeebestandteilen bestehen und ist somit ein Maß für die Kaffeestärke. Ein stärkerer Kaffee hat einen höheren TDS-Prozentsatz, ein dünnerer entsprechend einen niedrigeren Wert. Durch die Messung des TDS können Baristas die Extraktion im Brühprozess objektiv beurteilen und reproduzierbar machen. Mit Hilfe von Licht und ein wenig Mathe lassen sich so die ansonsten subjektiven Sinneseindrücke in greifbare Zahlen übersetzen – ein Traum für die Nerds unter den Kaffeeliebhabern, und ein praktisches Werkzeug für alle, die konsistente Qualität anstreben.

Doch nicht jedes Refraktometer aus dem Laborbedarf oder der Weinherstellung eignet sich für Kaffee. Warum? Weil Kaffee eine komplexe Lösung aus unzähligen Verbindungen ist, während z.B. ein einfaches Brix-Refraktometer meist nur auf Zuckerlösungen kalibriert ist. Ein Standard-Brixmeter zeigt den Zuckergehalt in °Bx an (1°Bx = 1 g Saccharose in 100 g Lösung). Bei Kaffee bräuchte man jedoch einen Umrechnungsfaktor. Tatsächlich entsprechen 10 °Bx etwa 8,5 % TDS bei Kaffee, was durch einen einfachen Faktor (~0,85) ausgedrückt werden kann. Zudem verfügen viele günstige Hand-Brixmeter nur über grobe Skalen (Auflösung oft 0,2 °Bx, entspricht ca. 0,1 % TDS) und erfordern helles Durchlicht und manuelles Ablesen. Für die feinen Unterschiede im Filterkaffee (typisch ~1,3 % TDS) sind sie zu ungenau und umständlich. Spezielle Kaffee-Refraktometer hingegen sind präzise kalibriert auf Kaffeelösungen und liefern digitale Anzeigen mit zwei Nachkommastellen in Sekunden. Im Folgenden werfen wir einen kritischen, aber humorvollen Blick auf die gängigen Modelle, ihre Funktionsweise, wie man mit ihnen Stärke und Extraction Yield (Extraktionsrate) berechnet, welche Fallstricke es gibt und was die Wissenschaft Neues über Kaffeeextraktion herausfindet.

TDS sagt nichts über Qualität - Kurz und knapp

Der TDS Wert alleine gibt keine Auskunft über die tatsächliche sensorische Qualität einer Extraktion. Probieren ist zur Qualitätseinschätzung unerlässlich. Dennoch hilft ein Refraktometer an vielen Stellen:

  • Die Stärke bzw. Konzentration gelösten Kaffeeteilchen lässt sich messen.
  • Der TDS ist die Voraussetzung zur Berechnung der Extraktion. So erhalten wir einen Hinweis darauf, ob ein Kaffee Über- oder Unterextrahiert ist. Siehe auch das Video zum Thema weiter unten.
  • Die Werte signalisieren Veränderungen des Materials (z.B. der Mühlen durch stumpf werdende Mahlscheiben), des Wassers (weiche bzw. härtere Wasser lösen mehr oder weniger Stoffe aus Kaffee), des Drucks (z.B. Abfall des Drucks an der Espressomaschine durch Kalkbildung etc.), der Alterung von Kaffee oder Channeling.
  • Unterschiedliche Espressomaschinen-Typen und Siebe lassen sich mit ihrer Extraktionsauswertung vergleichen, ebenso Tamping Techniken, Füllmengen in Siebträgern, usw.
  • Unterschiedliche Kaffees (Herkunft, Höhe, Varietät) lassen sich ganz neu kennen lernen, wenn sie mit gleichbleibenden äußeren Parametern beim Brühen konfrontiert werden und sehr unterschiedliche Extraktionswerte gemessen werden.
refraktometer messen

VST Refraktometer

Übersicht über gängige Kaffee-Refraktometer

Im Spezialitätenkaffee haben sich einige digitale Refraktometer etabliert, die in Präzision, Ausstattung und Preis variieren. Hier ein Überblick der drei bekanntesten Modelle:

VST LAB Coffee III

Das Lab Coffee Refractometer von Voice Systems Technology (VST) gilt als Goldstandard in der Branche. Wir haben drei Modelle dieses Refraktometers und diese leisten Tag für Tag seit nun mehr als 10 Jahren ihren dienst. 

Das VST Refraktometer misst Kaffeestärken von 0,00 % bis ca. 20 % TDS und erreicht eine herausragende Genauigkeit von ±0,02 % (typisch). Für Espressoproben (mit höherer Konzentration) liegt die Genauigkeit etwas geringer bei etwa ±0,05 % – immer noch sehr präzise. Das Gerät bietet automatische Temperaturkompensation im Bereich 15–40 °C, was praktisch ist, wenn die Probe noch nicht ganz abgekühlt ist. Hochwertige Saphiroptiken und ein 1024-Pixel-Sensorarray sorgen für verlässliche Messungen. VST liefert eine CoffeeTools-Software für PC/Mac direkt mit, welche die Extraktionsberechnung und Datenanalyse ermöglicht. Kein Wunder, dass VST-Refraktometer seit Jahren bei Weltmeisterschaften (Brewers Cup, Barista Championship) als offizielles Werkzeug dienen. Der einzige Wermutstropfen ist der Preis – Profi-Qualität hat ihren Profi-Preis (im vierstelligen Bereich inklusive Software und Filter).

Atago PAL-COFFEE

Der PAL-COFFEE des japanischen Herstellers Atago ist ein handliches Taschen-Refraktometer und ein beliebter Allrounder. Es kann sowohl den Brix-Wert als auch direkt TDS anzeigen (es gibt Dual-Scale-Versionen). Wir haben ein PAL-Coffee Refraktometer seit 2018 und nutzen es in Brühkursen und bei Meisterschaften.

Mit einer Messzeit von nur ~3 Sekunden und automatischer Temperaturkompensation bis 100 °C eignet es sich sogar für heiße Proben direkt nach dem Brühen. Die Genauigkeit liegt bei ±0,15 % TDS. Für Filterkaffee vielleicht etwas grob, für Espresso ausreichend. Viele schätzen die robuste, wasserdichte Bauweise (ideal für den hektischen Café-Alltag) und die einfache Bedienung mit nur zwei Tropfen Probe. Praktisch: Dank der Brix-Skala kann man es auch zweckentfremden, um Zuckerlösungen oder Fruchtsäfte zu messen – aber beim Kaffeetesten sollte man auf die TDS-Anzeige umschalten, um direkt Prozent Kaffeeextrakt zu erhalten. Preislich liegt der PAL-COFFEE unter dem VST, aber immer noch im höheren dreistelligen Bereich.

difluid refraktometer

DiFluid R2 Extract

Der Newcomer DiFluid R2 Extract aus China sorgt seit 2022 für Aufsehen als preisgünstige Alternative. Trotz deutlich niedrigerem Preis bietet er eine beeindruckende Genauigkeit von ±0,02 % TDS und einen breiten Messbereich von 0 bis ca. 25 % (laut Hersteller bis 30 % TDS). Das Gerät ist klein, USB-aufladbar und IP67-wasserdicht. Es darf also auch mal ein Espresso darüberlaufen, ohne gleich den Geist aufzugeben.

Besonders innovativ ist die App-Integration: Über Bluetooth verbindet sich das R2 mit der DiFluid Café Smartphone-App, welche Messwerte speichert, Statistiken erstellt und sogar Updates für das Gerät liefert. Das große Display am Gerät selbst zeigt bereits alle wichtigen Daten an (inklusive Temperatur) und erleichtert die Bedienung mit nur einem Knopf. Mitgeliefert wird eine Aluminium-Probenwanne, die für schnelle Temperaturstabilität sorgt. Kurz: Das R2 liefert viele Features der High-End-Geräte zum Sparpreis. Ein ideales kleines Tool für ambitionierte Home-Baristas oder als Zweit-Refraktometer zum Mitnehmen.

Kaffee Refraktometer

Hinweis: Einfache analoge Refraktometer für z.B. Wein oder Honig sind für Kaffee meist ungeeignet. Sie sind oft nur auf hohe Brix-Werte ausgelegt und zu ungenau im niedrigen TDS-Bereich, oder sie erfordern manuelles Ablesen, was subjektiv und fehleranfällig ist. Wer also ernsthaft mit Kaffeemessung arbeiten will, greift besser zu den oben genannten kaffeetauglichen Geräten.

Funktionsprinzip und korrekte Anwendung

Wie funktioniert ein Kaffee-Refraktometer? Vereinfacht sendet das Gerät einen Lichtstrahl durch die Probe auf ein Prisma und misst den Winkel, unter dem das Licht aus der Probe austritt. Je dichter bzw. konzentrierter die Lösung, desto stärker wird das Licht abgelenkt (gebrochen). Ab einem bestimmten Einfallswinkel tritt sogar Totale Reflexion auf. Das Licht wird dann komplett im Medium zurückgeworfen. Dieser kritische Winkel hängt direkt vom Brechungsindex (RI) der Flüssigkeit ab. Digitale Refraktometer nutzen dieses Prinzip: Sie scannen verschiedene Winkel und detektieren, ab wann kein Licht mehr durchkommt. Aus dem kritischen Winkel errechnet das Gerät den Brechungsindex der Probe.

Beim Kaffee ist nun der Brechungsindex eine Funktion der gelösten Stoffe (TDS), allerdings keine einfache lineare. Die Beziehung zwischen RI und Kaffeekonzentration ist recht komplex und nicht strikt linear, da Kaffee aus hunderten von chemischen Verbindungen besteht. VST hat zur Entwicklung ihrer Algorithmen beispielsweise tausende Proben unterschiedlicher Kaffees, Röstungen und Brühmethoden analysieren lassen, indem sie den TDS sowohl refraktometrisch als auch durch Trocknung bestimmt haben. Aus solchen Datensätzen lässt sich eine Konversionsformel ableiten, sodass das Refraktometer-Display direkt % TDS anzeigen kann, ohne dass der Benutzer selbst rechnen muss. Moderne Kaffee-Refraktometer enthalten also im Grunde die empirischen Ergebnisse vieler Laborversuche als schlaue Kurvenformeln in ihrem Chip, damit aus Lichtbrechung zuverlässig Prozentangaben werden.

Neben der Kalibrierung auf Kaffeelösungen spielt die Temperaturkompensation eine entscheidende Rolle. Wärme verändert die Dichte einer Flüssigkeit und damit den Brechungsindex spürbar. Eine heiße Probe würde also ein falsches Ergebnis liefern, wenn man nicht korrigiert. Deshalb besitzen alle hochwertigen Geräte eine automatische Temperaturkompensation (ATC) innerhalb eines gewissen Bereichs (typisch ca. 10–40 °C oder mehr). Die Elektronik misst die Probentemperatur und rechnet den RI-Wert so um, als ob die Probe z.B. bei 20 °C gemessen worden wäre. Dennoch: Für höchste Genauigkeit empfiehlt es sich, die Kaffeeprobe auf Raumtemperatur abkühlen zu lassen, besonders bei Espresso. Das reduziert Messfehler und schont auch das Gerät. Schließlich soll niemand den teuren Prismaaufbau mit kochendem Wasser schocken.

Ebenso wichtig ist die Probenvorbereitung. Kaffeelösungen – vor allem Espresso oder Immersionskaffee – enthalten immer auch feinste, unlösliche Partikel (Mikropartikel, Fines aus dem Mahlgut) und emulgierte Öle. Diese Trübungen verfälschen den Brechungsindex und müssen für eine präzise Messung entfernt werden. In der Praxis nutzt man hierfür Filterpapier oder spezielle Spritzenfilter (z.B. 0,5 μm Porengröße für Espresso). Filtert man eine Espressoprobe, sinkt der gemessene TDS meist leicht ab, weil die Schwebstoffe nicht mehr zum scheinbaren Feststoffgehalt beitragen. Gleichzeitig steigen aber Präzision und Reproduzierbarkeit der Messung deutlich.

Wie man das Refraktometer verwendet

Schritt-für-Schritt ergibt sich folgendes Prozedere für eine zuverlässige Messung:

  1. Kalibrieren: Vor der Messung prüft man am besten mit Brühwasser Wasser, ob das Refraktometer korrekt auf 0,00 % stellt (Nullabgleich). So werden Messdrift oder Rückstände am Prisma ausgeschlossen. 
  2. Probe umrühren und entnehmen: Bei Espresso nimmt man typischerweise ein paar ml aus der Mitte des Shots (nicht die Crema). Ich nutze zum Verrühren die Pipette oder Spritze. Ich ziehe Kaffee auf und spritze ihn zurück ins Gefäß. Durch das Verrühren stellen wir sicher, dass wir eine gut durchmischte Probe nehmen.
  3. Filtrieren: Wenn notwendig, die Probe durch einen Papier- oder Spritzenfilter klären, um alle sichtbaren Schwebstoffe zu entfernen. Besonders bei French Press, Mokka oder Espresso ist dies ratsam, um das Ergebnis nicht durch Partikel oder Ölschichten zu verfälschen.
  4. Abkühlen lassen: Die Probe nach Möglichkeit auf ca. 20 °C abkühlen. Heiße Proben können zwar vom Atago oder DiFluid direkt gemessen werden (sie kompensieren bis 100 °C), doch die Erfahrung zeigt: Beim Abkühlen klettern die TDS-Werte leicht, da sich die Dichte erhöht – oder schlicht etwas Wasser verdunstet. Also lieber kurz warten oder auf Zimmertemperatur herunterrühren.
  5. Messen: Ein bis zwei Tropfen der vorbereiteten Probe auf das Prisma geben, Klappe schließen (falls vorhanden) und den Wert ablesen. Moderne Geräte erledigen die Messung in Sekunden und zeigen direkt den TDS-Wert in Prozent an.
  6. Reinigen: Nach jeder Messung das Prisma mit Wasser und einem fusselfreien Tuch reinigen. Kaffeerückstände könnten sonst antrocknen und die nächste Messung beeinträchtigen.

Klingt nach Aufwand? Zugegeben, etwas Laborgefühl kommt auf. Doch schon bald gehört das Refraktometer zum Barista-Handwerk wie das Thermometer zum Chocolatier. Mit etwas Übung dauern obige Schritte kaum mehr als eine Minute. Und die Belohnung sind exakte Daten über unseren Kaffee.

Kaffeestärke (TDS) und Extraktionsrate (E) verstehen

Hat man den TDS-Wert seines Kaffees ermittelt, stellt sich die Frage: Ist das nun gut oder schlecht?

Hier kommt neben der Stärke noch ein zweiter wichtiger Parameter ins Spiel: die Extraktionsrate (engl. Extraction Yield, oft mit EY abgekürzt). Die Extraktionsrate gibt an, wie viel Prozent des ursprünglichen Kaffeemehls in die Lösung übergegangen sind. Einfacher: Wenn man 20 g gemahlenen Kaffee brüht und am Ende 4 g davon gelöst in der Tasse hat, betrug die Extraktion 20 %. Dieser Wert ist ein zentraler Indikator für den Brühgrad: zu niedrig extrahiert ergibt säuerlich-dünnen Geschmack, zu hoch extrahiert führt zu Bitterkeit und Adstringenz. Balance und Optimum finden wir traditionell bei rund 18–22 % Extraktion. In diesem Bereich schmeckt Kaffee ausgewogen, mit guter Süße und ohne dominante Säure oder Bitterkeit.

Die Extraktionsrate lässt sich aus dem TDS und den Brühwerten berechnen. Die klassische Formel lautet:

Extraktionsrate Kaffee Berechnungwebp

In Worten: Man multipliziert das Gewicht des gebrühten Kaffees (in Gramm) mit dem gemessenen TDS-Prozentwert und teilt durch die eingesetzte Trocken-Kaffeemenge. Das Ergebnis ist ein Prozentsatz der ursprünglichen Kaffeemasse. Ein Beispiel: 20 g Kaffee, aufgebrüht zu 300 g Getränk, mit TDS 1,35 % ergeben:

extraktion berechnung kaffee tds


Hier wären also ~20,3 % der Bohne im Wasser gelöst – ein Wert inmitten der goldenen Zone. Tatsächlich gelten ~18–22 % Extraktion für die meisten Brühmethoden als optimal, da außerhalb dieses Fensters verstärkt unausgewogene Geschmacksnoten auftreten (unter 18 % oft unterentwickelt-sauer, über 22 % oft trocken, adstringierend, bitter).
control chart

Neben der Extraktion beeinflusst aber auch die Stärke (TDS) selbst das sensorische Erlebnis. Ein Espresso mit 10 % TDS und 20 % Extraktion schmeckt ganz anders als ein Filterkaffee mit 1,3 % TDS bei 20 % Extraktion – trotz identischer Extraktionsrate. Erstere ist eben zehnmal konzentrierter (daher ein kleiner, intensiver Shot), während der Filterkaffee zu ~98,7 % aus Wasser besteht und deutlich „dünner“ auf der Zunge liegt. Für verschiedene Zubereitungsarten haben sich deshalb typische TDS-Spannweiten etabliert:

  • Filterkaffee (V60, Chemex, Filtermaschine): ca. 1,2–1,5 % TDS, bei ~18–22 % Extraktion. Mild bis mittelkräftig, mit klaren Aromen.
  • Espresso: ca. 8–12 % TDS, ebenfalls ~18–22 % Extraktion. Sehr stark und konzentriert, sirupartig.
  • Mokkakanne (Bialetti): ca. 3–5 % TDS, Extraktion ~18–22 %. Kräftiger als Filter, aber nicht ganz Espresso-Stärke – ein „kleiner Schwarzer“ mit ausgeprägtem Körper.
  • French Press: ca. 1,2–1,7 % TDS, Extraktion ~18–22 %. Ähnlich Filterkaffee in Stärke, aber vollmundiger, da kein Filterpapier Öle und Feinstpartikel zurück hält.
  • Cold Brew: typischerweise als Konzentrat 1,4–1,6 % TDS bei ~18–22 % Extraktion. Wirkt mild, da kalt gebrüht, obwohl der TDS hoch sein kann. Wird oft mit Wasser/Eis verdünnt beim Servieren.
  • Cupping (Kaffeeverkostung in der Tasse): ca. 1,2–1,4 % TDS bei ~20 % Extraktion.

(Natürlich können diese Werte je nach Rezept, Bohne und Geschmacksvorliebe variieren – es sind Richtwerte, keine Dogmen.) Die spannende Erkenntnis ist: Viele sehr unterschiedliche Zubereitungen zielen letztlich auf einen ähnlichen Extraktionsprozentsatz ab. Die Brühstärke (TDS) hingegen variiert stark je nach Getränketyp. Im sogenannten Brewing Control Chart der Specialty Coffee Association wird genau das visualisiert: ein Koordinatensystem mit Extraktion auf einer Achse und Stärke auf der anderen. Darin liegt ein „ideales“ Viereck (rund 18–22 % E und 1,15–1,45 % TDS für Filterkaffee) als Zielbereich für ausgewogenen Geschmack. Mit einem Refraktometer kann man seinen gebrühten Kaffee punktgenau in dieses Diagramm einordnen – und mit gezielten Rezeptänderungen (z.B. Mahlgrad, Dosis, Wassermenge) steuern, wohin der Punkt wandert.

Apps und Software als Helfer

Kein Barista muss heute mehr selbst Taschenrechner und Brühdiagramm bemühen, um aus TDS die Extraktion zu bestimmen. Es gibt eine Reihe von Apps und Programmen, die genau dafür gemacht sind und oft nahtlos mit den Refraktometern zusammenarbeiten:

  • VST CoffeeTools: Die von VST entwickelte Software (für PC/Mac, teils als Mobile-App) nimmt TDS-Wert, Kaffeedosis und Getränkemenge entgegen und spuckt Extraktionsprozent und sogar grafische Auswertungen aus. Sie ist beim Kauf des VST-Refraktometers inklusive und wurde in der Kaffeeszene quasi zum Standard-Tool, um Rezepte zu protokollieren und zu optimieren.
  • MoJo To Go: Eine mobile App ursprünglich von VST, die es erlaubt, Messwerte unterwegs einzugeben und zu speichern. Berühmt wurde „MoJo“ als erstes Barista-orientiertes Tool seiner Art – es machte 2010–2012 Furore, weil es auf dem iPod Touch lief und Baristas plötzlich ein „Extraktions-Spielzeug“ in der Tasche hatten. Heute ist die App Teil der CoffeeTools-Familie und dient weiterhin als praktisches Notizbuch für Kaffeeparameter. Ich hatte damals, nur wegen dieser App, ein Iphone.
  • DiFluid Café App: Passend zum R2-Refraktometer bietet DiFluid eine App, die via Bluetooth die Daten empfängt. Sie zeigt live den TDS an, berechnet nach Eingabe von Dose/Output die Extraktionsrate und kann die Ergebnisse in einer Cloud speichern. Besonders schön ist die Visualisierung: Man sieht seinen Brew Ratio, TDS und Extraktion auf Grafiken – z.B. als Punkt im Brühdiagramm (SCA-Standard). So lernt man schnell, wo der eigene Brew lag (stark/schwach, unter-/überextrahiert).
  • SmartRef Coffee Meister: Hinter diesem sperrigen Namen steckt eine App der Firma Anton Paar für ihr digitales Labor-Refraktometer SmartRef. Obwohl das Gerät ein Allrounder ist (für Industrie, Getränke etc.), gibt es einen eigenen Kaffee-Modus mit App-Unterstützung. Die App berechnet TDS, Extraktion und erlaubt es, Ergebnisse zu verwalten. Anton Paar, ansonsten bekannt für hochpräzise Laborinstrumente, zielt damit offensichtlich auch auf Röster und Labore, die Kaffeequalität messen wollen.

Diese digitalen Helferlein sind nicht nur Spielerei. Sie erleichtern die Arbeit mit dem Refraktometer enorm und nehmen einem die Rechnerei ab, führen teilweise Korrekturen durch (etwa wenn man Espresso verdünnen musste, um ihn zu messen) und stellen die Ergebnisse verständlich dar. Einige erlauben den Export von Daten, was für Röster oder Coffee-Shop-Ketten interessant ist, um Brühstandards zu überwachen. Kurz: Apps + Refraktometer = datengetriebener Kaffeegenuss!

Kritische Reflexion: Genauigkeit, Fehlerquellen und Nutzen

Bei all der Euphorie über präzise Messwerte sollte man nicht vergessen: Ein Refraktometer ist ein Werkzeug, kein Geschmacksorakel. Es gibt ein paar Punkte kritisch zu beleuchten:

  • Absolute Genauigkeit vs. Praxis: Hersteller werben mit Genauigkeiten von ±0,02 % TDS – das ist beeindruckend (2 Hundertstel von 1 %). In der Praxis kann die echte Abweichung auch mal höher liegen, abhängig von Kalibrierung und sauberer Handhabung. Das Atago z.B. hat ±0,15 %, was bedeutet, ein echter TDS von 1,30 % könnte als 1,15 % oder 1,45 % angezeigt werden - eine merkliche Spanne. VST und DiFluid sind deutlich feiner, aber auch sie haben Toleranzen (VST ±0,1 % im Espresso-Bereich laut Spezifikation). Wichtig ist: Für Vergleichsmessungen (z.B. Rezept A vs. B) sind alle Geräte ausreichend genau, die Tendenzen erkennt man klar. Aber man sollte das letzte Kommastellen-Perfektionieren mit Vorsicht genießen. Im übrigen schmeckt kein Gaumen der Welt den Unterschied zwischen 1,37 % und 1,40 % TDS.
  • Fehlerquellen & Fallstricke: Größter Feind genauer Messungen ist unsauberes Vorgehen. Reste vom letzten Kaffee auf dem Prisma? -> verfälschter Wert. Probe nicht richtig gemischt? -> unrepräsentative Messung (z.B. oben schwächer als unten). Nicht gefiltert? -> Schwebstoffe erhöhen scheinbar den TDS. Zu heiß gemessen? -> Gerät kompensiert evtl. nicht vollständig, oder es verdunstet während der Messung Wasser. Tipp: Immer Proben gut umrühren (besonders bei Immersion), sauber pipettieren, Gerät nullen und innerhalb von Sekunden messen (evtl. mit mitgeliefertem Deckel abdecken, einige Refraktometer haben einen Verdunstungsschutz). Dann erhält man sehr konsistente Ergebnisse (Wiederholungsmessungen sollten max. ±0,03 % differieren, sonst liegt ein Anwenderfehler vor). Es gibt auch kuriose Eigenheiten: Manche Baristas schwören darauf, Espresso-Crema vor dem Messen abzuschöpfen, weil sie leichter ist und oben schwimmt – im Prinzip irrelevant, solange man die Probe rührt, aber es zeigt: im Detail steckt der Teufel.
  • Öle im Espresso: Ein Punkt, der oft diskutiert wird, sind Kaffeeöle. Sie sind hydrophob und lösen sich nicht wirklich im Wasser, können aber als fein verteilte Tröpfchen im Espresso herumschwimmen (Emulsion). Ein Refraktometer misst eigentlich nur gelöste Stoffe, doch wenn genug Öltröpfchen da sind, streuen sie Licht ähnlich wie Feststoffpartikel. Dadurch könnte der RI minimal beeinflusst werden. Filtert man Espresso durch ein feinporiges Papier, bleiben viele Öle hängen. Der gemessene TDS sinkt danach um einige Hundertstel. Bedeutet das, ungefilterte Messungen wären „falsch“? Nicht unbedingt – schließlich trinken wir den Espresso ungefiltert, inklusive der Öle, und sensorisch tragen sie zum Körper bei. Aber für Vergleichszwecke ist es sinnvoll, immer gleich vorzugehen (entweder immer filtern oder immer nicht filtern). In Wettkämpfen oder Labors wird grundsätzlich gefiltert, um maximale Vergleichbarkeit zu erreichen und Messrauschen zu minimieren.
  • „TDS ist nicht Geschmack“: Der vielleicht wichtigste kritische Punkt: Ein Refraktometer kann Quantität, nicht Qualität messen. Es sagt uns, wie viel gelöst wurde, aber nichts darüber, was gelöst wurde. Zwei Kaffees können identischen TDS und Extraktionsprozentsatz haben und trotzdem ganz unterschiedlich schmecken – weil die gelösten Inhaltsstoffe verschieden sind. Das eine Rezept löst vielleicht mehr Säuren und weniger Zucker, das andere umgekehrt. Zahlen lügen nicht, aber sie erzählen auch nicht die ganze Wahrheit. Ein erfahrener Barista wird daher Messwerte immer im Kontext mit sensorischem Feedback betrachten. Die instrumentelle Messung ergänzt die sensorische, ersetzt sie aber nicht. Gerade hier entstehen oft Missverständnisse: Ein hoher Extraktionswert (z.B. 24 %) könnte auf Überextraktion hindeuten – muss aber nicht, wenn der Kaffee noch gut schmeckt. Umgekehrt kann ein Kaffee mit nur 17 % Extraktion unerwartet balanciert sein, etwa wenn die Bohne sehr hell geröstet war und weniger Extraktion bekömmlicher ist. Zahlen liefern Objektivität, doch Kaffee ist am Ende ein Genussmittel, kein Reinheitswettbewerb.
  • Stirnrunzeln in der Community: Tatsächlich gab es in der Kaffeeszene immer wieder hitzige Debatten um die Nutzung von Refraktometern. Einige Traditionalisten empfanden Refraktometer als Technik-Firlefanz, andere als Bedrohung ihres sensorischen Könnens. Es fielen Sprüche wie: „Wenn du TDS und Extraktion% nicht kennst, bist du kein kompetenter Barista.“ Solche Aussagen haben verständlicherweise für Unmut gesorgt. Glücklicherweise bewegt sich die Diskussion heute auf sachlicherem Niveau. Die meisten haben erkannt, dass das Refraktometer ein Werkzeug ist – es kann Fehler aufzeigen, Konsistenz sichern und Ausbildung unterstützen. Es entmystifiziert einige Aspekte des Brühens (kein Voodoo mehr, wo man nicht weiß, warum es heute anders schmeckt als gestern). Aber es nimmt nicht die Kreativität oder das sensorische Feintuning weg. Im Gegenteil, viele Top-Baristas nutzen das Gerät gezielt, um ihre Geschmackseindrücke zu kalibrieren. Wenn beispielsweise der Kaffee wässrig schmeckt, und das Refraktometer bestätigt einen TDS von 1,0 % (statt angestrebter ~1,3 %), weiß man objektiv: zu dünn – nächstes Mal etwas mehr Dosierung oder feiner mahlen. So lernt man schneller, Ursache und Wirkung im Brühprozess zu verknüpfen.

Warum also trotz aller Limitierungen ein refraktometrischer Ansatz? Weil er ein weiterer Baustein auf dem Weg zum konstant großartigen Kaffee ist. Wie ein erfahrener Q-Grader es ausdrückte: „Das Refraktometer ersetzt nicht Zunge und Nase – aber es lässt sie seltener im Dunkeln tappen.“

Mit Daten kann man Hypothesen überprüfen (zieht ein feinerer Mahlgrad wirklich mehr Extraktion? Hilft Vorbrühen, die Stärke zu erhöhen? etc.) und Qualität sichern. In Zeiten, in denen Specialty Coffee als Handwerk auf Augenhöhe mit Wein oder Kochkunst gesehen wird, sind Messinstrumente im Einsatz ganz normal. Wichtig ist, sie mit Verstand zu nutzen: Ein Kaffee ist kein Zahlenrätsel, das gelöst werden muss, sondern ein Genussmittel, das durch Wissen und Technik auf ein neues Niveau gebracht werden kann – wenn man will.

Wissenschaftlicher Kontext und neue Erkenntnisse

Die Kaffeewissenschaft boomt, und Refraktometer spielen dabei oft eine Schlüsselrolle, um Experimente zu quantifizieren. Hier einige aktuelle Studien (2021–2024), die für Profi-Baristas und Kaffeenerds spannend sind:

Volle Immersion, feste Extraktion

2021 zeigte eine Studie in Scientific Reports von Liang et al., dass bei Immersionsbrühungen (z.B. Cupping) die Extraktionsrate in einem engen Rahmen fixiert ist – quasi ein thermodynamisches Gleichgewicht. Interessanterweise ließ sich der TDS über das Brühverhältnis (Ratio Kaffee/Wasser) leicht steuern, nicht aber die Extraktion (E), die bei einer gegebenen Temperatur immer ähnlich ausfiel. Mit anderen Worten: Mehr Wasser verdünnt zwar den Kaffee (TDS sinkt), extrahiert aber prozentual nicht wesentlich mehr aus dem Mahlgut, sobald die Sättigung erreicht ist. Praktische Implikation? Bei Cuppings zwischen 80 °C und 99 °C lag die Gleichgewichts-Extraktion stets um ~20 % – unabhängig von der Wassermenge. Wer also sehr „dünnen“ Cupping-Kaffee brüht (viel Wasser, wenig Kaffee), hat am Ende einfach einen schwachen Kaffee mit ~20 % Extraktion; wer sehr stark brüht, erhält einen kräftigen mit ~20 %. Das Plateau der Extraktion lässt sich durch Temperatur beeinflussen (höhere Temperaturen lösten etwas mehr, niedrigere etwas weniger). Diese Erkenntnis stellt das klassische Brewing Chart insofern auf den Kopf, als dass bei Immersion der Extraktionsgrad weniger variabel ist als gedacht – die Stärke hingegen sehr wohl, je nach Verdünnung.

TDS vs. Geschmack – Cold Brew gegen Hot Brew

2022 untersuchte ein Forschungsteam (Batali et al.) den sensorischen Unterschied von Kaltbrühkaffee vs. heiß gebrühtem Kaffee, wobei beide anschließend auf den gleichen TDS eingestellt wurden (durch Verdünnung auf 2 % TDS). Dadurch konnte man isolieren, wie sich die Brühtemperatur auf das Geschmacksprofil auswirkt, unabhängig von der Stärke. Ergebnis: Selbst bei identischem TDS (~2 %) und gleicher Extraktion zeigten sich deutliche sensorische Differenzen. Heiß gebrühter Kaffee schmeckte durchgehend bitterer und saurer, kalt gebrühter hingegen süßer und floraler, bei allen getesteten Röstgraden und Bohnen. Attribute wie „gummi“ (ein off-flavor) waren bei Hot Brew höher, „blumig“ bei Cold Brew höher. Das widerlegt die Annahme mancher Skeptiker, Cold Brew sei nur „verwässert“ - nein, die Temperatur beeinflusst offenbar welche Stoffe gelöst werden bzw. wie sich Polymere, Säuren usw. extrahieren, selbst wenn die Gesamtmenge gleich ist. Für Baristas heißt das: TDS und Extraktionsprozente alleine erklären nicht den Geschmack. Die Art und Weise der Extraktion (hier Temperatur) spielt eine große Rolle für das Aromaprofil.

extraction yield smrke

Mahlen, Fines und Extraktionsdynamik

Eine spannende Arbeit aus 2024 (Smrke et al., Scientific Reports) widmete sich dem Einfluss der Kaffeepartikelgrößenverteilung – speziell dem Anteil an Fines (ultrafeine Partikel <100 µm) – auf die Espressoextraktion (zum besseren Verständnis empfehle ich unseren Artikel über "Partikelverteilung"). Die Forscher variierten kontrolliert die Menge an Fines im Kaffeepuck und maßen die Auswirkungen. Mehr Fines führten zu deutlich geringerer Durchlässigkeit des Pucks, der Espresso floss langsamer und die Extraktionszeit stieg. Die Extraktionsausbeute erhöhte sich zwar etwas, aber interessanterweise stellten sie fest, dass Aromastoffe nicht linear mit Extraktion zunehmen, sondern ab einem Punkt Plateau oder sogar Verluste zeigen. Sie vermuten, dass zwar eine höhere Extraktion mehr Aroma löst, aber auch länger andauernder Bezug mehr flüchtige Aromen entweichen lässt, noch während des Bezugs. Mit anderen Worten: Ein Espresso mit 25 % Extraktion könnte weniger Aroma in der Tasse haben als einer mit 22 %, weil der längere Bezug Zeit für Aroma-Verflüchtigung bietet. Zudem bestätigte die Studie sensorisch, dass zu viele Fines tendenziell die Balance stören – wahrscheinlich durch Überextraktion von Bitterstoffen in Bereichen, wo das Wasser länger verweilt. Praktisches Learning: Ein gleichmäßiger Mahlgrad mit moderatem Fines-Anteil begünstigt sowohl den Fluss als auch die Geschmacksbalance. Das Refraktometer hilft hier, die Gesamtextraktion zu tracken, aber die Feinanalyse (Aroma via PTR-MS) zeigt, dass mehr Extraktion nicht blindlings besser heißt.

Zusammengefasst zeigen diese Forschungen, wie wichtig präzises Messen für das Kaffeeverständnis ist. Ohne Refraktometer (und andere Messmethoden) wären viele dieser Erkenntnisse nicht möglich gewesen. Die Wissenschaft liefert im Gegenzug spannende Hinweise, die Profi-Anwender wiederum in Praxis testen können („Science-fueled Coffee“!). Es ist ein Kreislauf: Baristas nutzen wissenschaftliche Methoden, und Wissenschaftler untersuchen Barista-Fragen. Am Ende profitieren alle Kaffeetrinker von besserem Kaffee.

Fazit zum Refraktometer: Stärke und Extraktionsertrag

Refraktometer haben sich vom Laborgerät zur Geheimwaffe moderner Kaffeebereitung gemausert. Sie erlauben, Stärke und Extraktion – zwei Schlüsselfaktoren für Geschmack – quantitativ zu erfassen und damit bewusster zu steuern. In meiner täglichen Brühpraxis kommt das Refraktometer nur selten vor.

Es war für mich persönlich aber, vor allem bei Vorbereitungen auf nationale Brewers Cup Meisterschaften, aber auch den World Brewers Cup in Rimini 2024, ein wichtiges Werkzeug. Das Refraktometer hat mir geholfen, das Brühen von Filterkaffee und Espresso viel besser zu verstehen. Es hat mir auch geholfen, meine eigene Sensorik zu verbessern und mich selbst sensorische heraus zu fordern. Zwölf Jahre nach dem Kauf meines ersten Refraktometers liebe ich immer noch das Spiel, mit dem Gerät um die Wette zu verkosten. Ich brühe einen Kaffee und versuche den richtigen TDS anzusagen. Auch wenn ich daneben liege, lerne ich etwas über die Brühung.

Modelle wie das VST, Atago oder DiFluid bieten für verschiedenste Ansprüche das passende Werkzeug: vom High-End-Gerät mit höchster Präzision bis zur erschwinglichen Pocket-Lösung für den Heimgebrauch. In Kombination mit Apps wie VST CoffeeTools oder DiFluid Café wird das Monitoring und Dialing-in von Rezepten zum datengestützten Vergnügen. Trotzdem gilt: Die Zahlen dienen dem Geschmack, nicht umgekehrt. Ein Refraktometer sagt uns, was passiert ist, aber ob das Ergebnis gut ist, entscheiden immer noch Zunge und Nase. Wenn man jedoch beides zusammenbringt, sensorische Expertise und Messdaten, lässt sich nahezu alchemistisch an der Kaffeeperfektion feilen.

Letztlich sind Refraktometer trotz mancher Limitierung ein wertvolles Werkzeug, um Konsistenz zu sichern, Lernprozesse zu unterstützen und die Geheimnisse der Tasse weiter zu lüften. Sie haben dazu beigetragen, Kaffee vom „Gefühlsgetränk“ auch zum Wissensgetränk zu machen. Und mal ehrlich: Ein bisschen Nerdtum steht uns Baristas doch gut, solange am Ende ein leckeres Ergebnis in der Tasse steht. In diesem Sinne: May your coffee be delicious and your TDS on point! ☕️📈

]]>
https://www.kaffeemacher.ch/blog/refraktometer-und-tds/feed/ 13 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
Eureka Mignon Libra 65 All Purpose im Test https://www.kaffeemacher.ch/blog/eureka-libra-65-all-purpose/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/eureka-libra-65-all-purpose/#comments Sun, 25 May 2025 12:39:00 +0000 Espressomühlen Filterkaffeemühlen Grind-by-Weight https://www.kaffeemacher.ch/blog/eureka-libra-65-all-purpose/ Weiterlesen

]]>
Die Eureka Mignon Libra 65 All Purpose kombiniert erstmals bei Eureka eine integrierte Waage („Grind-by-Weight“) mit 65-mm-Mahlscheiben – ein spannendes Konzept für Home-Baristas. Sie verspricht konstant genaue Dosierung auf Knopfdruck und soll sowohl Espresso als auch Filterkaffee meistern. Wir haben die Mühle über mehrere Wochen intensiv im Alltag getestet – in der heimischen Küche, in unserer Kaffeeschule und im Labor. Im Fokus standen Verarbeitung und Design, Totraum (Retention), Mahlqualität in der Tasse sowie Bedienung und Besonderheiten. Am Ende wisst ihr, ob die Libra 65 All Purpose die richtige Mühle für euch zu Hause ist.

Design

Die Eureka Mignon Libra 65 All Purpose präsentiert sich in dem bekannten kompakten Mignon-Design – einem kantigen Würfel mit ca. 39 cm Höhe, 12,4 cm Breite und 19,2 cm Tiefe. Durch die integrierte Waage in der Front unterscheidet sie sich von den vielen anderen Eureka Mignon Mühlen.

Unter dem Auswurfschacht befindet sich eine stabile Plattform bzw. Gabel, auf der der Siebträger oder ein mitgelieferter Metall-Dosierbehälter Platz finden. Unser Testgerät in Ferrarot wirkte gradlinig elegant; alternativ bietet Eureka auch Weiß, Grau, Schwarz sowie Sonderfarben (Chrom, Dunkelblau) an. Das klare Touch-Display auf der Front zeigt die Zielmenge in Gramm an und fügt sich dezent ins Design ein. Insgesamt ist die Libra eine Mignon, oder halt eben eine Eureka, wie die zahlreichen anderen Modelle des Herstellers. Unverkennbar, ein wenig langweilig, aber immer als Eureka zu erkennen. Wenn man es nicht weiß, fällt die Wiegevorrichtung nicht auf.

Verarbeitung

Die Verarbeitungsqualität der Libra 65 All Purpose überzeugt im Test. Das Gehäuse besteht zum großen Teil aus Metall (Aluminium-Druckguss) und fühlt sich robust und wertig an. Alle Teile sind passgenau, nichts wackelt oder klappert. Mit 6,5 kg Gewicht hat die Mühle eine solide Standfestigkeit– wichtig, damit sie beim Mahlen nicht verrutscht.

Der Bohnenbehälter fasst etwa 350 g und sitzt fest in der Aufnahme. Auffällig ist das neue große Mahlgrad-Einstellrad an der Oberseite: Es besteht aus Aluminium, bietet guten Grip und dreht sich geschmeidig. Eureka hat hier einen deutlichen Sprung gemacht – frühere Mignon-Modelle hatten ein winziges, fummeliges Rad, das viele Nutzer genervt hat. Jetzt haben wir ein „King-Size“-Rad mit Skalierung, das sogar Umdrehungen mitzählt. Diese patentierte Lösung erlaubt es, Verstellungen sehr präzise vorzunehmen und später exakt wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren – ideal, um zwischen Zubereitungsarten zu wechseln, ohne den Faden zu verlieren. Insgesamt hinterlässt die Verarbeitung der Libra 65 einen hochwertigen Eindruck, wie man ihn in dieser Preisklasse (~700–800 € je nach Variante) erwarten darf.

Von uns empfohlene Fachhändler

Wir suchen für euch nach Fachpartnern, von denen wir wissen, dass sie gute Arbeit und guten Service bieten. Wir sind mit den Händlern in einem engen Austausch. Es handelt sich um Provisionslinks. Wenn ihr über diesen Link bestellt, kostet es euch nicht mehr, aber wir kriegen eine kleine Provision, die wir in neues Test-Equipment stecken. Wir sind weiterhin daran, und suchen kompetente Partner für euch im DACH Raum.

Totraum

Beim Thema Totraum (Retention) punktet die Libra 65 All Purpose mit Verbesserungen gegenüber dem Vorgängermodell. Eureka hat die Mahlkammer verkleinert und die obere Mahlscheibe nun „blind“ von hinten verschraubt – dadurch gibt es keine sichtbaren Schrauben im Mahlbereich, wo sich Kaffeemehl ansammeln könnte. In unserem Test messen wir einen gesamten Totraum von ca. 2,1 g, wovon rund 1,5 g temporär sind. Temporär bedeutet: bei jedem Mahlvorgang werden etwa 1,5 g alter Kaffee durch frischen ersetzt, der Rest (ca. 0,5–0,6 g) bleibt als permanenter Totraum in Ecken zurück. Dieser Wert ist sehr gut für eine Hopper-Mühle mit Bohnentrichter. Zum Vergleich: Viele klassische Espressomühlen haben 3 g oder mehr Totraum. Dank der cleveren Konstruktion hat Eureka trotz größerer Mahlscheiben den Retentionswert sogar unter den des Vorgängers gedrückt – eine erfreuliche Entwicklung.

Dennoch darf man nicht vergessen, dass eine Waagen-Mühle immer mit vollem Mahlwerk arbeitet. Wer also einmal täglich einen Espresso bezieht, hat beim ersten Bezug am nächsten Tag zwangsläufig einen kleinen Anteil alten Kaffees im Puck (die erwähnten ~0,6 g). In der Praxis ist das kaum störend, kann bei sehr feinen Sensorik-Nasen jedoch einen Hauch an Frische kosten. Wer absolut jeden Gramm frisch möchte, greift eher zu einer Single-Dosing-Mühle. Für den üblichen Heimgebrauch ist der Totraum der Libra aber kein Problem – im Gegenteil, im Alltag merkt man positiv, dass Eureka hier daran gearbeitet hat.

Eureka Libra All Purpos

Mahlqualität

Wichtig ist am Ende, was in der Tasse landet – und hier hat uns die Libra 65 positiv überrascht. Die neuen 65-mm-Flachmahlscheiben sind als „All Purpose“ ausgelegt. Ein schmales Hauptpeak (142 µm!) steht einem relativ geringen Feinstpartikelanteil von 27–28 % gegenüber. Das schmale Hauptpeak trägt zu klaren und komplexen Tassen bei, während der Feinstanteil insbesondere für die Espressozubereitung wichtig ist, um genügend Widerstand im Siebträger aufzubauen.

Unser Ziel: Espresso mit genügend Körper und klar definierte Filterkaffees – ohne Überextraktion durch Feinstpartikel. In der Praxis gelingt dieser Spagat gut. Die Herausforderungen liegen, wie so oft, im Detail – und werden durch die Kaffeeauswahl mitbestimmt.

Wollt ihr mehr darüber lernen, was die Partikelverteilung ausmacht, und die beiden oben gezeigten Kurven bedeuten? Dann liefert der Artikel über Partikelverteilungen die Erklärung.

Espresso

In unseren Blindverkostungen haben wir hervorragende Espressi gebrüht. Das Brühverhalten unterscheidet sich allerdings deutlich von klassischeren Espresso-Mahlscheiben mit höherem Feinanteil und etwas breiterem Hauptpeak. Aufgrund des geringeren Feinstanteils muss der Mahlgrad zur Espressozubereitung fein gewählt werden. Der x50 liegt zwar nicht auffällig tief, dennoch verhält sich die Extraktion so, wie man es von Mahlscheiben mit sehr niedrigem x50 kennt.

So dauert es zunächst 10 bis 12 Sekunden, bis die ersten Tropfen aus dem Siebträger laufen. Danach steigert sich der Fluss schnell, die Gesamtdurchlaufzeit bleibt aber kurz. Teilweise floss der Espresso nur 12 bis 16 Sekunden – mit sehr guten Ergebnissen.

Dieses Brühverhalten macht eine gleichmäßige und sehr saubere Puckvorbereitung absolut notwendig. Das gelingt mit dunkleren Röstungen einfacher. Wir haben kräftige, süße Shots mit vollem Körper und dennoch klarer Aromatik getrunken. Helle Röstungen zeigten eine erstaunliche Komplexität – mit leichtem Verlust an Cremigkeit und Körper.

Ein Fingerzeig in Sachen Konstanz: Nach dem Dial-in konnten wir mehrfach zum exakt selben Mahlgrad zurückkehren – und erzielten dabei sehr reproduzierbare Ergebnisse. Die Partikelgrößenverteilung zeigte nur minimale Abweichungen im Hauptpeak bei Wechseln zwischen Einstellungen – ein Unterschied von lediglich Micron ~6 µm! Das spricht für die Präzision der Mahlgradverstellung und die Stabilität des Mahlwerks.

Filterkaffee

Auch grobe Mahlgrade meistert die Libra 65 besser als viele klassische Espressomühlen. Für unseren Test haben wir verschiedene Filterkaffees gebrüht. Neben unserem Klassiker Amigo zeigt sich für mich die Qualität einer Mühle am besten, wenn ich Ichamama zubereite – jenen Kaffee, mit dem ich 2014 Schweizer Filterkaffee-Meister wurde und den wir seither jedes Jahr im Sortiment haben.

Das Mahlen auf Filtergröße erforderte eine deutliche Verstellung – knapp zwei volle Umdrehungen am Einstellrad – funktionierte aber problemlos. Nach jeder Mahlgradänderung empfehlen wir, einige Gramm auszumahlen, um den Totraum zu leeren und die Mühle vollständig auf den neuen Mahlgrad einzustellen.

Der gebrühte Filterkaffee überraschte uns mit einer sehr klaren Tasse und angenehmer Süße. Die All Purpose-Mahlscheiben lieferten einen der besten Filterkaffees, den wir bisher mit einer „Espressomühle“ zubereitet haben. Wir würden solche Filterkaffees jederzeit gerne trinken.

All Purpose bzw. Allzweck?

Allerdings zeigte unser Test auch die Grenzen des Allround-Konzepts: Die Libra 65 kann zwar Espresso und Filter – aber nicht im Minutentakt abwechselnd. Hat man sie einmal auf Espresso eingestellt und möchte spontan eine Tasse Filterkaffee brühen, muss man den Mahlgrad stark verstellen, einige Gramm opfern und die Waage neu tarieren. Das Wechseln „on the fly“ ist in der Praxis unpraktisch.

Insofern ist die All Purpose-Fähigkeit nicht auf spontane Flexibilität ausgelegt. Die Mühle kann zwar Espresso und Filterkaffee, wahrscheinlich macht es aber Sinn, sich auf einen Haupteinsatzzweck festzulegen. Nur gelegentlich wird man im Alltag auf den anderen Stil ausweichen. Für häufige Wechsel wäre eine Single-Dosing-Mühle – vielleicht ebenfalls mit All Purpose-Mahlscheiben – die bessere Wahl.

Eureka Libra Pro Material

Bedienung

In der Bedienung zeigt sich die Libra 65 als größtenteils erfreulich unkompliziert, hat aber auch ein paar Eigenheiten und Probleme. Zunächst das Positive: Das Touch-Display reagiert schnell und intuitiv. Man kann bequem zwischen zwei speicherbaren Mengen (z.B. Single und Double) umschalten oder auch manuell mahlen. Die Anzeige der Zielmenge in 0,1 g-Schritten ist klar ablesbar. Ein besonders großer Pluspunkt ist, dass Änderungen am Mahlgrad nicht die ausgegebene Menge beeinflussen – die Waage steuert dynamisch dagegen und wiederholt die Mengenausgabe. Für alle, die neu im Espressohobby sind, ist das ein Segen: Man kann den Mahlgrad frei verstellen, und es kommen trotzdem wieder z.B. 18,0 g in den Siebträger. Bei zeitgesteuerten Mühlen muss man nach jeder Mahlgradänderung die Zeit neu justieren oder händisch nachwiegen, was den Einstellprozess kompliziert. Gröberer Mahlgrad führt zu mehr Kaffee, feinerer Mahlgrad zu weniger. Die Libra nimmt einem diese Sorge ab – das macht richtig Spaß und erleichtert das Experimentieren.

Auch das neue Mahlgrad-Einstellrad trägt zur guten Bedienbarkeit bei. Durch seine Größe und die eingebaute Umdrehungsanzeige können wir sehr feinfühlig justieren. Im Test haben wir z.B. nach dem Espresso-Bezug den Mahlgrad für Filter auf grob verstellt und später exakt wieder auf die Espresso-Markierung zurückgedreht – die nächsten Shots waren tatsächlich wieder nahezu identisch zur ursprünglichen Extraktion. Diese Reproduzierbarkeit hat uns beeindruckt. Mit mancher Mühle braucht es Mut und Souveränität, den einmal gefundenen „Sweet Spot“ zu verlassen, aus Angst, ihn nie wiederzufinden – mit der Libra 65 ist dieses Problem praktisch gelöst.

Mengengenauigkeit

Natürlich haben wir auch geschaut, wie präzise die integrierte Waage wirklich dosiert. Unsere Erfahrung: Nach korrekt durchgeführter Kalibrierung ist die Waage sehr zuverlässig. Über viele Bezüge hinweg pendelten die ausgegebenen Mengen um ±0,1 g um den Zielwert, teilweise trafen sie ihn auf’s Zehntel genau. Diese Genauigkeit erreicht die Mühle allerdings nicht sofort in jeder Situation. Wir beobachteten, dass sie bei einem neuen Kaffee zunächst 2–3 Bezüge „lernt“: Die ersten Shots mit einer frisch eingefüllten Bohne lagen etwa 0,5 g neben dem Soll (z.B. 17,5 g statt 18 g). Nach ein paar Läufen spielte sich das System ein und traf dann konstant das Ziel. Eureka scheint hier eine Art adaptiven Algorithmus einzusetzen, der den Auslauf korrigiert – das dauert einen Moment. Wichtig: Startet man jeden Tag mit leerem Hopper und abgewogenen Bohnen (wie bei Single Dosing), arbeitet die Waage nicht optimal. Die Libra ist für den Betrieb mit ständig gefülltem Bohnenbehälter gedacht – nur dann kann sie „lernen“ und wirklich präzise stoppen. Im normalen Gebrauch (ein Bohnensorte im Behälter über längere Zeit) hatten wir jedoch keinerlei Probleme und konnten uns voll auf die eingestellte Grammzahl verlassen.

Leider gab es in puncto Bedienung auch ein kleines Aber: Im Test ist es vereinzelt vorgekommen, dass die Waage eine Fehlermeldung zeigte. Das Display blinkte „FH“, und die Mühle verweigerte den Start. Dieses Verhalten trat insbesondere dann auf, wenn der Siebträger zu lange auf der Halterung verweilte, bevor wir den Mahlvorgang starteten – vermutlich ein Tarierungsproblem. Die Lösung war einfach, aber nervig: Siebträger kurz rausnehmen, ein paar Sekunden warten und wieder einspannen, dann lief alles wieder. Dieses Phänomen kam selten vor, aber doch häufig genug, dass es auffiel und nervte. Hier heißt es für Eureka: Nachbessern per Firmware, falls möglich. Durch das Verhalten fühlt sich die Waage gelegentlich etwas zickig an. Unterm Strich bewerten wir die Bedienbarkeit dennoch positiv – mit etwas Routine (und dem Wissen um die Tücken) kommt man gut zurecht. Die meiste Zeit genießt man es, einfach nur den Siebträger einzuhängen und auf „Start“ zu drücken, ohne weiter nachzudenken.

Abschließend noch ein Wort zur Reinigung: die klassische Reinigung mit Reinigungspulver geht ohne weiteres. Das ist die Standardreinigung, die wir euch empfehlen. Je nach Nutzung sollte jede Mühle aber auch regelmäßig bis zu den Mahlscheiben geöffnet werden. Das geht auch bei der Libra ohne weiteres. Allerdings muss dafür das Mahlgrad-Einstellrad entfernt werden. Das ist möglich, ohne den Mahlgrad zu verlieren. Allerdings muss dafür jeweils eine Schraube in eine Plastikhalterung geschraubt werden. Wir sind nicht davon überzeugt, dass das der Haltbarkeit gut tut. Wir würden euch eher empfehlen, das Rad zu entfernen und die Plastikhalterung zu schonen. Deshalb haben wir die Reinigungsfähigkeit nur mit “durchschnittlich” bewertet.

Besonderheiten

Die Eureka Libra 65 All Purpose bringt ein paar Besonderheiten mit, die sie von anderen Heim-Mühlen abheben. Zentrales Feature ist natürlich die bereits ausführlich diskutierte integrierte Waage. Grind-by-Weight ist im Heimbereich noch relativ selten – nur wenige Modelle wie z.B. Baratza Sette 270Wi, die Zuriga G2 GbW oder die Ligre Siji arbeiten mit automatischer Gewichtsdosierung. Eurekas Umsetzung funktioniert nach unserer Erfahrung gut und zuverlässig, wenn man die genannten Hinweise (Kalibrierung, Bohnen im Hopper) beachtet. Gerade Einsteiger profitieren enorm davon, weil man sich um die Grammzahl keine Sorgen mehr machen muss und Fehlshots durch falsche Dosierung praktisch eliminiert werden. Die Libra erspart ständiges Nachwiegen und Nachjustieren, was das Espressobrühen entspannter macht. Wer bereits routiniert ist, wird die Präzision und den Komfort ebenfalls zu schätzen wissen. Im Vergleich zu reinen Timer-Mühlen ist das wirklich ein nächster Schritt in Richtung „Zielmenge erreichen und gut ist“ – insbesondere beim Wechsel des Mahlgrades (z.B. von einem hellen auf einen dunkleren Espresso) zeigt die Libra ihre Stärke, da sie die veränderte Durchlaufzeit kompensiert und trotzdem die gewünschte Menge ausgibt.

Eine weitere Besonderheit – und namensgebend – sind die All-Purpose-Mahlscheiben. Eureka wirbt hiermit, dass man mit einer einzigen Mühle alle gängigen Brühmethoden abdecken kann. Unsere Tests bestätigen: Die 65 mm flachen „High-Uniformity“ Burrs (so könnte man sie einordnen) liefern sowohl im feinen Espressobereich als auch im groben Filterbereich sehr gute Mahlergebnisse. Allerdings sollte man, wie oben erwähnt, den Begriff All Purpose nicht falsch verstehen: Es ist möglich, Espresso und Filter zu mahlen, aber nicht ohne manuelle Anpassungen und Zwischenmahlungen. Letztlich ist „All Purpose“ hier eher als Allround-Eignung der Mahlscheiben zu lesen, weniger als Einladung, minütlich zwischen Espresso und Pour Over zu springen. Die Spezialität der Scheiben ist das Partikelprofil mit reduziertem Feinanteil, was zu süßen, klaren Kaffees führt – im Espresso mit etwas weniger wuchtigem Körper als etwa eine Niche Zero (conical burr) liefern würde, dafür mit mehr Klarheit; im Filter mit hoher Sauberkeit, aber minimal weniger Komplexität als echte Filter-Optimisten (z.B. SSP Unimodal Burrs) ermöglichen. Insgesamt sind wir sehr angetan davon, was Eureka hier aus Standard-Stahlscheiben herausholt. Wer mag, kann die Mahlscheiben übrigens optional gegen die beschichteten „Black Diamond“ Burrs tauschen, die Eureka als Zubehör anbietet. Diese haben identische Geometrie und sollen vor allem die Langlebigkeit erhöhen – in der Partikelverteilung oder im Geschmack gibt es in unseren Messungen keinen Unterschied. Ein Upgrade auf Black Diamond lohnt sich also höchstens für Viel-User, die die Mühle täglich sehr stark beanspruchen. Für normale Home-Baristas reichen die mitgelieferten Mahlscheiben völlig aus.

Positiv hervorzuheben sind auch die verbesserten Details gegenüber dem Vorgänger Eureka Libra 55 : Eureka hat offensichtlich auf das Feedback gehört. So wird jetzt ab Werk ein magnetischer Dosierring mitgeliefert, der sauber auf jeden 58-mm-Siebträger aufsitzt. Beim ersten Libra-Modell hatten wir bemängelt, dass ohne Trichter das Kaffeemehl daneben rieselte und man zwingend einen separaten Dosierring brauchte. Die neue Libra 65 mahlt deutlich ordentlicher direkt in den Siebträger – bei helleren und mittleren Röstgraden oft sogar ohne den Trichter praktisch streufrei. Die Statik wurde spürbar reduziert, das Mahlgut landet zentraler im Sieb und baut sich schöner auf. Nur bei sehr dunklen, öligen Bohnen (oder hohem Robusta-Anteil) lohnt es sich, den Trichter weiterhin zu nutzen, um eventuelle elektrostatische Streuungen aufzufangen. Ebenfalls neu ist die bereits erwähnte große Mahlgradskala – ein Segen für die Benutzerfreundlichkeit und Präzision. Insgesamt wirkt die Libra 65 ausgereifter und durchdachter als ihr Vorgänger. Viele kleine Verbesserungen (größere Mahlscheiben, weniger Totraum, Waagen-Firmware, Zubehör) summieren sich zu einem deutlich besseren Gesamtpaket.

Fazit

Die Eureka Mignon Libra 65 All Purpose hat uns im Test durch ihre Vielfältigkeit und Zuverlässigkeit überzeugt. Sie verbindet präzises Gewichts-Dosieren mit einer hohen Mahlqualität – und das in einer kompakten, wohnzimmertauglichen Form. Für Home-Baristas, die sich eine Rundum-Sorglos-Mühle wünschen, ist sie eine äußerst spannende Option. 

Besonders Einsteigerinnen und Einsteiger profitieren: Die Waage nimmt viel Frust und Fehlerpotenzial aus den ersten Espressoversuchen, weil die Mengen immer stimmen und man sich voll auf den Mahlgrad konzentrieren kann. Aber auch fortgeschrittene Nutzer genießen den Komfort, nicht ständig zur Waage greifen zu müssen. Im Espresso-Einsatz zeigt die Libra 65 keinerlei Schwäche und brilliert mit konsistenten, leckeren Shots. Im Filter-Bereich liefert sie ebenfalls gute Ergebnisse, sofern man bereit ist, den Wechsel mit etwas „Purge“-Mahlung (Zwischenmahlung zum entfernen des Kaffees im Totraum) zu gestalten. Man bekommt hier tatsächlich zwei Fähigkeiten in einer Mühle, allerdings in der Praxis am besten abwechselnd nach Bedarf, nicht simultan. Natürlich ist nicht alles perfekt. Die Dosiergenauigkeit war bei uns nach Kalibrierung zwar top, aber die Mühle braucht etwas Eingewöhnung, wenn man Bohnen oder Rezepte wechselt – spontane Wechsel dank All-Purpose-Scheiben sind also nur mit geringer Treffsicherheit bei der ersten Tasse möglich

Fazit eurek libra 65 ap


Außerdem verlangt die Waage ein klein wenig Geduld und Kenntnis: Bleibt man im vorgesehenen Workflow (Bohnen im Hopper lassen, nicht zu lange warten beim Eingriff etc.), funktioniert alles reibungslos. Andernfalls gibt’s auch mal eine Fehlermeldung oder ein Gramm Abweichung. Dies sind jedoch beherrschbare Schwächen, die im Alltag kaum ins Gewicht fallen, wenn man die Libra einmal kennengelernt hat. Die Mahlgeschwindigkeit ist mit gut 1 Gramm/Sekunde relativ gemächlich – für uns im Home-Kontext aber völlig ausreichend. Lieber etwas langsamer und dafür kühler mahlen: Selbst bei mehreren Espressi nacheinander blieb das Mahlgut nämlich kühl (max. ~28–34 °C nach fünf Bezügen) und Aromen wurden nicht durch Hitzebildung beeinträchtigt.

Die Geräuschentwicklung bewegt sich im oberen Bereich; wir messen 84,2 Dezibel. Stärken der Eureka Libra 65 All Purpose sind klar ihr Gewichtsdosierungssystem, die hohe Verarbeitungsqualität und das Allround-Mahlwerk, das Espresso und Filter gleichermaßen gut kann. Schwächen sind hauptsächlich die durch das Konzept bedingten Einschränkungen: als Hopper-Mühle ist sie nicht ideal für häufige Bohnen- oder Profilwechsel, und das Waagensystem hat gelegentlich kleine Macken gezeigt.

Preislich liegt die Libra mit etwa 750 € im oberen Mittelfeld für Heimmühlen. Angesichts der gebotenen Leistung – 65-mm-Profi-Mahlscheiben, integrierte Präzisionswaage, Eureka-typische Qualität – halten wir das Preis-Leistungs-Verhältnis für gut. Man bekommt ein Stück Technologie, das vor wenigen Jahren in dieser Form kaum verfügbar war, und kann damit jahrelang konsistent exzellenten Kaffee zubereiten. 

Für wen eignet sich diese Mühle? Aus unserer Sicht für ambitionierte Kaffeeliebhaber, die daheim sowohl Espresso (Hauptfokus) als auch gelegentlich Filterkaffee zubereiten möchten und Wert auf Komfort und Genauigkeit legen. Wer hingegen jeden Tag Bohnen und Zubereitungsmethode wechselt, wird mit einer Single-Dosing-Lösung oder zwei separaten Mühlen glücklicher – da spielt die Libra ihre Vorteile nicht aus. In einem normalen Haushaltsszenario mit einer Lieblingsbohne (oder zumindest einer Bohne pro Woche) und dem Wunsch nach maximaler Konsistenz ist die Libra 65 jedoch ein Treffer ins Schwarze.

Sie verbindet klassische Eureka-Tugenden (kompakt, hochwertig, espressofokussiert) mit moderner Technologie und echter Allround-Fähigkeit. Von uns gibt es dafür eine klare Empfehlung – die Eureka Mignon Libra 65 All Purpose ist ein gelungenes Upgrade des Vorgängers und bereichert den Home-Barista-Markt um ein durchdachtes “Alles-kann”-Werkzeug. Gerade in Kombination mit einer guten Siebträgermaschine werdet ihr mit dieser Mühle viel Freude haben – und so manch neues Geschmacksdetail in der Tasse entdecken. Prost auf den (gewichtsgenauen) Kaffee!

]]>
https://www.kaffeemacher.ch/blog/eureka-libra-65-all-purpose/feed/ 1 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
Eureka Mignon Single Dose Pro im Test https://www.kaffeemacher.ch/blog/eureka-single-dose-pro/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/eureka-single-dose-pro/#comments Sat, 10 May 2025 17:26:00 +0000 Single Dosing Espressomühlen https://www.kaffeemacher.ch/blog/eureka-single-dose-pro/ Weiterlesen

]]>
Die Eureka Mignon Single Dose Pro ist die neue Version der beliebten Eureka Single Dose Mühle. Schon die erste Version war eine grundsolide Mühle im Single-Dosing-Bereich, aber eben auch mit Schwächen – insbesondere beim Totraum und der Bedienbarkeit. Jetzt also das Pro-Modell. Ob das "Pro" auch in der Tasse ankommt, haben wir getestet – wie immer mit unserem vollen Testprotokoll und einem kritischen Blick auf das, was besser wurde, was geblieben ist und wo noch Luft nach oben ist.

Was ist neu? Ein erster Blick

Die offensichtlichste Änderung: das neue, deutlich größere Mahlgrad-Rad mit Zählfunktion. Eine volle Umdrehung zählt den Rundenzähler nach oben. Das macht das Wechseln zwischen Filter und Espresso deutlich einfacher – und vor allem reproduzierbarer. Wer regelmäßig zwischen Rezepten springt, kann sich darüber richtig freuen. Die haptische Verbesserung des Mahlgrad-Rads ist spürbar – und tatsächlich funktional.

Außerdem wurde die Mühle im Detail überarbeitet: Der Deckel sitzt stabiler, der Auswurf wurde verbessert, und es gibt jetzt einen neuen, spitz zulaufenden Dosierbecher mit bauchigem Stehbereich, der besser auf dem Siebträger sitzt – und das tatsächlich ohne statisch geladenen Kaffeestaub in der Küche zu verteilen.

Die wichtigste Veränderung aber befindet sich im Inneren der Mühle! Die Mahlscheiben werden bei der neue Single Dose Pro von hinten mit Schrauben gehalten, nicht mehr von vorne. Was trivial klingt, verändert vieles und wir werden im Testbericht immer wieder darauf zurück kommen.

Empfohlene Fachhändler der Eureka Single Dose Pro

Wir suchen für euch nach Fachpartnern, von denen wir wissen, dass sie gute Arbeit und guten Service bieten. Wir sind mit den Händlern in einem engen Austausch. Es handelt sich um Provisionslinks. Wenn ihr über diesen Link bestellt, kostet es euch nicht mehr, aber wir kriegen eine kleine Provision, die wir in neues Test-Equipment stecken. [Partnerlinks]: Stoll Espresso in Deutschland, Die Röster in Österreich

Totraum: Weniger, aber noch nicht wenig genug

Beim Totraum hat Eureka nachgelegt – zumindest beim permanenten Totraum. Der liegt jetzt bei 0,2 g und ist reduziert im Vergleich zur alten Version (vormals 0,3–0,4 g permanent). Beim temporären Totraum sieht es anders aus: 0,7 g bleiben realistisch. Das ist für eine Single-Dosing-Mühle nicht wirklich gut – auch wenn es im Vergleich zu Mühlen mit Bohnenbehältern ein guter Wert ist.

Der permanente Totraum hat sich dadurch verbessert, dass die ober Mahlscheibe nun von oben geschraubt werden - also von hinten. Richtig klasse! Außerdem wurde bei der Aufhängung der Mahlscheibe eine Schlitz verkleinert.

Kurz: Der Rückstand in der Mühle ist geringer, aber nicht so gering, wie man es von den besten Mühlen der Single Dosing Klasse erwarten würde. Immerhin: Die statische Aufladung ist gering, RDT ist nicht notwendig.

Apropos temporärer Totraum: wenn ihr den Schieber am Bohnentrichter in die Mühle schiebt, bläst die Mühle den Kaffee effektiver aus, da der seitliche Schlitz verschlossen ist und so die gesamte Blaskraft in die Mühle geht.

Partikelverteilungsmessung Eureka Single Dose Pro

Geschwindigkeit, Lautstärke, Temperatur

Die Mühle ist schnell. 18 g Espresso werden in etwa 11 Sekunden durchgemahlen. Bei gefülltem Bohnenbehälter schafft die Single Dose Pro in 10 Sekunden 28 g. Das ist für eine so kompakte Mühle beeindruckend. Auch der Temperaturanstieg hält sich in Grenzen: 32,4 °C im Schnitt nach fünf Bezügen – unproblematisch für die Aromen.

Die Lautstärke liegt bei 81,1 dB – nicht flüsterleise, aber im Mittelfeld. Wer eine massive Arbeitsplatte hat, hört weniger. Auf leichteren Möbeln vibriert es spürbar.

Mahlgrad rad

Bedienung: Endlich komfortabel

Die Bedienung ist ein großes Plus beim Pro-Modell. Das neue Mahlgrad-Rad mit Zählung hilft enorm bei der Reproduzierbarkeit. Auch die Rückkehr zum alten Mahlgrad gelingt problemlos.

Wir ermitteln das, in dem wir vom Standard-Rezept (T4) auf Ristretto, dann Lungo (T6) und wieder zurück auf den Espresso stellen. Beim Zurücksetzen gehen wir nur optisch vor, indem wir auf eine notierte Mahlgradeinstellung gehen. Anschließend messen wir die Extraktionszeit und vergleichen auch die Partikelverteilung per Labor-Messung.

Ein Blick auf die Partikelverteilung hilft bei der Einschätzung der Reproduzierbarkeit. Das Feinpeak wechselte von 30,2 % auf 30,5 %, das Hauptpeak von 200,5 zu 203,2 Micron. Das ist fast überhaupt kein Abstand und ein herausragend guter Wert. Mit dem neuen Mahlgrad-Einstellungsrad eine echte Stärke der Mühle!

Gibt man 18 Gramm Kaffee ein, so erhält man auch 17,9 bzw. 18 Gramm wieder aus der Mühle. Die Standardabweichung lag hier ohne RDT bei nur 0,044 g. Aber Achtung - die 0,7 Gramm Kaffee aus dem Totraum sind Teil der ausgegebenen 18 Gramm!

Die Dosierhilfe reduziert statische Verluste, der Dosierbecher funktioniert gut und sitzt stabil auf dem Siebträger.

Ein echtes Update gegenüber der alten Version: Hier hat sich was getan – und das merkt man im Alltag.

Dosierbehaelter

Geschmack: Dunkle Schokolade trifft Klarheit

Der Espresso aus der Pro-Version ist kräftig, mit Noten dunkler Schokolade, Marzipan und Kakao. Der Körper ist mittel, die Textur seidig-cremig. Die Mühle bringt Klarheit in die Tasse, ohne an Tiefe zu verlieren. Das ist eine Kombination, die selten gelingt – und hier sehr schön umgesetzt wurde. Getrunken haben wir unseren Apas-Espresso, den wir häufig bei Mühlen- und Maschinen-Tests einsetzen.

Die Partikel-Verteilungskurven zeigen, was wir schmecken: ein klarer, dichter Hauptpeak mit guter Reproduzierbarkeit.

Der neuen Eureka Single Dose Pro steht die von hinten verschraubte obere Mahlscheibe richtig gut. Das Hauptpeak der Mühle ist viel schmaler als jenes der Vorgängerversion. Wir können richtig fein gehen, ohne an Klarheit zu verlieren.

Das viele Mahlscheiben mit durch die Scheibe geschraubten Schrauben angebracht sind, wird nur selten besprochen. Eigentlich erstaunlich, führt sonst jede Macke an einer Mahlscheibe zum großen Drama und dem Kauf neuer Mahlscheiben. Dabei haben die Schraubenöffnung einen derart großen Einfluss auf die gesamte Mühlengeometrie. Das wird offensichtlich, wenn man die alte Partikelverteilungskurve neben der neuen sieht.

Fazit Eureka Single Dose Pro

Fazit: Gute Mühle wird besser

Die Eureka Mignon Single Dose Pro ist ein gelungenes Update. Die Verbesserungen sind nicht spektakulär, aber durchdacht. Vor allem die Reproduzierbarkeit und die Alltagstauglichkeit wurden deutlich erhöht. Der reduzierte Totraum ist ein Schritt in die richtige Richtung – reicht aber noch nicht an das Niveau der besten Single-Dosing-Mühlen heran.

Das beste an der neuen Mühle ist die von hinten geschraubte Mahlscheibe, welche zur einer uniformeren Partikelverteilung und damit auch zu besserem Espresso führt. Bravo Eureka, das ist ein guter Weg! Nun auch noch die andere Mahlscheib?!

Wer die erste Version hat, muss nicht zwingend upgraden – aber wer neu einsteigt, bekommt hier eine sehr gute Mühle für einen fairen Preis. Und: Sie sieht in Kaffeemachergrün einfach verdammt gut aus. Was die Mühle außerdem auszeichnet: sie wird in Europa hergestellt und die Ersatzteilsituation und Reparaturmöglichkeit ist dank kompetenten Fachwerkstätten in Deutschland, der Schweiz und Österreich sichergestellt.

]]>
https://www.kaffeemacher.ch/blog/eureka-single-dose-pro/feed/ 5 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
Meraki Espressomaschine - Testphase https://www.kaffeemacher.ch/blog/meraki-test/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/meraki-test/#comments Fri, 09 May 2025 21:07:39 +0000 Espressomaschinen Dualboiler https://www.kaffeemacher.ch/blog/meraki-test/ Weiterlesen

]]>
Die Meraki Espressomaschine klotzt mit Superlativen: Brew-By-Weight und Grind-By-Weight in einem Dualboiler für unter 2000 Euro. Dazu eine Mühle von Timemore und viele clevere Funktionen auf kompaktem Raum. Das klingt fast zu gut um wahr zu sein.

Das Gesamtpaket ließt sich wahnsinnig spannend und der erste Eindruck beim Auspacken hat uns wirklich positiv überrascht. Derzeit testen wir die Meraki Espressomaschine ausführlich im Rahmen unseres Testprotokolls.

Doch uns interessiert: wer von euch hat die Meraki? Wir sind eure ersten Eindrücke? Seid ihr zufrieden mit der Maschine oder sehr ihr Verbesserungspotential? Was sollen wir an unseren Meraki-Modellen gegenprüfen?

Danke im Voraus für eure Kommentare und Fragen!

Physische Eigenschaften

  • Abmessungen: 370 x 370 x 414 mm (Breite x Tiefe x Höhe)
  • Gewicht: 14,3 kg
  • Design: Drei zylindrische Türme (Mühle links, Brühgruppe in der Mitte, Dampfkessel rechts)
  • Gehäuse: Im finalen Produkt überwiegend Metall (Aluminium/Edelstahl)

Technische Daten

  • Dual-Boiler-System mit PID-Steuerung
  • 300/350 ml Extraktionskessel und 550 ml Dampfkessel
  • Professionelle Rotationspumpe mit konstantem Druck von 9 bar
  • Spannung: 100-120V 50/60Hz oder 220-240V 50/60Hz
  • Leistung: 1600W (100-120V) oder 1800W (220-240V)
  • Wassertank: 2000 ml Kapazität
  • Auffangschale: 650 ml Volumen
  • Aufheizzeit: 2-4 Minuten (bis Dampf bereit ist) laut Hersteller... (wir können eines schon sagen - das dauert länger, bis die Maschine heiß ist!!!)
]]>
https://www.kaffeemacher.ch/blog/meraki-test/feed/ 5 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
Kaffee-Partikelverteilung entschlüsselt: x50, Hauptpeak und co. https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-partikelverteilung/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-partikelverteilung/#comments Fri, 09 May 2025 18:33:00 +0000 https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-partikelverteilung/ Weiterlesen

]]>
Du liebst Kaffee und strebst nach der perfekten Tasse? Dann hast du sicher schon vom Mahlgrad gehört. Aber wie „gut“ eine Mühle wirklich mahlt, hängt von weit mehr ab als nur davon, ob das Pulver fein oder grob ist.

Hier kommt die Partikelgrößenverteilung (Particle Size Distribution = PSD) ins Spiel – ein entscheidender Faktor für die Extraktion und damit für den Geschmack deines Kaffees. In den letzten Jahren haben wir über 70 Kaffeemühlen intensiv getestet und dabei tief in die Welt der Partikelanalyse geblickt. In diesem Beitrag erklären wir dir, was es mit der Partikelverteilung auf sich hat, wie wir sie messen und welche Kennzahlen wirklich wichtig sind.

Auch Lesenswert: Wie Slow Feeding die Partikelverteilung Deiner Mühle beeinflusst!

Was ist eine Partikelverteilung (PSD)?

Wenn deine Mühle Kaffeebohnen zerkleinert, entsteht nicht nur eine einzige Partikelgrösse, sondern ein ganzes Spektrum – von sehr feinen „Fines“ bis hin zu gröberen „Boulders“. Die Partikelgrößenverteilung beschreibt genau diese Mischung: Wie viele Partikel welcher Größe befinden sich in deinem Mahlgut?

Typischerweise sehen wir bei Mahlgut für Espresso eine sogenannte bimodale Verteilung. Das bedeutet, es gibt meist zwei „Gipfel“ (Peaks) in der Verteilung:

  1. Einen Feinpeak (Fines Peak) bei sehr kleinen Partikelgrößen.
  2. Einen Hauptpeak (Nominal Peak), der den größten Anteil des Mahlguts ausmacht und dessen Position stark vom eingestellten Mahlgrad abhängt.

Diese Verteilung ist entscheidend, denn sie beeinflusst maßgeblich, wie das Wasser beim Brühen durch den Kaffee fließt und welche Aromen wie schnell extrahiert werden. Eine ungleichmäßige Verteilung kann zu ungleichmäßiger Extraktion führen – manche Partikel sind dann überextrahiert (bitter), andere unterextrahiert (sauer).

llproductsgeneralmeasurementprinciple

Wie messen wir die Partikelverteilung? Unser Protokoll

Um objektive und vergleichbare Daten zu erhalten, arbeiten wir eng mit dem Team des Coffee Excellence Centers der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zusammen. Unsere Messungen folgen einem standardisierten Protokoll:

  1. Messgerät: Wir verwenden ein hochpräzises Messgerät, das auf dynamischer Bildanalyse basiert (einen Retsch Camsizer X2, intern liebevoll „Kevin“ genannt). Dabei werden die Kaffeepartikel durch einen Schacht geleitet und von Kameras erfasst. Anders als bei der Laserbeugung erhalten wir so nicht nur Größen-, sondern theoretisch auch Forminformationen, auch wenn wir uns hier auf die Größe konzentrieren.
  2. Probenahme: Eine repräsentative Probe ist essenziell. Da sich feinere und gröbere Partikel im Behälter entmischen können, verwenden wir einen Probenteiler. Dieser teilt die gemahlene Probe mechanisch und fair auf, sodass wir eine kleine, aber repräsentative Menge für die Analyse erhalten.
  3. Standardisierung: Alle Mühlen werden mit demselben Kaffee (einem natural aufbereiteten Brasilianer der Kooperative APAS ) und nach definierten Rezepten (T4 = Espresso, T5 = Ristretto, T6 = Lungo, T7 = zurück zu Espresso) getestet, um Vergleichbarkeit sicherzustellen.
Partikelverteilung helle roestung slow feeding

Die wichtigsten Messwerte im Detail

Aus den Messdaten leiten wir verschiedene Kennzahlen ab. Die drei wichtigsten für die Bewertung einer Mühle sind:

x50 (Median):

x₅₀ (Median-Partikelgröße): Das ist die mittlere Partikelgröße im statistischen Sinne. Genauer gesagt: 50 % der Partikel sind kleiner als x₅₀ und 50 % größer​. Man nennt x₅₀ daher auch den Median oder D50. Er liegt bei Espresso-Mahlungen typischerweise im mehrhundert-Mikrometer-Bereich (z.B. 200–300 µm, je nach Mühle und Einstellung). x₅₀ kann als ungefähres Maß für den „Durchschnitts-Mahlgrad“ gelten – er verschiebt sich nach links (kleinere Werte) wenn wir feiner mahlen, und nach rechts (größere Werte) bei gröberem Mahlgrad. Für die Extraktion bedeutet ein kleiner x₅₀: viel Oberfläche, tendenziell höhere Extraktion (bis hin zu Überextraktion) und langsamerer Durchlauf. Ein größerer x₅₀ ergibt weniger Oberfläche, geringere Extraktion (Risko Unterextraktion) und schnelleren Durchlauf. Wichtig: x₅₀ alleine beschreibt nicht die ganze Verteilung, aber er ist ein guter Startpunkt, um Mahlungen zu vergleichen.

🔎 x50 Kurz und knapp: Der x50-Wert (in Mikrometern, µm) ist der Punkt, an dem 50% des Volumens des Mahlguts aus Partikeln bestehen, die kleiner sind als dieser Wert, und 50% aus Partikeln, die grösser sind. Er repräsentiert die „typische“ Partikelgrösse im Mahlgut.

Feinanteil (Qf <100 µm / Feinpeak):

Hiermit meinen wir den Feinanteil im Mahlgut – konkret den Prozentsatz der Partikel, die kleiner als 100 µm sind​. Warum 100 µm? Weil bei vielen Mühlenauswertungen um diese Größe herum ein Minimumpunkt zwischen dem großen Hauptberg und dem „Feinstaub-Hügel“ liegt. Alles links davon bezeichnen wir als Fines. Dieser Wert (oft als Q_<100µm angegeben) sagt also, wie staubig ein Mahlgut ist. Beispiel: 30 % <100 µm heißt, fast ein Drittel der Kaffeepartikel sind feiner als ein menschliches Haar dick ist – das ist schon eine ganze Menge „Kaffeestaub“.

Ein hoher Feinanteil kann den Körper eines Espressos erhöhen (Intensität; weil mehr feine Teilchen in die Tasse geraten), birgt aber auch die Gefahr von Überextraktion und Bitterkeit (die Fines geben sehr schnell Geschmacksstoffe ab und neigen zu Überextraktion). Zudem verstopfen sie Zwischenräume im Puck und erhöhen den Widerstand: Mühlen, die viele Fines produzieren, müssen für Espresso oft gröber eingestellt werden, um noch einen halbwegs durchlaufenden Shot zu bekommen​. Umgekehrt können Mühlen, die kaum Fines haben (sogenannt unimodale Verteilungen mit nur einem Gipfel), viel feiner eingestellt werden, ohne dass der Shot versiegt – denn es gibt weniger verstopfende Partikel​. Der Feinpeak entscheidet also maßgeblich mit, wie sich ein Mahlgut handhabt und schmeckt: von samtig und dicht (viel Feinstaub) bis klar und leicht (wenig Feinstaub).

🔎 Feinanteil kurz und knapp: Dieser Wert gibt den prozentualen Volumenanteil der Partikel an, die kleiner als 100 Mikrometer sind. Diese sehr feinen Partikel werden oft als „Fines“ bezeichnet und bilden den Feinpeak in der Verteilungskurve. Dieser Peak liegt oft im Bereich von 30-70 µm.

"Hauptpeak-Breite" (60% Coarse Peak Width):

Wenn wir von der Breite des Hauptpeaks sprechen, meinen wir den Größenbereich, in dem 60 % aller groben Partikel (also größer als 100 µm) enthalten sind. Die Fines, also die ganz feinen Partikel unterhalb dieser Schwelle, werden bewusst ausgeklammert. So entsteht ein klarer Blick auf das, was eine Mühle im „Hauptgeschäft“ produziert: die mittleren bis groben Partikel, die maßgeblich den Espresso beeinflussen.

Stellen wir uns diesen Hauptbereich als Berglandschaft ohne Nebel vor: Ist der Hauptgipfel ein enger, klarer Grat, bei dem fast alle Partikel ähnliche Größe haben? Oder ein ausladender Hügel, der von kleinen Hügelketten umgeben ist? Genau das zeigt die 60 % Coarse Peak Width – sie beschreibt, wie eng oder breit sich das Mahlgut im Hauptbereich verteilt.

Ein kleiner Wert bedeutet: Die Partikelgrößen liegen nah beieinander, das Mahlgut ist gleichmäßig. Ein großer Wert heißt: Die Verteilung ist breit gefächert – es gibt sowohl kleinere als auch deutlich größere Partikel rund um den Durchschnitt. Die Folge: Ein Teil des Kaffees extrahiert schneller, ein anderer langsamer – das kann zu geschmacklicher Unruhe führen.

Warum das zählt? Weil eine schmale Verteilung eine gleichmäßigere Extraktion erwarten lässt – mit balancierten, sauberen Aromen. Ist die Verteilung hingegen breit, liegen oft mittelgroße Partikel und grobe Brocken („Boulders“) nebeneinander im Puck. Letztere geben kaum Geschmack ab – sie unterextrahieren, während der Rest schon optimal oder sogar zu weit extrahiert ist. Das Ergebnis: Säure und Bitterkeit stehen unverbunden nebeneinander, die Süße geht verloren.

In unseren Tests mit über 70 Mühlen hat sich gezeigt: Sobald die Hauptwolke breiter als etwa 300 µm wird, schmecken Espressi häufig „verzettelt“ – wenig Struktur, wenig Harmonie. Eine geringere Peak-Breite dagegen ist typisch für moderne Mühlen mit präzisem Schliff und stabiler Ausrichtung. Sie produzieren konstant gutes Mahlgut – die Grundlage für klaren, extraktionsstabilen Espresso.

🔎 Kurz gesagt: Die 60 % Coarse Peak Width misst nicht die Breite bei 60 % der Kurvenhöhe, sondern den Größenbereich, in dem 60 % der groben Partikelmasse enthalten sind. Sie ist ein objektives Maß für die Gleichmäßigkeit des Hauptanteils im Mahlgut – und damit ein Schlüsselindikator für die Qualität der Mühle.

Partikelverteilungskurven verstehen

Wenn wir die Ergebnisse der Partikelmessung betrachten, bekommen wir meist zwei Kurven zu sehen: eine inkrementelle und eine kumulative Verteilung. Beide zeigen die gleiche Mahlgutprobe – aber aus zwei verschiedenen Blickwinkeln.

Wichtig: Die X-Achse in beiden Diagrammen – also die Partikelgröße – ist logarithmisch skaliert. Das bedeutet: Der Abstand zwischen 10 µm und 100 µm sieht genauso groß aus wie der Abstand zwischen 100 µm und 1000 µm – obwohl der zweite Bereich zehnmal mehr Größenunterschied umfasst.

Warum ist das wichtig? Weil es unser Auge leicht täuscht:

  • In der inkrementellen Kurve wirkt der Bereich unter 100 µm oft breiter, als er tatsächlich ist – obwohl dort in Wirklichkeit sehr wenig Platz ist.
  • In der kumulativen Kurve kann ein steiler Anstieg im Bereich 200–300 µm plötzlich viel dramatischer erscheinen, weil der Abstand optisch klein wirkt, aber inhaltlich groß ist.

Kurz gesagt: Die X-Achse ist nicht linear, sondern folgt einer logarithmischen Einteilung – das ist notwendig, um sowohl feine als auch grobe Partikel übersichtlich in einer Grafik darstellen zu können. Aber: Es verändert unser Gefühl für „Fläche“ und „Gewichtung“. Wer die Kurve liest, sollte das im Hinterkopf behalten.

Inkrementelle verteilung Kaffeepartikel

Beispiel einer inkrementellen Verteilung.

Inkrementelle Verteilung („Incremental Share“)

Die inkrementelle Verteilung (Incremental Share) sieht aus wie eine kleine Gebirgskette. Sie zeigt, wie viele Partikel in einem bestimmten Größenbereich vorkommen. Die Y-Achse gibt an, welcher Anteil (in Prozent) des gesamten Mahlguts innerhalb eines engen Größenintervalls liegt – zum Beispiel zwischen 240 und 250 µm. Je höher ein Punkt auf der Kurve, desto mehr Partikel sind genau in diesem Bereich unterwegs. Man sieht sofort: Wo steht der höchste „Berg“? Wie viele Fines gibt es? Und wie breit ist das Ganze aufgespannt? Das macht die inkrementelle Verteilung zur visuellen Landkarte des Mahlgrads – sie verrät uns, wo die Mehrheit der Partikel liegt, wie ausgeprägt der Feinpeak ist, und wie homogen oder verstreut das Mahlgut insgesamt wirkt.

  • Die Inkrementelle Kurve zeigt dir, wie viel Prozent des Kaffeepulvers auf einen bestimmten Größenbereich entfallen (z.B. wie viel zwischen 30-100 µm liegt).
  • Sie visualisiert die Peaks sehr deutlich – du erkennst den Feinpeak und den Hauptpeak und siehst, ob die Verteilung bimodal ist. Die X-Achse (Partikelgrösse) ist hier oft logarithmisch dargestellt, um den feinen Bereich besser sichtbar zu machen.
  • Wenn auf bei 250 µm (X-Achse) ein Wert von 2 % auf der Y-Achse steht, bedeutet das: → Rund 2 % des gesamten gemessenen Kaffees bestehen aus Partikeln, die ungefähr 250 µm groß sind (genauer: im Messintervall rund um 250 µm).
Kumulative Verteilung

Beispiel einer kumulativen Verteilung 

Kumulative Verteilung („Cumulative Share“)

Die kumulative Verteilung (Cumulative Share) erzählt dieselbe Geschichte – aber auf eine andere Art. Hier zeigt die Y-Achse, wie viel Prozent des Kaffees bereits erreicht sind, wenn wir alle Partikel bis zu einer bestimmten Größe aufsummieren. Die Kurve beginnt links bei Null und steigt dann stetig an – bis sie rechts bei 100 % endet. Besonders spannend sind die Steigungswechsel: Ein steiler Abschnitt bedeutet, dass in diesem Größenbereich viele Partikel vorhanden sind – dort passiert im Kaffee richtig was. Ein flacher Abschnitt heißt: Hier ist wenig los, nur wenige Partikel bewegen sich in dieser Größenordnung. Man könnte sagen: Die kumulative Kurve zeigt wie schnell der Sack Kaffee voll wird, wenn wir ihn von fein nach grob mit Partikeln füllen.

  • Diese Kurve zeigt den Gesamtanteil (in Prozent) aller Partikel, die kleiner oder gleich einer bestimmten Größe sind.
  • Sie steigt immer von 0% auf 100% an.
  • An dieser Kurve kannst du leicht den x50-Wert ablesen (dort, wo die Kurve die 50%-Linie kreuzt) und auch den Feinanteil (der Y-Wert bei 100 µm auf der X-Achse).

Warum diese Werte den Geschmack beeinflussen

Jetzt wird es spannend: Wie schlagen sich diese Verteilungs-Eigenschaften in der Tasse nieder? Hier kommen sowohl empirische Erfahrungen als auch wissenschaftliche Erkenntnisse ins Spiel. Zum einen merken geübte Verkoster schnell, wenn ein Espresso zum Beispiel durch zu viele Fines überextrahiert-bitter wirkt oder durch zu grobe Partikel wässrig und sauer bleibt. Zum anderen haben Analysen – etwa von Astrophysiker und Kaffeeforscher Jonathan Gagné – deutlich gezeigt, dass wir beim Dial-in eines Espressos im Grunde den Feinanteil einstellen​. In einer Auswertung von 24 Espressomühlen unserer Messreihe fand Gagné heraus, dass verschiedene Mühlen bei optimaler Einstellung erstaunlich ähnliche Fines-Mengen produzieren – unabhängig vom mittleren Partikeldurchmesser. Mit anderen Worten: Baristas drehen am Mahlgrad vor allem so lange, bis die Gesamtmenge an Fines passt, um den gewünschten Durchlauf und Druck zu erzielen​.

Eine „fines-freudige“ Mühle muss man also viel gröber stellen (damit nicht zu viele Fines den Puck verstopfen), während man eine „fines-arme“ Mühle sehr fein stellen darf (um überhaupt genug Widerstand im Puck aufzubauen). Dieses Zusammenspiel erklärt, warum z.B. unimodale Mühlen (mit wenig Fines) oft sehr feine Shots benötigen, die dann aber außergewöhnlich klare Geschmacksnoten liefern – man spricht hier gern von “Low-Fines Shots”, die hellere Säuren und florale Noten betonen. Umgekehrt liefern Mühlen mit bewusst etwas mehr Fines oft kräftigere, vollmundigere Espressi mit dickerer Textur – klassisch italienisch mit mehr Bitter-Schokolade-Charakter, aber manchmal eben auch rauer in der Säure. Auch die Breite des Hauptpeaks spiegelt sich im Geschmack wider. Wir stellten in unseren Tests immer wieder fest, dass sehr breite Verteilungen (hohe Main Peak Width) zu komplizierten Geschmackskombinationen: Eine gewisse Unruhe in der Tasse, könnte man sagen, von uns auch als “verzettelt” beschrieben. Ein Teil der Extraktion läuft zu weit (Bitterkeit, manchmal eine metallische Note), ein anderer bleibt zurück (scharfe Säure), und es fällt schwer, einen balancierten Gesamtgeschmack zu erzielen​.

Werden die Partikelgrößen hingegen homogener (schmalerer Peak), fügt sich der Geschmack meist harmonischer zusammen – Süße, Säure und Bitterkeit befinden sich im Einklang, nichts sticht unangenehm hervor. Das heißt nicht, dass jede Mühle mit vielen Fines oder breiter Verteilung automatisch schlechten Kaffee macht​. Geschmacksurteile hängen von vielen Faktoren ab (Bohnensorte, Röstung, Rezept etc.), und man kann mit Technik viel ausgleichen. Dennoch: Die Trends sind eindeutig. Mühlen, die sehr einheitlich mahlen, werden von vielen Kaffeenerds für ihre klaren, balancierten Shots geschätzt. Mühlen, die mehr Fines produzieren, ergeben oft kräftige, dichte Shots, die aber schwieriger perfekt auszutarieren sind. Hier entscheidet auch der persönliche Geschmack: Einige mögen die schokoladige Wucht eines leicht „dreckigen“ Espresso, andere lieben die transparente Nuanciertheit eines „sauberen“ Espresso – beides kann auf seine Weise exzellent sein. Die Partikelverteilung gibt uns jedoch die wissenschaftlichen Werkzeuge, um solche Charakteristika einer Mühle greifbar zu machen und gezielt damit zu arbeiten.

Natürlich hängen diese drei Werte auch zusammen: Oft erzeugen Mühlen mit vielen Fines (hohem Feinanteil) eine etwas breitere Verteilung und einen größeren x₅₀, weil man sie gröber stellen muss. Umgekehrt haben Mühlen mit wenigen Fines oft einen kleineren x₅₀ (müssen feiner gestellt werden) und einen schmaleren Hauptpeak. Trotzdem lohnt es sich, jede Kenngröße einzeln zu betrachten, um das Gesamtbild zu verstehen.

Fazit: Was wir von der Partikelanalyse für den perfekten Kaffee lernen können

Die Beschäftigung mit Partikelverteilungen zeigt eindrucksvoll, dass im scheinbar simplen Akt des Kaffeemahlens eine verborgene Welt an Wissenschaft steckt. Für uns Kaffeeliebhaber bedeutet das: Wir können bewusster an die Sache herangehen. Wenn wir verstehen, dass eine Mühle nicht nur „fein“ oder „grob“ mahlt, sondern einen individuellen Fingerabdruck aus Fines, durchschnittlichen Partikeln und vielleicht ein paar Boulders erzeugt, dann können wir unsere Kaffee-Rezepte besser darauf einstellen – oder die Mühlenwahl treffen, die zu unseren Vorlieben passt.

Unterschiedliche Mahlscheiben gleicher Größe mit unterschiedlichen Geometrien wie Schnitt, Vorbrecher, Enge der Schneidekanten verändern die Partikelverteilung ebenfalls sehr stark.

Die Erkenntnisse aus der Partikelanalyse inspirieren dazu, beim nächsten Espresso vielleicht mal genauer hinzuschauen (oder zu schmecken): Schmecke ich Hinweise darauf, dass meine Mühle viele Fines produziert? Ist der Espresso samtig,schwer, vielleicht mit einer gewissen Trockenheit im Nachgeschmack und weniger Klarheit bei den Aromen? Dann könnte das ein Indiz für einen hohen Feinanteil sein.

Oder ist er glasklar in seiner Komplexität und die individuellen Noten des Kaffees stechern heraus - der Körper ist jedoch etwas weniger ausgeprägt und vielleicht saftig und nich schwer und dicht? Dann ist das möglicherweise ein Zeichen für sehr homogene, fines-arme Mahlung.

Letztlich führt uns die Partikelverteilung vor Augen, wie eng Handwerk und Wissenschaft im Kaffee verbunden sind. Die besten Ergebnisse entstehen, wenn wir beides nutzen: die Neugier und Experimentierfreude des Home Baristas und das Wissen aus der Forschung. Unsere Reise durch die Welt der Kaffeepartikel hat gezeigt, dass hinter jeder aromatischen Tasse eine Menge Physik und Statistik stecken – aber keine Sorge: Man muss kein Astrophysiker sein, um davon zu profitieren (auch wenn Leute wie Jonathan Gagné sicherlich helfen!).

Schon ein grundlegendes Verständnis davon, was im Kaffeemehl passiert, kann uns helfen, bewusstere Entscheidungen zu treffen. Sei es die Investition in eine bestimmte Mühle oder das Feintuning unseres Rezepts – wissenschaftliche Messungen wie die Partikelanalyse geben uns eine objektive Grundlage, um den Mythos und die Magie des Espresso ein bisschen besser zu verstehen.

Am Ende geht es um den Geschmack in der Tasse. Die Partikelverteilung ist kein Selbstzweck, sondern ein Schlüssel, der uns hilft, den Geschmack zu enträtseln und zu steuern. Wenn wir also das nächste Mal über „grob“ oder „fein“ sprechen, denken wir daran: Es steckt noch viel mehr dahinter – eine ganze Partikelwelt, die darauf wartet, entdeckt zu werden. Viel Spaß beim weiteren Erforschen und auf dem Weg zum perfekten Kaffee!

]]>
https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-partikelverteilung/feed/ 0 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
Slow Feeding beim Mahlen von Kaffee in Espressomühlen https://www.kaffeemacher.ch/blog/slow-feeding/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/slow-feeding/#comments Sat, 03 May 2025 19:53:00 +0000 Single Dosing Espressomühlen https://www.kaffeemacher.ch/blog/slow-feeding/ Weiterlesen

]]>
Slow Feeding – die verlangsamte Zuführung von Kaffeebohnen in die Mühle – kann die Partikelgrößenverteilung des Mahlguts und damit die Extraktion von Espresso signifikant beeinflussen. In dieser Studie untersuchen wir diesen Effekt mit Labormessungen der Partikelverteilung, Extraktionskennzahlen (Brühzeit, TDS, Extraktionsausbeute) sowie sensorischen Verkostungen.

Basierend auf vorheriger Forschung, u.a. von Lance Hedrick, Jonathan Gagné, Christopher Hendon und Samo Smrke, erwarten wir, dass eine langsamere Bohnenzufuhr den Feinanteil reduziert und das Mahlgut gleichmäßiger macht. Unsere Versuchsreihen mit verschiedenen Specialty-Kaffees (Apas, Limontitla, Chirinos, Hamasho) bestätigen: Slow Feeding führt bei gleicher Mahlwerkeinstellung zu einem gröberen Mahlgut mit deutlich geringerem Feinanteil, was die Durchflussrate erhöht und die Extraktion beschleunigt.

Um vergleichbare Extraktionszeiten zu erreichen, muss der Mahlgrad entsprechend feiner eingestellt werden. Die Ergebnisse zeigen Unterschiede im Extraktionsverhalten: Ein langsameres Einfüllen kann die Puck-Permeabilität (Widerstandsfähigkeit) erhöhen, was kürzere Brühzeiten bei gleichem Mahlgrad zur Folge hat, beeinflusst aber auch die Puck-Struktur und damit den Geschmack.

Sensorisch führte Slow Feeding tendenziell zu klareren, geschmacklich transparenteren und komplexeren Tassen und etwas weniger Körper, abhängig von Bohnenvariante und Röstfrische. Die Diskussion verknüpft diese Befunde mit der Rolle triboelektrischer Aufladung (statischer Elektrizität) und der bekannten „Popcorning“-Wirkung bei einzeln zugeführten Bohnen. Abschließend werden praktische Implikationen für Mühlendesign und Barista-Workflows abgeleitet.

Wir haben Slow Feeding von Hand durchgeführt, sowie mit einem genialen Slow Feeding Tool von einem Schweizer Startup namens [Partnerlink] CremaLoop Slow Feeder*. 

Einleitung

Die Partikelgrößenverteilung des Kaffeemehls ist ein Schlüsselfaktor für die Extraktion von Espresso. Insbesondere der Anteil sehr feiner Partikel („Fines“ <100 µm) beeinflusst die Fließgeschwindigkeit des Wassers durch den Kaffeepuck maßgeblich (The role of fines in espresso extraction dynamics | Scientific Reports). Samo Smrke et al. (2024) zeigten in einer systematischen Studie, dass ein höherer Feinanteil die Permeabilität des Kaffeebetts verringert und zu langsameren Durchflussraten sowie längeren Extraktionszeiten führt. Gleichzeitig steigert ein feinerer Mahlgrad (mit mehr Fines) in gewissem Rahmen die Extraktionsausbeute und Intensität des Espresso, bis ein Zuviel an Fines zu Verstopfung und ungleichmäßiger Extraktion führt. Die Kunst besteht also darin, ein ausgewogenes Partikelspektrum zu erzeugen, das sowohl ausreichend Extraktionsoberfläche bietet als auch eine stabile Durchflussrate ermöglicht.

Neben offensichtlichen Parametern wie Mahlwerkgeometrie und -einstellung rückt zunehmend die Art der Bohnenzufuhr in den Fokus. In der Kaffeeszene wird unter Slow Feeding das bewusste Verlangsamen der Bohnenzufuhr in die Mühle verstanden. Anstatt alle Bohnen einer Dosis auf einmal in den Mühlentrichter zu geben, werden sie beim Slow Feeding nach und nach – teils sogar einzeln – zugeführt. Dieses Vorgehen soll die Mahlgutqualität verbessern, doch wie genau?

Ein bekanntes Phänomen beim Einzeldosieren von Bohnen ist das sogenannte “Popcorning”. Der Begriff beschreibt das Aufspringen einzelner Bohnen im leeren oder nahezu leeren Trichter, wodurch sie unkontrolliert zwischen den Mahlsteinen passieren. Wie Jonathan Gagné erläutert, kann eine einzelne Bohne in einem leeren Hopper umherprallen und unter Umständen durch einen größeren Spalt zwischen den Mahlscheiben rutschen, da kein Bohnenstau sie hinabdrückt (Grind Quality and the Popcorning Effect – Coffee ad Astra).

Dieses Popcorning resultiert in durchschnittlich gröberem Mahlgut und einer etwas breiteren Partikelverteilung mit mehr Grobpartikeln (“Boulders”). Solche größeren Partikel tragen aufgrund ihrer geringeren spezifischen Oberfläche weniger effizient zur Extraktion bei. Gagnés Messungen zeigten zwar, dass der Effekt bei typischen Dosiermengen begrenzt ist (bei 10 g Dosis waren Bohnen-weise gemahlene Proben im Median ca. 0,08 mm gröber als mit vollem Trichter) und der Feinanteil sogar leicht geringer ausfallen kann:. Dennoch verdeutlichen diese Ergebnisse, dass die Zuführungsrate die Mahlkurve beeinflusst: Ein voller Bohnenvorrat im Hopper führt zu einem homogeneren Mahlvorgang, während vereinzelte Bohnen zu einer bimodaleren Verteilung tendieren.

Neben mechanischen Effekten spielt auch die statische Aufladung beim Mahlen eine Rolle. Durch Reibung und Fragmentierung der Bohnen laden sich Partikel triboelektrisch auf (Grinding coffee with a splash of water reduces static electricity and makes more consistent and intense espresso | ScienceDaily). Diese Ladungen führen zu Agglomeration (Klumpenbildung) und Anhaften von Kaffeepulver an Mahlwerk und Auswurf. Christopher Hendon und Kollegen untersuchten 2023/24 die Ursachen und Auswirkungen dieser triboelektrischen Effekte. Sie fanden, dass Bohnen mit höherem Restfeuchtegehalt beim Mahlen weniger stark aufgeladen werden, was zu geringerem Streuverlust und konsistenterer Partikelfreisetzung führt. Das Befeuchten der Bohnen vor dem Mahlen („Ross-Droplet-Technique“) kann so die statische Aufladung reduzieren und resultierte in ihren Versuchen in gleichmäßigerem Mahlgut sowie einer intensiveren Espresso-Extraktion. Diese Erkenntnis unterstreicht, dass das Triboeffekt-Management (z.B. durch Bohnenfeuchte oder Ionisation) maßgeblich die Verteilung und Dispersion der gemahlenen Partikel beeinflusst.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Kann auch das gezielte Verlangsamen der Bohnenzufuhr – Slow Feeding – ähnliche Vorteile bieten? Anekdotische Berichte aus der Specialty Coffee Community sowie erste Experimente deuten darauf hin, dass Slow Feeding die Feinproduktion reduziert und die Extraktion verbessern kann (Impact of slow feeding is nuts : r/LanceHedrick - Reddit). Systematische wissenschaftliche Untersuchungen dazu fehlen jedoch bislang. In unserem Bericht knüpfen wir an die genannten Arbeiten an und untersuchen mit wissenschaftlicher Methodik den Einfluss von Slow Feeding auf Mahlgutverteilung, Extraktionsverhalten und sensorische Eigenschaften. Dabei greifen wir insbesondere die Hypothesen aus Gagnés Popcorning-Analyse und Smrkes Fines-Studie auf und prüfen, inwiefern langsame Zuführung die Partikelgrößenverteilung verschiebt (z.B. geringerer Feinanteil) und welche Extraktionsdynamik (Durchfluss, Puck-Resistenz) daraus resultiert. Zudem betrachten wir mögliche Unterschiede in Abhängigkeit von Bohnenzugabe (händische vs. kontinuierliche Zuführung) und Röstprofil, um die beobachteten Effekte einordnen zu können.

Methodik

Versuchsübersicht

Es wurden zwei Haupt-Versuchsreihen durchgeführt. Im ersten Test (Januar 2025) untersuchten wir den Einfluss von Slow Feeding qualitativ mit zwei verschiedenen Kaffees (Apas (mittlere Röstung) und Limontitla (hellere Röstung)). Im zweiten Test (April 2025) folgten quantifizierende Messreihen mit dem Kaffee Apas, inklusive TDS-Messungen zur Berechnung der Extraktionsausbeute. Zusätzlich führten wir begleitende Partikelgrößenanalysen an der ZHAW durch und bewerteten in Verkostungen die sensorischen Unterschiede zwischen Shots mit und ohne Slow Feeding für vier Kaffees (Apas, Limontitla, Chirinos, Hamasho).

    Equipment und Bedingungen

    Beide Tests nutzten eine DF64 Scheibenmühle (64 mm Flat Burrs). Im ersten Test kam eine DF64 (1. Generation) zum Einsatz, im zweiten eine DF64 Gen 2. Als Espressomaschine diente eine La Marzocco Linea (Gastro-Espressomaschine). Die Temperatur wurde auf 93 °C eingestellt. Es wurden IMS Competition 24,5 g Siebe in einem La Marzocco 58er mm Siebträger verwendet. Die Eingabedosis betrug bei allen Shots 18 g Kaffee, die Ziel-Output-Menge ca. 45 g Espresso (Verhältnis ~1:2,5), sofern nicht anders angegeben. Jeder Shot wurde mit identischer Puckpräparation zubereitet (Verteilen mit WDT/Moonraker, Leveln und Tampern mit 12 kg Anpressdruck).

    Slow-Feeding Mechanismen

    Um eine langsame Bohnenzufuhr zu gewährleisten, kamen zwei Methoden zum Einsatz: 

    1. Manuelles Slow Feeding durch schrittweises Nachdosieren per Hand. Hierzu wurden die 18 g in kleinen Portionen in den Trichter gegeben, während die Mühle lief, unterstützt durch leichtes Klopfen auf den Dosierbecher. Die Zuführdauer betrug dabei etwa 50–70 Sekunden für eine Dosis (statt ~5–10 s beim normalen Mahlen „auf einmal“). 
    2. Mechanisches Slow Feeding mittels eines Electric Slow Feeder Aufsatzes (Crema Loop Slow Feeder [Partnerlink]). Dieses 3D-gedruckte Gerät wird oben auf den DF64-Trichter gesetzt und fördert mittels einer drehenden Scheibe die Bohnen kontrolliert einzeln in die Mahlkammer. Mit dem Slow Feeder konnten wir eine konstante Zuführrate einstellen (ca. 1 Bohne alle ~1–2 Sekunden), um gleichmäßige Bedingungen zu haben.

    Versuchsdesign erster Test

    Für die Kaffees Apas (Natural, Brasilien) und Limontitla (Gewaschen, Mexico) wurden jeweils mehrere Shots unter verschiedenen Mahl- und Bohnenzufuhrbedingungen gezogen. Zunächst wurde ein Referenz-Shot mit normaler Zuführung erstellt, d.h. alle Bohnen auf einmal in den laufenden Grinder (‚ohne Slow Feeding‘). Anschließend erfolgten Shots mit Slow Feeding von Hand sowie mit Slow Feeder Tool, wobei vorerst der Mahlgrad gegenüber dem Referenzshot unverändert blieb.

    Da wir beobachteten, dass Slow Feeding die Durchflussrate deutlich erhöhte (Shots liefen zu schnell), variierten wir im Anschluss den Mahlgrad, um die Flusszeit wieder in den Zielbereich (~25–30 s) zu bringen. Konkret wurde z.B. für Apas der Mahlgrad von initial etwa „20“ (an der DF64-Skala) schrittweise Richtung feiner (~11,5) angepasst. Jeder Bedingung (z.B. Apas ohne SF, Apas mit SF unverändert, Apas mit SF feiner) wurde mehrmals getestet, um die Reproduzierbarkeit zu prüfen. Die erzielten Shotzeiten, Ausgabemengen und Brühraten wurden notiert. Probedosen der gemahlenen Kaffees wurden luftdicht verpackt und für die Partikelanalyse bereitgestellt.

    Versuchsdesign zweiter Test

    Aufbauend auf den ersten Ergebnissen erfolgte eine genauere Untersuchung mit dem Kaffee Apas (neue Röstcharge vom 25.03.2025). Hierbei wurden drei Szenarien direkt verglichen: 

    • (A) Normalfeeding (kein Slow Feed) auf einen Ziel-Output von 1:2,5 in ~25 s eingestellt,
    • (B) Slow Feeding bei gleichem Mahlgrad wie (A), und
    • (C) Slow Feeding mit feinerem Mahlgrad so angepasst, dass ebenfalls ca. 25 s Extraktionszeit erreicht wurden. Für jedes Szenario wurden fünf Shots hintereinander bezogen. 

    In Szenario A ergab sich ein Mahlgrad-Einstellwert von 21 (DF64-Skala), in Szenario C wurde deutlich feiner (Wert ~10,5) gemahlen. Unmittelbar nach Bezug wurden von jedem Shot mit einem VST-Refraktometer der TDS-Wert (Total Dissolved Solids, in %) gemessen und der Extraktionsertrag (%) berechnet (basierend auf Eingabe-, Ausgabegewicht und TDS). So erhielten wir Mittelwerte der Extraktionsausbeute und Brühzeit für die Bedingungen mit und ohne Slow Feeding.

    Partikelgrößenanalyse

    Die gesammelten Mahlgut-Proben aus Test 1 (jeweils ca. 13 g) wurden an die Hochschule für Angewandte Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zwecks Partikelverteilungsmessung gesendet. ​Die (ZHAW) verwendete zur Messung der Partikelgrößenverteilung (Particle Size Distribution, PSD) von Kaffeemehl das Camsizer X2 von Retsch Technology. Dieses Gerät basiert auf dynamischer Bildanalyse und eignet sich besonders für die Analyse von Partikeln im Größenbereich von etwa 0,8 bis 8.000 µm.

    Für jede Probe erhielten wir Kennwerte der Partikelverteilung, insbesondere den Median x50 (Medianpartikeldurchmesser in µm), den Feinanteil Q<100µm (Masseanteil der Partikel <100 µm, in %) sowie die Peak-Breite der Hauptfraktion (Breite des Partikelspektrums, hier definiert als die Spannweite, die 60 % der Grob-Partikelmasse umfasst). Diese Daten ermöglichen einen objektiven Vergleich der Mahlgrade und Verteilungsbreiten zwischen den verschiedenen Bohnenzufuhrvarianten.

    Sensorische Verkostung

    Um praktische Auswirkungen auf den Geschmack zu evaluieren, führten wir zwei deskriptive Verkostungen mit KM-Espresso Score Sheet durch. Zusätzlich wurde eine weitere diskriminierende Verkostung mit Filterkaffee durchgeführt.

    Wir fassen in diesem Bericht die Ergebnisse der deskriptiven Verkostungen mit KM-Espresso Score Sheet zusammen. Diese werden auch in unserem Testvideo erläutert. Zur Verifizierung der Ergebnisse müssen weitere Verkostungen vorgenommen werden.

    Pro Kaffee wurden Espressobezüge mit und ohne Slow Feeding gegenübergestellt. Die Espresso-Proben (Temperatur ~60 °C, 1:2,5 Ratio) wurden von den Verkostenden nach einem vereinfachten Schema beurteilt: Bitterkeit, Süße, Säure, Balance, Aroma, Körper, Textur, Nachgeschmack – jeweils auf einer Skala von 1 (schwach) bis 6 (stark) mit halben Punkten.

    Die Einzelattribute dienten der Diskussion; im Fokus lag jedoch ein Gesamturteil zur sensorischen Qualität und eventuellen Unterschiede in Klarheit, Komplexität und Körper zwischen Slow-Feed- und Normal-Feed-Shots. Die Verkostungen fanden unmittelbar nach den Extraktionen statt.

    Partikelverteilung Slow Feeding

    Ergebnisse

    Partikelgrößenverteilung (ZHAW-Analyse)

    Die Laboranalyse der Mahlgutproben bestätigte deutlich, dass Slow Feeding die Partikelverteilung beeinflusst. Tabelle 1 zeigt die Kennwerte für den Brasilien Apas und den Mexico Limontitla unter vier Bedingungen: ohne Slow Feeding (Baseline), Slow Feeding von Hand (gleichbleibender Mahlgrad), Slow Feeding mit Gerät (gleichbleibender Mahlgrad) und Slow Feeding mit Gerät und angepasstem feinerem Mahlgrad.

    Kaffee Bedingung x50 (µm) Feinanteil <100 µm (%) 60% Haupt-Peak Breite (µm)
    Apas Normal (Baseline, Mahlgrad 20) 250 33,0% 193,1
    Apas Slow Feed von Hand (MG 20) 299 23,9% 210,1
    Apas Slow Feed Gerät (MG 20) 291 26,2% 207,4
    Apas Slow Feed Gerät (MG ~11,5 fein) 178 38,2% 146,1
    Limontitla Normal (Baseline, MG 16) 229 33,4% 178,4
    Limontitla Slow Feed von Hand (MG 16) 255 28,4% 185,8
    Limontitla Slow Feed Gerät (MG 16) 250 29,3% 182,0
    Limontitla Slow Feed Gerät (MG ~8 fein) 164 38,3% 130,3

    Tabelle 1: Partikelgrößenverteilung (Median x50, Feinanteil <100µm, und 60%-Hauptpeak-Breite) für Apas und Limontitla unter verschiedenen Bohnenzufuhrbedingungen. MG = eingestellter relativer Mahlgrad an der DF64-Skala.

    Bereits der Vergleich der Baseline (alles-auf-einmal) zu den Slow-Feeding-Bedingungen mit gleichem Mahlgrad zeigt klare Trends: Durch Slow Feeding verschiebt sich der Median x50 nach oben – d.h. die Partikel werden im Schnitt gröber. 

    • Beispielsweise stieg x50 bei Apas von ~250 µm auf ~299 µm (+20 %) mit Slow Feeding von Hand. 
    • Gleichzeitig fiel der Feinanteil (<100 µm) drastisch: von ~33 % auf nur ~24 % bei Apas (bzw. von 33 % auf ~28 % bei Limontitla). 
    • Auch mit dem elektrischen Feeder (Gerät) ergab sich eine Feinreduktion gegenüber der Referenz (Apas ~26 %, Lim. ~29 %).

    Diese Resultate unterstützen die Hypothese, dass langsame, portionsweise Beschickung der Mühle die Feinbildung vermindert. Interessanterweise war der Effekt beim händischen Slow Feeding sogar etwas stärker als mit dem kontinuierlichen Feeder – eventuell weil manuell jeweils wirklich einzelne Bohnen nachgerutscht sind, während der automatische Feeder einen konstanten kleinen „Bohnenstrom“ hält. Ungeachtet dessen war die Tendenz eindeutig: Slow Feeding macht das Mahlgut bei identischem Mahlgrad gröber und reduziert die Fines-Fraktion deutlich.

    Die Breite der Haupt-Partikelfraktion (60 % Peak-Breite) änderte sich nur moderat. Tendenziell wurde sie unter Slow Feeding etwas größer (Apas: 193 → ~210 µm; Lim: 178 → ~182–186 µm), was auf eine etwas breitere Verteilung der groben Partikel hindeutet. Dies passt dazu, dass durch Popcorning einige Bohnen etwas gröbere „Boulders“ ergeben (Grind Quality and the Popcorning Effect – Coffee ad Astra). Allerdings sank gleichzeitig die Streuung im Feinstaub-Bereich erheblich, was insgesamt als homogenere Verteilung wahrgenommen werden kann (d.h. weniger ausgeprägter bimodaler Charakter). Gagnés Befund, wonach Bohnen-weise Mahlen eine leicht engere Verteilung ähnlich einer hochqualitativen Mühle ergeben kann, spiegelt sich hier insofern wider, als die unerwünschte Fein-“Flankenausprägung” der Verteilung beschnitten wird.

    Schließlich illustriert Tabelle 1 auch die Daten der „feiner eingestellten“ Slow-Feed-Bedingungen (ASF_444, LSF_444). Hier wurde – basierend auf den zu schnellen Durchflüssen – der Mahlgrad deutlich nachjustiert (Apas von MG20 auf ~11,5; Limontitla von 16 auf 8). Wie erwartet verschiebt sich dadurch x50 stark ins Feine (178 µm bei Apas, 164 µm bei Limontitla) und der Feinanteil steigt (je ~38 %). Diese Werte liegen sogar über dem ursprünglichen Feinanteil der Baseline. Damit zeigt sich: Um trotz Slow Feeding dieselbe Extraktionszeit zu erreichen, musste deutlich feiner gemahlen werden – was wieder 

    PSD veraenderungen slow feeding

    Abb. 1: Einfluss von Slow Feeding auf die Partikelgrößenverteilung für Apas (blau) und Limontitla (grün). Links: Medianpartikelgröße x50; Rechts: Anteil der Feinstpartikel <100 µm. Gezeigt sind jeweils Baseline (kein Slow Feed), Slow Feed (händisch), Slow Feed (Gerät) bei gleichem Mahlgrad, sowie Slow Feed mit feinerem Mahlgrad zur Kompensation der Flusszeit. Datenquelle: Kaffeemacher PSD Daten 2025

    Extraktionszeiten und Ausbeuten (mit/ohne Slow Feeding)

    Die in den Versuchsreihen gemessenen Extraktionskennzahlen spiegeln die oben genannten Veränderungen in der Partikelverteilung klar wider. Im ersten Test fiel sofort auf, dass bei unverändertem Mahlgrad die mit Slow Feeding gemahlenen Shots viel schneller durchliefen als die Referenz. Beispielsweise extrahierte Apas ohne Slow Feeding in ca. 25 s, wohingegen mit Slow Feeding (selber Mahlgrad 20) der Puck so durchlässig war, dass die Flüssigkeit bereits nach ~10 s das Soll-Volumen erreichte – ein extremer Unterschied. Entsprechend hatten diese Shots auch eine deutlich niedrigere Stärke (Konzentration gelöster Teilchen).

    Durch schrittweises Feinerstellen konnte die Durchlaufzeit wieder verlängert werden; letztlich verlangsamte erst ein Mahlgrad von ~11–12 den Slow-Feed-Shot auf ~25–30 s. Ein analoges Verhalten zeigte Limontitla: Bei MG 16 lief der Slow-Feed-Shot ~5 s schneller durch als der normale (27 s → 22 s), und erst bei drastisch feinerem Mahlgrad (MG 8) erreichte ein Slow-Feed-Shot ~25 s. Diese Beobachtungen decken sich mit der Erwartung, dass weniger Feinpartikel die Puck-Permeabilität erhöhen – das Wasser fließt leichter hindurch, wodurch sich die Extraktionszeit verkürzt.

    Der zweite Test quantifizierte diese Effekte für Apas. Tabelle 2 gibt die durchschnittlichen Ergebnisse der drei Szenarien (A: kein Slow Feed, B: Slow Feed gleicher Mahlgrad, C: Slow Feed feiner Mahlgrad) wieder:

    Extraktionen slow feeding 1

    Tabelle 2: Mittelwerte (n=5 Shots) der Extraktionsparameter für Apas im zweiten Test. Ohne Slow Feeding vs. Slow Feeding bei identischem Mahlgrad (21) vs. Slow Feeding mit angepasstem Mahlgrad (10,5) für ca. 25 s Brühzeit. TDS und Ausbeute gemessen mit Refraktometer.

    Im Baseline-Szenario (ohne Slow Feeding) resultierte der eingestellte Mahlgrad 21 in einer mittleren Brühzeit von ~26 s und einer Extraktionsausbeute von ~20,9 %. Dies diente als Referenz. Wurde nun bei gleichem Mahlgrad langsam zugeführt (Szenario B), fiel die Brühzeit dramatisch auf ~10 s ab. Die Extraktionsausbeute sank entsprechend auf nur ~17,4 %. Ein so kurzer Espresso weist deutlich Unterextraktion auf (TDS ~6,8 % gegenüber ~8,2 % normal).

    Diese Zahlen quantifizieren den zuvor qualitativ beobachteten Effekt: Slow Feeding macht bei unverändertem Setting den Puck so durchlässig, dass die Standard-Extraktion misslingt. Erst das deutlich feinere Mahlen im Szenario C brachte die Kennwerte wieder auf das Ausgangsniveau (∅ 24 s, 20,9 % Ausbeute). Interessanterweise lag die erzielte Ausbeute trotz viel feinerem Mahlgrad nicht höher als im Standard – offenbar kompensieren sich die Faktoren bzw. verhindert ein derart feiner Mahlgrad eine effektive Extraktion aufgrund von Verblockungsverhalten. Theoretisch hat feineres Mahlgut eine größere Oberfläche und sollte deshalb effektiver extrahieren. Zu feines Mahlgut erschwert aber den Fluss durch den Puck.

     Bemerkenswert ist, dass selbst bei praktisch identischer Ausbeute die sensorischen Eigenschaften (siehe unten) sich unterschieden, was auf veränderte Extraktionsdynamiken hindeutet (z.B. unterschiedliches Flussprofil, Schichtextraktion im Puck etc.).

    Zusammenfassend bestätigen die Extraktionsdaten: Slow Feeding erhöht die Durchflussrate signifikant, sofern man den Mahlgrad nicht anpasst. Zur Aufrechterhaltung der gewünschten Extraktionszeit muss daher entsprechend feiner gemahlen werden, was jedoch den Feinanteil wieder erhöht. Unsere bisherigen Tests und Messungen von Partikelverteilungskurven hat ergeben, dass ein schmaleres Hauptpeak positive Auswirkungen auf den Geschmack hat. Ist es aber zu schmal, so muss der Mahlgrad derart fein gestellt werden, dass es zu einem Overshooting-Effekt kommt, der zu einem sehr großen Feinpeak führt.

    Sensorische Ergebnisse (Verkostung)

    Die Verkostungen der verschiedenen Kaffees untermauerten einige der analytischen Befunde, offenbarten jedoch auch nuancierte Unterschiede je nach Kaffee und Einstellung.

    • Apas, mittlere Röstung (Brasilien, Natural): Im direkten Vergleich wirkte der Espresso mit Slow Feeding klarer in der Aromatik. Panel-Beschreibungen waren „sauberer, geordneter Geschmack“ und ausgeprägtere Süße und Säure, während der Shot ohne Slow Feeding etwas mehr Körper und „Wucht“ besaß. Beim Apas führte das Slow Feeding im Scoring nicht zu einem besseren Ergebnis. Was der Kaffee auf der Seite der Geschmacksbalance gewann, verlor er an Qualität auf der Ebene der Textur, des Nachgeschmacks und des Körpers.
    • Chirinos, mittel-helle Röstung (Peru, washed): Hier zeigte sich der deutlichste Vorteil von Slow Feeding. Der Mahlgrad-korrigierte Slow-Feed-Shot extrahierte in 23 Sekunden und begeisterte durch ausgeprägte florale Noten und hohe Gesamtkomplexität. Verkoster notierten „viel floraler“ und vergaben im Schnitt die höchste Punktzahl (32,5 von 36 Punkten; Ohne Slow Feeding 27,5 von 36 Punkten) an den Slow-Feed-Espresso. Die Balance aus Säure, Süße und Textur gelang hier exzellent und der Kaffee wurde in allen Kategorien besser bewertet.
    • Hamasho mittel-helle Röstung (Äthiopien, natural): Dieser Kaffee war mit Slow Feeding sehr herausfordernd einzustellen. Der Mahlgrad musste sehr fein gestellt werden, was mehrere Male zu Verblockungen oder Channeling führte. Geschmacklich hat der Hamasho mit Slow Feeding nicht an Qualität gewonnen. Wie auch beim Apas zeigte sich auch beim Hamasho, leicht mehr Klarheit und Komplexität der Aromatik und ebenso verlor der Kaffee etwas Textur und Körper durch die Slow-Feeding-Zufuhr. Das Einstellen der Mühle und Finden des richtigen Mahlgrades war jedoch mit Slow Feeding bei diesem Kaffee so herausfordernd, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass auch die verkosteten Bezüge unter optisch nicht sichtbarem Micro-Channeling litten. Für einen Kaffee mit einer Dichtestruktur wie dem Hamasho ist möglicherweise ein adaptives Flussprofil oder ein Hebelmaschinen-Profil sinnvoll, welches der schnell nachlassenden Puckintegrität entgegenwirkt.

    Zusammenfassend zeigen die sensorischen Ergebnisse: Slow Feeding verändert das Geschmacksprofil messbar. Häufig genannte Stichworte waren klarer, definierter, floraler, teils verbunden mit etwas weniger Körper/Bitterkeit. Allerdings hängt das Ausmaß vom jeweiligen Kaffee und der Feinjustierung ab. Insbesondere bei komplexen, hochwertigen Bohnen wie Chirinos scheint Slow Feeding eine vollständigere Extraktion erwünschter aromatischer Inhaltsstoffe zu begünstigen (höhere Intensität und Klarheit), während bei anspruchsvollen Setups (Hamasho, sehr hell) die Vorteile nur bei optimaler Abstimmung zum Tragen kommen.

    Die Ergebnisse der sensorischen Prüfung korrespondieren mit den analytischen Daten dahingehend, dass ein veränderter Feinanteil und Flussverhalten durchaus sensorische Auswirkungen haben – etwa mehr Fines könnten tendenziell zu mehr adstringierenden und bitteren Noten führen, während weniger Fines und ein gleichmäßigerer Fluss feinere Aromen hervorheben. Diese Zusammenhänge werden im nächsten Abschnitt diskutiert.

    Partikelverteilung helle roestung slow feeding

    Diskussion

    Die vorliegenden Ergebnisse bestätigen, dass Slow Feeding einen erheblichen Einfluss auf Mahlgut und Extraktion ausübt. Im Folgenden werden die Mechanismen und Implikationen detailliert interpretiert.

    Auswirkungen auf Mahlgut und Extraktionsverhalten

    Durch Slow Feeding wird das Bohnenmahlen im Grunde entlastet: Anstatt dass viele Bohnen gleichzeitig zwischen die Mahlscheiben gedrückt werden, passieren sie einzeln oder in kleinen Gruppen die Mahlzone. Unsere Partikelanalyse zeigte einen damit verbundenen Rückgang des Feinanteils um ~5–10 % absolut (relativ ~20–30 % weniger Fines). Dies bedeutet, dass beim langsamen Mahlen weniger Partikel stark zertrümmert werden, sondern mehr Partikel im vergleichsweise groben Bereich bleiben. Ein Erklärungsansatz ist, dass einzelne Bohnen im Mahlspalt weniger Scherkräfte durch benachbarte Bohnen erfahren – sie werden zwar zerkleinert, aber eventuell nicht mehrfach kollidierend weiter fragmentiert. Zudem kann jede Bohne bei geringerer Zufuhrrate vom Motor mit konstanter Geschwindigkeit und Drehmoment verarbeitet werden. Gagné merkte an, dass Bohnen-weisen Mahlen auf seinem Versuchssetup eine konstantere Mühlen-Drehzahl erlaubte, was zu einer leicht engeren Verteilung beitrug. In unserem Setting (DF64 Direktmahler) hörte man die Leistung des Motors beim Normalfeed manchmal durch "kämpfende" und damit möglicherweise leicht abbremsendes Mahlverhalten bei voller Last. Beim Slow Feeding surrt die Mühle in einem kontinuierlichen Ton und scheint die Bohnen mühelos zu zermahlen. Die Bohnen verbringen evtl. weniger Zeit in der Mahlkammer, wodurch weniger Reibung und „Mahlzyklen“ auftreten. Das Ergebnis ist ein gröberer Median und weniger Feinstaub.

    Die Konsequenz für den Kaffeepuck ist eine höhere Porosität bzw. Permeabilität. Weniger Fines bedeuten mehr Hohlräume zwischen den Partikeln und einen geringeren Anteil „quasi‑kolloidaler“ Substanz, die die Poren verstopfen könnte. Smrke et al. untermauerten dies: Zusätzliche Fines verstopfen den Porenraum und reduzieren die Durchlässigkeit deutlich. Unsere Durchflussdaten sind damit voll konsistent – Slow Feed Shots schossen bei identischem Mahlgrad förmlich durch den Puck, da der Wasserwiderstand geringer war. Interessant ist, dass trotz stark unterschiedlicher Flussraten in Szenario A vs. B (26 s vs. 10 s) die extrahierten Solubles insgesamt proportional geringer waren (~17 % Ausbeute), was nahelegt, dass tatsächlich eine Unterextraktion stattfand und nicht etwa einfach die gleiche Extraktionsmenge in kürzerer Zeit gewonnen wurde. Das Wasser hatte schlicht zu wenig Kontaktzeit und Angriffsfläche, um ausreichend Inhaltsstoffe zu lösen.

    Puck-Resistenz und Flow-Dynamik

    Ein homogeneres, aber grobkörnigeres Mahlgut verhält sich anders unter Druck. Zum einen baut sich der Druck in der Brühkammer langsamer auf (weil Wasser schneller durchsickert, entweicht anfangs mehr Flüssigkeit bevor voller Druck anliegt). Zum anderen kann es sein, dass der Puck tendenziell stabiler bleibt, da weniger feine Partikel migrieren. In Espresso-Pucks spielen Fines oft die Rolle eines „Kitts“, der in oberen Schichten abgelagert den Fluss beeinflusst (Fines können sich verlagern und lokale Dichteunterschiede verursachen). Weniger Fines könnten daher auch Channeling entgegenwirken, sofern die Partikelverteilung ansonsten gleichmäßig im Puck verteilt ist. Unsere Beobachtungen bei Chirinos unterstützen dies: Der Slow-Feed-Puck zeigte offenbar kein Channeling, obwohl extrem fein gemahlen wurde – möglicherweise, weil die geringere absolute Anzahl an Fines nicht in dem Maße zu lokalen Verblockungen und Druckspitzen geführt hat, die Kanäle begünstigen. Auch Apas profitierte in gewisser Weise: Hier gab es zwar kein offensichtliches Channelingproblem im Standard, aber Slow Feeding ermöglichte es, feiner zu mahlen (MG ~12 statt 21) ohne Überdruck oder Abbruch der Extraktion – der Puck hielt der Feinheit stand, vermutlich weil der Feinanteil relativ gesehen immer noch moderat blieb.

    Allerdings gibt es auch eine Grenze: Wenn man, wie bei Hamasho nötig, extrem fein gehen muss, um überhaupt ~25 s zu erreichen, dann steigen der absolute Feinanteil und damit potenziell wieder die negativen Effekte (Clogging, Channeling). 

    Im Hamashos Fall war eine Extraktion mit Slow Feeding Zufuhr in die Mühle erst bei sehr feinem Mahlgrad erfolgreich, was effektiv bedeutete, dass der Puck sogar deutlich mehr Fines enthielt als ohne Slow Feed. Das erschwerte das gesamte Extraktionsverhalten, da kein Mahlgrad-Mittelweg gefunden werden konnte, der für ausreichend Widerstand im Puck sorgte, dann aber nicht zu Verstopfung (Clogging) führte, bzw. nicht zu grob war und zu frühzeitiger Zerstörung der Puckintegrität führte (Extraktionszeiten unter 18 Sekunden, trotz feinem Mahlgrad).

    Bei Apas und Chirinos (mittlere bzw. mittelhelle Röstungen) konnte man den Mahlgrad deutlich verfeinern und trotzdem ein stabiles Flussverhalten erzielen – hier wurde der Feinanteil quasi „ersetzt“ durch insgesamt feineres Mahlen, was offenbar zu einer effizienteren Extraktion erwünschter Stoffe führte (höhere Klarheit, Süße etc.), ohne in Überextraktion abzudriften. Bei Hamasho (heller, schwierig zu extrahieren) hingegen erforderte Slow Feed ein Mahlspektrum, das fast schon außerhalb des sinnvollen Bereichs lag (sehr viele Fines nötig, um genug Widerstand zu haben, was die erhofften Vorteile zunichtemacht).

    Zusätzlich muss bedacht werden, dass Slow Feeding das Dosiervolumen verändern kann. Gröbere Partikel bedeuten ein geringeres Schüttgewicht – der Puck könnte bei gleicher Masse fluffiger, voluminöser sein, was die Puckhöhe erhöht. Dies kann wiederum Einfluss auf die Extraktion haben (höherer Puck = längerer Weg, andere Druckverteilung).

    Auffällig ist, dass alle drei genannten Bohnen und auch der ebenfalls getestete Limontitla dazu neigten, deutlich schneller ihre Puckintegrität zu verlieren. Das zeigte sich bei Bezügen mit der Decent Espressomaschine, und führte zu höherem Fluss sowie niedrigerem Gegendruck. Selbst der Apas Espresso, der als mittlere Röstung eine höhere Puckstabilität aufweisen sollte, verhielt sich ab der mitte der Extraktion wie eine hellere Röstung. Als Schlussfolgerungen und Gegenstand führ weitere Untersuchungen sollte hier mit adaptiven Flussprofilen bzw. Profilen gearbeitet werden, die ab der Mitte der Extraktion den Druck deutlich reduzieren. Es ist möglich, dass Kaffees die mit Slow Feeding gemahlen wurden und insgesamt einen geringeren Medianmahlgrad aufweisen, deutlich schneller einen großen Teil ihres Extraktionspotentials abgeben. Dann würde ein angepasster Fluss möglicherweise weniger ungewollte Noten aus den Feinstpartikeln auswaschen, die zu Bitterkeit und Adstringenz beitragen.

    Statische Aufladung und Partikeldispersion

    Ein Aspekt, der eng mit Slow Feeding verknüpft ist, ist die Streuungsvermeidung. Bei voller Bohnenladung entstehen mit einem Schlag sehr viele Partikel, die miteinander und mit Oberflächen kollidieren – ideale Bedingungen für Triboelektrizität. Dass Slow Feeding eventuell die statische Aufladung reduziert, ist ein interessanter Nebeneffekt: Da kontinuierlich nur wenige Partikel entstehen, könnten sich Ladungen leichter am Metall der Mühle ableiten, bevor große Ansammlungen entstehen. Unsere Versuche haben dies nicht direkt gemessen, aber indirekt war die Mahlgutdispersion bei Slow Feed sichtbar anders: Das Kaffeemehl landete gleichmäßiger im Becher/Portafilter und bildete weniger Klumpen. Dies deckt sich mit Hendons Untersuchungen, wonach eine Reduktion der Aufladung die Klümpchenbildung verringert.

    Zwar haben wir kein Wasser-RDT eingesetzt, aber Slow Feeding wirkt möglicherweise ähnlich, indem es die Kollisionsfrequenz der Partikel senkt und so weniger Aufladung generiert. Hendon et al. konnten zeigen, dass schon eine kleine Veränderung der Bedingungen (z.B. mehr Feuchte) die Espressoqualität spürbar verbessert – in unserem Kontext könnte Slow Feeding also auch deshalb zur sensorischen Klarheit beitragen, weil das Mahlgut lockerer und entklumpt in den Siebträger fällt. Ein entklumptes Kaffeebett lässt sich besser verteilen und tampen, wodurch die Puck-Dichte homogener wird. Das Ergebnis sind gleichmäßigere Extraktionen und weniger Zonen unterschiedlicher Fließgeschwindigkeit.

    Zur Überprüfung dieser These haben wir ein Messgerät zur elektrostatischen Ladung bestellt.

    Einfluss des Bohnenformats: Popcorning vs. Bohnen-Nachrutschen

    Slow Feeding dürfte insbesondere bei Single Dose Mühlen zu einer gleichmäßigeren Partikelverteilung beitragen. Während bei Espressomühlen mit Bohnenbehälter jeweils Bohnen nachgedrückt werden und so über den gesamten Mahlvorgang "Bohnendruck" auf die Mahlscheibe und die unteren Bohnen besteht, ist das beim Single Dosing nicht so. Zum Ende der Mahlung sehen wir immer ein gewisses Popcorning, wenn nur noch die letzten Nachzügler-Bohnen auf der Mahlscheibe hüpfen.

    Wie stark die Auswirkung auf die Partikelverteilung mit nur wenigen Bohnen in der Mahlkammer sind, können wir aus unseren Messungen zum Slow Feeding ableiten. Single Dosing hat folglich deshalb immer eine ungleichmäßigere Mahlgutverteilung, als Mühlen mit Bohnenbehälter oder beim Anwenden der Slow Feeding Methode. 

    Interessant ist, dass in neueren Mühlendesigns (z.B. Weber EG-1, Lagom P64 mit optionalem Slow Feeder) diese Thematik aufgegriffen wird.

    Teilweise wird angeführt, dass durch Slow Feeding die Reibungswärme in der Mahlkammer reduziert wird. Wenn es in Mühlen beim Mahlen zu hoher Temperaturentwicklung kommt, so kann sich diese negativ auf den Geschmack auswirken (Temperaturen von über 40 Grad sind dafür erforderlich.

    Wir konnten diese Schlussfolgerung mit einer Messreihe ausschließen. Zu diesem Zweck haben wir die Temperatur des ausgegebenen Mahlgutes sowohl nach der Mahlung mit Slow Feeding als auch ohne gemessen. Bei einem "normalen" heimischen Einsatz (wir haben 6 Bezüge hintereinander überprüft), war bei beiden Feedmethoden zwar über die Bezüge eine leichte Erhöhung der Temperatur feststellbar. Die Temperatur der mit Slow Feeding bezogenen Mahlung, war jedoch nur durchschnittlich einen Grad kälter als die "normale" Mahlung. Bei dieser geringen Differenz gehen wir nicht von einer Auswirkung aus, die geschmackliche Auswirkungen hat.

    Theoretische Einordnung der Mechanismen

    Setzt man alle Puzzleteile zusammen, ergibt sich folgende Hypothese: Slow Feeding verändert die Mahlbedingungen von einem hochdynamischen, stochastischen Mehrbohnen-System hin zu einem quasistationären Einzelbohnen-System. Im Mehrbohnen-System (normaler Dosierung) gibt es intensive Bohnen-Bohnen-Interaktionen: Zerdrücken, Reiben, Abrieb von Zellulose und Röstfragmente – viele Fines entstehen früh im Mahlvorgang und können sogar erneut zermahlen werden. Im Einzelbohnen-System dagegen wird jede Bohne weitgehend isoliert zerkleinert; einmal durch, gelangt sie aus dem Spalt, bevor die nächste kommt. Dadurch entstehen pro Bohne weniger zusätzliche Fines. Die Partikel, die entstehen, sind tendenziell die „natürlichen“ Bruchstücke der Bohne, ohne dass diese Bruchstücke noch weiter zu Staub gemahlen werden, weil nicht sofort die nächste Bohne nachdrückt. Dieses Bild deckt sich mit dem Befund, dass Rollenmühlen (mehrstufiges schonendes Mahlen) weniger Fines produzieren – Slow Feeding imitiert in gewisser Weise einen Teil dieses Effekts, indem es dem Scheibenmahlwerk mehr Kontrolle und weniger Zufall gibt.

    Fazit

    Unsere Untersuchungen belegen wissenschaftlich fundiert, dass Slow Feeding – die langsame Bohnenzufuhr beim Mahlen – einen realen und relevanten Einfluss auf die Mahlgutqualität und Espresso-Extraktion hat. Zusammengefasst konnten wir zeigen:

    • Slow Feeding reduziert den Feinpartikelanteil im Mahlgut erheblich bei gleicher Mahlwerkeinstellung, was auf schonendere Fragmentierung der Bohnen hindeutet.
    • Dadurch ergibt sich eine höhere Permeabilität des Kaffeepucks: Die Durchflussrate steigt, Espresso läuft schneller durch. Um die gewünschte Extraktionszeit einzuhalten, ist eine deutlich feinere Einstellung nötig.
    • Bei angepasstem Mahlgrad ermöglicht Slow Feeding Espressi mit gleich hoher Extraktionsausbeute. Erste sensorische Ergebnisse weisen auf komplexere Aroma-Strukturen, bessere Geschmacksbalance und mehr Transparenz hin, teilweise auf Kosten von Textur und Gewicht sowie gewisser Trockenheit im Nachgeschmack. Weitere Tests sind vonnöten und Blind-Verkostungen mit größeren Panels sind notwendig.
    • Da durch Slow Feeding zunächst weniger Feinstpartikel vorhanden sind, muss der Mahlgrad deutlich feiner gestellt werden. Das kann zu Problemen führen. Zum einen sind viele Mühlen nicht in der Lage, reproduzierbar so fein zu mahlen. Zum anderen verändert sich die gesamte Struktur des Kaffeekuchens in der Extraktion und damit auch die Puckintegrität. Bei einigen Kaffees war eine gleichmäßige Extraktion mit einem traditionellen 9-Bar-Flat-Profil fast unmöglich ohne Channeling zu beziehen. Es ist hier weiter zu untersuchen, ob Brühprofile mit fallendem Druck bzw. Fluss zu wünschenswerten Ergebnissen führen.
    • Mögliche negative Effekte (Unterextraktion) treten vor allem dann auf, wenn man den Mahlgrad nicht entsprechend anpasst. Ein gewisses Maß an Fines scheint auch für eine ausgewogene Extraktion nötig (“happy medium of fines” nach Rao).
    • Der Nutzen von Slow Feeding hängt vom Röstgrad und Bohnenprofil ab: Bei unkomplizierten Röstungen kann es die Klarheit steigern; bei sehr hellen Röstungen ist die korrekte Anpassung kritischer, um überhaupt auf ausreichend Extraktion zu kommen.

    Relevanz für die Praxis: Für Röster und Baristi in der Specialty Coffee Szene bieten diese Ergebnisse wertvolle Hinweise. Mühlendesigner könnten Slow-Feed-Mechanismen integrieren – einige Hersteller tun dies bereits, wie zum Beispiel Option-O mit dem kürzlich vorgestellten Preliminary Crushing System (PCS). Unsere Daten untermauern, dass solche Innovationen nicht nur Spielerei sind, sondern messbare Qualitätsvorteile bringen können. Auch ohne spezielles Gerät kann ein Barista experimentell Bohnen langsamer einfüllen oder sogar „Single Bean Grinding“ versuchen, um bei problematischen Shots eventuell die Extraktion zu verbessern. Allerdings muss bedacht werden, dass Slow Feeding den Workflow verlangsamt – in einer geschäftigen Café-Umgebung ist es nicht immer praktikabel, 30–60 Sekunden pro Shot allein mit Mahlen zu verbringen. Hier gilt es abzuwägen: Für einen Championship-Shot oder die Perfektionierung eines High-End-Espressos kann Slow Feeding ein lohnendes Werkzeug sein, im Alltag muss Nutzen gegen Zeitaufwand stehen.

    Für wen macht Slow Feeding Sinn? Natürlich öffnet Slow Feeding einen weiteren Faktor, der Geschmack beeinflussen kann. Wenn ihr euch gerade mit anderen Elementen der Espresso-Zubereitung beschäftigt, dann öffnet nicht parallel eine weitere Tür. Die Basis für alles sind gute Standard-Rezepte und vielleicht die Auseinandersetzung mit Flow- und Druckprofilen. Wenn ihr mit diesen Themen aber bereits fortgeschritten seid, oder eure Maschine vielleicht keine derartigen Möglichkeiten bietet, dann könnte Slow Feeding für euch ein spannendes Experimentierfeld sein.

    Bitte schreibt in den Kommentaren, was ihr dabei entdeckt!

    Quellen:

    Die zentralen Daten in diesem Artikel hat unser Kaffeemacher-Testteam im Haus des Kaffees in Basel erhoben. Federführend ist Andrea Perin zu nennen, der als Barista-Trainer unserer Kaffeeschule alle Proben und Espresso-Shots bezogen hat. Geleitet wurde die Testreihe von Michel Indelicato als Leiter unserer Kaffeeschule und Benjamin Hohlmann, als Verfasser dieses Berichts. Sensorische Analysen wurden von den Sensorikern, Q-Gradern und nationalen Baristameistern vorgenommen (Nadja Schwarz, Michel Indelicato, Felix Hohlmann, Philipp Schallberger, David Wistorf, Benjamin Hohlmann).

    Die Diskussion stützte sich auf aktuelle wissenschaftliche Arbeiten und Expertenberichte, u.a. von 

    Diese und weitere Quellen sind im Text referenziert.

    *Wenn ihr über diesen Link bestellt, kostet es euch nicht mehr, aber wir kriegen eine kleine Provision, die wir in neues Test-Equipment stecken.

    ]]>
    https://www.kaffeemacher.ch/blog/slow-feeding/feed/ 3 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
    Specialty Coffee and Breakfast at Café Frühling in Basel https://www.kaffeemacher.ch/blog/specialty-coffee-and-breakfast-at-caf-fruehling-in-basel/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/specialty-coffee-and-breakfast-at-caf-fruehling-in-basel/#comments Fri, 02 May 2025 09:43:00 +0000 https://www.kaffeemacher.ch/blog/specialty-coffee-and-breakfast-at-caf-fruehling-in-basel/ Weiterlesen

    ]]>
    In the heart of Kleinbasel, Café Frühling has been part of Basel’s specialty coffee scene since 2013. The café is part of the Kaffeemacher:innen collective, a team of coffee professionals who work along the entire coffee value chain with a strong focus on transparency, quality, and sustainability.

    At frühling, you’ll always find two espresso options on the menu: one with a more classic, chocolaty profile, and another that’s fruit-forward and modern. For filter coffee, a changing selection of single origins is brewed by hand, ideal for those looking to explore different taste profiles and processing methods.

    468539240 18347918884120766 8270018252780492354 n

    With Kaffeemacher:innen we run our own coffee farm in Nicaragua, where we work closely and directly with producers. This direct and transparent approach allows us to build long-term relationships, better understand conditions at origin, and steadily improve quality in the cup.

    All coffees served at Café Frühling are roasted in Basel by the Kaffeemacher:innen team. Sofia Heuri, Swiss Coffee Roasting Champion 2024, and runner up Raúl Rivero are part of the roasting team and contribute their expertise to develop each coffee with clarity and balance.

    sofia raul roestmeisterinnen 1

    Sofia and Raúl in our roastery

    Specialty Coffee in Basel: A Pioneer’s Approach

    Café frühling was among the first cafés in Switzerland to fully embrace the Third Wave Coffee philosophy. Since our beginning, we have treated coffee as a craft, not as a drink. The baristas are trained at our Coffee Academy, and many go on to compete or teach in the specialty coffee world. Whether you're ordering a flat white or a V60 pour-over, you can expect a cup brewed with intention and expertise. 

    fruehling Basel

    Breakfast in Basel: All-Day Delights

    Frühling serves breakfast every day. Whether you're in the mood for something sweet or savory, there's something to match your mood—from creamy muesli and homemade pastries to poached eggs on sourdough bread alongside seasonal specials.

    On weekends, our café becomes one of the city’s most popular brunch destinations. Be early to get a free spot.

    Bakery: Handcrafted Pastries with a Nordic Twist

    broot pascal natasha

    The bakery team: Pascal and Natasha

    Frühling is also home to our own bakery: the Brootmacher:innen. Every morning, fresh sourdough bread and laminated pastries are baked on site. Inspired by Nordic baking traditions, the pastries reflect the same care and craftsmanship as the coffee.

    483680945 18361669021120766 1668337811103537059 n

    Cinnamon Buns and Cardamom Buns: A Must-Try

    If you visit Frühling and don’t try the cinnamon bun or cardamom bun, you’re missing out. Soft, layered, spiced. It might be a bit early to tell that it will be a cult, but we are on a good track. 

    Visit Café Frühling

    📍 Klybeckstrasse 69, 4057 Basel

    🕗 Mon–Fri: 8:00–18:00, Sat–Sun: 9:00–18:00 (brunch until 14:00)

    🌐 www.cafe-fruehling.ch

    📸 Follow us on Instagram: @fruehling_basel

    ]]>
    https://www.kaffeemacher.ch/blog/specialty-coffee-and-breakfast-at-caf-fruehling-in-basel/feed/ 0 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
    Die Fellow Espresso Series 1: Ein erster Blick (Kein Test!) https://www.kaffeemacher.ch/blog/fellow-espresso-1/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/fellow-espresso-1/#comments Sun, 27 Apr 2025 08:12:00 +0000 Espressomaschinen https://www.kaffeemacher.ch/blog/fellow-espresso-1/ Weiterlesen

    ]]>
    Fellow, bekannt für stilvolles Kaffeezubehör, wagt sich nun auf den Espressomaschinen-Markt mit der angekündigten Espresso Series 1.

    Die Erwartungen sind hoch, und die ersten Informationen versprechen einiges. Bevor wir jedoch unsere eigenen Hände an diese Maschine legen und sie auf Herz und Nieren prüfen können, möchten wir hier zusammenfassen, was wir bisher aus verfügbaren Quellen über die Fellow Espresso Series 1 in Erfahrung bringen konnten. Die Fellow Espresso 1 wurde im April 2025 in Houston an der SCA Expo vorgestellt. Dies ist ausdrücklich kein Erfahrungsbericht, sondern eine Übersicht der bekannten Fakten und Spezifikationen.

    Design und Anspruch

    Wie von Fellow gewohnt, steht das Design im Vordergrund. Die Series 1 präsentiert sich minimalistisch und modern, mit einem Gehäuse aus Aluminium und Akzenten aus Holz (Walnuss oder Ahorn, je nach Farbvariante). Sie ist in Schwarz, Malted Chocolate und Cherry Red erhältlich. Fellow scheint hier einen starken Fokus auf die Ästhetik gelegt zu haben, was sie von vielen traditionellen Espressomaschinen abhebt. Die Frage wird sein, ob die Form der Funktion in jeder Hinsicht folgt.

    Versprochene Technologie und Features

    Die Feature-Liste der Series 1 liest sich beeindruckend und zielt klar auf anspruchsvolle Heimbaristas ab:

    • Boosted Boiler Heizsystem: Ein von Fellow entwickeltes System mit drei Heizelementen soll für schnelle Aufheizzeiten (unter 90 Sekunden) und präzise Temperaturstabilität sorgen. Auch der schnelle Wechsel zwischen Brühen und Dampfen wird versprochen.
    • PID-Steuerung: Standard für präzise Temperaturkontrolle.
    • Vibrationspumpe: Ulka EP5
    • Druckprofilierung: Die Möglichkeit, den Brühdruck anzupassen und Profile zu speichern, ist ein Highlight für Experimentierfreudige. Ein Touchscreen ermöglicht sogar das "Zeichnen" von Profilen.
    • Temperaturprofile: Im englischen Home Barista Forum verrät der Hersteller, dass die Maschine neben Druck- und Flussprofilen auch abfallende Temperaturprofile beherrschen soll.
    • Volumetrik: Dies soll die Konsistenz erleichtern, insbesondere für Einsteiger.
    • Intuitives Interface: Ein 4,3-Zoll-Touchscreen und physische Tasten sollen die Bedienung erleichtern.
    • Temperaturgesteuerter Dampfstab: Mit Auto-Stopp und Auto-Purge-Funktion.
    • Shot-Feedback: Die Maschine gibt Hinweise, wenn die Extraktion nicht optimal verläuft.
    • 58-mm-Brühgruppe: Ein Industriestandard, der die Kompatibilität mit Zubehör gewährleistet. Ein bodenloser Siebträger ist dabei.
    • App-Konnektivität: Für Updates und Profilverwaltung.

    Bildmaterial von Fellow.

    Erste Einschätzungen und kritische Betrachtung

    Erste Berichte und Videos, wie zum Beispiel von Lance Hedrick (sehr schlechter Sound da live von der Messe), deuten darauf hin, dass die Maschine in der Tat viele Funktionen bietet, die man sonst nur in deutlich teureren Geräten findet. Insbesondere die Druckprofilierung und die Volumetrik sind hier hervorzuheben. Lance Hedrick meint sogar, dass sie 80-90% der Fähigkeiten einer Decent-Maschine zu einem Bruchteil des Preises bieten könnte.

    Wir sind noch skeptisch. Fellow hat uns bisher in Sachen Wertigkeit am Ende mit wenigen Produkten vom Hocker gehauen. Die Produkte sehen auf den ersten Blick oft gut aus, auf den zweiten Blick fällt aber auf, dass zum Beispiel bei der Aiden Precision Maker aber auch bei der nun vorgestellten ESP 1 viel Plastik verwendet wird. Da werden erst die Langzeittests zeigen, wie sich das auf Dauer bewährt.

    Auch andere Dinge werden sich erst mit der Zeit zeigen:

    • Die Frage der Robustheit und Langlebigkeit: Wie gut sind die verbauten Komponenten wirklich? Hält die Maschine dem täglichen Gebrauch stand?
    • Die Praxis des Workflows: Wie intuitiv ist der Workflow wirklich im Alltag? Funktionieren alle automatisierten Features zuverlässig? Auch hier lässt der Aiden Brüher einige Wünsche offen und auch die Esp 1 zwängt sich mit dem Display in das unvorteilhafter Kreis-Design.
    • Die Qualität des Dampfes: Kann der Dampfstab wirklich mit dedizierten Dampfboilern mithalten, insbesondere bei der Zubereitung von Latte Art?
    • Die Temperaturkonstanz: Der als Boosted Boiler angepriesene 225 ml fassende Boiler wird von einem Heizelement gespiesen, das wie ein Dickfilmheizer (FTH) aussieht. Bisherigen Quellen folgend, läuft das Wasser effektiv durch den Boiler und nicht durch ein Rohr, und dann weiter durch die ebenfalls erwärmte Brühgruppe. Klingt sehr interessant - erschließt sich uns aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht wirklich. Muss der 250 ml Boiler zunächst erst mit heißem Wasser geflutet werden? In jedem Fall klingt das nach einem innovativen Konzept und wir sind gespannt, wie sich die Fellow Espresso 1 in unseren Temperaturmessungen schlagen wird.
    • Software und Updates: Wie zuverlässig sind die Software und die versprochenen Updates?

    Diese Punkte sind entscheidend für die Gesamtperformance einer Espressomaschine und lassen sich nicht allein anhand der Spezifikationen beurteilen.

    Preis und Verfügbarkeit

    Die Fellow Espresso Series 1 wird voraussichtlich für einen Preis von rund 1.500 $ im Einzelhandel erhältlich sein. In den USA gab es einen Einführungspreis von ca. 1.200 $.

    Für den europäischen Markt wird die Maschine voraussichtlich Anfang 2026 verfügbar sein. Der genaue Preis in Euro steht noch nicht fest, könnte aber aufgrund von Steuern und Importkosten leicht abweichen.

    Fazit (Vorläufig)

    Die Fellow Espresso Series 1 ist zweifellos eine der spannendsten Neuerscheinungen auf dem Markt der Heimespressomaschinen. Die Kombination aus fortschrittlichen Features, intuitivem Design und einem vergleichsweise attraktiven Preis (im Vergleich zu Maschinen mit ähnlichem Funktionsumfang) macht sie sehr interessant.

    Wir sind gespannt darauf, die Fellow Espresso Series 1 selbst in die Hände zu bekommen und unsere eigenen, unabhängigen Eindrücke zu sammeln. Erst dann können wir beurteilen, ob die Maschine die hohen Erwartungen erfüllt und ob die versprochene Technologie auch im Alltag überzeugt. Bis unser Test zur Esp 1 erscheint, kann es aber noch dauern. Bleibt dran für unseren ausführlichen Testbericht!

    ]]>
    https://www.kaffeemacher.ch/blog/fellow-espresso-1/feed/ 0 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
    Unsere zehn Kaffee-Gebote. Pointiert und ambitioniert https://www.kaffeemacher.ch/blog/unsere-10-kaffee-gebote/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/unsere-10-kaffee-gebote/#comments Thu, 10 Apr 2025 10:59:21 +0000 Kaffeewissen Kaffeeanbau https://www.kaffeemacher.ch/blog/unsere-10-kaffee-gebote/ Weiterlesen

    ]]>
    Auf unseren neuen Kaffeeverpackungen findet ihr zehn markige Aussagen, die unsere Arbeit als Kaffeerösterei zusammenfassen. Täglich tauschen wir uns mit unseren Produktionspartnern aus, die zwar weit weg sind, aber überhaupt erst ermöglichen, dass wir alle Kaffee trinken können. Mit ihnen lernen wir, was es heute braucht, damit wir auch morgen noch Kaffee trinken können. 

    Manchmal braucht es klare Botschaften. Auf unseren neuen Kaffeeverpackungen haben wir zehn davon prominent platziert.

    Verpackung Dogma 1

    Die Rückseite der neuen Kaffeeverpackung.

    1. Kaffee ohne Werte ist wertlos.

    Wenn wir die Produktion und den Konsum von Kaffee nur als mechanische Handlung verstehen, gelingt es uns nicht, dem Kaffee den Wert beizumessen, der ihm innewohnt. Unzählige Hände haben ihn gepflückt, verarbeitet, exportiert, geröstet, verpackt und bereitgestellt. Kaffee ist ein Produkt, das von Menschen gemacht wird. Wenn wir das Produkt schätzen, können wir auch die Arbeit der Menschen dahinter wertschätzen.

    4Produzenten sortieren Kaffeekirschen nach Reifegrad, Apixtepec, Mexiko

    2. Unsere Entscheidungen schaffen Perspektiven für morgen.

    Kaffee ist ein Langzeitprojekt – die Pflanze wächst langsam und Veränderungen brauchen Zeit Das Bewusstsein für Kaffee entwickelt sich, aber eben: es dauert. Und weil wir mit Menschen arbeiten, braucht der Wandel manchmal Zeit. Umso wichtiger ist es, dass wir die Zukunft heute gestalten und unsere Entscheidungen als Investition für ein Morgen verstehen. So schaffen wir gemeinsam mit Produzenten neue Perspektiven.

    8

    Joél wendet den Kaffee im Parchment, damit der Kaffee gleichmässig trocknen kann. Apixptepec, Mexiko

    3. Die Natur bestimmt unsere Grenzen.

    Langfristige Kaffeeproduktion ist nur in Verbindung mit hoher Biodiversität, viel Schatten und intakten Ökosystemen denkbar. Kaffee lässt sich nicht isoliert produzieren, sondern orientiert sich an den Grenzen, die die Natur vorgibt. Es gibt Varietäten, die in Brasilien gut wachsen, in Nicaragua aber gar nicht. Bestimmte Verarbeitungsmethoden funktionieren an einem Ort konstant – an anderen nicht. Das Verständnis für die Umgebung und die Akzeptanz, dass die Natur vorgibt, was möglich ist und was nicht, geben uns Orientierung: was wir bewegen können – und was wir lassen sollten.

    Coffea Futurica Krisztina Guillaume 738 x 492 px 4

    Unsere Partnerfarm El Arbol von oben. Die Kaffeebäume integrieren sich in einen bestehenden Wald.

    4. Beziehungsstatus: komplex, aber klar.

    Wir unterhalten mehrere Fernbeziehungen mit unseren Produktionspartnern. Dabei versuchen wir immer, schon früh gegenseitige Erwartungen zu klären und vorausschauend zu denken. Die Zusammenarbeit ist immer kontextabhängig und unterscheidet sich mitunter stark von anderen Beziehungen. Wie jede Beziehung ist auch eine partnerschaftliche Zusammenarbeit komplex und punktuell verschieden, aber klar in der Kommunikation.

    6

    Don Roque ist Gründungsmitglied der Kooperative Citlal Kaffen in Mexiko.

    5. Wir fördern Bodengesundheit und geben mehr zurück, als wir entnehmen.

    Der Boden ist ein komplexes System – mit vielen Komponenten, aber vor allem: voller Leben. Mikroorganismen, Mineralien und organische Stoffe sorgen dafür, dass Pflanzen sich gut entwickeln und gesund bleiben. Die Kaffeepflanzen holen sich ihre Energie aus dem Boden, der wiederum genährt werden muss. Der übermäßige Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln lenkt den Fokus weg vom Boden, obwohl gerade er die langfristige Produktion sichert. Wir stellen den Boden in den Fokus unserer Zusammenarbeit und arbeiten daran, ihm mehr zurückzugeben, als wir entnehmen.

    Coffea Futurica Krisztina Guillaume 738 x 492 px 1

    Célia Bühler von der HAFL hat ihre MA-Arbeit über Kompostproduktion in Nicaragua geschrieben

    6. Starke Beziehungen, starker Kaffee.

    Wir alle lieben Kaffee. Den Geschmack, das Gefühl beim Trinken, die Wirkung. Wir lieben Kaffee so sehr, dass wir an seinen Ursprung gehen und Beziehungen zu den Menschen aufbauen, die ihn anbauen. Wenn wir es schaffen, dass diese Beziehungen stark werden, überdauern, Krisen meistern und sich immer wieder erneuern – dann trinken wir nicht nur einen Kaffee, der stark im Geschmack ist, sondern eine starke Geschichte in sich trägt. Und so schmeckt der Kaffee noch besser.

    13

    Wir vernetzen seit jeher alle Punkte auf der Kaffeekette. Hier: unser Coffee Farm Training in Nicaragua

    7. Freude und Risiko – wir teilen beides.

    Irgendjemand soll mal gesagt haben, dass die Kaffeeproduktion ganz einfach sei – sie bestehe nur aus 100 Lektionen, und jedes Jahr lernt man eine. Jedes Jahr gibt es Grund zur Freude, und jedes Jahr neue Herausforderungen. Mal regnet es zu viel, dann gar nicht. Dann fahren keine Schiffe oder der Preis explodiert. Erntehelfer fehlen, Kredite sind zu teuer. Dann aber gewinnt ein Partner den Cup of Excellence, ein Natural-Lot haut uns aus den Socken, oder die Sortierung war noch nie so gut wie dieses Jahr. Wir hören hin und gehen zusammen mit unseren Partnern in die Verantwortung – denn das gehört zu einer Beziehung dazu.

    11

    Marcia ist eine Pionierin des biologischen Kaffeeanbaus in Brasilien. Sie ist Teil der Apas-Kooperative

    8. Wir handeln transparent, um Wandel voranzutreiben.

    Kaffee hat eine lange Geschichte – und die ist bisweilen düster ([Link zu Kolonialismus]). Heute ist vieles besser entlang der Kaffeekette, aber es besteht weiterhin eine große Wissenslücke und Machtasymmetrie. Produzenten verfügen oft nur über punktuelles Wissen über den Kaffeemarkt, während Abnehmer Zugang zu einer Vielzahl von Informationen haben. Wir glauben: Transparenz ist der erste Schritt zur Veränderung.

    12

    Mauricio (links) ist Geschäftsführer der Apas-Kooperative. Hier diskutiert er mit Philipp die Preisbildung

    9. Wir überwinden Ungleichheiten entlang der Kaffeekette.

    Diese Wissenslücke zeigt sich oft auch in den finanziellen Ausgangslagen. Wir arbeiten daran, sie zu schließen – und investieren punktuell vor Ort in Kaffeeländern, um Wandel voranzutreiben und auf Augenhöhe mit unseren Partnern zu arbeiten.

    10

    Miguel (weisses Hemd) im Gespräch mit Don Roque und Doña Alma von der Kooperative Citlal Kaffen

    10. Wir bauen mit den Mutigen und Kühnen den Kaffee der Zukunft.

    Die Kaffeewelt ist manchmal schwerfällig. Veränderungen brauchen Zeit – oder werden als Risiko verstanden. Röstereien brauchen Sicherheit, genauso wie Produzenten. Wenn beide auf Vorsicht setzen, bleibt vieles beim Alten. Wir suchen Partnerschaften mit den Mutigen und Kühnen – mit denen, die ihren eigenen Kopf haben, Gewohntes hinterfragen und die Zukunft heute schon mitschreiben wollen.

    2

    Yazmani ist der Geschäftsführer der Citlal Kaffen Kooperative. Er führt mit viel Dynamik und Visionen


    ]]>
    https://www.kaffeemacher.ch/blog/unsere-10-kaffee-gebote/feed/ 0 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
    Das Kaffee-Quiz https://www.kaffeemacher.ch/blog/das-kaffee-quiz/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/das-kaffee-quiz/#comments Wed, 09 Apr 2025 14:56:00 +0000 In eigener Sache Community Kaffeewissen https://www.kaffeemacher.ch/blog/das-kaffee-quiz/ Weiterlesen

    ]]>
    Nach der erfolgreichen Erstausgabe unseres Kaffee-Quizes im Rahmen der Home Barista Meisterschaften im Herbst 2023 gehen wir am Mittwoch, 16. April 2025 mit einer neuen Ausgabe in die nächste Runde. Teilnehmen können alle, die Zugang zu Youtube und Lust auf eine Runde Kaffeewissen-Kräfte-Messen haben.  

    Worum geht es im Quiz?

    Im Spiel dreht sich alles um Kaffee-Wissen. Von allgemeinen Fragen über Kaffeeanbau und -verarbeitung über detailliertes Wissen zu Kaffeemaschinen und -mühlen bis hin zu ganz spezifischem Know How über uns Kaffeemacher:innen - wir testen euer Wissen.

    Wie ist der Ablauf und wer gewinnt das Spiel? 

    Das Spiel dauert 60 Minuten und beinhaltet 20 Fragen zu den unterschiedlichsten Kaffee-Themen. Die Antwortzeit variiert je nach Schwierigkeitsgrad der Frage und liegt zwischen 20 Sekunden bis 1 Minute. Die Fragen erscheinen zeitgleich im Youtube-Stream und bei Kahoot! (App oder Browser). Beantwortet werden die Fragen auf eurem mobilen Gerät.

    Die Fragen erscheinen in unterschiedlichen Formaten. So gibt es die altbewährten Fragen mit 4 Antwortmöglichkeiten ganz à la Wer wird Millionär. Dabei können eine oder auch mehrere Antworten korrekt sein. Auch stellen wir euch Schätzfragen, die anhand eines Schiebereglers beantwortet werden können. Als dritte Variante gibt es Sortierfragen, bei denen die Antworten mit Hilfe von Drag & Drop in die richtige Reihenfolge gebracht werden müssen.

    Das Quiz gewinnt die Spielerin oder der Spieler, die die 20 Fragen am schnellsten richtig beantwortet hat. Schnelligkeit und Genauigkeit sind also gefragt.

    Wie kann man teilnehmen?

    Für die Teilnahme benötigt ihr zwei Geräte.

    Zum einen empfehlen wir euch einen Laptop oder Computer, um den Stream auf Youtube zu verfolgen. Zum anderen braucht ihr ein mobiles Gerät wie ein Tablet oder Smartphone, um euch bei Kahoot! und somit dem Spiel anzumelden.

    Das Quiz erstellen wir über Kahoot!, einer Plattform, die auch im schulischen Kontext gerne für das spielerische Lernen genutzt wird. Über einen QR-Code, den wir kurz vor Spielbeginn über Youtube mit euch teilen, könnt ihr euch in unser Spiel einloggen. Dafür ist kein persönlicher Kahoot!- Account erforderlich. Wer möchte, kann sich allerdings die App herunterladen. Dies bringt den Vorteil, dass man bei einer Verbindungsstörung nicht aus dem Spiel fällt, sondern bei einer erneuten Verbindung wieder einsteigen kann.

    Wir raten euch, euch mit euren Vornamen und nicht mit einem Spitznamen anzumelden. Das macht es uns leichter, euch bei einem allfälligen Top Ten Platz auf den Sozialen Medien zu verlinken.

    Wer darf mitspielen? 

    Mitspielen dürfen alle, die sich mit der Community messen möchten. Ausgenommen ist lediglich das ganze Team der Kaffeemacher:innen.

    Die Teilnahme ist ortsunabhängig möglich. Ihr braucht nur eine stabile Internetverbindung und Zugriff zu Youtube und Kahoot!

    Was gibt es zu gewinnen?

    In dieser ersten Neuauflage seit der Home Barista Meisterschaften treffen wir uns zu einer unterhaltenden Stunde und schönen gemeinsamen Minuten in der Community. Obwohl der Spass im Vordergrund steht, wird es selbstverständlich ein Gewinner-Ranking mit den Top 10 geben. Auf die besten Drei wartet eine kleine Überraschung aus der Rösterei.

    Wer hilft mir bei technischen Problemen? 

    Für den Fall, dass das Einloggen oder die Teilnahme am Quiz nicht funktioniert, stehen wir euch über den Chat im Stream zur Seite und versuchen unser Bestes, euch von der Ferne aus zu unterstützen.

    Wer sich nicht pünktlich einloggen kann oder frühzeitig abbrechen muss, kann zwar nicht am Quiz teilnehmen, den Stream aber trotzdem noch im Nachhinein noch schauen.

    Wie viel kostet die Teilnahme? 

    Die Teilnahme ist dieses Mal kostenlos. 

    Wann findet das Online-Quiz statt?

    Das Quiz findet am Mittwoch, 16. April 2025 von 19:30 Uhr - 20:30 Uhr statt. Die Registrierung für das Spiel ist ab 19:15 Uhr für 14 Minuten bis um 19:29 Uhr direkt über den Youtube-Stream. Dort geben wir dann das Login für die Quiz-Plattform Kahoot! bekannt. Es ist keine Vorab-Anmeldung nötig - einfach rechtzeitig im Stream sein und den QR-Code scannen. 

    Erhalte alle Infos zum nächsten Quiz

    Ich möchte mich zusätzlich zum KM-Newsletter anmelden und Updates rund ums Thema Kaffee bekommen.

    Noch Fragen? Hier kommen die wichtigsten Antworten:

    ▶ Wie läuft das Quiz technisch ab?

    Die Fragen werden sowohl im YouTube-Stream als auch in der Kahoot!-App bzw. im Browser angezeigt. Die Antwort gebt ihr über euer mobiles Gerät (z. B. Smartphone oder Tablet) ab – ganz einfach durch Tippen, Schieben oder Sortieren.

    ▶ Muss ich mich vorab registrieren?

    Nein. Eine Vorab-Anmeldung ist nicht notwendig. Es reicht, wenn ihr am Mittwoch, 16. April 2025, ab 19:15 Uhr im YouTube-Stream dabei seid. Dort zeigen wir euch den QR-Code und Login-Link zum Quiz.

    ▶ Kann ich auch aus dem Ausland teilnehmen?

    Ja, absolut! Das Quiz ist ortsunabhängig – Hauptsache, ihr habt eine stabile Internetverbindung und Zugriff auf YouTube + Kahoot!.

    ▶ Welche Geräte kann ich benutzen?

    Ihr benötigt zwei Geräte:

    Laptop oder Computer für den YouTube-Stream

    Smartphone oder Tablet für die Teilnahme über Kahoot! (App oder Browser)

    ▶ Gibt es bestimmte technische Voraussetzungen?

    Für eine reibungslose Teilnahme empfehlen wir:

    Einen aktuellen Browser (Chrome, Firefox, Safari)

    Die Kahoot!-App (optional, aber hilfreich bei Verbindungsabbrüchen)

    Stabile WLAN-Verbindung

    ▶ Was passiert, wenn meine Verbindung abbricht?

    Wenn ihr die Kahoot!-App nutzt, könnt ihr bei einer kurzen Störung wieder einsteigen und weiterspielen – vorausgesetzt, das Quiz läuft noch.

    ▶ Muss ich etwas bezahlen?

    Nein. Die Teilnahme ist komplett kostenlos.

    ]]>
    https://www.kaffeemacher.ch/blog/das-kaffee-quiz/feed/ 0 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
    Ligre Youn Espressomaschine im Test: Preisgekröntes Design, begrenzte Kontrolle https://www.kaffeemacher.ch/blog/ligre-youn/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/ligre-youn/#comments Sun, 06 Apr 2025 12:00:00 +0000 Espressomaschinen https://www.kaffeemacher.ch/blog/ligre-youn/ Weiterlesen

    ]]>
    Zwischen uns steht die Ligre Youn – eine Espressomaschine, die mehr an ein Design-Möbelstück erinnert als an eine klassische Kaffeemaschine​. Tatsächlich positioniert sich die Youn als echtes Design-Statement und hat dafür bereits hochkarätige Preise abgeräumt (u.a. Gold beim German Design Award sowie einen iF Design Award​).

    Entsprechend groß war unsere Neugierde: Eine Espressomaschine in der ~4.000-€-Liga, die optisch radikal minimalistisch auftritt und mit innovativer Technik wirbt. Unsere erste Einschätzung nach einigen Tagen im Testlabor war zweigeteilt. Einerseits Begeisterung – die Ingenieurskunst und die technischen Ideen hinter der Youn imponieren.

    Andererseits machte sich bei uns auch Frustration breit: So fortschrittlich die Hardware ist, so eingeschränkt fühlten wir uns anfangs in der Steuerung der Maschine. Im folgenden Erfahrungsbericht nehmen wir die Ligre Youn detailliert unter die Lupe – sachlich fundiert, aber auch mit persönlicher Note aus Sicht zweier erfahrener Espressomaschinen-Tester.

    Ligre Youn kurz und knapp

    Die Ligre youn ist mit einem Thermoblock zur Erwärmung des Brühwassers, Heizpatronen in der Gruppe zur schnelleren Erwärmung und mit einem 0,8 l Edelstahl-Boiler zum Milchschäumen ausgerüstet. Zwei Vibrationspumpen erlauben paralleles Schäumen und Brühen.

    Die Ligre youn ist technisch in der Lage sich selbst mit Fluss- sowie Druckzielen zu steuern. Es sind drei Brühprofile vorgegeben, die jedoch nicht überschrieben oder editiert werden können. Der Easy-Mode brüht per Knopfdruck eins der drei voreingestellten Brühprofile mit exakter Volumetrik. Ein smarter Guided Modus macht das Brühen für alle Espresso-Einsteigerinnen und Einsteiger sehr einfach und zugänglich.

    Diese Zugänglichkeit und Einfachheit ist für uns die beste Funktion an der Ligre youn. Die zweitbeste ist die ausgezeichnete automatisch schäumende Dampflanze, die auch manuell gesteuert werden kann. Sie schäumt automatisch und manuell sehr gut - das macht Freude! Weniger Freude macht das Temperatur-Offset von 3 bis 4 Grad. Auch die programmierten Brühprofile überzeugen uns nicht.

    Herkunft und Hersteller

    Ligre ist ein neuer Name Espressomarkt, aber kein unbekannter Hersteller. Hinter der Maschine steht der renommierte Zulieferer Gronbach​. Gronbach, ein deutsch-österreichisches Familienunternehmen, hat jahrzehntelange Erfahrung in der Fertigung hochwertiger Haushaltsgeräte für namhafte Hersteller. Mit der Marke Ligre wagen sie nun den Schritt, unter eigenem Namen aufzutreten und das gebündelte Know-how in ein eigenes Produkt zu stecken. Die Youn wird vollständig in Deutschland und Österreich gefertigt.

    Der lokale Fertigungsansatz (kurze Transportwege, hohe Qualitätskontrollen) passt auch zur Nachhaltigkeits-Philosophie der Firma. Es ist schön zu sehen, dass wieder eine Espressomaschine „Made in DACH“ auf dem Markt ist. Ligre positioniert die Youn als ersten Streich einer neuen Produktlinie – begleitet von der passenden Grind by Weight Espressomühle “Siji” – und zielt damit sowohl auf designaffine Kaffeeliebhaber als auch auf ambitionierte Home-Baristas. “Siji” heißt auf javanisch “eins” und “youn” leitet sich vom haitianische Kreolwort „yon“ ab, was ebenfalls “eins” bedeutet. Wir dürfen also vermutlich weitere Maschinen aus dem Haus. Ein Test zur Siji folgt. Wir haben diese aufgeschoben, da wichtige Upgrades noch vorgenommen werden sollen.

    Technische Spezifikationen

    Die Ligre Youn geht technisch in die Vollen. Das Herzstück ist ein Hybrid-Heizsystem: Für den Espressobezug kommt ein Thermoblock zum Einsatz, während für Dampf ein klassischer Boiler zuständig ist. Diese Kombination soll das Beste aus zwei Welten vereinen – schnelle Aufheizzeit und Temperaturstabilität beim Bezug dank Thermoblock, zugleich aber ausreichend Power und Reserven für konstanten Dampf beim Milchschäumen durch den Boiler. Tatsächlich ist die Maschine nach dem Einschalten sehr zügig betriebsbereit. Offiziell spricht Ligre von nur 4 Minuten bis zur Bezugsbereitschaft. In unserem Test waren es real etwa 5–6 Minuten, bis wirklich alles durchgeheizt war – immer noch ein hervorragender Wert im Vergleich zu den 15+ Minuten vieler klassischer Zweikreiser oder Dualboiler.

    Für den parallelen Betrieb von Brühgruppe und Dampflanze sind zwei Vibrationspumpen verbaut. Eine Pumpe versorgt den Thermoblock und liefert Wasser zum Brühkopf, die zweite hält den Dampfkessel auf Druck bzw. liefert heißes Wasser für Americano o. Ä. Beide Pumpen werden elektronisch gesteuert (Stichwort Druckprofil), sodass die Youn druck- und flussprofilfähig ist. Sprich: Theoretisch lassen sich Pumpendruck und Durchfluss präzise regeln, um verschiedene Druckprofile beim Espressofahren abzubilden. Unterstützt wird dies durch zwei Durchflussmesser („Flowmeter“) im Kaltwasser-Zulauf, welche auch die Volumetrik ermöglichen. In der Praxis heißt das: Die Youn kann eine vorher definierte Wassermenge äußerst genau dosieren und den Bezug automatisch stoppen. Diese präzise Volumetrik haben wir im Test tatsächlich als vorbildlich erlebt – wir konnten uns darauf verlassen, dass die programmierte Menge in der Tasse landet, ohne immer mit der Waage kontrollieren zu müssen. Für Konsistenz-Fans und alle, die gern per Knopfdruck reproduzierbare Ergebnisse möchten, ist das ein großes Plus.

    Bewertung der Volumetrik: 9 von 10 Punkten. Maximal eine voll integrierte Waage kann das besser.

    Temperatur Kurven


    Temperatur der Ligre youn

    Wie steht es um die Temperatur? Die Brühgruppe (58 mm E61-kompatibel, aus massivem Messing) hat ein geregeltes Heizsystem, das die Zieltemperatur am Brühkopf halten soll. In unserem Test offenbarte sich jedoch eine Temperatur-Offset-Problematik: Die am Display eingestellte Brühtemperatur stimmt nicht mit der effektiven Wassertemperatur im Siebträger überein. Konkret mussten wir feststellen, dass die tatsächliche Brühtemperatur ca. 3–4 °C unter dem Anzeigewert lag. So ergaben z.B. 96 °C am Display nur etwa 92–93 °C im Kaffeepuck. Dieses Offset war bei zwei getesteten Geräten reproduzierbar, weshalb wir davon ausgehen, dass alle aktuell ausgelieferten Youn das Verhalten zeigen. Ligre misst offenbar oben im Brühkopf; bis das Wasser unten ankommt, kühlt es geringfügig ab – was die Differenz erklärt.

    Für die Praxis bedeutet das: Temperatur höher einstellen! Wir empfehlen, je nach Situation, 2–3 °C über der eigentlich gewünschten Temperatur zu programmieren. Möchte man z.B. ca. 93 °C im Puck, sollte man 96 °C einstellen. Hat man es eilig und brüht gleich 5–6 Minuten nach dem Einschalten, lieber 97 °C wählen; läuft die Maschine schon länger warm, reichen 95–96 °C. So kompensiert man das Offset und erhält in der Tasse die richtige Temperatur – auch wenn es etwas irritierend ist, am Display vorübergehend deutlich höhere Werte zu sehen. Wir hoffen sehr, dass Ligre dieses Thema via Software-Update noch adressiert, denn die Hardware hätte Potential für punktgenaue Temperaturkontrolle. Dass offensichtlich die Brühtemperatur in der Entwicklungsphase nie entsprechend dem Industriestandard im Siebträger mit einem Scace-Messsiebträger überprüft wurde, lässt uns mit einigen Fragezeichen zurück.

    Zusätzlich liefert die Ligre Youn aufgrund der Vorbrühung, Brühpause und träger Vibrationspumpe sehr langsam Wasser. Das sorgt dafür, dass die Messsonde erst nach rund 10 Sekunden genaue Messwerte liefert. Ist die Ligre einmal auf Fluss und Druck, liefert sie gute Werte. Auch die Standardabweichung zwischen den Bezügen fällt dann unter 1 Grad Abweichung. Anzumerken ist aber, dass dafür auch ein geringeres Datenset verglichen wird, als bei unserer klassischen Berechnung der Standardabweichung von Sekunde 4 bis 25.

    Bewertung der Temperatur: 9,5 von 15 Punkten.

    Größe und Zubehör

    Die Youn ist mit 45 cm Breite ungewöhnlich ausladend zur Seite, dafür aber mit ca. 30 cm Tiefe recht schlank gebaut. Die Höhe liegt bei etwa 40 cm, inklusive dem erhöhten Gehäusebereich rechts, in dem der Boiler sitzt und das Display untergebracht ist. Mit rund 18 kg Gewicht steht die Maschine stabil auf der Arbeitsplatte – beim Verschieben ist auf jeden Fall Kraft gefragt. Das Gehäuse besteht aus eloxiertem Aluminium in einem edlen Silber-Beige-Ton (es gibt auch eine schwarze Variante), die Verarbeitung wirkt hochwertig.

    wassertank ligre

    Der entnehmbare Wassertank fasst 1,6 Liter und versteckt sich rückseitig im Gehäuse. Clever: Er hat einen integrierten Griff und lässt sich zum Befüllen herausziehen. Weniger clever: Unter Hängeschränken wird es knapp – wer oben wenig Platz hat, bekommt den Tank nur schwierig raus, zumal er hinter den Bedienknöpfen entnommen werden muss. Hier muss man ggf. von vorne mit einer Kanne nachfüllen.

    Etwas lustig ist, dass Ligre selbst auf einigen Werbebildern die Maschine unter Hängeschränken positioniert, wo eine Entnahme des Wassertanks mindestens schwierig wird.

    Zum Lieferumfang der Youn gehören u.a. ein 58 mm Siebträger (Doppelauslauf), ein passender Tamper aus Edelstahl, sowie Einzel-, Doppel- und Blindsieb – solides Standard-Zubehör, ohne besondere Extras.

    Der Tamper weist im Sieb einen Abstand von 0,65 Millimeter zum Rand auf. Das ist ein guter Wert. Haptisch fällt der Tamper dagegen weniger gut auf. Er scheint nicht wie ein von oben zu pressender Tamper designed worden zu sein, sondern wie einer, der am Griff wie ein Hammer gehalten wird. Eine fragwürdige Designentscheidung, zumal wenn jemand allen ernstes mit 15 kg Druck anpresst, wie es Ligre in seinem Guided Modus empfiehlt.

    Die klassischen Siebe findet man so auch im Lieferumfang von günstigen Espressomaschinen einige Preisklassen unterhalb der Ligre. Sie sind nicht zylindrisch und die Löcher reichen nicht bis an den Rand. Ein sinnvolles Upgrade der Maschine wäre der Austausch der Siebe durch Präzisionssiebe von VST oder unsere KM-Profi-Siebe. Der Siebträger ist Messing-verchromt und gut ausbalanciert.

    Bewertung Zubehör: 3,5 von 5 Punkten

    Hybrid-Maschine in Sachen Convenience und Heizen

    Die Ligre youn ist gleich in zweifacher Hinsicht eine Hybrid-Maschine. Einerseits ist sie technisch eine Hybridmaschine, andererseits dadurch, wie sie versucht, sich im Zwischensegment zwischen der Siebträger-Espressomaschine und dem Kaffeevollautomaten (Kolbenkaffeemaschine) zu platzieren.

    Auf dem halben Weg zwischen Siebträger und Vollautomat

    Vollautomaten bieten Convenience und dennoch frisch gemahlenen Kaffee. Ein großer Unterschied, beispielsweise zur Kapselmaschine. Das Kaffee zubereiten gelingt per Knopfdruck und verlangt dem Anwender nichts ab. Das Ergebnis in der Tasse liegt bei Haushaltsvollautomaten bei 50 - 70 % der möglichen Qualität des Kaffees.

    Der Siebträger dagegen ist zunächst einmal kompliziert. Es muss separat gemahlen und das Mahlwerk eingestellt werden. Tampen, Wassermenge und womöglich noch Temperatur sind Parameter, auf die ich Einfluss nehmen kann. Das Geschmackspotential liegt je nach Maschine bei 100 %, die Fallhöhe aber ebenfalls bei 50 % der möglichen Qualität des Kaffees. Wer sich mit einer klassischen Espressomaschine nicht auseinandersetzt, wird ordentlichen Kaffee trinken, aber dennoch nicht zufrieden sein. Das Gefühl sagt dann: du hast nicht alles herausgeholt, weil du es nicht besser wusstest.

    Guided Modus

    Bedienung und Nutzererfahrung

    Die Ligre Youn will sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene glücklich machen – ein Spagat, der in der Bedienung deutlich wird. Es gibt im Wesentlichen drei Modi: den Easy Mode, den Guided und den Nerd Mode.

    Die verschiedenen Modi sind aber alle nicht weit voneinander entfernt und der Zugriff auf Steuerungsmöglichkeiten ist überall begrenzt.

    Der Guided Modus nimmt euch als Nutzerinnen und Nutzer an die Hand und erklärt mehr oder weniger genau und mehr oder weniger präzise, welche Schritte ihr auf dem Weg zur Zubereitung des Espresso gehen solltet. Er fragt, ob ihr den Kaffee selber mahlen wollt, schlägt je nach Sieb eine Menge vor und beginnt schlussendlich, nachdem ihr euch durch die Fließtexte geklickt habt, die Brühung. Während die Anleitung zweckmäßig und leicht verbesserungswürdig ist, beginnt mit der Brühung die Stärke des Modus und eine der größten Stärken der Maschine. Wenn die Ligre youn auf zu grob gemahlenen Kaffee trifft, oder tatsächlich vorgemahlener Kaffee verwendet wurde, dann reguliert die Youn ihren Fluss nach unten. Dadurch rauscht das Wasser nicht mit voller Geschwindigkeit durch das Mahlgut und der Kaffee wird deutlich besser, als bei einer “zügellosen Durchschussextraktion”. Um wieder an das oben aufgezeichnete Bild anzuknüpfen: Der Espresso wird qualitativ in etwa die 70 % Qualität erreichen, die mit einem gut eingestellten und funktionierenden Kaffeevollautomaten möglich wären. Die Ligre kann das aufgrund einer sensiblen Sensorik, die merkt, dass der Kaffee zu schnell läuft. Diese Funktion in dieser Qualität ist fast einzigartig auf dem Markt. Wenige andere Maschinen können das auch. Das die Ligre auf eines der zu besprechenden Brühprofile zurück greif ist suboptimal.

    Im Easy Modus sparen wir uns den Einleitungstext, wählen eine Sensory Profile und starten die Brühung. Das Sensory Profil ist eines von drei wählbaren Brühprofilen, die alle mit einer Preinfusion beginnen, eine wählbar lange Brühpause machen und dann das Profil weiter abfahren. Im Easy Mode stoppt die Maschine, wenn die programmierte Füllmenge erreicht wird.

    Der Nerd-Modus erlaubt jene Einstellungen, die auch im Easy Modus vorgenommen werden. Und ehrlich gesagt, keine weiteren. Die einzige Zusatzfunktion im Nerd-Modus ist, dass ihr die Brühung selbst beenden müsst und eine detailliertere Anzeige habt. Das Displays zeigt euch nun die bereits gebrühte Kaffeemenge, den aktuellen Druck sowie die Milliliter pro Sekunde, die gebrüht werden. Der Nerd-Modus ist präziser formuliert, genau genommen ein Nerd-Display-Modus. Zugriff auf den Fluss oder andere Parameter habe ich nicht - schon gar nicht während der Brühung. Der Modus wird aktiviert, wenn die Taste nicht gedrückt, sondern gezogen wird.

    Soweit so gut, möchte man meinen. Wir müssen ja nicht alles steuern, wenn das, was angelegt ist, überzeugt. Was wir bereits bei der schlechten Temperatureinstellung gesehen haben, wiederholt sich aber bei den Brühprofilen, aus denen wir auswählen MÜSSEN.

    Bewertung der Volumetrik: In den Volumen-gesteuerten Modi ist die Genauigkeit der Ligre exzellent. Trotz unterschiedlicher Flüsse messen wir nur Abweichungen von maximal einem Gramm von der programmierten Zielmenge. Das ist nur mit einer integrierten Waage noch besser möglich und führt zu 9 von 10 möglichen Punkten in unserer Bewertung.

    mellow morning ligre

    Brühprofile und Vorbrühung – verschenktes Potenzial

    Hier kommt der Knackpunkt: Die Ligre Youn bietet drei vorprogrammierte Brühprofile, „Mellow Morning“, „Vibrant Vigor“ und „Brilliant Bolt“, die verschiedene Preinfusionen und Druckverläufe versprechen. In der Praxis erweisen sich diese Voreinstellungen jedoch als kaffee-technisch unausgereift.

    Mellow Morning arbeitet mit lediglich 2 ml Preinfusion, Vibrant Vigor mit etwa 8 ml, und Brilliant Bolt mit rund 16 ml. Als wir das das erste Mal hörten, dachten wir: 2 ml Preinfuision pro Sekunde - super! 8 ml pro Sekunde - oh, interessant. 16 ml pro Sekunde - etwas crazy. Als wir dann mit der Maschine zu arbeiten begannen, stellen wir fest: nein - das ist die Gesamtmenge des Preinfusionswassers…

    Aus unserer Sicht sind diese Mengen viel zu gering, um den Kaffeepuck wirklich gleichmäßig zu benetzen. Eine effektive Preinfusion sollte ungefähr 1,5 bis 2 Gramm Wasser pro Gramm Kaffee umfassen, damit das Kaffeemehl vollständig durchfeuchtet ist. Bei einem typischen Doppelshot mit z.B. 16 g Kaffeemehl wären also rund 24–32 ml Wasser nötig, um den Puck komplett zu sättigen – Werte, von denen die Ligre-Profile weit entfernt sind.

    Die Folge: Bereits während der Preinfusion bleibt ein Großteil des Kaffeepulvers trocken. Die anschließende Extraktion trifft auf inhomogen befeuchteten Kaffee, was zu Channeling und ungleichmäßiger Extraktion führen kann. Kurzum, die Maschine limitiert sich hier selbst und schöpft das mögliche Geschmacks-Potenzial des Kaffees nicht aus.

    Hinzu kommt, dass alle drei Profile mit einer Brühpause arbeiten, die in unseren Augen in dieser Form überflüssig ist. Uns fällt beim Zubereiten von Espresso kaum ein Grund ein, warum überhaupt eine Brühpause sinnvoll wäre. Bei einer Maschine, die derart langsam und wenig Fluss zu Beginn einer Brühung aufbaut, erscheint die Brühpause noch mehr fehl am Platz. Zumal wenn gar nicht aller Kaffee benetzt ist. Dann arbeitet der bereits benetzte Kaffee während der Brühpause, während der Großteil des Kaffees im Siebträger noch gar nicht mit Wasser in Berührung gekommen ist. Wir haben die Brühpause auf die niedrigste mögliche Zeit gestellt, um den Extraktionen möglichst wenig zu schaden.

    Beim Brühen von Filterkaffee brühen wir oft mit einer Brühpause. Diese gibt dem durch die Röstung entstehenden CO2 die Möglichkeit zu entweichen. In einem geschlossenen System wie dem Siebträger ist das aber nicht möglich und würde vor allem Crema-Aficionados auch nicht gefallen.

    Apropos Preinfusion. Vibrationspumpen haben von sich aus schon einen viel langsameren Druckaufbau als Rotationspumpen. Die Notwendigkeit einer Preinfusionen stellen wird mindestens in Frage. Wenn sie durchgeführt wird, dann sollte sie innerhalb der Preinfusionszeit relativ zügig ohne Druck den gesamten Kaffee befeuchten.

    Was machen die Profile nach der Preinfusion und Brühpause?

    Brilliant Bolt geht zunächst sogar über den eingestellten Brühdruck laute Hersteller auf 9 Bar und reduziert dann nach ein paar Sekunden den Druck um 1 bar. Wir haben zunächst einen Druck zwischen 9,5 und 10 Bar gemessen, anschließend eine Reduzierung auf 8,5 bis 9 bar.

    Brilliant bold ligre

    Dieses Verhalten führte in unseren Versuchen dazu, dass der Kaffeepuck bei einigen Bezügen regelrecht „zerschossen“ wurde – das Ergebnis war häufig starkes Channeling und ein unausgewogener Geschmack. Wir haben deshalb meist auf Mellow Morning gesetzt, da dieses Profil mit der geringsten Vorbrüh-Wassermenge und kürzesten Pause zwar ebenfalls nicht ideal ist, aber den Kaffeepuck am wenigsten durcheinanderbringt.

    Unterm Strich sind die vorprogrammierten Brühprofile der Youn enttäuschend und verspielen viel von dem technischen Potenzial der Maschine. Hier würden wir uns deutlich großzügigere und anpassbare Preinfusions-Optionen wünschen – etwa ein Profil mit ~24 - 32 ml Preinfusion, moderatem Druckaufbau (z.B. bis 8 bar) und anschließendem reduziertem Flow. Die Hardware der Maschine könnte all das leisten, doch die Software lässt es (noch) nicht zu.

    Durchfeuchtung mit Brilliant Bold

    Espresso-Qualität: Gut, aber nicht sehr gut

    Wie schlagen sich nun die Espresso-Ergebnisse der Ligre Youn in der Tasse? In unseren Verkostungen produzierte die Maschine durchweg solide bis gute Espressi. Die Extraktionen waren dank der Temperatur- und Mengenkontrolle reproduzierbar und balanciert (Offset-korrigierte Temperatur). Auch geschmacklich konnten uns viele Shots gefallen – insbesondere wenn wir das am wenigsten invasive Profil Mellow Morning benutzen.

    Allerdings war kein Espresso dabei, der wirklich herausragte oder das volle Aroma-Potential ausschöpfte, das wir von der verwendeten Bohne kennen. Hier macht sich bemerkbar, dass die restriktiven Brühprofile die Möglichkeiten begrenzen. Die Youn zeigt Ansätze ihres Potenzials, kann dieses aber in der aktuellen Programmierung nicht vollkommen entfalten. Erfahrene Anwender, die gern mit Preinfusion, Pressure-Profiling und Flow-Rate spielen, dürften frustriert sein, da sie diese Parameter nicht frei einstellen können. Stattdessen muss man mit den vorgegebenen (suboptimalen) Profilen arbeiten, was Spitzen-Ergebnisse verhindert. Kurz gesagt: Die Ligre Youn liefert im Alltag durchaus leckeren Espresso – nur eben keinen, der in Erinnerung bleibt oder das Maximum aus einer Spezialitätenröstung herausholt.

    Bewertung: 9 von 15

    Brühtipps für die Ligre Youn

    Wegen der trägen Temperaturentwicklung und dem langsamen Beginn, solltet ihr mit allen Brühungen eher auf längere Extraktionen zielen. Am besten haben uns bei vielen Kaffees Bezüge von 32 bis 35 Sekunden. Wir empfehlen euch eher mittlere Röstungen, die von sich aus eine solide Base haben und viel verzeihen. Aus unserem Sortiment könntet ihr dafür den Apas oder Boton probieren.

    Milchschaum-Funktion

    Ein Highlight der Youn – und klarer Hinweis, welche Zielgruppe man ebenfalls im Blick hatte – ist die automatische Dampflanze mit integriertem Aufschäumsystem. Ligre bewirbt zehn verschiedene Milchschaum-Texturen auf Knopfdruck, und tatsächlich lässt sich über das Menü einstellen, wie viel Schaum man möchte (von eher flüssiger „Flat White“-Konsistenz bis zu festem Schaum) sowie die Zieltemperatur der Milch. Im Easy Mode genügt dann ein Druck auf den Milchknopf, und die Maschine schäumt selbstständig bis zum programmierten Level. Wie funktioniert’s? Die Youn hat einen Temperaturfühler und Dampffunktion. Man stellt die Milchkanne mit kalter Milch unter die Lanze, drückt Start – und kann quasi zusehen, wie zuerst Luft eingeblasen wird und dann die Milch auf Temperatur gebracht wird.

    Wir waren anfangs skeptisch, doch wurden positiv überrascht: Die Milchautomatik liefert hervorragend gute Resultate. Der Mikroschaum ist feinporig und glänzend, genau wie man ihn für Latte Art haben möchte​

    Die Konsistenz lässt sich dabei wie gesagt im Voraus wählen; wir haben meist Stufe 5 oder 6 (von 10) für Cappuccino genutzt und ein fast perfektes Ergebnis erzielt. Selbstverständlich muss man das Eingießen noch selbst üben, aber die Maschine nimmt einem mit dieser Funktion schonmal 90% der Arbeit ab. Gerade für Anfänger oder für Haushalte, in denen nicht jeder ein Barista ist, ist das ein toller Komfort. Im Test hat sich allerdings gezeigt, dass wirklich kalte Milch die Voraussetzung ist – im Easy Mode weist die Maschine auch darauf hin, gekühlte Milch zu verwenden und startet andernfalls nicht. Ist die Milch schon handwarm, arbeitet das automatische Programm nicht. Im Easy-Modus dauert das Schäumen rund 60 Sekunden.

    Wir waren beeindruckt und können Lob aussprechen: „Sehr, sehr gute Milchschaumqualität – da gibt’s eigentlich nichts, was wir uns zur Verbesserung wünschen.

    Natürlich bietet die Youn auch die Möglichkeit, manuell zu schäumen, und das war uns persönlich wichtig. Wäre man auf die Automatik festgenagelt, hätten wir das kritisch gesehen – denn auch wenn sie gut funktioniert, wollen fortgeschrittene Nutzer vielleicht gelegentlich selbst Hand anlegen.

    Wer die Milchschaum-Taste nicht drückt, sondern zieht, schäumt manuell. Im Handbetrieb verhält sich die Maschine wie ein kompakter Dualboiler: Man dreht den Dampfhebel auf und schäumt nach Gefühl. Die Dampfleistung des 1300-W-Boilers ist gut, aber nicht brachial. Die Youn schäumt 200 ml Milch in vielleicht 40 Sekunden – das ist deutlich langsamer als mancher Dualboiler in der gleichen Preisklasse, aber für den Heimgebrauch dennoch ausreichend.

    Im Vergleich zu anderen Maschinen dieser Größe liegt die Youn beim manuellen Schäumen im hinteren Mittelfeld. Gut gefällt uns die „Cool-Touch“-Eigenschaft der Lanze – sie wird außen nicht heiß, man kann sie also gefahrlos anfassen​. Insgesamt können wir sagen: Ob Cappuccino oder Flat White, die Youn liefert die Milchperformance, die man von einer High-End-Maschine erwartet – mit dem Bonus, dass es auf Wunsch fast von allein geht. Sie ist beim Schäumen etwas langsam - Zuhause erscheint uns Qualität wichtiger als Geschwindigkeit.

    Bewertung: 9 von 10

    Temperatur Kurven ligr youn

    Energieverbrauch und Nachhaltigkeit

    In Zeiten steigender Stromkosten und Nachhaltigkeitsbewusstsein ist der Energiehunger einer Siebträgermaschine durchaus ein Faktor. Ligre gibt an, die Youn sei besonders effizient und spare bis zu 50% Energie gegenüber herkömmlichen Maschinen​.

    Wir haben nachgemessen: Im Espresso-Betrieb – also wenn nur der Thermoblock aktiv ist – verbraucht die Youn tatsächlich erfreulich wenig. Ein Espresso-Bezug inkl. Aufheizphase lag bei uns grob um 0,052 kWh. Als Vergleichswert schauen wir jeweils auf 5 doppelte Bezüge inkl. Aufheize: Hier landen wir bei 0,088 kWh. Beide Werte wurden mit ausgeschaltetem Dampfboiler gemessen.

    Das ist ein sehr guter Wert, ungefähr das Niveau einer effizienten Thermoblockmaschine. Die schnelle Aufheizzeit spielt hier natürlich positiv rein: Da nichts lange durchgeheizt werden muss, wird Energie gespart. Schaltet man jedoch den Dampfkessel dazu (für Milchgetränke), steigt der Verbrauch deutlich. Mit Boiler waren wir im gemischten Betrieb zwar immer noch im grünen Bereich, aber nicht mehr rekordverdächtig – andere (kleinere) Dualboiler in unseren Tests erreichten ähnliche Werte.

    Reine Thermoblock-Systeme oder Dickfilmheizer sind bei längerem Betrieb noch sparsamer. Laut unseren Messungen benötigt die Youn im Kombibetrieb etwa dreimal so viel Strom wie eine Maschine, die komplett ohne Boiler auskommt​. Warum? Ein Boiler muss ständig auf Temperatur gehalten werden, um jederzeit Dampf abrufen zu können. Thermoblocks oder Durchlauferhitzer heizen nur bei Bedarf und sind daher im Durchschnitt effizienter. Hier zeigt sich ein Zielkonflikt: Will man maximale Dampfpower ohne Wartezeit, kam man lange um einen Boiler kaum herum – das kostet eben Energie. Heutige Dickfilmheizer schaffen das natürlich ohne weiteres und ebenfalls in Sekundenschnelle.

    Ligre hat diesen klassischen Kompromiss gewählt: Performance vor Effizienz, zumindest was das Milchsystem angeht. Fairerweise muss man sagen: Im typischen Home-Use wird der Dampfkessel nicht pausenlos gebraucht, und man kann die Maschine auch zwischendurch abschalten oder in den Eco-Modus schicken (die Youn besitzt eine Standby-Funktion). Dennoch bleibt als Kritikpunkt, dass ein Hybrid-System hier energetisch nicht ganz mit den sparsamsten Lösungen mithält. Wir hätten es z.B. spannend gefunden, wenn Ligre statt eines klassischen Boilers einen zweiten Thermoblock oder einen Dickfilmheizer für den Dampf genutzt hätte. Das hätte den Stromverbrauch weiter gesenkt​.

    Immerhin: Die Youn wird in Europa unter hohen Umweltauflagen produziert, was Materialien und Fertigung betrifft. Langlebigkeit stand ebenfalls im Pflichtenheft – jede Maschine durchläuft laut Hersteller umfangreiche Lebensdauertests​.

    Das relativiert den Punkt ein wenig, denn was nützt die effizienteste Maschine, wenn sie nach ein paar Jahren ersetzt werden muss. Hier haben wir bei der robusten Ligre durchaus Vertrauen, dass sie für viele Jahre Kaffeegenuss gebaut ist.

    Bewertung: 8 von 10

    Erhitzung der Ligre Youn

    Design und Verarbeitung

    Kommen wir zurück zur äußeren Erscheinung der Ligre Youn – denn diese Maschine zieht Blicke auf sich. Wie eingangs erwähnt, haben manche Besucher unserer Akademie zunächst gar nicht erkannt, dass es sich um eine Espressomaschine handelt​. Die Youn sieht futuristisch und minimalistisch aus: eine flache, leicht angewinkelte Front ohne sichtbares Brühgruppen-Gehänge, ein kleines monochromes Display und sonst nur ein schlanker Zylinder (der Brühkopf) und ein geradliniger Dampfarm, die aus dem Gehäuse ragen​. Keine auffälligen Drehventile, keine nostalgischen Manometer – “weg mit den vielen Hebeln und dem Chrombling der traditionellen Maschinen”, scheint das Design zu sagen​.

    Stattdessen wirkt die Youn wie ein Monolith aus Aluminium, der zeitlose Eleganz ausstrahlt. Uns hat diese Optik sofort angesprochen. Sie ist mutig anders und dennoch hochwertig.

    Man merkt, dass hier Industriedesigner am Werk waren, die ein Statement setzen wollten – und das ist gelungen. Die Materialanmutung ist ebenfalls top: Das eloxierte Aluminium fühlt sich gut an, nichts wackelt oder klappert – bis auf eine Kleinigkeit, dazu gleich. Insgesamt können wir bestätigen, was Designjurys honoriert haben: Die Youn ist eine Augenweide für jede moderne Küche.

    Wo Licht ist, ist jedoch auch etwas Schatten. Im Alltag offenbarten sich ein paar Ergonomie- und Designmängel, die bei aller Liebe zum Aussehen auffielen. Erstens: Die Maschine hat keine einstellbaren Füße​. Da die Frontplatte unserer Maschine und Mühle nicht im gleichen Winkel stehen, bilden sie keine nahtlose Einheit.

    Das ist schade, denn gerade wenn zwei so designstarke Geräte nebeneinander stehen, will man sie exakt im gleichen Winkel haben. Wir haben uns mit Unterlegplättchen beholfen.

    Zweitens: Die Platzierung der Mühle – besser gesagt, die benötigte Stellfläche – ist unpraktisch. Maschine und Mühle nebeneinander benötigen ca. 60 cm Breite. Durch die geringe Tiefe wirken sie zwar schlank, aber man braucht eben eine breite Theke. In kleinen Küchen wird das schwierig. Und so sehr die Maschine mit ihrer geringen Tiefe auch danach ruft, unter Hängeschränken zu stehen. Sie ist eben doch recht hoch und das führt dazu, dass bei zu tief hängenden Schränken der Wassertank nicht mehr entnommen werden kann.

    Ehrlich gesagt fällt uns das auch bei einigen Werbebildern von Ligre auf. Das sieht nicht wirklich so aus, als ob dort der Wassertank entnommen werden könnte.

    Drittens: ein kleiner Verarbeitungs-Dämpfer – die Maschine hat ihr Stärken an der Front und nicht auf der Hinterseite. Nicht wirklich problematisch, doch uns fiel auf, dass die Seiten- und Rückwände beim Klopfen etwas scheppern und nicht das Gegenüber der wertigen Front sind.

    Design- und Bedienungstechnisch fällt uns die hohe Temperatur des massiven Siebträgerhalters aus Messing auf. Der scheint nicht oder nicht gut isoliert zu sein. Mehr als 70 Grad messen wir und finden sie vor allem problematisch, weil die Maschine sonst so elegant und schön ist, dass man sie anfassen möchte. Beim Siebträgerhalter und Brühkopf sollte man das definitiv nicht machen.

    Ansonsten gibt es an der Verarbeitung wenig auszusetzen: Der Siebträger rastet satt ein (Standard-E61-Bajonett mit gutem Widerstand), die Hebel und Knöpfe haben einen klaren Druckpunkt, und die Abtropfschale ist großzügig dimensioniert. 

    Ligre Youn Bewerung quer 1

    Fazit und Bewertung der Ligre Youn

    Die Ligre Youn ist zweifellos eine der spannendsten Neuerscheinungen auf dem Espressomaschinenmarkt der letzten Jahre. Sie vereint technischen Fortschritt mit ästhetischem Wagemut – und das Ergebnis ist ein Gerät, das sowohl Hingucker als auch leistungsfähiges Kaffee-Tool ist. In unserem Test hat uns die Youn mit ihrer schnellen Einsatzbereitschaft, der präzisen volumetrischen Dosierung und den cleveren Features wie dem Guide-Modus und der automatischen Milchschaumfunktion beeindruckt. Ein echtes Highlight ist die potente Milchschaumfunktion, sowohl automatisch als auch halbautomatisch.

    So gut das technische Potential der Maschine auch ist, so sehr sind wir doch auch aufgrund der Steuerung frustriert. Das Temperatur-Offset, mit dem die Maschine seit dem Start ausgeliefert wurde, verhindert eine Orientierung am Markt und hat sicher zu manch saurem Espresso zu Hause geführt.

    Die fix programmierten Brühprofile schmälern das Ergebnis in der Tasse. Trotz hochwertiger Hardware und präziser Steuerungsmöglichkeiten kann die Youn ihr volles Können nicht ausspielen, solange Preinfusion und Druckprofile derart restriktiv voreingestellt sind und vom Nutzer nicht angepasst werden können. 

    Die programmierten Brühprofile machen brühtechnisch für uns keinen Sinn. Nach dem Messen und aufzeichnen der Profile, haben wir zahlreiche Kollegen aus der Kaffee-Community kontaktiert und um Unterstützung bei der Interpretation gebeten. Darunter natürlich insbesondere auch Nutzer von Decent Espressomaschinen und Unicas. Niemand konnte die Profile nachvollziehen und kam bei der Reproduktion der Kurven mit seiner Maschine auf zufriedenstellende Ergebnisse.

    So schließen wir den Test sehr zwiespältig und wir wollen es in einem Satz zusammen fassen: technisch ist die Ligre Youn potentiell so gut, wie das Design ein Statement ist - in der Programmierung und Umsetzung frustriert sie uns sehr an mancher Stelle.

    Kann man mit der Ligre guten Espresso machen? Selbstverständlich! Ist der Milchschaum überragend? Auf jeden Fall! Aber die Ligre wird ihrem eigenen technischen Potential nicht gerecht, eine der besten Espressomaschinen zu sein. Und das ist tragisch!

    ligre youn und siji

    Exkurs: Ligre Siji Grind By Weight

    Unser Test der Ligre Siji ist bereits abgeschlossen. Da der Hersteller hier aber noch größere, in Kürze erscheinende Updates angekündigt hat, warten wir noch mit der Veröffentlichung und werden die neue Siji-Version testen. Einige Infos für alle, die über den Kauf der Mühle nachdenken.

    Die Ligre Siji ist im inneren eine Eureka Specialità, die mit einer ausgeklügelten Wiegetechnologie ausgestattet ist, die von Ligre entwickelt wurde. Wenn der Siebträger eingeführt wird, wiegt bzw. tariert die Mühle zunächst den Siebträger und beginnt dann zügig mit dem Mahlprozess. 

    Sie ist sehr genau, was die Mahlergebnisse angeht. Wenn ihr 16 Gramm Zielmenge definiert, so werden diese 16 Gramm auch zuverlässig gemahlen. Bei einigen Kaffees entsteht eine hohe statische Ladung. Problematisch ist in der aktuellen Version, dass die Mühle den Siebträger mit kaum mehr als 16 Gramm befüllen kann, ohne dass beim Entfernen des Siebträgers ein Teil des Kaffees verloren geht. Damit der Kaffee sauber in den Siebträger fällt, ist bei vielen Kaffees die Verwendung eines Dosierrings notwendig. Die Steuerung der Mühle ist intuitiv und gut.

    Viele andere Parameter der Mühle werden durch den Mühlenkörper der Eureka Specialità bedingt.

    Transparenzhinweis

    Wir haben die Ligre Youn und Siji mit einem Händlerrabatt gekauft und eine zweite Youn leihweise erhalten, um einen offensichtlichen Fehler beim zweiten Modell auszuschließen (undichter Wassertank bei unserer ersten Youn) sowie auch unsere Offset-Messungen an einer zweiten Maschine zu überprüfen.

    Wenn wir auf aus unserer Sicht problematische Ergebnisse beim Test einer Maschine treffen, räumen wir Herstellern die Möglichkeit einer Stellungnahme ein. Das ist auch bei der Ligre passiert. Ein Novum war jedoch, dass wir einige unserer Erkenntnisse genauer erklärt haben und uns auf einen Austausch mit dem Hersteller eingelassen haben. Zu dieser Bereitschaft von unserer Seite hat sicher beigetragen, dass wir einerseits auf Messen gute Gespräche mit Vertretern von Ligre hatten, aber auch die erläuternden Gespräche zu Beginn des Tests transparent waren und uns die Eigenheiten der Maschine offen erklärt wurden. Wir waren auch offen, Feedback zu geben, weil wir das Potential der Ligre höher einschätzen, als jene Maschine, die heute auf unserem Testtisch steht.

    Die Folgegespräche waren jedoch nicht dazu geneigt, dass wir einen anderen Eindruck von der Maschine und dem Potential haben, eher im Gegenteil. Eine Veränderung der Temperatureinstellung wurde uns gegenüber angekündigt. Wir hoffen, euch bald mitteilen zu können, ab welcher Seriennummer diese realisiert wird.

    Das veröffentlichte Video wurde durch die Gespräche mit Ligre nicht beeinflusst, da es vorgängig aufgezeichnet wurde. Ligre hat auf der Basis der durch den Austausch gewonnenen Erkenntnisse begonnen, einzelne Aspekte seiner Online-Darstellung der Maschine zu verändern, was uns irritiert hat.

    Als Konsequenz aus diesem Austauschprozess werden wir in Zukunft mit Herstellern nicht mehr ins Gespräch gehen und detaillierte Erkenntnisse und Teile unserer Testergebnisse nicht mehr teilen. Den Raum für Stellungnahmen werden wir selbstverständlich weiter ermöglichen, ohne von unserer Seite Details der Ergebnisse bekannt zu geben.

    Unser Ziel bleibt es, durch transparente und nachvollziehbare Tests einen echten Mehrwert für die Kaffee-Community zu schaffen und die Weiterentwicklung von Produkten durch faire, fundierte Kritik zu begleiten. Wir freuen uns auf künftige Maschinen, die zeigen, wie sich Technik und Nutzerbedürfnisse noch besser in Einklang bringen lassen.

    ]]>
    https://www.kaffeemacher.ch/blog/ligre-youn/feed/ 7 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
    Unsere neue Kaffeeverpackung. Weniger Emissionen, längere Frische, aber noch nicht am Ziel https://www.kaffeemacher.ch/blog/neue-kaffeeverpackung-2025/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/neue-kaffeeverpackung-2025/#comments Tue, 01 Apr 2025 09:00:00 +0000 https://www.kaffeemacher.ch/blog/neue-kaffeeverpackung-2025/ Weiterlesen

    ]]>
    Wir haben eine neue Kaffeeverpackung. Dafür haben wir viel geforscht und haben den Beutel selber mit entwickelt. Unsere jetzige Lösung hält den Kaffee noch länger frisch und verursacht weniger Emissionen. Eine Verpackung ist ein stetiger Optimierungsprozess, und deswegen entwickeln wir uns auch hier immer weiter. Was wir alles gelernt haben, welche Verpackungen nachhaltig sind und worauf ihr beim Kaffeekauf achten könnt, beschreiben wir hier.

    In einer optimalen Welt bräuchten wir keine Verpackungen. In unserem Kaffeekosmos verschicken wir jedoch mehr Kaffee, als wir in unseren beiden Cafés in Basel physisch verkaufen. Eine Verpackung ist für unsere Zwecke ein Muss, den Kaffee überhaupt verschicken zu können, die Qualität zu erhalten und die Lebensmittelsicherheit zu garantieren.

    Gleichzeitig dient eine Verpackung als Trägerin von Informationen: ein Marken-Design brennt sich in die Erinnerung ein und über die Etiketten können wir die Kaffees beschreiben, ihre Geschichten transportieren und Lust auf den Genuss machen.

    Nachhaltige Kaffeeverpackung

    Unsere "Neuen" - 250g und 1000g aus Monomaterial: 60% nachwachsende Rohstoffe nach Massenbilanz, 30% rezykliertes Plastik nach Massenbilanz und 10% neues Plastik.

    Nachhaltige Kaffeeverpackung


    Wenn wir heute auf die Verpackungen in der Kaffeewelt schauen, sehen wir gerade in der Spezialitätenkaffee-Branche unterschiedlichste Auffassungen darüber, was eine Kaffeeverpackung kann und soll. 

    Wir sehen pragmatische Ansätze bei Verpackungen, die einfach genau das tun, was sie sollen - den Kaffee transportierbar zu machen. Wir sehen Ansätze, wo es mehr um pures Design geht: vor allem dann, wenn viel Material verwendet wird. Und dann sehen wir immer mehr Ideen, wie eine Verpackung mindestens recyclingfähig, aber noch besser zirkulär gemacht werden kann.

    In der besten aller Welten gäbe es eine Verpackung, die auf alle genannten Kriterien eingeht:

    dicht, angenehmen zu halten, zirkulär und schick.

    Mit dieser Idee sind wir auf eine lange Lernreise gestartet. Sie ist ist noch nicht abgeschlossen, aber wir haben ein klares Bild und eine klare Haltung entwickeln können, welche Eigenschaften eine gute Kaffeeverpackung haben muss, und was für uns keinen Sinn ergibt. 

    Wir haben einen Fokus auf die kontinuierliche Verbesserung in allem, was wir tun. Auch bei der Verpackung steht bei uns die Nachhaltigkeit im Fokus.

    Wie hoch sind die Umwelt-Emissionen der Kaffeeverpackung?

    In der Gesamtberechnung unserer Emissionen von einem 1kg Röstkaffee bis zu dem Zeitpunkt, an dem ein Kaffeebeutel unsere Rösterei verlässt, macht die Verpackung selbst nur gerade etwa drei Prozent der gesamten Emissionen aus.

    In unserem Fall: die Verpackung beträgt "nur" 3% der Kaffee-Emissionen

    In der ersten Grafik schauen wir auf die Emissionen, die wir in der Basler Rösterei verursachen. 2023 beliefen sich alle verwendeten Verpackungen auf 16,7% aller Rösterei-Emissionen.

    Emissionen CO2 Roesterei

    Emissionen der Kaffeemacher:innen Rösterei in Basel, 2023

    Wenn wir nun auf die gesamten Emissionen schauen, dann macht das Rösten nur noch gut 15% aller Emissionen aus, während der Anbau - in diesem Beispiel in Nicaragua - fast zwei Drittel der Emissionen verursacht.

    Emissionen CO2 Kaffee total

    Die Zahlen beziehen sich auf die Ernte 22/23 auf Santa Rita, Nicaragua.

    Wir wissen genau, wo wir die grössten Hebel haben, um die Emissionen auf einer Kaffeekette zu senken: im Anbau, und nicht bei der Kaffeeverpackung. Aber: da wo wir sind, können wir mit dem, was wir wissen, schnellen Wandel herbeiführen. Und deswegen müssen wir auch die Verpackung stets verbessern.

    Ein Aspekt, den wir bei der Entwicklung einer nachhaltigen Verpackung nicht ausser Acht lassen wollen, ist das look and feel. Welche Emotionen wir erfahren, wenn wir eine bestimmte Verpackung sehen, in der Hand halten und fühlen, beeinflussen unsere Kaufentscheide.

    Und das ist bisweilen etwas absurd:

    • Papierähnliche Verpackungen können uns suggerieren, dass der geröstete Kaffee nachhaltig sei, auch wenn da keine Verbindung besteht. Der Kaffee könnte total unnachhaltig produziert worden sein.
    • Das Gegenteil ist auch möglich: höchst nachhaltig produzierte Kaffees werden in Aluminiumverpackungen verkauft, die mit Abstand die umweltschädlichsten sind (s. Grafik unten). 

    Wir suchten also eine Verpackung, deren Erscheinung mit dem Inhalt übereinstimmt. Nachhaltiger Kaffee muss in eine nachhaltige Verpackung rein.

    CO2 Emissionen Herstellung und Recycling von verschiedenen Materialien

    Aluminium schneidet in Sachen Emissionen am schlechtesten ab, hat aber die beste Frischhaltekapazität. Design: Tobias Milz, Datensatz von ecoinvent

    Neue Verpackung - ein Prozess und kein Zustand

    Im November 2022 haben wir einen Blog zu unserer neuen Verpackung geschrieben, dass diese nun nachhaltiger sei. Wir sind damals vom weit verbreiteten Papier-Kunststoff-Verbund auf Mono-Kunststoff umgestiegen, mit der Idee, dass Beutel aus Monokunststoff recycelt werden und wir damit ein bessere Klimabilanz hätten.

    Kaffeemacher Verpackung Nachhaltig Recyclinglabel 1

    Unser Verpackungs-Upgrade vom November 2022

    Ungefähr zur gleichen Zeit sind wir auf einen Artikel des DIW gestoßen und es machte sich Ernüchterung breit. Die thermische Verwertung von Kunststoffen verursacht ca. 2,7 kg CO2e, was die Emissionen auf die gesamte Lebensdauer betrachtet ungefähr verdoppelt. Tobi meinte dann salopp:

    “Tja, das war ein Griff ins Klo.”

    Und warum genau?

    Weil wir viel neues Material verbrauchten, sogenanntes virgin material, basierend auf fossilen Rohstoffen. Die alte und die neue Verpackung waren gleich schwer, knapp 13 Gramm. Aber die neue Verpackung, die zwar recyclingfähig war, weil sie aus Mono Kunststoff bestand, verbrauchte doppelt so viel virgin material wie die alte Verpackung.

    Learning 1:

    Die Menge des verwendeten Materials ist entscheidend, ob die Emissionen gering sind. Wir sehen immer mehr recyclingfähige Kaffeeverpackungen. Das ist eigentlich ein Fortschritt, die Verpackungen so zu gestalten, dass sie in der Theorie für einen anderen Zweck rezykliert werden können. Aber: Wenn nur ein kleiner Prozentsatz weltweit (9%) recycelt wird und der Rest verbrannt oder in der Umwelt landet, ist der Gedanke dann zielführend? 

    Anekdote:

    Wir haben uns mit einem Innovationsmanager eines Energieerzeugers zum Lunch verabredet. 

    “Macht nicht noch mehr Plastik” 

    war sein Input. Sein Unternehmen verbrennt Haushaltsabfall zur Produktion von Fernwärme, Dampf und Strom. Jedoch sei der Haushaltkehricht heute “zu sauber”, weil Menschen ihre Plastik- und Verpackungsabfälle trennen. 

    Der Haushaltkehricht verfüge nun über zu wenig Brennmasse, so dass eben genau der Plastik- und Verpackungsabfall wieder zur Verbrennung hinzugefügt werden muss, dass die Verbrennung überhaupt funktioniert. Alternativ zum Plastikabfall wird der Abfallberg auch mit einem Erdöl-Derivat besprüht.

    “Kein Recycling ist aber auch keine Lösung” 

    hörten wir aus verschiedenen Ecken, die sich sonst vehement widersprachen. Es gibt da also so etwas wie einen Konsens in der Wissenschaft und der Industrie, dass rezykliert werden muss, das ganze System aber noch viel zu wenig weit ist, und der Plastikverbrauch weiter steigt.

    Learning 2:

    Recycling ist noch kein funktionierendes System. Und trotzdem müssen wir es tun. Die gesetzlichen Bestimmungen werden schärfer, das Recycling flächendeckender und der Druck auf Veränderungen grösser.

    Und trotzdem fragten wir uns, ob Recycling für uns passt, da wir dabei noch mehr Kunststoff verbrauchen? Oder arbeiten wir mit einer Verpackung, die gar nicht erst recycelt werden muss?

    Wir machten uns auf die Suche und führten mehr als drei Dutzend Gespräche mit Forschenden, Entwicklern, Herstellern, Recyclern, Zertifizierern, anderen Röstereien und Innovationsmenschen. Unser Projekt hiess intern: “die beste aller Verpackungen”.

    Wir haben aber gelernt: die beste Verpackung existiert nicht. Sie ist immer eine Momentaufnahme und muss immer wieder überprüft werden.

    Wir hatten früh einen Austausch mit einem Startup, das aus Nebenströmen der Tofuproduktion Folien herstellen kann. Das klang alles sehr gut, die Entwicklung vom Labor auf größere Mengen aber dauert Jahre. Wir sind zuversichtlich, dass in wenigen Jahren neue Materialien für Folien im Einsatz sind und auch für die breitere Industrie verfügbar werden.

    Learning 3:

    Wir entscheiden uns für eine Form und die Eigenschaften des Beutels, bleiben aber flexibel, was die Verwendung des Materials angeht. Da passieren gerade enorme Fortschritte.

    Nachhaltige Kaffeeverpackung Forschung

    Über mehr als eineinhalb Jahre haben wir verschiedenste Anbieter von Materialien kontaktiert und Austausch gehabt.

    Während wir also Ausschau nach revolutionären Materialien hielten, hinterfragen wir auch unsere Ansprüche und unsere Prozesse.

    • Warum haben heute alle Beutel die gleiche Form?
    • Welche Größen haben wir? Brauchen wir die?
    • Wie sind die Prozesse beim Abpacken, Siegeln und Versand?
    • Sind die bestehenden Maße die richtigen für uns?
    • Welcher Bereich hat welche Wünsche?

    Durch eine Community-Umfrage über Instagram erkannten wir, dass unsere Kaffees in der Regel nach acht Wochen getrunken werden. Jede Kaffeeverpackung braucht von Gesetzes wegen ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Wir geben auch eines an, aber empfehlen gleichzeitig, sich am Röstdatum zu orientieren und den Kaffee nach wenigen Wochen und maximal zwei Monaten zu konsumieren. 

    Da wir das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht ausreizen, wie das bei einer Grossproduktion für Supermärkte oft der Fall und der Kaffee im Regal dann bis zu 18 Monaten alt ist, können wir das Thema Barriere neu denken. Wir haben keinen Anspruch auf ein überlanges shelf-life. Die Barriere unserer Beutel sollte also Kaffee für etwas drei Monate top-frisch behalten, das würde reichen. Das spart an eingesetztem Material - so viel wie nötig, so wenig wie möglich.

    Folgende weitere Forschungsfragen standen im Raum:

    Wie schnell altert Kaffee im Beutel?

    Dazu haben wir drei verschiedene Kaffees vom selben Stichtag über acht Wochen lang auf den Sauerstoffgehalt überprüft.

    Wie dicht ist unsere aktuelle Verpackung?

    Bei der Prüfung des Sauerstoffgehalts stellte sich heraus, dass nicht alle Packungen gleich dicht waren und wir zum Teil bis zu 17% Sauerstoff (von möglichen 21%) in der Packung vorfanden.

    Wie schneiden andere Verpackungen auf dem Markt ab?

    Wir analysierten Kaffeeverpackungen von mehr als einem Dutzend Kaffeeröstereien und mehr als zwei Drittel hatten das gleiche Problem: die Packung war nicht dicht.

    Wie altert der Kaffee in einer “dichten” Verpackung?

    Deutlich langsamer: der Kaffee zeigte mehr Charakter, mehr Aromen und wirkte allgemein runder

    Wir lernten durch Beobachtungen, Tests und vielen Verkostungen. Mit den Learnings aus unseren Vortests suchten wir die Gespräche mit Herstellern. Mit jedem Gespräch lernten wir mehr und merkten schnell, dass die allermeisten Hersteller umdenken müssen. 

    Diejenigen, welche bereits mit neuen Materialien arbeiten, haben aber noch Kapazitätsengpässe oder fehlende Berechtigungen für den Gebrauch mit Lebensmitteln, die ihnen die Skalierung erschwert.

    Daten und Fakten zu unserem neuen Beutel

    Unser neuer Beutel ist aus einem Monomaterial und dadurch recyclingfähig. Der alte Beutel war das nicht. In der Zusammensetzung besteht unser neuer Beutel aus 

    • 60% ISCC zertifizierten nachwachsenden Rohstoffen im Massenbilanzverfahren: Tallöl, das ein Nebenstrom der Papierverarbeitung darstellt
    • 30% ISCC zertifiziertes Post Consumer Recycled Plastic im Massenbilanzverfahren: rezykliertes Plastik
    • 10% virgin material, also neues Plastik

    Im Sinne des Massenbilanzverfahrens bezahlen wir für nachhaltigere Materialien. Diese sind rechnerisch im Beutel vorhanden, physisch wenn überhaupt nur marginal. Unsere Verpackung kann also aus 100% neuem Plastik bestehen.

    Ökostrom und Biogas funktionieren nach dem gleichen Prinzip: man bezahlt für die alternativen Materialien, die dann vom Hersteller eingekauft werden. Man kauft bilanziell erneuerbare Produkte, aus der Steckdose oder der Leitung kommt aber ein Mischprodukt.

    In den folgenden Grafiken gehen wir deswegen von einem rechnerischen Best Case Szenario und einem Real Case Szenario aus.

    Best Case Szenario: 

    zeigt, welche Emissionen unser Beutel theoretisch hätte, wenn die 60/30/10 Mischung genau so im Beutel wäre. Es zeigt den rein rechnerischen Idealwert.

    Real Case Szenario: 

    zeigt, welche Emissionen im realen Fall hat, wenn 0% von den nachhaltigeren Materialien in einem Beutel vorhanden sind. 

    Das Real Case Szenario schneidet dennoch besser ab als der alte Beutel, weil wir knapp vier Gramm weniger Material verwenden.

    Der ökologische Fußabdruck unserer neuen Verpackungen

    Neuer Beutel, theoretisches Best Case Szenario: Material, Herstellung, Entsorgung ohne Recycling

    Wenn unser Beutel nicht wieder verwertet wird, haben wir Gesamtemissionen von 92g CO2e pro 250g Beutel.

    Neuer Beutel, theoretisches Best Case Szenario: Material, Herstellung, Entsorgung mit 35% Recycling

    Bei Kunststoffen (PE und PP) aus denen in der Regel die Kaffeeverpackungen sind, handelt es sich um Downcycling. Die Quote weltweit liegt bei 9%, in Deutschland wird ca. 35% zu verwertbaren Granulat.


    Alter Beutel: Material, Entsorgung

    Unser bisherige Beutel, der im April und Mai 2025 rollierend auf den neuen Beutel wechselt, emittiert mehr. Wir verbessern uns dabei um knapp 25%.

    Neuer Beutel: detaillierte Berechnung im Best Case Szenario

    Reality Check - was wirklich weh tut und wo es Freude macht

    Je länger wir uns mit dem Thema auseinandergesetzt haben, desto mehr Fragen haben sich aufgetan. Zeitweilig fühlten wir uns wie Forscher oder investigative Journalisten - aber eigentlich waren wir auf der Suche nach einer Verpackung für unsere Kaffeebohnen.

    Das Verpackungsthema ist komplex und zu oft zu eng verzahnt mit technologischer Rückständigkeit und zu laschen rechtlichen Handelsanweisungen. 

    Minimale Verbesserungen wurden uns als “Weltneuheit” präsentiert und was die Einen als “smarten Ansatz” betitelten, hätten wir wohl unter gesundem Menschenverstand eingeordnet. Das Thema der Verpackungen ist emotional und pragmatisch gleichzeitig. 

    Man kann sich schnell über die in Plastik eingepackte Bio-Gurke stören, einzelne Kaffeebohnen aber kann man nicht transportieren. Wir müssen unsere Optik schärfen, wo Verpackungen Sinn machen und welche Eigenschaften sie wirklich oder gar nicht benötigen.

    Bei diesen Learning gab es ein paar Dinge, die weh getan haben, aber auch solche, die uns zuversichtlich gestimmt haben.

    Was weh tut

    Recyclingfähig heißt nicht mehr, als dass es recycelt werden kann. Was je nach Stoff besser oder schlechter funktioniert. Ca. 35% der im gelben Sack gesammelten Abfälle werden wieder zu verwertbarem Rohstoff.

    Der Rest wird verbrannt, exportiert oder landet in der Umwelt.

    Warum ist recyceltes Material teurer als virgin material?

    • Die Prozesse sind nicht so optimiert, wie die von virgin material. 
    • Die Nachfrage bestimmt den Preis. Die Nachfrage ist hoch und es ist nicht soviel verfügbar.
    • Befindet sich zu wenig Kunststoff im Müll wird zur Verbrennung Öl oder Kunststoffabfälle gekauft
    • Materialverbunde können nicht recycelt werden. Das bedeutet, sie werden verbrannt. Wodurch es zu einer Verdoppelung der Co2e Emissionen kommt.

    Was Fragen aufwirft

    • Alle Verpackungsmaterialien aus dem gelben Sack bekommen keine Lebensmittelzulassung
    • Genau so (im Moment) “Ocean Plastik” → “Wildplastik” für andere Bereiche
    • Ventile besten nicht zu 100% aus PP oder PE sondern haben eine kleine PET Folie integriert und sind somit nicht zu 100% recyclingfähig
    • schlimmer als Verpackungsmüll ist Foodwaste oder Coffee-Waste

    Was uns zuversichtlich stimmt

    • neue Materialien, junge Unternehmen, die auf die grossen Industrie Player zu gehen - es tut sich was
    • Die EU-Richtlinie 94/62/EG über Verpackungen und Verpackungsabfälle “PPWR” kommt und fordert folgende Punkte ein, die gerade für Kaffeeverpackungen relevant sind:
      • Die Bestandteile von Recycling-Verpackungen müssen trennbar und als Einzelkomponenten recycelbar sein
      • Materialreduktion: Das Gewicht und Volumen der Verpackungen sollten auf das notwendige Minimum beschränkt werden.
      • für den Versand entscheidend: der Leerraum in Verpackungen, gefüllt mit Materialien wie Luftpolstern oder Schaumstoff, darf maximal 50 % des Gesamtvolumens ausmachen.

    Checkliste für eine gute Verpackung:

    • Wie lange muss mein Produkt haltbar sein?
    • Wie wenig Verpackung kann ich nutzen?
    • Verpackungsgröße vs. Verpackungsinhalt
    • Wie informiere ich die Verbraucher, dass sie die Verpackung richtig entsorgen?
    • Wofür stehen wir und wie geht die Verpackung damit Hand in Hand?

    Was Freude macht: unser neuer Verpackungspartner

    Unser neuer Partner für die Kaffeeverpackungen ist die Firma O.Kleiner mit Sitz in Wohlen, Schweiz. Wir suchten einen Partner, der sowohl die Entwicklung als auch die Produktion abdecken kann. In verschiedenen Gesprächen haben wir uns den Zielvorgaben genähert und haben zusammen eine neue Verpackung für Kaffee entwickelt.

    O Kleiner Platz und Kaffeemacher Schallberger

    Andreas Platz von O. Kleiner (links) und Philipp Schallberger, Kaffeemacher GmbH (rechts)

    ]]>
    https://www.kaffeemacher.ch/blog/neue-kaffeeverpackung-2025/feed/ 2 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
    Espresso und Umweltbewusstsein: Der Einfluss des Stromverbrauchs https://www.kaffeemacher.ch/blog/espresso-und-umweltbewusstsein-der-einfluss-des-stromverbrauchs/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/espresso-und-umweltbewusstsein-der-einfluss-des-stromverbrauchs/#comments Wed, 19 Mar 2025 13:40:00 +0000 Nachhaltigkeit Espressomaschinen Thermoblock Zweikreiser Dualboiler Einkreiser https://www.kaffeemacher.ch/blog/espresso-und-umweltbewusstsein-der-einfluss-des-stromverbrauchs/ Weiterlesen

    ]]>
    Wenn man einen köstlichen Espresso genießen möchte, denkt man nicht sofort an Stromverbrauch, Kilowattstunden oder den Standby-Modus. Doch in der Welt des Kaffees hat das Bewusstsein für Umweltfragen in den letzten Jahren erheblich zugenommen, und viele Verbraucher legen zunehmend Wert auf nachhaltige Produkte.

    Wir als Kaffeemacher:innen haben bereits seit einigen Jahren den Stromverbrauch in unsere Maschinentests integriert. Um unsere Tests weiter zu verfeinern, haben wir mit Tobias, unserem Head of Sustainability, ein detaillierteres Strommessprotokoll entwickelt.

    In diesem Blog möchten wir euch in Grundzügen erklären, wie wir den Stromverbrauch messen und wie sich verschiedene Espressomaschinensysteme hinsichtlich ihres Verbrauchs unterscheiden. Wir bemühen uns, nur die absolut notwendigen Fachbegriffe zu verwenden, damit auch Leser ohne elektrotechnische Vorkenntnisse folgen können.

    Warum ist der Stromverbrauch von Maschinen überhaupt wichtig?

    Natürlich wollen wir nicht ständig über jede Kleinigkeit nachdenken. Wenn wir einen Espresso genießen, möchten wir dies mit gutem Gewissen tun, ohne an ein Atomkraftwerk denken zu müssen. Dennoch ist es sinnvoll, beim Kauf einer Espressomaschine auch den Stromverbrauch in die Pro- und Contra-Liste aufzunehmen.

    Denn Kleinvieh macht auch Mist. Lasst uns ein kurzes Gedankenexperiment anstellen: In eurem Haushalt trinkt ihr morgens und nachmittags jeweils zwei Cappuccini. Es gibt Maschinen, die dafür etwa 0,42 kWh benötigen. Wenn ihr eure Maschine also ein Jahr lang nutzt, verbraucht ihr rund 150 kWh.

    Verbraucht eure Maschine hingegen nur 0,18 kWh für die Zubereitung der Cappuccinos, reduziert sich euer jährlicher Energiebedarf auf 65 kWh. Das bedeutet eine Einsparung von 85 kWh pro Jahr – ganz einfach. Das entspricht ungefähr der Menge an Strom, die ein LED-TV braucht, wenn er das ganze Jahr läuft. https://www.enbw.com/blog/wohnen/energie-sparen/was-man-mit-1-kwh-so-alles-machen-kann-2/

    Wenn wir annehmen, dass es nicht nur euch, sondern auch viele andere leidenschaftliche Cappuccino-Liebhaber gibt, steigen die Zahlen erheblich. Das Forum „Kaffee-Netz“ hat über 65.000 Mitglieder. Wenn jeder von ihnen jährlich 90 kWh einsparen würde, käme das auf insgesamt 4.225 Megawattstunden. Das entspricht der Menge an Strom, die ein Offshore-Windrad in einem halben Jahr produzieren kann. Und nicht jeder Besitzer einer Siebträgermaschine ist im Kaffee-Netz aktiv. Ihr seht also, der Stromverbrauch einer Maschine kann einen erheblichen Unterschied ausmachen.

    Wie sieht unser Messprotokoll aus?

    Wir verwenden drei professionelle Strommessgeräte, den Christ CLM1000 Professional Plus. Warum gleich drei? Wenn uns ein Wert merkwürdig erscheint, können wir die Messungen mit einem anderen Gerät überprüfen. Diese Messgeräte bieten den Vorteil, dass sie bis zu einem Zehntel Watt genau messen, also auf 0,0001 kWh – das ist äußerst präzise!

    Wir erfassen alle Werte in kWh. Diese Einheit wird auch in eurem Zählerkasten angezeigt, und ihr bezahlt euren Strom basierend auf dem Verbrauch pro Kilowattstunde (kWh).

    In unserer Strommessung berücksichtigen wir auch die Aufheizzeit. Doch wie lange dauert es, bis eine Maschine tatsächlich betriebsbereit ist? Zunächst messen wir, wie lange es dauert, bis die Zieltemperatur von 92 °C für die erste Brühung im Siebträger erreicht wird. Um die Werte nicht zu verfälschen, verwenden wir immer eine kalte Maschine, das heißt, eine Maschine, die mindestens zehn Stunden außer Betrieb war. Zudem hat das eingefüllte Wasser stets eine Temperatur von 20-24 °C. Bei Thermoblockmaschinen dauert das Aufheizen beispielsweise nur wenige Minuten, während Dualboilermaschinen dafür bis zu 40 Minuten benötigen können.

    Ist die Maschine auf Betriebstemperatur, machen wir einen Spühlshot, der den Siebträgers aufwärmt.

    Nun kommen wir zur „Bezugsmessung“.

    Espressobezug

    Um Espressobezüge zu simulieren, führen wir fünf Bezüge von jeweils 27 Sekunden durch. Zusätzlich gibt es einen sogenannten „Flush“ von 2 Sekunden, der das Säubern der Brühgruppe simuliert. Zwischen jedem Bezug lassen wir eine Pause von einer Minute um das Mahlen, Tampen und die weiteren Schritte zu simulieren.

    Wenn die Maschine die Möglichkeit bietet, den Dampfboiler auszuschalten, führen wir die Energiemessung für Espresso zweimal durch: einmal mit eingeschaltetem und einmal mit deaktiviertem Dampfboiler.

    Americano

    Um den Stromverbrauch für einen Americano zu simulieren, haben wir nach dem Espressobezug jeweils immer 70 ml heißes Wasser bezogen.

    Cappuccino

    Um den Cappuccino Bezug zu simulieren, haben wir nach jedem Espressobezug eine Menge von 300 Gramm Wasser von 6° C auf 60° C mit der Dampfdüse erwärmt. Hierbei simulieren wir das Aufschäumen des Milchschaumes, den ihr für einen Cappuccino braucht.

    Kaffeemacher-Protokoll

    BereitsiIn älteren Videos haben wir häufig über ein “Kaffeeemacher-Protokoll” gesprochen, um den Energieverbrauch verschiedener Maschinen miteinander zu vergleichen. Dieses Protokoll beinhaltete eine Aufwärmphase von 25 Minuten, unabhängig vom Maschinentyp, gefolgt von fünf Espressobezügen mit jeweils einer Minute Pause dazwischen. Da wir bei diesem veralteten Protokoll die Aufheizzeit jeder Maschine nicht ermittelt haben, hatten Maschinen, die schnell warm werden, einen Nachteil. Selbst wenn sie nach nur 5 Minuten betriebsbereit wären, mussten sie dennoch 25 Minuten vor dem ersten Bezug laufen. Dies ist einer der Gründe, warum wir ein neues Protokoll entwickelt haben. Um jedoch eine Vergleichbarkeit mit den alten Videos zu gewährleisten, geben wir auch bei den neuen Maschinen die Werte im Rahmen des „Kaffeemacher-Protokolls“ an und zeigen im Artikel die Strom-Daten wie in folgender Tabelle.

    Warum gibt es so große Unterschiede im Energieverbrauch?

    Der größte Teil der verbrauchten Energie entfällt auf das Aufheizen von Wasser. Für die Zubereitung eines Espressos ist eine Brühtemperatur von etwa 92 °C erforderlich, was vom Heizsystem der Espressomaschine übernommen wird. Für Liebhaber von Milchgetränken wird zusätzlich Wasserdampf benötigt, der etwa 120 °C heiß ist.

    Die Art und Weise, wie eine Maschine das Brüh- und Dampfwasser aufheizt, beeinflusst den Energieverbrauch erheblich. Eine Boilermaschine funktioniert anders als ein Dualboiler oder ein Thermoblock. Im Folgenden erläutern wir kurz die Unterschiede zwischen den Heizsystemen der verschiedenen Maschinentypen.

    Boilermaschinen

    Boilermaschinen werden oft als „Einkreisermaschinen“ bezeichnet, wenn sie über einen einzigen Heizkreis verfügen. Zu den typischen Vertretern dieser Maschinenart zählen beispielsweise die Gaggia Classic und die Rancilio Silvia.

    Einkreisermaschinen verfügen über einen kleinen Boiler, in dem das Wasser durch elektrische Heizelemente auf die gewünschte Temperatur erhitzt wird. Je nach Größe des Boilers, der häufig zwischen 0,3 und 0,5 Litern liegt, variiert der Energieverbrauch. Wenn ihr einen Cappuccino zubereiten möchtet, müsst ihr nach dem Bezug des Espressos den Boiler hochheizen, um die erforderliche Dampftemperatur zu erreichen. Dieser Vorgang dauert teilweise einige Minuten und erfordert zusätzlich Energie.

    Vereinfacht ausgedrückt kann man eine Einkreisermaschine mit einem Wasserkocher vergleichen

    Dualboilermaschinen

    Wie der Name „Dualboiler“ bereits andeutet, verfügen Maschinen dieses Typs über zwei separate Boiler. Der kleinere Boiler ist für das Brühwasser zuständig, während der größere für die Dampferzeugung verantwortlich ist. Sind beide Boiler aktiviert, müssen sie zunächst ihre Zieltemperatur erreicht haben, bevor ihr Espresso zubereiten könnt. Während der Betrieb läuft, wird die Temperatur in den Boilern durch Nachheizen konstant gehalten. Je nach Größe der Boiler kann der Stromverbrauch dabei erheblich sein. Die La Marzocco GS3 beispielsweise benötigt mit ihrem 1,5-Liter-Brühboiler und dem 3,5-Liter-Dampfboiler in der ersten Stunde ganze 0,6 kWh.

    Dualboilermaschinen bieten vor allem Temperaturstabilität, oft auch unter Last und hohen Komfort, da das Schäumen und der Espressobezug gleichzeitig erfolgen können und die Temperatur präzise eingestellt werden kann. Allerdings sind sie hinsichtlich der Energieeffizienz recht stromintensiv. Vereinfacht gesagt, handelt es sich um zwei Wasserkocher, die gleichzeitig auf unterschiedlichen Temperaturen (hoch und sehr hoch) heizen. Je besser die Boiler isoliert sind, desto weniger Strom wird benötigt, um die Temperatur zu erreichen und aufrechtzuerhalten.

    Anmerkung: Nachträgliches Isolieren ist keine Option, denn ohne Anpassungen in der Regelelektronik funktioniert die Temperatureinstellung nicht mehr zuverlässig. So könnt ihr zwar etwas Strom sparen, aber das auf Kosten des Geschmacks.

    Zweikreisermaschinen

    Zweikreisermaschinen verfügen über einen einzigen Boiler, der jedoch zwei separate Wasserkreisläufe bedient. Viele klassisch-italienische Espressomaschinen, die mit der Faema E61 Brühgruppe ausgestattet sind, nutzen diese Heiztechnik. Der Boiler ist für die Dampferzeugung verantwortlich und wird auf Temperaturen zwischen 120 und 130 °C aufgeheizt. Das Brühwasser wird aus dem Tank durch ein Rohr am Dampfboiler vorbeigeführt. Die Hitze des Dampfboilers erwärmt das Wasser im Rohr ähnlich wie bei einem Wärmetauscher. Dadurch wird das Brühwasser von 20 °C im Wassertank auf die gewünschten 92 °C in der Brühgruppe gebracht.

    Obwohl nur ein Boiler auf Temperatur gebracht werden muss, verbrauchen die meisten Zweikreisermaschinen dennoch viel Energie, da der Dampfboiler konstant auf einer sehr hohen Temperatur gehalten werden muss.

    Thermoblockmaschinen und Dickfilmheizer

    Thermoblockmaschinen und Dickfilmheizer stellen interessante Alternative dar. Anstatt einen gesamten Boiler auf eine Zieltemperatur zu bringen, wird ein Aluminiumblock oder eine dünne Metallplatte erhitzt. Das Wasser aus dem Tank fließt durch Rohre in der jeweiligen Einheit, die unmittelbar beheizt wird. Beim Dickfilmheizer muss noch weniger Masse aufgeheizt werden, als beim Thermoblock.

    Da das Wasser erst beim Bezug erhitzt wird, ist die Aufheizzeit der Maschine deutlich kürzer als bei den verschiedenen Boiler-Maschinen. Die Zuriga E2 ist beispielsweise mit einem Dickfilmheizer ausgerüstet, und bereits nach nur zwei Minuten einsatzbereit. Das ist äußerst schnell und zudem sehr energieeffizient. Auch eine Ascaso Steel Duo PID, die mit Thermoblock ausgestattet ist, ist unter zehn Minuten auf Temperatur.

    Je nach Konzept der Maschine muss der Thermoblock oder Dickfilmheizer für die Dampftemperatur aufgeheizt werden. Es gibt jedoch auch Modelle mit zwei separaten Thermoblocks oder Dickfilmheizern, einen für die Brüh- und einen für die Dampftemperatur.

    Multiheizungssysteme

    Es gibt Espressomaschinen, die verschiedene Heizsysteme kombinieren. Der Vollständigkeit halber möchten wir diese Kategorie von Espressomaschinen erwähnen, auch wenn sie nicht sehr zahlreich sind.
    Die Ascaso Baby T verfügt beispielsweise über einen Dampfboiler und einen Thermoblock für die Brühtemperatur. Da viele Thermoblockmaschinen nicht die gleiche Dampfleistung bieten wie Dualboiler- oder Zweikreisermaschinen, verfolgt Ascaso mit der Baby T eine Hybridlösung, um Energieeffizienz und Leistung zu vereinen.

    Fazit: Soll ich meinen Dualboiler in die Tonne kloppen?

    In unserem ausführlichen Blogbeitrag zur Leistungsmessung aktualisieren wir stetig eine Liste mit den Strommessungen aller unserer getesteten Maschinen.

    Wer sich die Liste ansieht, erkennt schnell, dass Thermoblockmaschinen und vor allem Dickfilmheizer im Allgemeinen deutlich energieeffizienter sind als Boilermaschinen.

    Energieeffizienz ist jedoch bei weitem nicht das einzige Kriterium für eine gute Espressomaschine. Faktoren wie Temperaturkonstanz, Programmierbarkeit, Dampfleistung, Bedienkomfort, Design und viele weitere Aspekte spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle bei der Kaufentscheidung für eine Maschine.

    Haben wir also das Ende der Dualboiler- bzw. Zweikreiser-Ära erreicht, wie wir es in unserem Video angeteasert haben? Ja, das könnte in den kommenden Jahren zunehmend der Fall sein. Moderne Espressomaschinen zeichnen sich durch eine hohe Temperaturstabilität aus und lassen sich äußerst präzise einstellen. Daher sind wir gespannt auf die Entwicklungen, die noch bevorstehen.

    Schließlich steht die Energieeffizienz in direktem Zusammenhang mit der Aufheizzeit. Wer möchte nicht eine Maschine, die bereits nach wenigen Minuten einsatzbereit ist, anstatt eine Dreiviertelstunde warten zu müssen, um einen Espresso zuzubereiten?

    Sollten jetzt alle von ihren Boilermaschinen auf Thermoblockmaschinen umsteigen? Ein ganz klares Nein! Die Herstellung einer Maschine und die dafür benötigten Rohstoffe (Edelstahl, Kabel, Schläuche, Elektronik) sind weitaus energieintensiver als ihr Betrieb. Wer also eine Zweikreisermaschine besitzt, die noch mindestens 10 Jahre ohne größere Probleme funktioniert, sollte sie auf jeden Fall weiterhin nutzen!

    Schließlich gilt: 1. Je weniger wir neu kaufen, desto mehr Ressourcen werden gespart. 2. Langlebigkeit und die Reparatur von Maschinen tragen ebenfalls zur Ressourcenschonung bei. Wer jedoch darüber nachdenkt, sich eine neue Maschine anzuschaffen und dabei Wert auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit legt, sollte unsere Leistungsmessungen sorgfältig prüfen und in seine Kaufentscheidung einfließen lassen.

    ]]>
    https://www.kaffeemacher.ch/blog/espresso-und-umweltbewusstsein-der-einfluss-des-stromverbrauchs/feed/ 5 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
    Toca im Jahr 2025 - Wenn Kaffeeproduzenten zu Unternehmern werden https://www.kaffeemacher.ch/blog/toca-projekt-mexiko/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/toca-projekt-mexiko/#comments Sat, 15 Mar 2025 16:59:00 +0000 Nachhaltigkeit Kaffeeanbau Kaffeereisen https://www.kaffeemacher.ch/blog/toca-projekt-mexiko/ Weiterlesen

    ]]>
    Seit 2022 sind wir mit dem Toca-Projekt in der Sierra de Zongolica in Mexiko aktiv. Im vergangenen Jahr machte die Kooperative einen riesigen Schritt nach vorne. Die Produzenten bauten ein Microbeneficio, verarbeiten Kaffeekirschen zentral und verbessern kontinuierlich die Kaffeequalität. Durch ein Co-Investment wurden wir von Käufern zu Partnern – das Potenzial ist riesig, und ein nachhaltiger Wandel ist möglich.

    Das Toca-Projekt hat enorme Fortschritte gemacht. Im März 2025 war ich vor Ort und war beeindruckt und voller Freude, zu sehen, wie die Produzierenden ihre eigene kleine Verarbeitungsanlage (microbeneficio) gebaut haben, zu Unternehmern wurden und mit viel Elan in die Zukunft blicken.

    Ein kurzer Rückblick

    Im Herbst 2022 setzten wir den Startschuss für das Toca-Projekt in der Sierra de Zongolica, im Süden des Staates Veracruz. Die Idee war, eine neu gegründete Kooperative von Kleinstproduzenten auf dem Weg zur biologisch-regenerativen Landwirtschaft zu begleiten, neue Marktzugänge zu schaffen und die Kaffeequalität kontinuierlich zu verbessern.

    Den Kaffee aus dem Projekt rösten wir als "Toca" – einen dunklen Espresso mit schwerem Körper, weicher Textur und balancierter Säure.

    Toca 3


    Im Frühling 2023 löste sich die Gruppe auf. Unstimmigkeiten, verschiedene Ideen und ein fehlender Konsens zur Preisfindung spalteten die Gruppe. Eine kleinere, neue Gruppe fand sich zusammen, aus der 2024 die Assoziation „Citlal Kaffen“ hervorging – zu Deutsch: Kaffeestern. Seit März 2025 ist Citlal Kaffen nun offiziell eine Kooperative.

    Die Bedeutung des Zusammenschlusses

    Der Zusammenschluss von kleineren Produzenten zu einer Gruppe ist essenziell: 

    • Als Kooperative sind sie effizient in der Administration, 
    • profitieren vom kollektiven Einkauf, 
    • haben bessere Verkaufsbedingungen, 
    • erweiterten Marktzugang und 
    • erhalten Zugang zu finanzieller Unterstützung. 

    Zudem teilen sie die Infrastruktur und das Risiko, wodurch sie eine stärkere Stimme und ein stärkeres Branding durch das gemeinsame Auftreten haben.

    Unser Ziel war es von Anfang an, die Gruppe so zu unterstützen, dass sie alle Möglichkeiten hat, ihren Weg emanzipiert zu gehen. 

    Wir möchten Abhängigkeiten vermeiden. Daher war die Bio-Zertifizierung von Anfang an ein vorrangiges Thema, da diese auch dann bestehen bleibt, wenn unsere Beziehung enden sollte. Mittlerweile sind die Hälfte der Produzenten bio-zertifiziert.

    Toca Citlal Kaffen Mexiko Kaffeemacher

    Eine Versammlung der Gruppe in der Finca von Don Germán

    Die Sierra de Zongolica und der Kaffeeanbau 

    Zongolica liegt zwischen den Hügeln der Sierra, umgeben von Nebelwäldern und einer beeindruckenden Flora und Fauna. Die Region zieht viele Tagestouristen an, die die Berge und den Nebelwald erkunden. Doch trotz dieser Schönheit gibt es auch dunkle Wolken: Die Sicherheit in den umliegenden Industrieorten wie Córdoba und Orizaba hat sich verschlechtert, und Kaffee sowie Kakao werden häufig gestohlen.

    Es gibt weiterhin große Herausforderungen auf politischer und wirtschaftlicher Ebene: Die US-Administration hat 25% Importzölle auf mexikanische Waren verhängt, was den Kaffeeexport in die USA unattraktiv macht. Zudem sind viele US-finanzierte Infrastrukturprojekte durch USAID, wie zum Beispiel Straßenbauprojekte und die Unterstützung langfristiger Projekte von Entwicklungsorganisationen nicht mehr möglich, da die Mittel gestrichen wurden. In Mexiko fehlt es auch an Arbeitskräften, und die Migrationszahlen steigen, entgegen der feindlichen Migrationspolitik in den USA.

    Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen konnte ich das Wachstum des Toca-Projekts und die positiven Veränderungen bei Ensambles und Citlal Kaffen beobachten. Diese Kooperative hat einen beeindruckenden Schritt gemacht, indem sie den „Stern des Kaffees“ (Citlal Kaffen) gegründet hat. Ich durfte die Entwicklung der Produzenten und den Fortschritt bei der Einrichtung eines Microbeneficios miterleben.

    Ensambles Kaffeemacher

    Mit der Gruppe im Solar Drier - dem Trocknungszelt für die Kaffees

    Citlal Kaffen: Eine junge Kooperative mit großen Zielen

    Die Kooperative hat das Beneficio umgebaut und ist nun Eigentümerin. Das Microbeneficio ist in der Finca von Don Germán beheimatet. Diese ist mehr als 100 Jahre alt und war bis 2013 ein Beneficio, bevor die Roya-Kaffeerost-Epidemie viele Farmer zur Aufgabe der Kaffeeproduktion zwang. So ging auch das Microbeneficio ein, aber wir haben es jetzt wieder zu neuem Leben erweckt.

    Toca Citlal Kaffen Mexiko Kaffeemacher Apixtepec

    Zehn Jahre stand das Beneficio still. Jetzt haben wir es wieder belebt

    Das Beneficio steht im Weiler Apixtepec, einem kleinen Weiler in der Sierra de Zongolica, an der Hauptstraße. Es ist erstaunlich zu sehen, wie die Gruppe aus einfachen Mitteln ein funktionierendes Microbeneficio aufgebaut hat – mit Bambus, Holz und Second-Hand-Geräten. Ein echtes Beispiel für Nachhaltigkeit und Kreativität. 

    Die Produzenten haben nicht nur ihr Fachwissen eingebracht, sondern auch ihre Arbeitskraft, um das Beneficio zu bauen und zu betreiben. In fünf sogenannten „faenas“ (Tageseinsätzen) haben die 13 Mitglieder den Boden ausgehoben, planiert und das Beneficio sowie die Trocknungsanlage gebaut.

    Solar Drier Apixtepec Mexiko

    Geschützt vor Feuchtigkeit und UV-Strahlen, wird der Kaffee im Trocknungstunnel fertig getrocknet

    Mit der Anlage kann die Kooperative die Kaffeekirschen ihrer Mitglieder verarbeiten, hat aber auch Potenzial, dies für weitere Produzenten zu tun. Dadurch kann Citlal Kaffen eine Dienstleistung anbieten und das Einkommen der Kooperative diversifizieren.

    In nur einer Saison (November 2024 bis März 2025) hat die Kooperative viel über die sorgfältige Verarbeitung von Kaffee gelernt. Ensambles hat Workshops mit der Gruppe durchgeführt, um die Qualität weiter zu erhöhen. Die Kaffeekirschen werden nun zuerst „gefloatet“, also in einem Wassertank sortiert. Unreife und überreife Kirschen schwimmen an der Oberfläche und werden separiert. Danach werden die Kaffeekirschen in Fässern fermentiert. Die Kirschen werden zu etwa der Hälfte in die Fässer gegeben und verschlossen. Ein Ventil lässt das CO2 entweichen, das bei der Fermentation entsteht.

    Die Fermentationszeiten für die gewaschenen Kaffees lagen bisher zwischen 20 und 42 Stunden, haben jedoch noch keine signifikanten Ergebnisse gezeigt. Die Zeiten im Fass für die Natural-Experimente waren über 60 Stunden und zeigten klare, fruchtige und schokoladige Noten.

    Co-Investment – so arbeiten wir

    Heute ist Citlal Kaffen als Kooperative die Besitzerin des Microbeneficios. Die Kooperative mietet ihren Standort bei Don Germán, der das Gelände auf seinem Grundstück zur Verfügung stellt.

    Die Investitionen für den Bau des Microbeneficios und den Aufbau der Kooperative kamen aus unterschiedlichen Quellen:

    • Ensambles: hat Workshops zur Kaffeeverarbeitung gegeben und den Aufbau der Kooperative begleitet.
    • Citlal Kaffen: hat in Form von Arbeitszeit zum Bau des Beneficios und durch mitgebrachte Baumaterialien investiert.
    • Black Hen: finanzielle Beteiligung für Anlagen.
    • Kaffeemacher GmbH: finanzielle Beteiligung für Anlagen.

    Ein Co-Investment verstehen wir als Instrument, um sicherzustellen, dass alle beteiligten Partner auf Augenhöhe agieren. Alle Parteien leisten ihren Beitrag, und das Projekt wird zu einem Gemeinschaftswerk. Wir als Rösterei sind nicht mehr nur Einkäufer, sondern Projektpartner, die durch einen monetären Beitrag zeigen, dass wir nicht nur am Rohkaffee, sondern an der Entwicklung einer Gemeinschaft und eines Projekts vor Ort interessiert sind.

    Innovation in der Kaffeeverarbeitung

    Besonders beeindruckend war der Prozess der Kaffeeverarbeitung: Die Kaffeekirschen werden sortiert, fermentiert und dann in einem Solar-Trockner getrocknet. Während der Trocknung und Fermentation gab es kleine Herausforderungen: Die Gruppe stellte fest, dass die Fermentationseffekte noch nicht signifikant waren, was zu einer Diskussion führte, ob mehr Zeit in der Fermentation sinnvoll wäre, um die Sensorik des Kaffees zu verbessern. Dies bleibt noch zu klären, da die Fermentationstechniken weiter optimiert werden können.

    Ensambles und Kaffeemacher

    Im Cupping-Labor bei Ensambles in Coatepec: die Kaffees haben überzeugt

    Das neue Zahlungssystem, das auf Qualität und gestaffelten Auszahlungen basiert, hat ebenfalls einen Kulturwandel in der Kooperative bewirkt.

    Schritt 1:

    Produzentin X bringt 100 kg Kaffeekirschen zum Beneficio. Sie erhält 18,50 Pesos/kg Kaffeekirschen der ersten Qualität – das sind die Kirschen, die nach dem Floating-Prozess weiterverarbeitet werden. Die zweite Qualität wird getrocknet und auf dem lokalen Markt verkauft.

    Schritt 2:

    Die Kaffeekirschen werden verarbeitet und getrocknet. Sobald der Kaffee dann bei Ensambles in Coatepec ankommt, wird er geschält und sortiert. Daraus ergibt sich der „Rendimiento“ – der Ertrag an Rohkaffee. 

    Ausgehend von der Uniformität und Dichte des Rohkaffees erfolgt nun die zweite Bezahlung für jedes Kilo Rohkaffee von Ensambles an Citlal Kaffen, die dann die Produzentin auszahlt.

    Dieses System der doppelten Bezahlung musste zuerst etabliert und akzeptiert werden. Es wurde jedoch schnell klar, dass es klare finanzielle Vorteile für alle Beteiligten mit sich bringt. Vor allem aber ermöglicht es einen Wissenstransfer zwischen Ensambles, die den Kaffee verkosten und uns dann verkaufen, und den Produzierenden, die von den Labortipps profitieren, um ihre Produkte zu verbessern.

    Ensambles und Kaffeemacher

    Sobald alle Kaffees fertig getrocknet sind, werden sie von der Apixtepec nach Coatepec gebracht

    Nächste Etappenziele

    1. In einem Jahr sollten alle Produzenten die Bio-Zertifizierung abgeschlossen haben. Das wird ein großer Meilenstein.
    2. Die Optimierung der Fermentationsprozesse geht weiter: Welche Ansätze haben einen positiven Einfluss auf den Geschmack?
    3. Das Parchment soll noch langsamer getrocknet werden, was einen positiven Einfluss auf die Lagerfähigkeit des Kaffees haben wird.
    4. Das Potenzial für Natural-Kaffees in größeren Mengen wird geprüft.
    5. Auf den Fincas werden alte Pflanzen durch die Varietäten Tabi und Pink Bourbon ersetzt, was die Qualität weiter steigern wird.

    Wir sind mehr als zuversichtlich, dass die Zusammenarbeit mit Citlal Kaffen und Ensambles immer intensiver wird und freuen uns über die nächsten Schritte.

    ]]>
    https://www.kaffeemacher.ch/blog/toca-projekt-mexiko/feed/ 0 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
    Kaffee-To-Go-Becher im Test - welche erfüllen unsere Anforderungen? https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-thermobecher/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-thermobecher/#comments Sat, 15 Mar 2025 14:30:00 +0000 Kaffeewissen Kaffeemarkt https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-thermobecher/ Weiterlesen

    ]]>
    Wer gerne Kaffee unterwegs geniesst, der kennt die zahlreichen Herausforderungen und damit auch die Anforderungen an den perfekten Reisebecher. Diese reichen von auslauf- und tropfsicher über temperaturbeständig und spülmaschinenfest bis hin zu einfachem Handling. Zu guter Letzt soll der Kaffee auch nach einer gewissen Zeit seinen wahren Charakter zeigen und gut schmecken und nicht von metallischen Noten überdeckt werden. Auf der Suche nach dem perfekten Thermobecher, Travel Mug oder To Go Cup haben wir 12 verschiedene Becher getestet. 

    Die Testkriterien

    Die Bewertung der To-Go-Becher wurde in geschmackliche und technische Kriterien unterschieden. Durch Community-Feedback und die Arbeit mit den Reisebechern haben diese sich geschärft.

    Den Fokus haben wir auf folgende Kriterien gelegt:

    1. Den Einfluss des Behälters auf den Geschmack
    2. Das taktile Empfinden
    3. Das Trinkerlebnis

    Alle 12 To-Go-Becher haben wir über eine Zeitdauer von zwei Stunden getestet. Dabei haben wir 10 Minuten nach eingiessen, nach 30 Minuten, nach einer Stunde sowie nach zwei Stunden verkostet. 

    Geschmack und Mundgefühl

    Wir haben sowohl den Geschmack – unterteilt in Flavour und Off-Taste (Fremdgeruch) – als auch das taktile Empfinden, aufgeteilt in Mundgefühl und Nachgeschmack, bewertet. Zudem haben wir festgehalten, wie angenehm das Trinken aus den einzelnen Bechern war. 

    Da einige der Behälter auch zum Geniessen ohne Trinkaufsatz gedacht sind, wie beispielsweise der Loveramics Nomad oder der KeepCup, haben wir uns entschieden, sämtliche To-Go-Cups sowohl ohne als auch mit Trinkaufsatz zu verkosten. Das führte dazu, dass einige Modelle in der Kategorie ‚ohne Trinkaufsatz‘ schlechter abschnitten, da sie auch nicht dafür konzipiert sind. Umgekehrt gab es auch Fälle, in denen der Trinkaufsatz das Trinkerlebnis deutlich beeinträchtigt hat.

    Ist die Temperatur konstant?

    Des Weiteren haben wir über 2,5 Stunden die Temperatur im Gefäss gemessen. Dies hat zwar keinen Einfluss auf die Gesamtwertung, könnte jedoch je nach individuellen Präferenzen die Kaufentscheidung beeinflussen. 

    Für den Test haben wir in alle Thermobecher 200 ml Wasser mit einer Ausgangstemperatur von 94°C eingefüllt und sofort die Temperatur gemessen. Erstaunlicherweise verloren alle Testobjekte bereits in den ersten Sekunden zwischen 7 und 18 Grad. Wichtig zu erwähnen ist, dass alle Becher nicht vorgewärmt waren.

    Die speziell für Kaffee entwickelten Thermobecher schneiden bei der Temperaturkonstanz über die Zeit erfreulicherweise am besten ab. Der Kinto Travel Tumbler, Carter Fellow Move und der Iris Go sind auch nach zwei Stunden noch über 62 Grad heiss. Auch unser Kaffeemacher Becher und der FLSK befinden sich im oberen Mittelfeld.

    Wie erwartet konnten die eher tassenähnlichen Produkte die Temperatur nicht lange halten. Allerdings sollte man dabei berücksichtigen, dass diese eher für das schnelle Trinken gedacht sind und nicht für längere Reisen.

    Die getesteten Reisebecher

    Unsere 12 Test-Becher lassen sich grob in zwei Gruppen aufteilen.

    • Auslaufsichere To-Go-Becher
    • Nicht auslaufsichere To-Go-Becher

    Diese Unterteilung hat zwar keinen Einfluss auf den Geschmack und das taktile Empfinden, hilft jedoch dabei, einen passenden Thermobecher entsprechend den persönlichen Bedürfnissen auszuwählen. Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Grunddaten zusammen.

    kaffeebecher uebersicht


    Auslaufsichere To-Go-Becher

    Emsa Travel Mug Classic (360ml), CHF 23.20 / 24.52 € 

    Emsa Travel Mug

    Der Emsa Travel Mug Classic sieht aus wie ein typischer Allzweck Thermobecher aus Edelstahl und gewinnt optisch keinen Preis. Aussen ist der Becher mit einer Gummibeschichtung umhüllt, die die Temperatur gut zurückhält. Den Becher öffnet man zwar einfach per Knopfdruck (Quick-Press) in der Mitte des Deckels, dies fühlt sich für mich jedoch etwas ungewohnt an. Durch den Drehverschluss und den Quick-Press ist er jedoch zu 100% dicht und ist auch von der Form her optimal fürs längere Autofahren geeignet. Der Thermobecher kann gut auseinandergenommen werden und ist spülmaschinentauglich.

    Um trinken zu können, muss man den Emsa Travel Mug Classic extrem kippen. Bei heisser Flüssigkeit löst das Angst vor dem Verbrennen aus. Und einige Tropfen bleiben unter Umständen in der Ritze neben dem sehr hohen Trinkrand zurück.

    Sensorisch wie auch temperaturtechnisch ordnet sich der Thermobecher im Mittelfeld ein. Mit 85.35°C direkt nach dem Eingiessen gehört er zur oberen Hälfte der getesteten Objekte. Nach 2,5 Stunden hält er noch 53.15°C und platziert sich damit im mittleren Bereich. Das ist eigentlich überraschend, denn aufgrund der dichten Verschliessbarkeit hätte man eine bessere Isolierung erwarten können.

    Geschmacklich mag er nicht ganz überzeugen und ordnet sich im letzten Drittel ein. Bereits nach 30 Minuten tritt ein deutlich metallischer Geschmack hervor und der Kaffee bekommt einen harschen und kratzigen Nachgeschmack. Zum Esma Becher*.


    Kaffeemacher-Becher (250ml), CHF 29.90

    Kaffeemacher

    Unser Kaffeemacher- Becher der Marke Aladdin ist spülmaschinenfest und kann dank der doppelten Auslaufsicherung bedenkenlos im Rucksack transportiert werden. Der doppelwandige Edelstahl sorgt für eine gute Isolierung und die langlebige Pulverbeschichtung sorgt für einen griffigen Halt. Aufgrund seiner Form ist der Thermobecher vielseitig einsetzbar und passt neben dem Getränkehalter des Autos auch gut in die Trinkvorrichtung des Fahrrads. Die Trinköffnung des Bechers ist klein und der Verschluss bereitet zumindest mir keine richtige Freude.

    In unserem Vergleich hat unser Becher leider nicht sehr gut abgeschnitten. Zwar hat er auch seine Fans, aber sensorisch hat er schlichtweg nicht mit den Besten mithalten können. Bei der Temperaturkonstanz spielt er noch vorne mit und performt mit 86.63°C direkt nach eingiessen und 56.85°C nach 2,5 Stunden ziemlich gut.

    Doch das Mundgefühl und der Geschmack lassen zu wünschen übrig und platzieren ihn in der unteren Hälfte. Der Kaffee im Thermobecher verschlechtert sich zwar über die Zeit nicht merklich, befindet sich jedoch bereits von Anfang an nur im Mittelfeld. Zum KM Becher


    FLSK Kaffeebecher (350ml), CHF 39.00 / 39.00 €

    FLSK

    Der grossbauchige und zweifach prämierte (German Design Award Special 2022, Green Product Award Winner 2022) FLSK Kaffeebecher ist angenehm zu halten und hat einen eleganten Look. Der Sicherheitsverschluss, das Flip Lid, verschließt zum einen die Trinköffnung und lässt sich zum anderen oben am Deckel fixieren, sodass es beim Trinken nicht stört. Eine Vakuumschicht zwischen den Edelstahlwänden soll das Austreten von Wärme verlangsamen, während die Kupferbeschichtung diesen Effekt zusätzlich unterstützt.

    Mit 84.67°C direkt nach dem Eingiessen und 54°C nach 2,5 Stunden befindet sich der Thermobecher während der ganzen Temperaturmessungen konstant im mittleren Bereich aller Testprodukte.

    Die kleine Öffnung reguliert zwar den Trinkfluss, hält aber auch den Schaum der Milch zurück. Ohne Deckel bietet der Becher ein angenehmes Trinkgefühl, doch mit Deckel durch die kleine Öffnung konnte er uns nicht überzeugen. Dennoch bleiben Flavour, Textur und Nachgeschmack während der gesamten Messzeit konstant gut, was dem FLSK Kaffeebecher am Ende den dritten Platz einbringt.

    Zum FLSK Becher.


    Kinto Travel Tumbler (350ml), CHF 39.00 / 37.50 €

    Kinto Travel Tumbler

    Der sehr elegante Kinto Travel Tumbler ist für Kaffee und Tee gemacht und gehört zu den Favoriten vieler Coffee Professionals und Ästheten. Das Test-Team nimmt ihn optisch sofort positiv wahr. Sein unverkennbares japanisches Design überzeugt durch Minimalismus und Funktionalität. Ein Zwischenboden hält Eis und Kräuter (bei Tee) zurück, während der Trinkstopper zusätzlich den Getränkefluss reguliert.

    Der Trinkstopper ist ein Aufsatz für den Isolierbecher aus Edelstahl und nimmt deshalb nach unten keinen Platz weg, wie es beispielsweise beim Fellow Carter Move der Fall ist. Dadurch kann der Becher bis oben hin befüllt werden. Beim Aufdrehen des Deckels kommt der Trinkstopper manchmal mit, was etwas umständlich ist. Durch die schmale Form liegt der Kinto Travel Tumbler auch in kleinen Händen perfekt und passt sowohl in Fahrrad- als auch in Auto-Getränkehalter.

    Auch bei diesem Isolierbecher verhindert ein Vakuum zwischen zwei Edelstahlwänden die Wärmeübertragung. Von allen getesteten Bechern verliert er am wenigsten Temperatur und hält nach 2,5 Stunden noch 65,89°C. Das bedeutet allerdings auch, dass er zu Beginn sehr heiss ist, was Angst vor dem Verbrennen auslösen kann.

    Sensorisch kann der Thermobecher jedoch (leider) nicht überzeugen und landet deshalb auf dem letzten Platz. Zum einen empfinden wir das Trinkengefühl als nicht positiv. Die Plastikkante fühlt sich unangenehm an und die Relation zwischen dem Durchmesser der Öffnung und der Tiefe der Trinkkante führt dazu, dass man mit der Nase beim oberen Rand anstösst. Zum anderen bekommt der Kaffee durch die lange Hitzeeinwirkung relativ schnell einen metallischen und gegen Ende der Zeit sogar einen gemüsigen, kräuterigen, harschen Nachgeschmack. 

    Zum Kino Travel Mug bei Kinto oder Amazon*.


    Fellow Carter Move (355ml), CHF 42.00 / 45.00 €

    Fellow Carter Move

    Der Fellow Carter Move Mug überzeugt mit seinem cleanen Design und ist speziell für Kaffee entwickelt worden. Das Kreamik-Inlay soll Fehlgerüche, wie beispielsweise einen metallischen Geschmack, verhindern. Nebst dem Kinto Travel Tumbler zählt der Fellow Carter Move zu den beliebtesten Reisebechern unserer Community. Der einrastbare Spritzschutz ermöglicht es trotz der grossen Öffnung bequem “on the go” zu trinken und schützt vor dem Überschwappen. Durch den Drehverschluss ist der Becher 100% dicht.

    Der Fellow Carter Move ist doppelwandig vakuumisoliert und verhindert so das schnelle Austreten der Wärme und Kälte. Konkret bedeutet das, dass er zwar direkt nach dem eingiessen 10°C verliert und mit 83.83°C auf dem achten Platz landet. Über die Zeit hinweg verliert er jedoch sehr wenig und hält das Getränk mit 65.3°C am zweitlängsten heiss.

    Betrachtet man nur das Mundgefühl und den Geschmack, ohne das Trinkgefühl zu berücksichtigen, erreicht der Becher Rang 4 im Gesamtklassement. Wie bei allen Thermobechern nimmt die Qualität des Kaffees im Laufe der Zeit etwas ab und es entsteht eine leichte Bitterkeit. Dennoch bleiben Körper und Säure angenehm ausbalanciert. Nimmt man jedoch das Trinkgefühl mit in die Bewertung auf, so rutscht der Fellow Carter Move auf den achten Platz ab. Wir empfinden die metallische Kante und den Spritzschutz zwar alle Drei unterschiedlich, jedoch weder gut noch schlecht.

    Zu Fellow Carter Move bei Fellow oder Amazon*.


    Kaffeeform Weducer Cup (250ml), CHF 19.90 / 15.88 €

    Kaffeeform Weducer Cup

    Der Weducer Cup präsentiert sich als nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Bechern und erinnert optisch an einen klassischen Einweg-To-Go-Becher. Die braune Farbe wirkt auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig und nicht sehr ästhetisch. Doch dieser Eindruck relativiert sich, denn der Becher wird aus recyceltem Kaffeesatz von Berliner Cafés und Röstereien hergestellt, was die Farbgebung auch erklärt. Zudem kommen keine auf erdölbasierten Rohstoffe vor, womit das Team von Kaffeeform einen zukunftsweisenden Weg einschlägt. Der Weducer Cup ist leicht und dennoch robust und verfügt über einen einwegähnlichen Trinkaufsatz und einen auslaufsicheren Deckel.

    Durch die doppelte Aussenhülle bleibt das Getränk temperiert, jedoch nicht heiss. Der Weducer Cup eignet sich daher eher für kurze Strecken oder den schnellen Konsum. Bereits nach dem Eingiessen beträgt die Temperatur nur noch 80.3°C, womit er sich mit dem Loveramics Nomad und dem KeepCup auf den letzten Plätzen der Messungen einreiht. Das muss jedoch nicht negativ sein, denn so ist das Getränk ziemlich schnell trinkbereit. Es empfiehlt sich daher, den Kaffee in den ersten Minuten nach dem Brühen zu trinken, denn bei der letzten Messung lag die Temperatur nur noch gerade bei 30.16°C.

    Sensorisch bewegt sich der Becher anfangs noch im guten Mittelfeld, fällt dann aber bereits nach 30 Minuten auf die letzten Plätze ab. Der Kaffee bekommt zwar keinen metallischen oder sonstigen Fehlgeruch (Off-Taste), doch wird er mit der Zeit flach, stumpf und trocken.

    Zum Kaffeeform Weducer Cup.

    Nicht auslaufsichere Reisebecher

    Yeti Rumbler (296ml), CHF 23.00 / 25.00 €

    Yeti Rumbler

    Der Yeti Rumbler ist ein klassischer amerikanischer Travel Mug aus Edelstahl im mittleren Preissegment. Laut Hersteller ist diese Version ideal für Espresso geeignet. Der Becher ist angenehm zum Halten, da das Metall Temperatur neutral ist und nicht heiss wird, und verfügt über eine doppelwandige Vakuumisolierung. Der MagSlider im Deckel ist ein einfacher Schieberegler, der sich, zumindest wenn er neu ist, leicht bewegen lässt und gut abschliesst. Allerdings ist er nicht dicht und eignet sich daher eher für den geraden oder leicht holprigen Transport als für den Rucksack. Aufgrund seiner Merkmale ist er ein guter Begleiter für Autofahrten.

    Der Yeti Rumbler beeindruckt mit seiner Isolation. Denn er verliert direkt nach dem Eingiessen von 94°C heissem Wasser am wenigsten Temperatur und weist immer noch 87.43°C auf, was den geringsten Verlust im Test darstellt. Auch nach 150 Minuten misst er noch 59.18° und platziert sich somit im oberen Drittel hinsichtlich der Temperaturkonstanz über die ganze Messzeit.

    Das Trinken durch die kleine Öffnung ist für Mischgetränke wie Cappuccino und Flat White eher ungünstig, denn es hält den ganzen Milchschaum zurück. Ohne Deckel zu trinken empfiehlt sich allerdings nicht, da die Kanten des Bechers ziemlich rau sind. Sensorisch schneidet der Thermobecher anfangs gut ab, entwickelt jedoch nach etwa einer Stunde einen muffigen, metallischen Off-Taste. Zudem verliert der Kaffee mehr und mehr an Aromen und wird flach.

    Zum Yeti Rumbler bei Amazon*.


    Iris Go (200ml), CHF 45.00 / 45.00 €

    Design ohne Titel 1

    Der Iris Go überrascht mit einem ungewöhnlichen Look, denn im Gegensatz zu allen anderen Thermobechern der Testserie hat er keinen abnehmbaren Deckel. Der Verschluss schmiegt sich beim Aufdrehen direkt an den Rand des Edelstahls an. Zum Verschliessen wird der Verschluss einfach wieder zugedreht.

    Das Trinken an diesem weichen Gummirand ist für einige von unserem Test-Team sehr gewöhnungsbedürftig. Jedoch ist der Kaffeegenuss aus dieser grossen Öffnung sehr Tassen-ähnlich. Kleiner Nachteil: Beim Verschliessen bleibt manchmal ein wenig Kaffee oder Milch auf dem Verschluss zurück, was dann in die Tasche tröpfeln oder eintrocknen kann.

    Den Auslauftest haben wir ohne das separat erhältliche Cover gemacht. Laut Hersteller ist er nämlich auch ohne Cover dicht. Bei unserem Test sind allerdings wenige Tropfen ausgelaufen, weshalb wir den Iris Go nicht in den Rucksack werfen, sondern nur stehend transportieren würden.

    Der doppelwandige, vakuumisolierte Edelstahlbecher ist 100% recyclebar, was ein grosser Pluspunkt in Punkto Nachhaltigkeit ist. Das oben erwähnte Cover schützt den Verschluss vor Verschmutzungen, was je nach Verwendungszweck des Bechers doch viel hygienischer ist.

    Mit 84.48°C direkt nach dem Eingiessen des Kaffees liegt der Iris Go im Mittelfeld der Anfangstemperaturen. Obwohl die Temperatur auch nach 2,5 Stunden noch 62.11°C aufweist und er somit bei der letzten Messung der drittheisseste Becher ist, hat das im Gegensatz zu Anderen mit dieser hohen Temperaturkonstanz weniger negativen Einfluss auf den Geschmack und das Mundgefühl. Zwar wird auch im Iris Go der Kaffee mit der Zeit flacher und charakterloser, er weist jedoch weniger Off-Taste.

    Der Iris Go hat über alle Ebenen sehr gut abgeschnitten und gewinnt unsere Testserie!

    Zum Iris Go.


    Asubo Ultimate Mug (355ml), 18.90 CHF / 17.70 €

    Asobu Ultimate Mug

    Dieser tassenähnliche To Go Cup wirkt multifunktional und outdoor-tauglich. Ich würde gerne eine Suppe daraus trinken. Doch: Der Asobu Ultimate Mug ist speziell für Kaffee gemacht und überrascht sensorisch eindeutig. Ohne den Deckel fühlt es sich an, als würde man aus einer normalen Tasse trinken. Mit dem spritzsicheren Schiebeverschluss-Deckel wird die Öffnung zwar deutlich kleiner, doch das Trinkgefühl bleibt überraschend gut.

    Die vakuumisolierten und mit Kupfer beschichteten Wände halten die Temperatur erstaunlich lange hoch. Dies ist umso überraschender, da der Schiebeverschluss die Öffnung zwar verschliesst, aber doch viel Wärme entweichen kann. Gleich nach dem Eingiessen verliert der Becher 10°C und liegt mit 84.19°C im Mittelfeld. Nach 2,5 Stunden beträgt die Temperatur noch 51.92°C, womit er Platz 8 erreicht. Die Plätze 9-12 weisen nach der gleichen Zeitdauer nur noch 42.92°C und weniger auf.

    Die Keramikbeschichtung im Inneren soll das Übertragen von Fremdgerüchen verhindern. Der Kaffee bleibt während der ganzen Testzeit erstaunlich dicht und behält eine gewisse Struktur. Bis zur letzten Verkostung hat er keinen Off-Taste und ist immer noch süsslich und balanciert. Damit überrascht uns der Asobu Ultimate Mug alle und landet auf dem zweiten Platz in unserem Schlussklassement.

    Zu Asubo Cup oder bei Amazon*.


    Loveramics Nomad (250ml), CHF 24.80 / 28.90 €

    Loveramics

    Eine wunderschöne Tasse aus doppelwandigem Porzellan ganz im Stil von Loveramics. Doch der Gummideckel und die winzig kleine Öffnung sind ein Flopp und werten die multisensorische Trink-Erfahrung extrem ab. Denn nebst der Tatsache, dass kaum Flüssigkeit aus dem kleinen Loch kommt, nimmt der Kaffee innert Millisekunden den Geschmack des Gummis an. Ohne Deckel hingegen hat man ein ganz anderes Erlebnis. Das Trinken direkt aus der Tasse überzeugt sowohl sensorisch als auch optisch über die ganze Linie. 

    Auch der Loveramics Nomad ist nicht für das lange Reisen gedacht. Denn trotz dem doppelwandigem Porzellan landet er mit 80.01°C direkt nach dem Eingiessen auf dem zweitletzten Platz und erreicht nach 2,5 Stunden mit 30.16° C den drittletzten Platz.

    Sensorisch gesehen war das eine emotionale Achterbahn. Zusammen mit dem KeepCup haben wir den Kaffee aus dem Loveramic Nomad direkt nach dem Eingiessen in Bezug auf Geschmack und Mundgefühl am besten bewertet. Und ohne den Gummideckel ist das ein sehr angenehmes Trinkgefühl, wodurch die Tasse auf dem dritten Platz enden würde. Trinkt man jedoch mit dem Deckel, überdeckt der Gummi-Off Taste sofort den Kaffeegeschmack.

    Loveramics Nomad in der Schweiz bei der Kaffeezentrale.


    Stanley Legendary Camp Mug (330ml), CHF 34.90 / 35.00 €

    Stanley Legendary Camp Mug

    Eine wahnsinnig angesagte Marke. Absolut cool wäre, wenn dieser robuste Camp Mug aus Edelstahl, wie auch der Asobu Ultimate Mug, zusätzlich noch feuerfest wären. So könnten sie im Alltag für Kaffee dienen und in der Freizeit für das Lagerfeuer genutzt werden. Optisch wirkt er im Gegensatz zu einem Kinto Travel Tumbler oder einem Fellow Carter Move viel wuchtiger und weniger elegant und ähnelt vom Look her eher dem Asobu Ultimate Mug. Wie praktisch dieser Deckel im Alltag ist, davon sind wir nicht ganz überzeugt. Denn er ist mehr ein Spritzschutz oder ein Schutz vor dem Überschwappen als ein echter Deckel, da er sich nicht vollständig verschliessen lässt.

    Durch die doppelwandige Vakuumisolierung bleibt der Kaffee zwar auch in diesem Becher länger warm. Aufgrund der erwähnten Öffnung im Deckel kühlt der Kaffee schneller ab und ist folglich nicht auslaufsicher. Bei der Temperaturmessung liegt der Stanly Legendary Camp Mug am Anfang mit 83.04° C als auch am Ende mit 42.92°C im unteren Bereich der Tabelle.

    Geschmacklich kann der Becher ebenfall nicht mithalten. Schon direkt nach dem Eingiessen sehen wir Kommentare von metallischem Geschmack und leichter Bitterkeit. Das verbessert sich auch über die Zeit nicht und somit landet der Becher im Gesamtklassement auf Rang 10.

    Stanley Legendary Cup bei Amazon* oder Stanley.


    KeepCup (227ml), CHF 29.00 / 27.95 €

    KeepCup

    Eine schöne Tasse aus Glas mit einer raffinierten Korbumrandung, die in verschiedenen Varianten, Farben und Grössen erhältlich ist. Dank der Korkumrandung kann der Keep Cup gut gehalten werden, obwohl das Glas natürlich sehr heiss wird. Der massive Plastikdeckel wertet das ganze leider optisch ab. Das Cover schützt zwar vor dem Ausschütten, ist aber nicht dicht.

    Das Glas entzieht dem Kaffee von Anfang viel Wärme, so dass dieser bereits bei der ersten Messung nur 76.01° C aufweist, während das Glas selbst 60.3° Grad respektive 46.2°C nach 15 Minuten erreicht. Zum Vergleich: Thermobecher wie beispielsweise der Kinto Travel Tumbler weisen nach 15 Minuten nur etwa 25°C Aussentemperatur auf.

    Auch beim KeepCup ist das Trinken durch die kleine Plastiköffnung weder angenehm noch schmackhaft, und eventuell vorhandener Milchschaum wird zurückgehalten. Wenn allerdings direkt aus dem Glas getrunken wird, so ist das ziemlich stimmig. In der ersten Verkostung ohne Berücksichtigung des Trinkgefühls, landet er deshalb auf dem zweiten Platz. Allerdings nehmen dann die positiven Eigenschaften ziemlich schnell ab, so dass er am Ende doch im unteren Drittel landet. Auch der KeepCup ist somit ein Becher, der eher für den schnellen Konsum geeignet ist.

    Zum Keep Cup beim Unternehmen, der Kaffeekommune mit Logo oder Amazon*.

    Das Ranking

    Wer hätte gedacht, dass die Suche nach dem perfekten Reisebecher sich fast gleich schwierig gestaltet, wie die Suche nach dem perfekten Espresso? Unsere Testserie hat gezeigt: Reisebecher ist nicht gleich Reisebecher. Zwischen doppelwandigem Edelstahl, dem robustem Porzellan und dem nachhaltigem Kaffeesatz liegen nicht nur optisch Welten dazwischen, sondern auch Punkto Wärmeisolierung, Geschmack und Trinkgefühl.

    Temperatur Ranking

    Während der getesteten 2,5 Stunden haben die Becher unterschiedlich performt. Von den Temperaturmessungen können wir ableiten, dass Thermobecher mit doppelwandigem Edelstahl, sei es mit oder ohne Keramik-Inlay, den Kaffee lange warm halten. Im Vergleich dazu fallen To-Go-Bechern aus Glas, Porzellan oder Kaffeesatz ab. Entweder haben die Becher die Temperatur lange halten können und versagten dann geschmacklich sowie beim Mundgefühl. Oder sie waren zwar sensorisch ok, kühlten aber innerhalb kürzester Zeit ab.

    Zur Temperatur möchte ich noch folgendes festhalten. Reisebecher, bei denen der Kaffee bereits zu Beginn etwa 10°C unter der ursprünglichen Eingiesstemperatur liegt, wirken sich negativ auf den Geschmack und das Mundgefühl aus. Allgemein können wir sagen, je länger der Kaffee im Becher ist und je länger er heiss bleibt, desto mehr nimmt die Qualität des Kaffees ab. Eine schnelle Abkühlung des Getränks ist also nicht per se schlecht, sondern hängt von den persönlichen Anforderung an einen Becher ab.

    temperatur messungen to go becher

    Geschmack, Mundgefühl und Nachgeschmack Ranking

    Alle getesteten Becher haben den Kaffee im Laufe der Zeit verändert. Gewisse Becher haben dem Kaffee seinen Charakter genommen und ihn flach, bitter und unbalanciert wirken lassen. Andere To-Go-Becher wiederum haben einen Off-Taste hervorgerufen und dem Getränk einen metallischen, teils muffigen Geschmack verliehen.

    Auch das Mundgefühl und der Nachgeschmack sind von Minute zu Minute mehr beeinträchtig worden. So haben einige Becher dem Kaffee eine raue, kratzige Textur gegeben, während Andere einen bitteren, harschen, langanhaltenden Nachgeschmack hinterlassen haben.

    sensorische bewertung 2 stunden kurven
    Sensorische Bewertung ueber 2 Stunden gesamt

    Geschmack, Mundgefühl, Nachgeschmack und Trinkgefühl Ranking

    Nehmen wir zum Geschmack, Mundgefühl und Nachgeschmack nun das Trinkgefühl hinzu, so verändert sich die Rangliste um ein paar Positionen.

    Beim Trinkgefühl haben wir darauf geachtet, wie sich das Trinken aus diesem To-Go-Becher anfühlt. Alle Testobjekten haben wir einmal ohne den mitgelieferten Deckel verkostet, bevor wir die weiteren Male mit dem Deckel verkostet haben.

    Dabei wurden einige der Reisebecher für ihre unangenehmen und unpraktischen Deckel oder die harten Kanten am Gefäss selbst ziemlich abgestraft. Im Allgemeinen können wir jedoch festhalten, dass Becher mit grossen Öffnungen, sei das mit oder ohne einem gut konzipierten Deckel, angenehmer zum Trinken waren. Zudem ermöglicht eine grosse Öffnung, dass bei Milchgetränken der ganze Schaum mitgetrunken werden kann.

    trinkgefuehl becher

    Reisebecher, To-Go-Cup oder Travel Mug?

    Warum gibt es so viele Namen für einen To-Go-Becher? Schaut man sich im Alltag um, begegnet einem der praktische Begleiter für unterwegs tatsächlich unter ganz unterschiedlichen Bezeichnungen. Trinkbecher, Reisebecher, Thermobecher oder Coffee-to-go-Becher sind nur einige davon – gemeint ist jedoch immer derselbe hilfreiche Kaffeebecher für unterwegs. Die Vielzahl an Begriffen zeigt vor allem eines: wie beliebt und vielseitig dieser Alltagshelfer geworden ist.

    Tatsächlich hat fast jede Situation ihren eigenen Namen für den portablen Kaffeebecher. Morgens auf dem Weg zur Arbeit nutzen viele einen Pendlerbecher oder Auto-Becher, der perfekt in den Getränkehalter passt. Im Büro schätzt man den heißen Kaffee aus dem Isolierbecher oder der Thermotasse, die den Inhalt zuverlässig warm halten. Wer viel reist, hat vielleicht einen robusten Travel Mug oder Tumbler im Gepäck – im Deutschen oft einfach als Reisebecher bezeichnet – damit der Kaffee auch am Bahnhof oder Flughafen nicht fehlt. Und im Café um die Ecke spricht man vom Coffee-to-go-Becher oder der Kaffeetasse to go, wenn man sein Getränk zum Mitnehmen bestellt.

    Auch in Sachen Material und Nachhaltigkeit finden sich unterschiedliche Begriffe. Viele setzen heute auf einen Mehrwegbecher oder nachhaltigen Becher, um Einwegbecher zu vermeiden. Oft bestehen diese wiederverwendbaren Becher aus hochwertigem Edelstahl. So ein Edelstahlbecher ist meist ein doppelwandiger Vakuumbecher, der Getränke stundenlang warm (oder kalt) hält. Manche nennen ihn auch einfach Thermosbecher, in Anlehnung an die klassische Thermoskanne.

    Egal ob Thermobecher, Travel Mug oder Kaffeebecher für unterwegs – am Ende zählt nur, dass er seinen Job gut macht. Entscheidend ist, dass das Getränk zuverlässig warm (oder kalt) bleibt, nichts ausläuft und der Becher in jeder Situation ein verlässlicher Begleiter ist. Schließlich ist es zweitrangig, welchen Namen er trägt – Hauptsache, er erfüllt seinen Zweck.

    Fazit

    Kein Reisebecher ist also perfekt. Denn alle Thermobecher haben auch gemeinsam, dass sie entgegen einiger Herstellerangaben den Geschmack des Getränks aufnehmen. So ist es durchaus wahrscheinlich, dass der Tee am nächsten Morgen nach Kaffee riecht - und umgekehrt.

    Zudem sind die meisten dieser Becher schlicht zu gross. Ausgehend davon, dass wir für unsere Kaffeegetränke zwischen 25 ml für Espresso und 150ml für einen Cappuccino einfüllen, um den Kaffee selbst noch wahrnehmen zu können, wären kleinere Grössen definitiv sinnvoller.

    Der Test ist also eine Ode an den bewussten Genuss. Die wahre Kunst des Kaffeetrinkens liegt darin, sich Zeit zu nehmen und in Ruhe den Kaffee geniessen. Der beste Reisebecher ist somit der, der uns daran erinnert, ab und zu einfach mal anzuhalten. Und wenn es dann doch mal schnell gehen muss, dann finden wir mit diesem Testresultat einen passenden Becher, abgestimmt auf das jeweilige Bedürfnis. 


    Weitere Links und Informationen

    Bei der Verkostung wurde unser Filterkaffee-Amigo verwendet.

    *Die mit Sternchen markierten Links sind Provisionslinks. Wenn ihr darüber etwas kauft, kostet es euch nicht mehr, aber wir kriegen eine kleine Provision, die wir in weiteres Testmaterial investieren.

    ]]>
    https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-thermobecher/feed/ 0 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
    Eureka Mignon Specialità Touchdisplay-Problem https://www.kaffeemacher.ch/blog/eureka-mignon-display-problem/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/eureka-mignon-display-problem/#comments Mon, 03 Mar 2025 19:01:00 +0000 Espressomühlen https://www.kaffeemacher.ch/blog/eureka-mignon-display-problem/ Weiterlesen

    ]]>
    Eureka-Mühlen – allen voran die Mignon Specialità – sind Bestseller auf dem Kaffeemarkt. Auch wir haben die Mühle vor einigen Jahren getestet und ihr ein insgesamt gutes Zeugnis ausgestellt. Aber die Mühle macht bisweilen auch Probleme. Um ein solches dreht sich dieser Artikel.

    Ich bin darauf aufmerksam geworden, weil Chris vom Kaffeepod auf eine kürzlich aufgezeichnete Episode mit Johannes hinwies. Und die beiden einte ein Problem: das Touchdisplay ihrer Eureka Mignon Specialità hatte den Geist aufgegeben. Ein Wechsel des Display brachte eine Lösung. Doch der Fehler trat erneut auf. Während Chris die halbe Mühle wechselte, machte Johannes sich Software-seitig auf die Suche.

    In diesem Blogbeitrag erfahrt ihr, wie das Problem aussieht, wie es von Johannes gelöst werden konnte und warum Eureka selbst hier unbedingt aktiv werden sollte.

    Danke an Chris und Johannes für eure Arbeit und Dokumentation des Problems und der Lösung. Die Blogbeiträge und der Podcast sind alle unten verlinkt.

    Das Problem: Wenn der Timer nicht mehr will

    Die Eureka Mignon Specialità ist – wie viele Modelle der Mignon-Reihe – mit einem Touchdisplay ausgestattet, über das sich die Mahlzeiten (also die Sekunden für den Timer) einstellen lassen. Normalerweise werden zwei Timer-Profile angeboten (z. B. „einfacher Bezug = für eine Tasse“ und “doppelter Bezug“), die unabhängig voneinander eingestellt werden können. Doch bei manchen Nutzern tritt über kurz oder lang ein wiederkehrendes Problem auf:

    • Plötzlich fehlt beim gewohnten Timer die führende Null oder es wird nur noch ein sehr kleiner Bereich an Sekunden angezeigt (zum Beispiel 0 – 9,9 Sekunden).
    • Die eigentliche Timer-Laufzeit stimmt dann nicht mehr mit den Zahlen im Display überein. Die Mühle mahlt z. B. viel länger, als sie laut Anzeige sollte.
    • Manchmal betrifft es Timer 1, manchmal Timer 2. Der jeweils andere Timer funktioniert meist weiterhin korrekt.
    • Bei vielen Betroffenen hilft nur noch ein Display-Tausch – doch irgendwann tritt das Problem wieder auf.

    Während manche Mignon-Nutzer nie von diesem Fehler hören, reißt er bei anderen ein tiefes Loch in die Geduld: Die Displays fallen innerhalb oder außerhalb der Garantie immer wieder aus, und für die meisten Händler oder auch den Hersteller selbst liegt die vermeintliche „Lösung“ darin, das Display einfach zu ersetzen. Damit bleibt man als Kunde zwar wieder eine Zeitlang handlungsfähig, aber auf Dauer ist das natürlich frustrierend – von den unnötigen Kosten und dem Elektronikschrott ganz zu schweigen.

    Die Recherchen: Johannes Firmware-Analyse

    Chris vom KaffeePod war einer der Betroffenen, deren Display gleich mehrfach ausfiel. Nach dem dritten Ausfall und jeder Menge Ärger lag die Mühle schließlich erst einmal auf Eis. Johannes erging es ähnlich: Erst leistete ihm das Austauschdisplay wieder eine Zeitlang gute Dienste, bis auch das neue Panel plötzlich genau denselben Fehler aufwies.

    An diesem Punkt entschloss sich Johannes, der beruflich aus dem IT-Security-Umfeld kommt, den Dingen intensiver auf den Grund zu gehen. Er öffnete seine Mühle, untersuchte die verbaute Elektronik und stolperte über einen Mikrocontroller – einen kleinen Chip, auf dem die eigentliche Steuerungssoftware (Firmware) läuft. Mit einem einfachen Programmiergerät, das man im Elektronikhandel bekommt, konnte er die Firmware seines defekten Displays auslesen und staunte:

    1. Bei allen Displays – ob neu oder alt, funktionierend oder defekt – befand sich derselbe Firmwarestand (als “Firmware 1.0” gekennzeichnet).
    2. Das einzige, was defekte von funktionierenden Displays unterschied, waren 24 Byte in einem Bereich des Speichers, in dem Nutzereinstellungen (z. B. Timerlängen, Zählerstände) gespeichert werden.

    Sobald Johannes diesen Speicherbereich wieder auf die „Werkseinstellung“ zurücksetzte (quasi ein Reset), funktionierte das Display erneut wie am ersten Tag. Dass sich das Problem dadurch vollständig – also für immer – löst, ist nicht garantiert. Aber immerhin kann man so ein defektes Display ohne teuren Neukauf wieder lauffähig machen und der Elektronikschrott wird vermieden.

    Warum ist das ein Firmware-Problem – und was bedeutet das?

    Die Erfahrungen zeigen:

    • Die restliche Mühlen-Elektronik (Kondensatoren, Netzteile, Platinen im Fuß etc.) kann in vielen Fällen ausgeschlossen werden – zahlreiche Nutzer haben dort bereits alles probiert und ausgetauscht.
    • Wenn man den Speicherbereich, in dem die Timerdaten gesichert werden, wieder auf „Werkszustand“ bringt, läuft die Mühle.
    • Ein reines Hardwareversagen (etwa ein Wackelkontakt am Touchfeld) kann also nicht die Hauptursache sein, wenn gleichzeitig diese 24 Byte im Speicher „kaputtgeschrieben“ werden und danach der Timer herumspinnt.

    All dies deutet stark auf ein Softwareproblem hin, das sowohl auf der Specialità als auch auf weiteren Mignon-Varianten (z. B. Brew Pro, Design, Perfetto, u. v. m.) auftreten kann, solange dort das gleiche Touchdisplay bzw. die gleiche Firmware verbaut ist. Bis heute gibt es keine offizielle, neue Firmware-Version, die dieses Problem beheben würde.

    Das Ergebnis von Johannes’ „Tüftelaktion“: Eine selbstgebaute Lösung

    Auf seinem Blog hat Johannes detailliert beschrieben, wie man das defekte Display ausbaut, mit einem Programmer verbindet, den Speicher ausliest und den betroffenen Bereich per Reset zurücksetzt. (Link zu Johannes’ Blogartikel zur Touchscreen-Reparatur)

    Für technisch Versierte bietet sich damit ein vergleichsweise simpler „Workaround“:

    1. Display-Platine entnehmen.
    2. Mithilfe eines PIC-Programmers auslesen.
    3. Die kritischen 24 Byte auf die Originalwerte zurücksetzen.
    4. Firmware zurückspielen und Display einbauen.

    Die Mühle arbeitet dann wieder – ohne dass man ein neues Touchfeld kaufen muss.

    Natürlich ist nicht jedermann gewillt, die Mühle aufzuschrauben und sich im Mikrocontroller-Bereich herumzutreiben. Aber gerade in Repair-Cafés oder mit versierten Freunden lässt sich das bewerkstelligen. Und wenn man sich die Preise für ein Ersatz-Display und den damit verbundenen (Mehrfach-)Ärger ansieht, kann es sich lohnen.

    Warum sollte Eureka dringend reagieren?

    So lohnend Johannes’ Workaround auch ist: Er ersetzt keine offizielle Lösung des Herstellers. Eureka vertreibt seine Geräte weltweit, mit ganz unterschiedlichen Garantie- und Servicekonditionen, und weist in der Regel jeden Endkunden an, sich an den Händler zu wenden.

    Doch selbst wenn ein defektes Display innerhalb der Garantie kostenlos ersetzt wird, bleibt das Kernproblem:

    • Das Problem kann (und wird wahrscheinlich) wieder auftreten.
    • Das Austauschen des Displays produziert unnötigen Elektroschrott und bindet Kapazitäten bei Händlern wie bei Endkunden.
    • Betroffene Nutzer sind spätestens beim dritten Display verständlicherweise extrem frustriert – zumal einige erst nach Ablauf der Garantie feststellen, dass sie erneut ein defektes Display haben.

    Ein Firmware-Update wäre die Lösung

    Der Mikrocontroller-Speicher offenbart, dass sich eigentlich nur 24 Byte von einem funktionierenden zu einem fehlerhaften Zustand unterscheiden. Mit einem gezielten Update könnte man wahrscheinlich die kritische Schreib- und Lese-Prozedur im Controller so ändern, dass diese Fehler gar nicht erst entstehen.

    Diese Entwicklung sollte Eureka dringend in Angriff nehmen – auch im Sinne der Kundenzufriedenheit und der Nachhaltigkeit. Wer ein Premiumprodukt kauft, möchte nicht regelmäßig das Display entsorgen. Und eine reine Austauschlösung nach dem Motto „Kaufe halt ein neues Panel“ ist weder langfristig kundenfreundlich noch ökologisch sinnvoll.

    Fazit: Mehr Nachhaltigkeit und Kundenzufriedenheit statt Display-Tausch

    • Das Fehlerbild: Timer-Einstellungen lassen sich nicht mehr ändern, die Anzeige verstellt sich, und die Mühle mahlt plötzlich viel zu lange.
    • Die Ursache: Höchstwahrscheinlich ein Firmware- bzw. Softwarefehler, bei dem falsche Daten in den Speicherbereich geschrieben werden.
    • Die Lösung: Das Zurücksetzen dieser kritischen 24 Byte reicht aus, um ein defektes Display wiederzubeleben – ohne kostenintensiven Neukauf.
    • Appell an Eureka: Ein offizielles Firmware-Update, statt immer nur Displays auszutauschen, wäre aus Kundensicht fair und aus Nachhaltigkeitsgründen längst überfällig.
    • Im Zweifel Open Source: Eureka könnte auch, wenn sie das Problem selbst nicht weiter angehen wollen, die Grundlagen des Codes der Kaffee-Nerd Community zur Verfügung stellen. Dann könnte diese eine saubere Lösung finden, damit der Fehler in Zukunft nicht wieder auftrifft.

    Die Eureka Mignon Specialità ist an sich eine tolle Kaffeemühle: leise, formschön und mit sehr gleichmäßigem Mahlgut, wenig Totraum und einem guten Geschmacksergebnis. Umso bedauerlicher, dass immer noch viele Displays einfach ausgetauscht und weggeworfen werden, obwohl ein Software-Fix die wesentlich elegantere Lösung wäre.

    Falls ihr selbst betroffen seid oder Betroffene kennt, lohnt sich ein Blick in Johannes’ detaillierte Beschreibung. Auch Repair-Cafés können helfen, da die Elektronik grundsätzlich leicht erreichbar ist.

    Bitte schreibt in die Kommentare, wenn ihr betroffen seid und ob ihr eine Lösung gefunden habt, oder noch nach einer Lösung sucht.

    Letztlich liegt es aber vor allem an Eureka, aktiv zu werden und den Nutzern ein dauerhaftes Update zu liefern, damit der Spaß an der Mühle nicht in Frust über unnötigen Elektroschrott und ständige Neukäufe kippt.

    Weitere Links & Quellen

    Johannes’ Reparatur-Anleitung auf seinem Blog

    Diskussionen auf Reddit, Kaffee-Netz.de und anderen Plattformen:

    Kaffeepod-Sendung zum Thema

    ]]>
    https://www.kaffeemacher.ch/blog/eureka-mignon-display-problem/feed/ 6 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
    Kaffee als möglicher Unterstützer bei der COVID-19-Prävention und -Therapie https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-vs-covid/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-vs-covid/#comments Mon, 03 Mar 2025 11:56:00 +0000 Wissenschaft https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-vs-covid/ Weiterlesen

    ]]>
    In den letzten Jahren hat sich rund um Kaffee und seine gesundheitlichen Vorzüge eine breite Forschungslage etabliert. Neben bekannten Effekten wie höherer Konzentrationsfähigkeit und möglichem Schutz vor bestimmten chronischen Krankheiten werden nun zunehmend auch mögliche Vorteile im Kontext von COVID-19 diskutiert. Eine neue Meta-Analyse von Fan et al. (PDF: veröffentlicht in Medicine®, 2025) rückt dieses Thema besonders in den Fokus und liefert spannende Erkenntnisse dazu, wie regelmäßiger Kaffeekonsum die Anfälligkeit für sowie den Verlauf von COVID-19-Infektionen beeinflussen könnte. Im Folgenden ein Überblick über diese Studie und weitere aktuelle Forschungsarbeiten zu diesem Thema.

    Worum geht es in der neuen Studie von Fan et al.?

    Die Studie von Fan und Kolleg:innen (Medicine, 2025) untersucht erstmals systematisch, ob und wie ein täglicher Kaffeekonsum (mindestens eine Tasse pro Tag) mit dem Infektionsrisiko und Krankheitsverlauf von COVID-19 in Verbindung steht. Hierzu wurden insgesamt fünf Studien mit 39.290 Teilnehmenden in einer Meta-Analyse zusammengefasst.

    Kernaussagen

    • Reduziertes Infektionsrisiko: Personen, die regelmäßig Kaffee tranken, erkrankten seltener an COVID-19 als Personen mit wenig oder keinem Kaffeekonsum.
    • Besserer Krankheitsverlauf: Unter den bereits infizierten Personen erholten sich diejenigen mit regelmäßigem Kaffeekonsum durchschnittlich schneller.
    • Möglicher Wirkmechanismus: Mittels sogenanntem molekularem Docking zeigte sich, dass bestimmte Inhaltsstoffe des Kaffees – insbesondere Koffein und Chlorogensäure (CGA) – an Schlüsselproteine des Virus (3CL-Protease) und an den menschlichen ACE2-Rezeptor binden können. Diese Bindung könnte den Eintritt oder die Vermehrung des Virus hemmen.

    Die Autor:innen betonen jedoch, dass es sich vornehmlich um Beobachtungsstudien handelt und dass größere, randomisiert-kontrollierte Untersuchungen wünschenswert wären, um Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge definitiv zu bestätigen.

    Forschungsarbeiten zum Thema

    Die Meta-Analyse von Fan et al. (2025) berücksichtigte unter anderem Studien wie jene von:

    • Belaroussi et al. (2020), die bei COVID-19-Patient:innen einen verbesserten klinischen Verlauf durch begleitenden Kaffeekonsum beobachteten.
    • Bulbuloglu und Altun (2021), die in einer kleineren Versuchsreihe zeigten, dass das Riechen von (türkischem) Kaffee bei Covid-bedingtem Geruchsverlust unterstützend sein kann.
    • Vu et al. (2021), welche Daten aus der UK Biobank analysierten und auf eine mögliche Risikoreduktion einer COVID-19-Infektion durch Kaffee hinwiesen.
    • Wu et al. (2023), die eine Verringerung der SARS-CoV-2-Seroprävalenz bei Kaffeetrinker:innen feststellten.
    • Ganguli et al. (2022), die in Bangladesch einen Zusammenhang zwischen bestimmten Ernährungsgewohnheiten (inkl. Kaffee) und dem Schweregrad einer COVID-19-Erkrankung untersuchten.

    Auch über diese Meta-Analyse hinaus gab es bereits vor der COVID-19-Pandemie Befunde, dass Kaffee – unter anderem durch seinen Gehalt an Polyphenolen, Diterpenen und Koffein – bei diversen Infektions- und Entzündungsgeschehen förderlich sein kann. Beispielsweise deuten andere epidemiologische Studien (z. B. Freedman et al., N Engl J Med, 2012) darauf hin, dass ein gemäßigter Kaffeekonsum mit einem geringeren Risiko für bestimmte Infektionen der Atemwege einhergehen könnte.

    Mögliche Mechanismen: Was steckt hinter der Wirkung?

    Koffein: Neben der bekannten anregenden Wirkung hat Koffein auch entzündungshemmende und immunmodulatorische Eigenschaften. Zudem existieren Hinweise, dass Koffein in vitro die Replikation bestimmter Viren hemmen kann.

    Chlorogensäure (CGA): Eine stark antioxidative Verbindung, die nicht nur freie Radikale abfängt, sondern laut molekularen Docking-Studien auch an Schlüsselenzyme und Rezeptoren des SARS-CoV-2-Virus bindet.

    Polyphenole und weitere Antioxidantien: Kaffee enthält eine Vielzahl an pflanzlichen Begleitstoffen, die teils entzündungsmodulierend wirken können.

    Praxisrelevanz und Ausblick

    Was bedeuten diese Erkenntnisse für den Alltag? Regelmäßiger Kaffeekonsum könnte ein weiterer Baustein in einer insgesamt gesunden Lebensweise sein, der dazu beiträgt, das Infektionsrisiko etwas zu senken oder einen günstigeren Krankheitsverlauf zu unterstützen.

    Weder Kaffee noch seine Inhaltsstoffe ersetzen Impfungen, Abstandhalten oder weitere Maßnahmen, die weiterhin den besten Schutz darstellen. Kaffee ist definitiv kein Allheilmittel.

    Wer Kaffee schlecht verträgt oder gesundheitliche Gründe hat, die gegen Koffein sprechen, sollte diesen Effekt nicht erzwingen. Eventuell können auch entkoffeinierte Varianten, die weiterhin einen Teil der Polyphenole enthalten, sinnvoll sein – hier sind jedoch weitere Studien nötig.

    Forschungsperspektiven

    Was es braucht, sind auf jeden Fall größere klinische Studien. Zufallsverteilte (RCT-)Studien könnten bestätigen, ob Kaffee bzw. dessen Inhaltsstoffe tatsächlich einen signifikanten Einfluss auf SARS-CoV-2-Infektionen haben.

    Als Kaffee-Experten sind wir natürlich der Meinung, dass unterschiedliche Zubereitungsarten, Röstungen und auch die Herkunft des Kaffees zu untersuchen ist. Oft wird in Studien zu generisch von Kaffee gesprochen. Ob Espresso, Filterkaffee oder türkischer Mokka – Art und Weise der Zubereitung könnten den Polyphenolgehalt und somit die Wirkung beeinflussen.

    Auch das Zusammenspiel und die Kombination mit anderen Ernährungsfaktoren muss natürlich untersucht werden. Gerade im Zusammenspiel mit einer antioxidativ wirkenden Ernährung (z. B. reich an Gemüse und Obst) dürfte Kaffee seine positiven Effekte noch besser entfalten.

    Fazit Kaffee und Covid-19

    Die neue Meta-Analyse von Fan et al. (2025) liefert erste starke Indizien dafür, dass regelmäßiger Kaffeekonsum – mutmaßlich bedingt durch Koffein und Chlorogensäure – das Risiko für eine COVID-19-Infektion senken und den Krankheitsverlauf verbessern kann. Zwar ist die Datenlage in Teilen noch dünn, doch zeichnet sich ein insgesamt positives Bild: Kaffee kann möglicherweise auf verschiedenen Ebenen des Infektionsgeschehens ansetzen und das Immunsystem unterstützen.

    Wichtig: Kaffee ist kein Ersatz für medizinisch fundierte Schutzmaßnahmen. Dennoch sprechen die vorliegenden Erkenntnisse dafür, dass sich ein moderater täglicher Kaffeegenuss in eine ganzheitliche Strategie integrieren lässt – sowohl zum allgemeinen Gesundheitserhalt als auch als kleines Element zur Unterstützung bei Infektionskrankheiten wie COVID-19.

    In diesem Sinne: fröhliches Kaffee trinken!

    ]]>
    https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffee-vs-covid/feed/ 0 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
    Vom Kaffeevollautomaten zur Espressomaschine umsteigen - Tipps und Gründe https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffeevollautomaten-espress/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffeevollautomaten-espress/#comments Sun, 02 Mar 2025 14:05:00 +0000 Kaffeevollautomat https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffeevollautomaten-espress/ Weiterlesen

    ]]>
    Kaffeevollautomaten machen Kaffee, der einigermaßen schmeckt. Gut oder sogar sehr gut ist er aber nur sehr, sehr selten. Mit einer Espressomaschine – oft auch Siebträgermaschine genannt – sieht das anders aus. Vor allem der Espresso wird deutlich besser. Wer eine gute Bohne und eine passende Mühle zur Maschine einsetzt, spielt in Sachen Kaffeequalität einfach in einer anderen Liga.

    Natürlich hat eine Siebträgermaschine auch Nachteile: Die Zubereitung ist aufwendiger, und neben der Maschine selbst braucht es eine Mühle. Vor allem aber gibt es keinen Knopf, der alles für dich übernimmt. Aber genau das ist auch ihr Vorteil: Siebträgermaschinen täuschen nichts vor – sie servieren genau das, was du selbst gebrüht hast.

    Wenn etwas nicht gut läuft, bist erstmal du verantwortlich. Und wir! Denn mit diesem Video nehmen wir dich an die Hand – und mit vielen weiteren Videos und Artikeln auch.

    Aber was spricht eigentlich für eine Siebträgermaschine? Was solltet ihr wissen? Ist die Zubereitung wirklich so viel aufwendiger? Und wie läuft die Reinigung ab – wie viel Zeit braucht das wirklich?

    Inhaltsverzeichnis

    Warum schmeckt der Espresso aus dem Siebträger besser?

    Wenn wir Kaffee zubereiten, lösen wir aus gemahlenem Kaffee all das heraus, was zusammen mit dem Brühwasser unseren Espresso ausmacht. Dieser Vorgang nennt sich Extraktion. Je gleichmäßiger das Mahlgut gemahlen ist und je gleichmäßiger das Brühwasser durch den Kaffee fließt, desto besser schmeckt der Espresso.

    Eine gute Mühle und eine gleichmäßige Verteilung des Kaffees in der Brühkammer sind dafür die Grundvoraussetzung. Kaffeevollautomaten, fachlich korrekt Kolbenkaffeemaschinen genannt, machen beides nicht besonders gut. Oft sind minderwertige Kegelmahlwerke verbaut. Und vielleicht kennt ihr das auch: Kämpft eure Kaffeevollautomaten-Mühle regelrecht gegen die Bohnen? Der Motor röchelt, der Mahlprozess klingt alles andere als flüssig? Der Grund dafür ist eine schlechte Mühle!

    Der frisch gemahlene Kaffee fällt dann entweder direkt in die Brühkammer oder drückt alten, vorgemahlenen Kaffee hinein. Dieser sammelt sich in den Leeräumen der Maschine – ein eigenes Kapitel für sich!

    In der Brühkammer angekommen, wird der Kaffee im Vollautomaten nicht etwa gleichmäßig verteilt. Stattdessen bildet er eine wilde Hügellandschaft mit eingeschlossenen Luftpolstern und Kratern. Der Kolben des Vollautomaten presst den Kaffee einfach zusammen und leitet das Brühwasser hindurch.

    Während wir beim Espresso mit der Siebträgermaschine sorgfältig darauf achten, dass der Kaffee einen gleichmäßigen Widerstand gegen das Brühwasser bildet, passiert im Vollautomaten genau das Gegenteil. Das Wasser schießt durch die Lücken, extrahiert an manchen Stellen zu viel, während an anderen Stellen das Wasser kaum hindurchkommt.

    Das Ergebnis? Überextrahierter Kaffee schmeckt bitter, unterextrahierter Kaffee schmeckt sauer. Wir nennen das Über- und Unterextraktion – und ja, das schmeckt nicht gut! Vor allem fehlt dem Kaffee die Dichte und Weichheit, das, was wir Textur und Körper nennen. Und genau das merkt man besonders deutlich, wenn man einen Espresso aus dem Vollautomaten mit einem aus dem Siebträger vergleicht.

    Alter Kaffee in der Maschine – das Problem mit dem „Totraum“

    Bei fast allen günstigen Kaffeevollautomaten fällt der frisch gemahlene Kaffee nicht direkt in die Brühkammer, sondern bleibt auf dem Weg dorthin teilweise liegen. Das feuchte Klima in der Maschine sorgt zusätzlich dafür, dass sich Kaffeepartikel in diesen Zwischenräumen ansammeln. Ein Teil davon wird mit der nächsten Mahlung in die Brühkammer gedrückt – das nennen wir temporären Totraum. Andere Reste bleiben dauerhaft liegen – das ist der permanente Totraum.

    Gemahlener Kaffee verliert ab dem Moment der Mahlung schnell an Aromen und Komplexität. Forscher haben festgestellt, dass bereits nach 30 Minuten ein Großteil der flüchtigen Aromen verflogen ist. Hinzu kommt, dass der Kaffee mit der Feuchtigkeit in der Maschine reagiert.

    All das schmeckt nicht gut. Der alte Kaffee trägt zu einem unsauberen, bitteren Geschmack bei. Die Kaffeeöle beginnen zu oxidieren, was in manchen Fällen sogar zu einem ranzigen Geschmack führen kann.

    Natürlich gibt es auch Totraum in Mühlen für Siebträgermaschinen. Allerdings hat die Mühlenindustrie in den letzten Jahren viel getan, um ihn stark zu reduzieren. Wie viel Totraum eine Mühle hat, erfahrt ihr in unseren Mühlentests.

    Dreckige Vollautomaten

    Kaffee im sogenannten Totraum. Feuchtigkeit in der Maschine. Das klingt nach einigem Reinigungsaufwand – und genau deshalb fordert uns der Vollautomat regelmäßig zum Reinigen und Entkalken auf. Doch ein großer Teil des hartnäckigen Schmutzes sitzt nicht in der Brühgruppe selbst, sondern auf dem Weg dorthin und drumherum.

    Der Vollautomat ist ein geschlossenes System, in dem Kaffee gemahlen, transportiert und befeuchtet wird. Und ja, er ist genau so dreckig, wie das klingt. Keine automatische Reinigung eines Vollautomaten entfernt wirklich die hartnäckigen Ölspuren und Kaffeereste aus der Brühgruppe. Kaum ein Automat fordert uns überhaupt dazu auf, die Gruppe regelmäßig zu entnehmen und zu reinigen. Und nur die wenigsten reinigen den neben die Gruppe gefallenen Kaffee oder die tiefer im Inneren verteilten Rückstände regelmäßig.

    Feuchtigkeit und Kaffeereste – der perfekte Nährboden für Schimmel. Dazu kommt alles, was Kaffee mit der Zeit immer unappetitlicher macht. Nur ein gründlicher Maschinenservice befreit den Vollautomaten von diesen Rückständen wirklich.

    Vollautomaten sind einfach nicht reinigungsfreundlich gebaut – und manche Hersteller machen es den Nutzer:innen sogar absichtlich schwer. Jura zum Beispiel verwendet eine Spezialschraube, die sich nur mit einem Jura-Schraubenzieher entfernen lässt. Ob der Hersteller nicht möchte, dass man sieht, was in seinen Maschinen passiert?

    Während der Vollautomat seine Brühgruppe und Betriebswege im Inneren versteckt, liegt bei einer Espressomaschine alles offen und zugänglich. Ihr seht den Dreck also. Dadurch kann der Eindruck entstehen, dass ihr ständig reinigen müsst. Und ja, tatsächlich ist das so – aber im Vollautomaten wäre es nicht anders. Nur ist der Schmodder dort einfach verborgen.

    Die tägliche „Katzenwäsche“ der Siebträgermaschine dauert jedoch weniger als eine Minute, und selbst die Tiefenreinigung ist in wenigen Minuten erledigt. Mehr dazu weiter unten.

    Wie geht Espresso mit dem Siebträger?

    Gehen wir den Prozess der Espressozubereitung Schritt für Schritt durch. Wenn du es ausführlicher magst, hilft unser Blog-Beitrag „Espresso Zubereitung“ mit den dazugehörigen Videos weiter.

    1. Die richtige Bohne wählen

    Verwende einen einfach zu extrahierenden Kaffee mit einem zugänglichen Geschmacksprofil. Aus unserem Sortiment wären das beispielsweise Apas, Mamy und Henrique.

    2. Kaffee mahlen

    Wir mahlen die für unser Sieb passende Menge Kaffee. Beim Doppelsieb sind das in der Regel 14 bis 19 Gramm. Für viele Maschinen findest du die exakten Angaben in unseren Artikeln oder in der Anleitung des Herstellers.

    Wenn du deine Mühle zum ersten Mal einstellst, solltest du die Kaffeepulvermenge wiegen. Das gibt dir Sicherheit, um später die passende Menge Espresso in der richtigen Zeit zu brühen.

    Das Mahlgut für Espresso ist sehr fein – so fein, dass viele günstige Mühlen an ihre Grenzen kommen. Ob dein Mahlgrad stimmt, siehst du beim Bezug.

    3. Kaffee verteilen

    Verteile den Kaffee durch sanftes seitliches Tappen im Siebträger mit der Hand. Größere Hügel kannst du mit dem Finger vorsichtig ausgleichen. Beende das Verteilen mit einem leichten Tap auf die Tampingmatte, damit sich das Pulver gleichmäßig setzt.

    Es gibt einfache Tools mit dem Namen WDT (Weiss Distribution Technique), die die Verteilung des Pulvers verbessern.

    4. Tampen

    Setze den Siebträger auf die Tampingmatte, setze den Tamper gerade auf das Mahlgut und presse das Kaffeepulver gleichmäßig an. Eine Kraft von 5 bis 10 Kilogramm ist eine gute Orientierung.

    Tipp: Wenn du unsicher bist, wie viel Druck du ausübst, drücke einmal mit deinem Tamper auf eine Personenwaage – so bekommst du ein Gefühl für die Kraft.

    5. Spülen (Flushen)

    Bei vielen Espressomaschinen ist es sinnvoll, vor dem Einspannen 2–3 Sekunden heißes Wasser durchlaufen zu lassen. Das spült Kaffeereste von der Brühgruppe und stabilisiert die Temperatur.

    6. Siebträger einspannen und Bezug starten

    Spanne den Siebträger vorsichtig ein, damit sich das angepresste Kaffeepulver nicht an den Seiten löst. Nach dem Einspannen solltest du den Bezug zügig starten, damit der Kaffee nicht zu lange der warmen und feuchten Atmosphäre unter der Brühgruppe ausgesetzt ist.

    Tipp: Stell deine Tasse auf eine kleine Waage, um zu sehen, wie viel Kaffee in welcher Zeit gebrüht wird.

    7. Das richtige Brühverhältnis

    Orientiere dich an folgenden Rezepten (mehr dazu im Kapitel Brührezepte):

    • Wenn du bisher Kaffee aus dem Vollautomaten getrunken hast, empfehle ich ein Brühverhältnis von 1:2,5 oder 1:3.
    • Beispiel: 10 g Kaffeepulver → 25–30 g Espresso
    • Doppelter Espresso: 18 g Kaffeepulver → 45–54 g Espresso
    • Der Kaffee sollte in etwa 20 bis 30 Sekunden durchlaufen. Eine gute Zielgröße liegt bei 25 bis 28 Sekunden.

    8. Mahlgrad anpassen

    • Läuft der Kaffee zu langsam? → Mahlgrad gröber stellen.
    • Läuft der Kaffee zu schnell? → Mahlgrad feiner stellen.

    Ändere den Mahlgrad immer in kleinen Schritten. Mahle zudem vor dem nächsten Bezug ein paar Gramm aus, da sich noch Reste der vorherigen Mahlung in der Mühle befinden.

    Wichtig: Ändere niemals mehrere Parameter auf einmal. Behalte das Brührezept zunächst bei, während du die Mühle einstellst.

    9. Espresso genießen

    Glückwunsch! Du hast die richtige Ausgangsstellung für deinen Kaffee und dein Rezept gefunden.

    Du wirst deine Mühle immer wieder sanft nachstellen müssen – und bei einem anderen Kaffee erneut anpassen. Aber jetzt kennst du alle wichtigen Schritte. Viel Spaß beim Experimentieren!

    Willst du es ausführlicher? Hier erklären wir wie die Espresso Zubereitung gelingt.

    Siebträger schmecken anders: Brühverhältnis und Stärke

    Geschmack ist Gewohnheit – besonders bei intensiven Aromen. Wer über längere Zeit Kaffee oder Espresso aus einem Kaffeevollautomaten getrunken hat, wird beim ersten und zweiten Espresso aus einer Siebträger-Espressomaschine vermutlich stolpern.

    Das liegt zum einen am Brühverhältnis, zum anderen an der gleichmäßigeren Extraktion. Espresso aus dem Siebträger enthält in der Regel 7–9 % gelöste Kaffeepartikel, während Espresso aus einem privaten Kaffeevollautomaten meist nur 3–5 % erreicht.

    Übrigens: Selbst die meisten Gastro-Vollautomaten kommen selten über diese Werte hinaus. Zur Einordnung:

    • 3–5 % Kaffeepartikel bedeuten 95–97 % Wasser
    • 7–9 % Kaffeepartikel bedeuten 91–93 % Wasser

    Ja, richtig gelesen: Kaffee besteht vor allem aus Wasser!

    Warum ist das Brühverhältnis entscheidend?

    Das Brühverhältnis bestimmt die Konzentration des Espressos. Während wir beim Siebträger meist 1 Teil Kaffee zu 2 bis 3 Teilen Wasser verwenden, sind es beim Vollautomaten oft 1:3 oder sogar 1:4.

    Zudem sind viele Vollautomaten standardmäßig auf eine hohe Wassermenge eingestellt: 8 g Kaffee ergeben dort oft 35 g Espresso. Zum Vergleich: In der Siebträgermaschine werden 8 g Kaffee typischerweise zu 16–20 g Espresso extrahiert – also deutlich konzentrierter.

    Zusätzlich extrahiert der Vollautomat den Kaffee weniger gleichmäßig und weniger effizient, wodurch Geschmack und Körper weniger intensiv ausfallen.

    Wie schmeckt Espresso aus dem Siebträger?

    Er ist dichter, konzentrierter, cremiger. Ein großer Unterschied ist das Mundgefühl, das wir in der Fachsprache Textur nennen und taktil wahrnehmen.

    Geschmack explodiert förmlich – so konzentriert fühlt sich dieser Kaffee an. Genau das macht den Reiz und die Faszination eines guten Espressos aus, wenn die Extraktion stimmt.

    Unser Tipp: Espresso sanfter angehen

    Falls euch ein 1:2 oder 1:2,5 Brühverhältnis zu konzentriert ist, arbeitet euch mit einem offeneren Verhältnis heran. Ihr könnt zum Beispiel 1:4 brühen.

    Auch mit mehr Wasser werdet ihr den veränderten Körper und die gleichmäßigere Extraktion spüren – aber das Ergebnis wird euch geschmacklich eher dort abholen, wo ihr es gewohnt seid.

    Lungo oder Americano?

    Wer gerne lange Kaffees trinkt, kann mit der Siebträgermaschine einen Café Crema, einen Lungo oder einen Americano zubereiten. Wir haben dem langen Kaffee einen eigenen Artikel gewidmet.

    Beim Lungo und Café Crema wird das Brühverhältnis auf 1:6 bis 1:10 erweitert. Das bedeutet: Aus 10 g Kaffee entstehen 60 bis 100 g Kaffee.

    Beim Americano läuft der Prozess etwas anders:

    1. Zuerst gebt ihr 70 bis 80 g heißes Wasser in die Tasse.
    2. Dann brüht ihr einen doppelten Espresso direkt darüber.

    Das Ergebnis? Ein perfekt ausgewogener langer Kaffee. Die gleichmäßige, kontrollierte Espresso-Extraktion sorgt dafür, dass euer Americano dicht, gut strukturiert und cremig schmeckt.

    Die Mühle entscheidet die Qualität

    Die Mühle ist mindestens so wichtig wie die Espressomaschine. Vor allem günstige Vollautomaten haben oft minderwertige Mühlen, was den Geschmack beeinträchtigt...

    Wir sprechen hier viel über den Siebträger – aber eigentlich könnte dieser Artikel genauso gut über die Mühle handeln.

    Denn bei der Zubereitung eines perfekten Espressos ist die Mühle mindestens so wichtig wie die Espressomaschine selbst. Tatsächlich ist sie einer der größten Unterschiede zwischen Siebträgern und den oft minderwertigen Mühlen in Kaffeevollautomaten.

    Mit der Entscheidung für eine Siebträgermaschine ermöglicht ihr euch selbst, eine wirklich gute Mühle zu wählen. Gerade im günstigeren Preissegment ist es sinnvoll, für die Mühle genauso viel auszugeben wie für die Maschine.

    Ein gutes Einsteiger-Setup könnte so aussehen:

    ⚠️ Unser Tipp:

    Kauft kein Kompaktsystem mit integrierter Mühle! Sonst seid ihr wieder an eine eingebaute Mühle gebunden – genau wie beim Kaffeevollautomaten. Und leider gilt hier oft das Gleiche: Die Mühlenqualität lässt zu wünschen übrig.

    Mehr über Espressomühlen? Wir haben zahlreiche Testberichte und Videos dazu verfasst!

    Reinigung der Espressomaschine

    Geprägt von den regelmäßigen Reinigungsaufforderungen des Kaffeevollautomaten fragt ihr euch: Und wie ist die Reinigung der Espressomaschine?

    Ich kann euch jede Angst nehmen. Sie ist schnell erledigt, fügt sich in den Alltag ein, und das Beste: Die Maschine ist anschließend wirklich sauber.

    Was solltet ihr täglich tun?

    Nach dem Brühen des Espressos:

    • Siebträger ausspannen
    • Kaffeepuck in der Abschlagschublade ausklopfen
    • Kurz heißes Wasser durch die Dusche laufen lassen – das reinigt die Brühgruppe
    • Den Siebträger unter den Wasserstrahl halten und anschließend mit einem Tuch ausputzen

    Damit ist die Maschine sauber und direkt wieder einsatzbereit.

    Wöchentliche Reinigung: Rückstände entfernen

    Einmal in der Woche könnt ihr das Sieb des Siebträgers durch ein Blindsieb ersetzen und kurz gegen das Blindsieb Druck aufbauen. So reinigt ihr die Brühgruppe noch gründlicher.

    Gründlichere Reinigung mit Reinigungspulver:

    • Etwas Reinigungspulver ins Blindsieb geben
    • Siebträger einspannen
    • Bezug starten und etwa fünf Sekunden Druck aufbauen
    • Bezug stoppen und das Ganze fünfmal wiederholen
    • Blindsieb gründlich mit Wasser ausspülen

    Diese Reinigung reicht alle zwei bis drei Wochen völlig aus, wenn ihr nach der Benutzung kurz Wasser durch die Gruppe spült und keinen Kaffeesatz im Siebträger zurücklasst.

    Wir haben auch einen ausführlichen Artikel und Videos zur Reinigung aufgenommen.

    Die smarte Siebträgermaschine

    Vielleicht erscheint euch das alles beim Lesen noch immer zu kompliziert. Vielleicht wollt ihr die Qualität einer Espressomaschine, aber euch nicht intensiv mit der Zubereitung auseinandersetzen. Dann gibt es mittlerweile Maschinen, die genau dafür entwickelt wurden – und ständig besser werden.

    Es gibt Espressomaschinen, die in hohem Maße smart sind und euch helfen, das beschriebene Espressoerlebnis mit weniger Aufwand und begleitet durch die Maschine zu brühen. Aktuell sind diese Maschinen noch teuer, aber es ist absehbar, dass sie immer günstiger und leistungsfähiger werden.

    Maro: Schritt für Schritt zum perfekten Espresso

    Ein Beispiel dafür ist die Maro Espressomaschine. Sie führt euch im Anfängermodus Schritt für Schritt durch die Extraktion. Ihr wählt einfach aus, ob ihr Espresso, Cappuccino oder Flat White brühen wollt – den Rest übernimmt das System. Jeder Schritt wird auf dem Display erklärt.

    Nach dem Brühvorgang bewertet ihr zusammen mit der Maschine die Extraktion, und sie sagt euch, wie ihr die Mühle anpassen müsst.

    Das Besondere: Läuft der Espresso zu schnell, reduziert die Maschine automatisch Druck und Fließgeschwindigkeit – und korrigiert so den Bezug. Das Ergebnis ist immer noch ein guter Espresso.

    Ligre: Smarte Brühung mit präziser Mühle

    Auch die Ligre Espressomaschine geht diesen Weg. Ihr Display und die Menüführung sind schlicht gehalten, aber sie bietet ebenfalls intelligente Unterstützung beim Brühprozess.

    Besonders spannend ist die Ligre Mühle, eine Grind-by-Weight-Mühle, die jedes Mal genau die richtige Menge Kaffeemehl abwiegt. Den Mahlgrad müsst ihr allerdings weiterhin selbst einstellen.

    Nunc: Vollautomatische Anpassung von Mahlgrad und Extraktion

    Die Espressomaschine und Mühle von nunc sind noch nicht auf dem Markt, aber ihr Konzept verspricht eine noch weiter automatisierte Begleitung.

    Bei nunc kommuniziert die Mühle direkt mit der Espressomaschine.

    • Läuft der Espresso zu schnell, passt sich der Mahlgrad automatisch an.
    • Gleichzeitig reduziert die Maschine die Flussgeschwindigkeit im Bezug, wenn sie einen zu hohen Durchfluss erkennt.

    Sollte alles wie geplant funktionieren, könnte nunc den Zubereitungsprozess noch einmal deutlich vereinfachen.

    Du kannst Espresso!

    Smarte Maschinen erleichtern den Umstieg vom Kaffeevollautomaten auf eine Espressomaschine. Aber sie sind nicht notwendig, um guten Espresso zu Hause zu meistern.

    Was anfangs kompliziert wirkt, wird dir schnell leicht und selbstverständlich von der Hand gehen, sobald du die ersten Schritte mit deiner Espressomaschine gemacht hast.

    Wir begleiten dich dabei:

    In den letzten Jahren haben wir tausenden Menschen geholfen, zu Hause perfekten Espresso zu brühen – gerne begleiten wir auch dich!

    ]]>
    https://www.kaffeemacher.ch/blog/kaffeevollautomaten-espress/feed/ 2 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
    nunc. Espressomaschine - Erfahrungsberichte https://www.kaffeemacher.ch/blog/nunc/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/nunc/#comments Sun, 02 Mar 2025 14:04:03 +0000 Espressomaschinen Espressomühlen https://www.kaffeemacher.ch/blog/nunc/ Weiterlesen

    ]]>
    Die nunc. Espressomaschine ist eine innovative, intelligente Espressomaschine, die mit einer synchronisierten Portionen-gesteuerten Mühle zusammenarbeitet. Das gesamte System ist Smart, erkennt via NFC Technologie die von nunc. und Partnerröstereien betriebenen Kaffeebohnen, und stellt sich auf diese automatisch ein. Aber auch mit anderen Bohnen soll die Maschine gut funktionieren und sich adaptiv auf diese einstellen. Das nunc. Espresso-System ist Vertreter einer neuen Generation von Espressomaschinen, welche den Einstieg für Einsteigerinnen und Einsteiger erleichtern soll.

    Wir werden die nunc. Espressomaschine zu einem späteren Zeitpunkt 2025 testen. Auf dieser Seite sammeln wir eure Erfahrungen und Eindrücke mit der Maschine.

    ]]>
    https://www.kaffeemacher.ch/blog/nunc/feed/ 2 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico
    Emil T64 Single Dose im Test - Preis-Leistung interessant! https://www.kaffeemacher.ch/blog/emil-t64/ https://www.kaffeemacher.ch/blog/emil-t64/#comments Sat, 22 Feb 2025 17:30:00 +0000 Single Dosing Espressomühlen https://www.kaffeemacher.ch/blog/emil-t64/ Weiterlesen

    ]]>
    Die Emil T64 ist eine weitere in Asien gefertigte Single-Dosing-Mühle, die zu einem attraktiven Preis auf dem europäischen Markt erscheint. Wie die DF64 in der ersten Version hat sie noch mit einigen Problemen zu kämpfen. Dennoch beweist die Mühle, dass mit ihr zu rechnen sein wird. Schon heute liefert sie in der Kernkategorie, nämlich bei ihrer Partikelverteilung und geschmacklichen Performance, solide Ergebnisse. Wir haben die Mühle intensiv getestet und stellen hier unsere Ergebnisse vor.

    Ein Test der noch kleineren und günstigeren Emil ist übrigens auch in der Pipeline und wird bald folgen.

    Design, Wertigkeit und äußere Fakten

    Die Ähnlichkeit von Single-Dosing-Mühlen mit 64er-Mahlwerk ist auffällig. Auch die Emil T64 bildet hier keine Ausnahme. Leicht nach vorne geneigt, steht sie mit rund 7,5 Kilogramm stabil auf dem Untergrund – mit einer Höhe von 32 cm, einer Breite von 13 cm und einer Tiefe von 21 cm. Verfügbar sind Varianten mit mattschwarzer und mattweißer Lackierung des Metallkörpers. Unschön fällt auf, dass auch bei der weißen Mühle der Dosierbecher in Schwarz geliefert wird. Da die Mühle beim Mahlen ohnehin regelmäßig mit Kaffeepulver besprenkelt wird, würden wir generell zur schwarzen Ausführung raten.

    Die Mühle ist bei einigen Händlern mit Italmil-Mahlscheiben für unter 400 Euro erhältlich. Wir haben sie mit titanbeschichteten Mahlscheiben getestet. Die 64er-Mahlscheiben sind zudem kompatibel mit anderen Mahlscheiben von Drittanbietern.

    Angetrieben wird die Mühle von einem 300-Watt-Motor. In Sachen Wertigkeit macht sie einiges her: Sie ist schwer, steht fest und alle Komponenten hinterlassen einen guten Eindruck. Der Blasebalg aus Gummi hat eine ausreichende Steifheit. Der Holzdeckel mit Aluminium-Inlay schließt dank der Gummiführung seitlich sauber ab. Die stufenlose Mahlgradverstellung bietet genau den richtigen Widerstand für eine angenehme Bedienung.

    Der Kaffeeauswurf lässt sich zur einfachen Reinigung komplett entfernen, da er nur mit zwei Magneten befestigt ist. Diese sind jedoch so stark, dass sich bei unserer Mühle der Kleber eines Magneten bereits gelöst hat.

    Die Siebträgeraufhängung ist stabil und hält den Siebträger sicher ausgerichtet. Zur besseren Zielführung lässt sich ein Teil des Dosierbehälters abnehmen und als Kaffeeschute direkt auf den Siebträger aufsetzen. Dadurch kann der Kaffee direkt in den Siebträger gemahlen werden.

    Es ist jedoch Vorsicht geboten, da der Blower im Zusammenspiel mit dem Flapper eine der Schwachstellen darstellt. Auf diese Verbindung gehen wir weiter unten ein.

    Gut gefällt uns der elegante seitliche Knopf zum Starten der Mühle, dessen LED nur leuchtet, wenn die Mühle in Betrieb ist. Positiv hervorzuheben ist auch, dass die Mühle sowohl von vorne als auch von Menschen im Rollstuhl problemlos bedient werden kann.

    dosierbecher emilt64

    Espresso und Partikelverteilung

    Eine Mühle sollte Kaffee so mahlen, dass er gut schmeckt. Bevor wir hier eine Aussage treffen, beziehen wir hunderte Espressi, verwenden unterschiedliche Kaffeesorten und Espressomaschinen mit verschiedenen Brühprofilen. Wir nehmen Mahlproben und messen die Partikelverteilung mit der Unterstützung der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften.

    Zum Geschmack: Mit den Titan-Mahlscheiben hat die Mühle die Grundlage für viele leckere Espressi geliefert. Die Kaffees schmeckten rund und ausgewogen. Das Profil der jeweiligen Kaffees kam in der Tasse gut zur Geltung.

    Die Partikelverteilung der Mühle weist einen Hauptpeak auf, der auf der schmalen Seite liegt. Schmal bedeutet, dass viele Partikel eine ähnliche Größe haben, was für homogenes Mahlgut spricht. Das Feinpeak ist nicht ausgeprägt und passt gut zum Hauptpeak.

    Die Wiederholbarkeit beim Verstellen des Mahlgrades und der anschließenden Rückkehr zum Ursprungswert gelang gut. Wir sahen hier nur eine Verschiebung von 2 Mikron beim Hauptpeak. Es ist also gut möglich, zwischen Rezepten und Kaffees zu wechseln und wieder zum vorherigen Mahlgrad zurückzukehren.

    partikelverteilung emil t64

    Geschwindigkeit, Lautstärke, Totraum

    Die Emil T64 erreicht eine Lautstärke von 77,7 Dezibel. Damit gehört sie zu den leiseren Mühlen im Vergleich zu vielen anderen Modellen. In einer anderen Kategorie positioniert sich die Emil T64 jedoch am unteren Ende: der Geschwindigkeit. Die Mühle ist nicht grundsätzlich langsam, schränkt sich aber selbst ein. Wie schon frühere Modelle der DF64 (G-Iota, Turin) hat auch sie das Gleichgewicht zwischen Statik, Klumpenbildung und Flapper nicht optimal gefunden.

    Der Plastikflapper an der inneren Kaffeeausgabe soll die Statik reduzieren und eine gleichmäßige Ausgabe ermöglichen, ist aber so massiv und widerspenstig, dass sich Kaffee dahinter staut. Um diesen Kaffee aus der Mühle zu lösen, ist wiederholtes Betätigen des Blasebalgs während der Mahlung notwendig. Selbst dann dauert es.

    Die Mühle mahlt 18 Gramm Kaffee in etwa 12 Sekunden – diese sind jedoch nicht sofort verfügbar. Bis zu 40 Sekunden kann es dauern, bis sich der hinter dem Flapper hängende Kaffee löst. Dadurch wird der Bedienfluss erheblich beeinträchtigt.

    Findige Köpfe werden den Flapper sicher bald verbessern. Alternativ kann er entfernt oder mit RDT modifiziert werden, um den Workflow zu optimieren.

    Totraum

    Trotz intensivem Ausblasen bleibt immer eine kleine Menge Kaffee im Mahlwerk zurück. Im Vergleich zu Hopper-Mühlen ist das wenig, aber für eine Single-Dosing-Mühle sind 1 Gramm Totraum nicht zu vernachlässigen. Der temporäre Totraum (0,7 Gramm) tauscht sich von Bezug zu Bezug aus, während 0,3 Gramm permanenter Totraum bestehen bleiben. Dies kann zu einer leichten Geschmacksübertragung zwischen verschiedenen Kaffees führen.

    emil reinigung

    Reinigung

    Ein großer Pluspunkt ist die einfache Reinigung. Der Kaffeeauswurf lässt sich dank Magnetbefestigung leicht entfernen. Auch die werkzeugfreie Zugänglichkeit bis zu den Mahlscheiben ist gut gelöst und ermöglicht eine schnelle Reinigung. Durch regelmäßiges Ausblasen mit dem Blasebalg lässt sich zudem ein Großteil des Restkaffees minimieren.

    Fazit zur Emil T64 Single Dosing Mühle

    Die Grundkonstruktion ist hochwertig und das Ergebnis in der Tasse sehr gut. Mit Verbesserungen am Flapper könnte die Emil T64 ein ernst zu nehmender Konkurrent für die DF64 werden. Wer mit dem langen Ausblasen leben kann, findet hier bereits eine gute Mühle mit Potenzial für geschmackliche Optimierungen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, mit Drittanbieter-Mahlscheiben die geschmacklichen Eigenschaften weiter zu verfeinern.

    Wir sind gespannt, ob der Hersteller Ningbo Grind Electric Appliances Co. Ltd. weitere Verbesserungen an diesem Modell vornimmt und ob zukünftige Varianten auf den Markt kommen.

    Emil T64 Fazit


    ]]>
    https://www.kaffeemacher.ch/blog/emil-t64/feed/ 12 https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico https://www.kaffeemacher.ch/favicon.ico