Die World of Coffee 2025 in Genf bot Kaficionados ein buntes Feuerwerk an Innovationen. Wir haben uns vor Ort kritisch und neugierig umgesehen – und präsentieren euch hier alle wichtigen Neuheiten an Espressomaschinen und Mühlen für den Heimgebrauch.
Es sind tatsächlich Neuheiten und Innovationen dabei. Gleichzeitig verkaufen viele Hersteller in gewohnter Manier alten Wein in neuen Schläuchen und präsentieren eine neue Farbvariante einer Espressomaschine als Quantensprung. Derartige Ausführungen sparen wir uns und konzentrieren uns auf das Wesentliche. Von smarten Grindern über motorisierte Hebel-Espressomaschinen bis hin zu portablen Geräten – hier erfahrt ihr, was die Branche bewegt und wohin die Reise geht.
Wie immer auch für diesen Messebericht: wir habe alle angesprochenen Geräte nicht getestet und können nur einen ersten Eindruck schildern. Wie gut das angekündigte in der Praxis wirklich funktioniert, werden wir erst nach einem ausführlichen Test in unserer Kaffee-Akademie berichten können.
Varia VS4 – Single Dosing leicht gemacht
Den Anfang macht eine Mühle, die unseren Espressomühlen-Tester Michel Indelicato auf der Messe regelrecht zum Strahlen brachte: Varia VS4, der neueste Spross der bekannten Varia-Mühlenserie. Diese Single-Dose-Mühle schließt die Lücke zwischen der kompakten VS3 und der größeren VS6. Was macht sie besonders?
- Konisches Mahlwerk: Die VS4 arbeitet mit neu entwickelten konischen Burrs (Durchmesser 53 mm) – nicht identisch mit jenen der VS3, sondern eine eigene Konstruktion.
- Einstellbare Drehzahl: Erstmals bietet Varia hier auch bei einem kleineren Modell RPM-Verstellung (Drehzahl-Verstellung), um Mahlgeschwindigkeit und Mahlgut weiter zu optimieren.
- Blitzschnelle Reinigung: Das Highlight ist die Reinigungsfreundlichkeit. Mit wenigen Handgriffen lässt sich die Mühle öffnen, ohne den Mahlgrad zu verstellen. Michel war begeistert: Endlich kann man die Mahlscheiben putzen, ohne danach wieder neu justieren zu müssen!
- Anti-Statisch: Im Auswurf steckt eine Art Ionisator bzw. Anti-Statik-Technologie, wodurch kaum noch Kaffeekrümel am Gehäuse bleiben sollen kleben.
- Preis und Verfügbarkeit: Die VS4 soll Ende 2025 auf den Markt kommen, angepeilt ist ein Preis von rund 450 € – ein starkes Angebot für so viel Mühle.
Einordnung: Schon die kleinere VS3 war ein Preis-Leistungs-Hit, und die VS4 legt noch eine Schippe drauf. Für Single-Doser-Fans mit begrenztem Budget dürfte diese Mühle sehr spannend sein. Innovative Features wie Drehzahlregelung und einfachste Reinigung zeigen den Trend: Bedienkomfort und Wartungsfreundlichkeit werden großgeschrieben.

Zero:Hero – Portable Espresso-Maschine mit Power
Auf meinen Outdoor-Touren teste ich gerne portable Espresso-Brüher. Ein solcher ist der Handespresso-Brüher von Zero:Hero, der mit einem Red Dot Award ausgezeichnet wurde.
Am Messestand haben wir den kleinen, mobilen Espresso-Maker ausprobiert, der einem Konkurrenzprodukt verdächtig ähnlich sieht – aber ein entscheidendes Versprechen gibt: er wird heiß genug!
Dieses handliche Gerät erinnert vom Konzept an bekannte Portable-Espressogeräte, soll jedoch Wasser bis 92 °C erhitzen können. Genau hier lag bei einem Mitbewerber mein Kritikpunkt – die Brühtemperatur. Der Zero:Hero soll damit Schluss machen. Ich werde sobald wie möglich einen Vergleich und Test machen.
Key Facts Zero:Hero:
- Betrieb: Batteriebetrieben, nutzbar mit heißem oder kaltem Wasser. Mit bereits heißem Wasser sollen bis zu 200 Shots möglich sein, aus kaltem Wasser ca. 4–5 Espressi pro Ladung.
- Brühgruppe & Handhabung: Kaffee einfüllen, zusammendrehen, tampern – das Ritual bleibt manuell. Das Design ist an bekannte Vorbilder angelehnt, was auf Anhieb für Vertrautheit sorgt.
- Temperatur: Das Gerät erreicht laut Hersteller-Aussage ca. 92 °C Brühwassertemperatur. Gelingt das wirklich, wäre es ein Gamechanger in diesem Segment. Ich persönlich würde sogar noch höher gehen.
- Spaßfaktor: Sollte Zero:Hero die Erwartungen erfüllen, ist es der ideale Begleiter für Espresso unterwegs und wird bald meien Kajak und Rennradtouren begleiten.
Einordnung: Portable Geräte gibt es viele, aber oft hapert es an der Temperatur oder an der Anzahl möglicher Bezüge. Zero:Hero verspricht beides zu lösen. Wir bleiben (vorsichtig) optimistisch. Sollte der kleine Held tatsächlich heiß genug und ausdauernd sein, könnte er die Referenz unter den Reise-Espressomachern werden. Preislich erwarten wir ihn im Rahmen ähnlicher Geräte (hierzu gab es auf der Messe noch keine konkreten Infos).

Quelle: meticulous
Meticulous Espresso – Der Roboter-Hebel für Zuhause
Weiter ging’s am Stand von Meticulous – und hier wurden Espresso-Tech-Träume wahr. Meticulous ist eine einzigartige Espressomaschine, die einen klassischen Handhebel-Shot komplett mechanisch - aber viel dynamischer steuerbar - ausführt. Wir haben dieses gute Stück bereits vor einer Weile via Crowdfunding vorbestellt; laut Hersteller sollen die ersten Geräte Sommer 2025 ausgeliefert werden.
Was macht Meticulous besonders? Im Grunde bekommt ihr einen elektronisch gesteuerten Handhebler, nur ohne sichtbaren Hebel. Ein interner Kolben übernimmt das Drücken, und zahlreiche Sensoren überwachen den Extraktionsprozess in Echtzeit:
- Sensorik satt: Eingebaute Sensoren messen Durchfluss, Druck und Temperatur während des Bezugs. Nichts bleibt dem Zufall überlassen – jeder Parameter wird erfasst.
- Single-Dose-Wassersystem: Vor jedem Shot füllt man eine definierte Wassermenge in eine vordere Kammer direkt über dem Siebträger, die dann präzise auf Temperatur gebracht wird. Nur das nötige Wasser wird erhitzt.
- Integrierte Waage: Im Abtropfblech ist eine Waage verbaut – genial für genaue Output-Messung. Einfach Tasse drauf, Knopf drücken, und auf dem Display erscheint das Gewicht des Espressos. Dosierung und sogar manuelles Single-Dosing für Filterkaffee sind so ebenfalls möglich.
- Digitale Profilsteuerung: Druckverläufe lassen sich frei programmieren und steuern. Die Maschine kann theoretisch alles von Preinfusion, Fluss- bis Pressure-Profiling automatisieren. Profile können gespeichert und jederzeit abgerufen werden.
- Brühvorgang: Ein Knopfdruck, und der Kolben hebt sich im Brühkopf, sodass das Wasser den Puck ganzflächig benetzt. Dann wird der Druck bzw. Fluss gemäß Programm schrittweise aufgebaut. Flow, Druck, Temperatur – alles wird sekundengenau geregelt. Dem Espresso-Tüftler sind hier keine Grenzen gesetzt.
Geplanter Preis: Die Kickstarter-Unterstützer haben um die 1.200 $ investiert; offiziell soll die Meticulous Espresso aber etwa 2.000 $ kosten (ohne optionalen Milchschäumer). Wenn alles so funktionieren wird, wie es Meticulous ankündigt, ist das mehr als kompetitiv.
Einordnung: Meticulous könnte das Bindeglied zwischen Profi-Lever und Smart-Machine werden. Gleichzeitig brüht die Meticulous unmittelbar! Keine Schläuche, kein Weg zwischen Brühelement und Brühkammer. Der Erwärmungs- und Druckerschaffungsmoment findet an der Brühkammer bzw. am Siebträger statt. Es gibt noch viele weitere Stärken und wenige Schwächen, welche die Meticulous voraussichtlich bereit hält. Wir freuen uns auf unser Modell jedenfalls wie auf kaum eine Maschine zuvor.
Muvna Switch-Grinder – Zwei Mühlen in einer
Auf Messen sieht man ja so einiges – aber diese Neuheit ließ selbst uns staunen: Ein Hersteller zeigte eine Espressomühle, bei der man innerhalb von Sekunden die kompletten Mahlscheiben wechseln kann. Ja, richtig gelesen: Konisch oder flach? Ihr müsst euch nicht mehr entscheiden, ihr steckt einfach um!
Die Mühle – im europäischen Raum unter dem Namen Muvna angekündigt – verfügt über zwei wechselbare Mahlwerke: ein riesiges 98 mm konisches Burr-Set und ein flaches Set mit 83 mm Scheiben. Per Hebel nimmt man den gesamten Vorbau ab, der über Metallstifte am Hauptkörper der Mühle haftet. Genauso wird dann das jeweils andere Mahlwerk wieder angesetzt. In 3–4 Sekunden ist der „Mahlwerk-Tausch“ erledigt.
Weitere Fakten zu Muvna:
- Retention minimiert: Durch den Aufbau des Wechselsystems bleibt offenbar so gut wie kein Kaffeemehl in der Mühle hängen. Weniger Totraum = weniger Altkaffee im nächsten Shot.
- Zielgruppe: High-End-Heimanwender und Labortechniker? Spaß beiseite – Muvna richtet sich an Hardcore-Geeks, die je nach Bohne den optimalen Burr-Typ wählen wollen (konisch für eher traditionelle Espressi, flach für helle Röstungen z.B.). Oder an Unentschlossene, die einfach beides möchten oder experimentieren wollen.
- Leistung: Konkrete technische Daten (Motor, Umdrehungen, etc.) wurden vor Ort nicht genannt. Aber allein die Burr-Größen zeigen: Hier spielen wir in der obersten Liga.
- Preis & Verfügbarkeit: Die Muvna-Mühle soll etwa im August 2025 marktreif sein. Angedeutet wurde ein Preis von rund 3.000 $ – also sicherlich kein Schnäppchen.
Einordnung: Muvna verfolgt einen radikal innovativen Ansatz. Ob man im Alltag wirklich ständig zwischen konisch und flach wechselt, sei dahingestellt – aber allein als Technologie-Demo ist es beeindruckend. Für gut betuchte Espresso-Nerds könnte Muvna die All-in-One-Lösung sein. Retention, Flexibilität und Ingenieurskunst standen hier klar im Vordergrund. Wir sind ehrlich gespannt, wie sich diese Mühle im Test schlägt und ob der Wechselmechanismus dauerhaft robust ist. Definitiv eines der exotischsten Highlights der WOC in Genf 2025.

WPM Primus – Profi-Features im Kompaktformat
WPM ist längst kein Geheimtipp mehr in Sachen erschwinglicher Espressogeräte. In Genf haben die Hongkonger gleich doppelt abgeliefert: mit der neuen Espressomaschine Primus und spannenden Updates bei ihren Mühlen.
Primus: Dualboiler, Thermoblock & Pressure-Profiling
Die WPM Primus sieht auf den ersten Blick aus wie eine typische 1-Gruppen-Heimmaschine, doch innen steckt High-Tech pur. Sie richtet sich an ambitionierte Home-Baristas und kleine Cafés. Was macht sie besonders?
- Innovatives Heizsystem: Die Primus kombiniert einen klassischen 0,8l Boiler mit PID-Steuerung für den Espresso mit zwei Thermoblöcken – einem für Heißwasser und einem („Supersteam-Thermoblock“) für Dampf. Ergebnis: rasante Aufheizzeit und starke Temperaturstabilität trotz kompakter Bauweise. Tatsächlich ist die Maschine laut Hersteller in ca. 2 Minuten betriebsbereit – beeindruckend falls das so klappt. Haben allerdings schon viele behauptet und wenige erfüllt. Wir werden sehen.
- Gear-Pump mit Profiling: Anstelle der üblichen Vibrations- oder Rotationspumpe setzt WPM eine leise Zahnradpumpe ein. Diese erlaubt präzise Druckprofilsteuerung: Man kann während des Bezugs den Druckverlauf anpassen oder sogar (zukünftig) auf Durchfluss regeln. Schon jetzt sind mehrstufige Profile mit programmierbaren Phasen möglich – von Preinfusion bis Pressure Ramp-Down.
- Eingebaute Sensorik: Die Maschine hat außerdem ein Flowmeter und das laut Herstellerangaben im Heißwasserbereich. Das ist tatsächlich in dieser Preisklasse mehr als nur außergewöhnlich. Dazu kommt ein recht intuitives LED-Display, das alle Parameter anzeigt.
- Dampf satt: Der dedizierte Dampfthermoblock liefert trockenen Dampf mit ordentlich Power – feinporiger Mikroschaum für Latte Art ist machbar. Wie gut machbar, zeigte uns der Entwickler direkt an der Maschine. Das war die schönste Latte Art, die ich jemals von einem Techniker gesehen habe. Der Dampfkessel läuft nur, wenn man ihn braucht, was Energie spart.
- Tank & Festwasser: WPM liefert ab Werk sowohl einen Wassertank als auch den Anschluss für Festwasser mit – ohne Aufpreis, bei einem angepeilten Preis von ca. 2.000 €. Viele andere Hersteller lassen sich die Festwasser-Option teuer bezahlen, hier ist es Standard.
Einordnung: Die Primus vereint viele Trends in einer Maschine: Schnellaufheiz-Technik, Druckprofile bzw. Stufensteuerung sowie Energieeffizienz. Dass WPM das für ~2.000 € anbietet, ist eine Ansage. Natürlich müssen wir prüfen, wie sich der Mischansatz (Boiler + Thermoblock) in der Praxis bewährt und ob die Maschine die Aufheizzeit und Temperaturstabilität auch leisten kann. Aber das, was WPM hier zeigt, ist sehr sehr vielversprechend.
WPM ZP-1 und KONOS: Single-Doser im Doppelpack
Neben der Maschine hat WPM auch bei den Mühlen Neues gezeigt. Bereits bekannt ist die WPM ZP-1, ein kompakter Single-Dosing-Grinder, der auf der letzten Frankfurter Kaffeemesse debütierte. In Genf nun die Überraschung: KONOS, eine neue konische Mühle, die auf der ZP-1 aufbaut.
WPM ZP-1 – der Flachmahlscheiben-Single-Doser:
64 mm flache Mahlscheiben, einstellbare RPM und sehr geringe Retention. Gelobt für ihre solide Bauweise. (Wir haben sie selbst noch nicht getestet, aber eine Bestellung ist raus, um das nachzuholen.)
- Single Dose konisch: KONOS setzt auf ein konisches 71 mm Mahlwerk.
- Einstellbare Drehzahl: Wie die ZP-1 bietet auch KONOS einen verstellbaren Mahlwerks-RPM, um Mahlgut und Geschwindigkeit zu kontrollieren.
- Easy-Clean Mechanismus: Inspiriert von der ZP-1 verfügt KONOS über einen Mechanismus zum schnellen Reinigen der Mahleinheit. Kaffeemehl-Reste entfernen soll damit zum Kinderspiel werden – wichtig bei Single-Dosing.
- Design & Qualität: Aluminium-Gehäuse, moderne Optik.
Einordnung: Mit ZP-1 und KONOS hat WPM zwei Pfeile im Köcher, um den Single-Dose-Markt aufzumischen. Die Strategie erinnert ein bisschen an Niche (die ja auch mit Zero und Duo flache vs. konische Optionen bieten). Spannend ist die Kombination aus Drehzahlregelung und Reinigungskomfort. Kurz: WPM gibt Gas, um ambitionierte Heimnutzer anzusprechen. Wir freuen uns schon drauf, beide Mühlen ausführlich unter die Lupe zu nehmen!

Fellow Espresso Series 1 – High-Tech im Plastikgewand
Der für stilvolle Wasserkannen und Zubehör bekannte Hersteller Fellow betritt nun die Espresso-Bühne. Am Fellow-Stand wurde die brandneue Espresso Series 1 präsentiert, Fellows erste Siebträgermaschine. Hier die wichtigsten Eindrücke:
Technik & Features:
- Drei Heizelemente: Die Series 1 nutzt einen Dickfilmheizer + Mini-Boiler + Brühgruppen-Heizung in Kombination. Konkret: Ein vorgeschalteter Durchlauferhitzer erhitzt Wasser blitzschnell und speist damit einen kleinen Boiler, der wiederum die Brühgruppe versorgt, welche ebenfalls ein Heizelement hat. Das ergibt dreifache Temperierung des Wassers über den Weg. Dadurch soll die Maschine schnell auf Temperatur kommen und diese sehr stabil halten – ambitioniert!
- Volle Profilkontrolle: Für eine Maschine dieser Klasse bemerkenswert: Man kann Druckprofile programmieren. Preinfusion und Pressure-Ramping – all das soll möglich sein und per Drehregler/Display intuitiv einstellbar. Außerdem gibt’s eine Speicherfunktion für Profile, sodass man Rezepte für verschiedene Bohnen abspeichern kann (inkl. Temperatur, Druck und Flow über den Bezug hinweg).
- Schnelldampfer mit Haken: Die Series 1 ist zwar Dual-Use (Espresso & Milch), verhält sich aber technisch eher wie ein Einkreiser beim Umschalten auf Dampf. Zum Schäumen muss der Mini-Boiler hochgeheizt werden, was etwas dauert, und anschließend wieder runtergekühlt für Espresso. Fellow betont aber, dass sie dabei smarte Lösungen implementiert haben – wie gut das klappt (und wie schnell sie die Temperatur wieder senkt), müssen Tests zeigen. Zusätzlich gibt es eine Assisted Steaming-Funktion: Die Maschine bietet vorgewählte Dampftemperaturen für verschiedene Milchsorten (z.B. weniger Hitze für Hafermilch).
- Bedienung & Optik: Das Gerät hat ein modernes, schlankes Design (erhältlich in Schwarz, Rot, Braun) und erinnerte uns vom Formfaktor an manche bestehende Maschinen – wobei Ästhetik im Auge des Betrachters liegt. Die Bedienung erfolgt über ein Dreh-Drück-Rad und ein Display. Alles soll sehr intuitiv sein. In der Praxis kamen wir aus manchem Menü nicht ohne weiteres wieder heraus - aber daran wird man sich gewöhnen.
- Preis & Material: Hier wird’s interessant: Angekündigt ist ein Preis von ca. 1.500–1.600 € (Fellow USA gibt $1.499 MSRP an, Early-Birds zahlten $1.399). Das ist extrem konkurrenzfähig, bedenkt man die Features – möglich wird das aber nur durch großzügigen Einsatz von Kunststoff beim Gehäuse. Die Maschine ist fast vollständig aus robustem Kunststoff gefertigt, Metall findet man nur an wenigen Stellen. Das drückt die Kosten, wirft aber Fragen zur Wertigkeit und Langlebigkeit auf.
Einordnung: Fellow hat mit der Espresso Series 1 einen mutigen Schritt gemacht. Auf dem Papier vereint sie Features, die man eher von teureren Maschinen kennt, in einem schicken, kompakten Gerät zum Mittelklasse-Preis. Sollte das Konzept aufgehen, könnte Fellow einen echten Preis-Leistungs-Hit landen und Platzhirsche wie die Lelit Bianca bringen. Allerdings ist die Skepsis erlaubt: Wie gut funktioniert die Temperaturregelung mit dem kleinen Boiler? Wie lange hält das Kunststoffgehäuse dem Alltag stand? Kritisch, aber gespannt warten wir auf ein Testgerät. Denn wenn die Series 1 ihre Versprechen hält, könnten viele Heimbaristi demnächst “ausgepackte Shots mit abgespeicherten Profilen” ziehen – ohne dafür ein Vermögen auszugeben. Innovativ, aber bitte auch solide – das wird der Schlüssel sein.
ECM & Profitec Neuheiten – Exacto Grinder und mehr
Am Gemeinschaftsstand von ECM / Profitec gab es für uns zwei Highlights: eine neue Single-Dosing-Mühle namens Profitec Twist SD54 (bereits von uns getestet) und den Prototypen der ECM Exacto, einer Grind-by-Weight Mühle.
ECM Exacto – Grind-by-Weight mit Köpfchen
Die ECM Exacto soll Ende 2025 erscheinen und markiert ECMs Einstieg ins wiegegenaue Mahlen. Ihr Name ist Programm. Hier die Key Facts, die wir erfahren haben:
- Direktdosierung per Waage: Die Exacto besitzt eine integrierte Waage, die das ausgegebene Mahlgut in Echtzeit wiegt und den Mahlvorgang automatisch stoppt, sobald die Ziel-Dosiermenge erreicht ist.
- 64 mm Mahlscheiben werden verwendet.
- Stufenlose Einstellung mit Digitalanzeige: Die Mahlgradverstellun ist stufenlos per Drehrad, aber mit einer digitalen Skala im Display. Das heißt, während man den Mahlgrad verändert, zeigt ein Display den numerischen Wert sehr feinauflösend an.
- Portionserkennung: Die Mühle erkennt automatisch, ob ein 1er oder 2er Siebträger eingehängt ist. Entsprechend könnte sie z.B. unterschiedliche Standard-Dosierungen vorschlagen. Das hat sie allen anderen Wiege-Mühlen unter 1500 Euro voraus.
- Entwicklungsstand: Der Prototyp auf der Messe fühlte sich schon gut an, brauchte aber noch Feinschliff. ECM will bis zur HOST-Messe im Herbst eine verbesserte Version zeigen und dann zügig auf den Markt bringen. Optisch ist die Mühle etwas größer als die bisherigen ECM-Mühlen – wenig verwunderlich, sie hat ja auch deutlich mehr Technik im Gehäuse.
Einordnung: Mit der Exacto steigt ECM in einen Trend ein, den z.B. Baratza und Eureka bereits aufgegriffen haben: smarte Mühlen mit Wiegetechnik. Für ECM-Fans, die auf deutsche Wertarbeit und schickes Design stehen, könnte die Exacto eine tolle Ergänzung zur ECM-Siebträgermaschine sein.
Preislich gab es bisher keine Auskunft, aber die Mühle wird voraussichtlich mehr als 1000 Euro kosten. Wenn die Genauigkeit und Zuverlässigkeit stimmen, wird die Exacto aber sicher Kundschaft finden – “schön pudriges Mahlergebnis” hatte Michel beim Messe-Shot schon attestiert. Wir bleiben dran und hoffen, bald mehr berichten und die Partikelverteilung testen zu können.

Auch die DACH-Arkel Connection war auf der Messe. Lukas Brenneis von Brewspire, Markus Berger von Vitudurum (Schweiz) und Wolfgang Köppl von Die Röster (Österreich) haben Fernando Moreira von Arkel bei der Entwicklung des neuen Arkel Coast Dualboilers eng begleitet. Die Maschine war zwar nicht auf der Messe. Ein Exemplar ist aber heute bei uns angekommen und wird in nächster Zeit getestet.
Sage/Breville Oracle Dual Boiler – Wenn die Maschine den Mahlgrad anpasst
Sage Appliances (in Deutschland unter „Sage“, weltweit als Breville bekannt) hat auf der WOC 2025 einen weiteren Schritt der Integration bei seinen Kompaktmaschinen gemachtt: Espressomaschine und Mühle verschmelzen zu einem intelligenten System. Konkret haben wir am Sage-Stand einen Ausblick auf die nächste Generation der Oracle-Reihe und der Dual Boiler-Maschinen bekommen. Und die hatten es in sich.
Was ist neu bei Sage? Kurz gesagt: der Sage Oracle Dualboiler mit mehr Kontrolle für den Nutzer und automatische Nachjustage durch die Maschine. Im Detail:
- Feintuning aller Parameter: Das neue Model bieten viel mehr Einstellungsmöglichkeiten als früher. Mahlmodus wählbar (nach Zeit oder Menge) – sogar bei integrierter Mühle. Preinfusion lässt sich zeitgesteuert einstellen (mit konstantem niedrigem Druck, ~1–2 bar), ähnlich einer „Blooming“-Phase. Insgesamt wirken die Maschinen wesentlich offener für den Benutzer, wo vorher vieles vorgegeben und begrenzt war.
- Integrierte Mühle mit Auto-Adjust: Die Kombimaschine Sage Oracle Dualboiler überwacht die Extraktion und passt den Mahlgrad automatisch an. Läuft der Shot zu schnell durch, stellt die Maschine die Mühle feiner; läuft er zu langsam, wird gröber gestellt – ganz von allein. Dieses Feature kennt man bisher nur aus der Gastronomie, etwa von selbstregulierenden Mühlen in großen Vollautomaten oder dem Mahlkönig Grind-by-Weight plus Sync System in vernetzter Form. Sage bringt das nun in den Haushalt.
- Konnektivität: Die Maschinen verfügen über smarte Funktionen wie eine Fern-Einschaltmöglichkeit. Per App kann man die Maschine vorheizen, z.B. vom Bett aus. Gemütlich!
- Kein Turbo-Heizer, dafür paralleles Arbeiten: Sage hat sich bewusst gegen einen reinen Dickfilmheizer/Thermojet entschieden, um gleichzeitigen Espressobezug und Milchschäumen zu ermöglichen. Die neuen Dualboiler heizen in etwa 10–15 Minuten auf, was per Fernstart etwas entschärft wird.
Einordnung: Sage/Breville geht einen großen Schritt in Richtung “Machine Learning” in der Espressoküche. Die Mühle reagiert, wenn der Espresso zu schnell oder langsam läuft. Da die Sage Oracle Dualboiler auch wieder auf das eigene automatische Tampen setzt, beherrscht die Maschine nun den gesamten Prozess.
Für den Einstieg in die Welt des Espresso könnte das Gold wert sein: Weniger Fehlversuche, mehr Konsistenz. Erfahrene User mögen die Nase rümpfen („ich stell doch selber ein!“), aber auch sie profitieren von der erweiterten Steuerbarkeit (Preinfusion etc.). Fraglich ist, was das ganze Kosten soll.
Das Thema Vernetzung (Stichwort: Maschine “spricht” mit Mühle) ist hier markant. Sage hat’s vorgemacht – und wie wir hörten, arbeiten auch andere Hersteller daran (Rocket experimentiert z.B. mit einer Bentwood-Mühle im Verbund auf der Gastro-Ebene). Fazit: der Weg vom Kaffeevollautomaten zum Siebträger wird immer kürzer, da immer mehr smarte Mechanismen das Zubereiten von Espresso und co. erleichtern.

Baratza Encore ESP Pro – Espresso-Einstieg 2.0
Bei den Mühlen war eine der erfreulichsten Neuigkeiten die Baratza Encore ESP Pro. Baratza ist bekannt für Heim-Mühlen (Encore, Virtuoso, Sette…), doch nun haben sie ihr Einstiegsmodell Encore gehörig aufgemotzt. Die Encore ESP Pro wurde auf der Expo in Houston vorgestellt und war auch in Genf im Zentrum des Standes.
Was bietet die Encore ESP Pro?
- Stufenlos & fein: Anders als die klassische Encore mit groben Klicks hat die Pro-Version ein stufenloses Mahlwerk mit einer ultrafeinen Auflösung von 2,2 Mikrometer pro Schritt im Espressobereich. Das erlaubt exaktes Dial-In für Siebträger, aber sie deckt auch weiterhin einen breiten Bereich bis Filterkaffee ab (das Mahlwerk hat zwei Zonen: Espresso und Brew).
- Digitale Anzeige & Timer: Zum ersten Mal verbaut Baratza ein richtiges Display. Dieses zeigt nicht nur die Mahlzeit in 0,1-Sekunden-Schritten an, sondern auch den Mahlgrad als Zahl! Dreht man am Hopper, wechselt das Display von der Timer-Anzeige zur numerischen Mahlgradeinstellung – eine super Hilfe, um Einstellungen zu reproduzieren. Wir waren angetan, wie präzise und wiederholbar das wirkt.
- Auto-Off für Single Dosing: Die Mühle hat zwei Betriebsmodi: Timer-Modus (klassisch für Hopperbetrieb) und Single-Dose-Modus mit Auto-Stopp. Im SD-Modus erkennt die Mühle anhand des Widerstands, wann keine Bohnen mehr im Mahlwerk sind, und schaltet dann ab. Kein Nachlaufen ins Leere mehr – praktisch! Für Single-Doser lässt sich auch ein kleiner Blasebalg aufsetzen, um wirklich den letzten Krümel rauszupusten – wobei Baratza hier eine weitere Neuerung parat hat…
- Integrierter Ionisator: Ja, richtig gelesen – Baratza hat der Encore ESP Pro einen Static-Remover per Ionisierung spendiert. Ein kleines Plasma-Generator-Modul erzeugt Ionen, die die statische Aufladung des Mahlguts neutralisieren. Ergebnis: Kaum mehr statische Aufladung und Anhaften im Auswurf. Baratza hat damit quasi die große Anti-Static-Technik ins Einsteigersegment gebracht. Chapeau!
- Weitere Details: LED-Beleuchtung in der Auswurfnische (damit man sieht, was man tut), verbesserte Materialqualität im Inneren (mehr Metallteile zur Stabilisierung), und ein leicht wechselbarer Bohnenbehälter (man kann zwischen Single-Dose-Hopper und einem kleinen Aufsatz für kontinuierlichen Betrieb tauschen). Ach ja, und das Beste: laut Selbstaussage praktisch kein Totraum – wir werden sehen und selber nachmessen.
- Preis & Marktstart: Die Encore ESP Pro wird mit $300 (ca. 299 €) erstaunlich günstig sein. Sie ersetzt langfristig die alte Virtuoso-Serie und bildet mit der vorhandenen Encore ESP (Nicht-Pro) das neue Einsteiger-Duo bei Baratza. Marktstart soll Herbst 2025 sein.
Einordnung: Hier kommt vielleicht die neue Referenz für unter 300 €. Baratza vereint in der Encore ESP Pro vieles, was man bisher nur in teureren Mühlen sah: stufenlose Feineinstellung, Timer & Display, Anti-Static. Gerade für Espresso-Einsteiger, dürfte die neue Baratza extrem attraktiv sein.
Eureka Mignon Specialità Smart – Wenn die Mühle mitdenkt
Der italienische Mühlenhersteller Eureka hat seinen Bestseller, die Mignon Specialità, einer Gehirnkur unterzogen. Das neue Modell heißt Specialità Smart und bringt eine patentierte “Smart Technology” mit, die vor allem Anfänger an die Hand nehmen soll.
Was kann die Smart-Specialità?
- Burr-Distance-Display: Die Mühle verfügt über einen digitalen Bildschirm, der den Mahlscheiben-Abstand in Echtzeit anzeigt. Dreht man am Mahlgrad, sieht man sofort die Änderung in Mikrometern auf dem Display, während sich die Scheiben bewegen. Kein Rätselraten mehr, wo man steht – präziser geht’s nicht.
- Extraktionszeit-Assistent: Richtig genial wird es mit der neuen Assistenzfunktion: Man kann der Mühle seine Ziel-Extraktionszeit eingeben (z.B. 25 Sekunden für einen Espresso) und dann die tatsächliche Durchlaufzeit des letzten Shots. Die Mühle berechnet daraufhin einen Mahlgrad-Vorschlag – konkret sagt sie z.B.: “Geh von Einstellung 195 auf 200, also gröber, um dein Ziel zu erreichen”. Das Ganze funktioniert auch mit hinterlegten Rezepten (Dosierung, Output, Zeit): man kann Rezepte speichern (mehrere Profile, etwa für verschiedene Bohnen) und bekommt dann je nach gewähltem Rezept einen Mahlgrad-Hinweis, um wieder dorthin zu kommen.
- Rezepte & Speicher: Bis zu 12 Rezepte können gespeichert werden, inkl. gewünschtem Eingewicht, Auslaufmenge und Bezugszeit. Wechselt man z.B. die Bohne und lädt ein gespeichertes Rezept, zeigt die Mühle: “Für 18 g in, 36 g out in 30 Sekunden stell von 201 auf 175.” So in der Art – sehr hilfreich, um schnell den richtigen Punkt zu finden, den man irgendwann mal ermittelt hat.
- Hochpräzise Bauweise: Eureka hat anscheinend auch mechanisch optimiert, um die Wiederholgenauigkeit zu gewährleisten. Außerdem gaben sie bekannt, die Motor-Garantie auf 10 Jahre zu verlängern – Vertrauensbeweis in die Haltbarkeit.
- Preis: Die Specialità Smart kostet etwa 600 € und ist ab Juni/Juli 2025 erhältlich.
Einordnung: Eureka geht einen ähnlichen Weg wie Sage und Co., allerdings aus Sicht der Mühle. Die Mühle “coacht” den Nutzer zum richtigen Mahlgrad – etwas, das wir bei Mühlen so noch nicht hatten.
Genau das, was smarte Maschinen (z.B. die neue Sage) schon tun – dem Benutzer Tipps geben („stell feiner/grober“) – macht Eureka nun standalone in der Mühle. Die Branchen-Tendenz ist klar: Geräte sollen Einsteiger unterstützen, die Lernkurve abflachen. Für Profis ist es vielleicht ein nettes Gimmick, aber für Anfänger kann so ein digitaler Helfer Frust ersparen.
Die Schlussfolgerung liegt nahe, dass auch Eureka an Konnektivität denkt: Heute liest die Mühle die Zeit vom Benutzer ab – morgen vielleicht direkt von der Maschine? Nur noch ein kleiner Schritt, bis Maschine und Mühle direkt Daten austauschen und automatisch reagieren. Noch passiert das nicht, aber wir können uns gut vorstellen, dass eine zukünftige Eureka die Infos aus eine Espressomaschine mit offener Schnittstelle abgreift und selbstständig nachstellt.
Fazit: Die Mignon Specialità Smart ist ein spannendes Bindeglied von klassischer Mühle zur Smart-Ära. Und selbst ohne Vernetzung ist sie einfach eine top Mühle mit modernem Bedienkonzept – innovativ und nutzerfreundlich für Einsteigerinnen und Einsteiger.
Gilda Dualboiler – Schweizer Turbo-Maschine mit Volumendosierer
Kurz vor dem Ende der Messe trafen wir in Bruno Trepp von der Kaffeewelt GmbH, einem Schweizer Barista- und Unternehmer Urgestein, wieder. Bruno hat vor mehr als zehn Jahren bereits mit uns zusammen bei Baristameisterschaften auf der Bühne gestanden. Der umtriebige "Kafimaa", wie er sich selbst seit Jahren nennt, hat im vergangenen Winter die Schweizer Espressomaschinen Manufaktur Gilda übernommen. Diese wurde von Marco und Dorothea Tschümperlin 2012 gegründet.
Bruno will mit seinem Team der schon damals innovativen Maschine zu einer größeren Verbreitung verhelfen. Hier einige Infos zur Dualboiler Maschine:
- 2 Minuten Aufheizzeit: Ja, Dualboiler, aber dank winzigem Kaffeeboiler (120 ml) und vier Heizpatronen mit zusammen 1600 Watt ist die Maschine in 2:00 Min bereit! (Der Siebträger bedarf aber noch mal ~6 Minuten hinterherheizen, oder durch den Siebträger durchspülen.) Das ist Rekordzeit im Dualboiler-Segment, braucht aber vor einer Bestätigung noch ausgiebiges Testen in unserem Labor.
- Eco-Steaming on Demand: Der Dampfkessel bleibt aus, bis man ihn braucht – dann heizt er in 40 Sekunden auf Dampfbereitschaft. Das spart enorm Strom.
- Passend zur Gilde Espressomaschine gibt es auch eine Mühle, mit einzigartiger volumetrischer Dosierung: Der Bohnenbehälter hat zwei Kammern (für 1er und 2er Portionen); man füllt dort die Bohnen hinein, dreht ihn um und das Volumen entspricht ziemlich genau der benötigten Dosis.
- Ein eingebautes Flowmeter sorgt in der Maschine dafür, dass die passende Wassermenge für den Bezug verwendet wird.
Einordnung: Dieses Projekt zeigt, was im Bereich Energiesparen und Schnelligkeit möglich ist, ohne auf Dualboiler-Komfort (gleichzeitiges Arbeiten) zu verzichten. Der Preis der in der Schweizer Manufaktur gefertigten Maschine ist mit 3’995 Franken aber auch beträchtlich.

Mahlkönig X64 SD – Big Player setzt auf Single Dose
Ein echtes Schmankerl zum Schluss: Mahlkönig – Inbegriff von Kaffeemühlen-Qualität Made in Germany – springt nun ebenfalls auf den Single-Dosing-Zug auf. X64 SD sieht interessant aus und präsentiert sich vor allem mit einem sehr kompetitiven Markt von 499 Euro. Der ist allerdings nur möglich, weil Mahlkönig erstmals auch mit der Kernmarke auf eine Produktion in China setzt. Daher kommen natürlich auch fast alle anderen Mühlen im gleichen Preisbereich. Die wichtigste Frage wird sein: gelingt es, Mahlkönig-Qualität in der Fernbeziehung sicherzustellen? Die ersten Eindrücke der Mühle, die ich in Genf sammeln konnte, sind jedenfalls vielversprechend:
- Flache 64 mm Mahlscheiben
- Flexible Nutzung: Die X64 SD kann klassisch als Single Dosing Mühle mit Blasebalg genutzt werden oder mit einem kleinen Bohnenbehälter. Da sie keine Zeitsteuerung hat, macht das aber weniger Sinn. Es werden drei verschiedene Aufsätze mitgeliefert. Das ist schön vielseitig.
- Magnetischer Dosierbecher: Der mitgelieferte Dosierbecher rastet magnetisch in die Halterung ein. Der Becher selbst lässt sich nach oben verlängern und fängt so dann auch gröberes Mahlgut mit Tendenz zu statischer Ladung solide auf.
- Einfache Reinigung: Die gesamte Ausgabeeinheit lässt sich mit einem Handgriff abnehmen und auspinseln. Für den Zugang zum Mahlwerk sind drei Schrauben zu lösen.
- Preis & Verfügbarkeit: Mahlkönig peilt einen Preis unter 499 € an, was für eine Premium-Marke durchaus attraktiv klingt. Der Marktstart erfolgt voraussichtlich schon bald.
Einordnung: Mahlkönig steigt offiziell ins Single Dosing Game für die heimische Espressomaschine ein. Inoffiziell haben sie es gestartet. Die EK43 hat mit Matt Perger den Weg für diesen Trend bereitet. Für die EK43 legt man aber auch heute noch mehr als 2300 Euro auf den Tisch.
Zwischen dem Aufstieg der EK43 zur Lieblingsmühle vieler Baristi und dem Jahr 2025 wurden mehr als drei dutzend Single Dosing Mühlen von anderen Herstellern in den Markt gebracht. Für das heimische Segment bereitete die Niche den Weg.
10 Jahre später reagiert Mahlkönig nun also mit einer eigenen Variante und das direkt sehr kompetitiv. Der erste Eindruck der Mahlklnig x64 Single Dose ist positiv. Preislich verlockt das Angebot. Wir freuen uns bereits, unser Modell in den nächsten Wochen und Monaten ausführlich zu testen.
Die Mahlkönig X64 SD wird es bei von uns empfohlenen Fachhändlern wie Stoll Espresso [Partnerlink*] geben.
Branchentrends: Intelligenz, Konnektivität und Komfort
Nach diesem Rundgang durch die Neuheiten lohnt sich ein kurzer Blick aufs große Ganze. Welche Trends zeichnen sich in der Heim-Espresso-Branche 2025 ab?
- Smarte Helfer & Automatisierung: Ob Sage’s selbstjustierende Mühle in der Sage Oracle Dualboiler oder Eurekas mahlgradberatende Specialità – die Geräte denken immer mehr mit. Ziel ist, den Nutzer zu unterstützen, Fehler zu vermeiden und den Perfektionsprozess zu vereinfachen. Espressomaschinen und Mühlen synchronisieren sich oder geben zumindest klare Hinweise. Besonders Einsteiger profitieren von kürzerer Lernkurve. Der Barista wird nicht ersetzt, aber an die Hand genommen.
- Vernetzung und Kommunikation: Erste Schritte in Richtung Machine-to-Machine-Kommunikation sind sichtbar. Heute korrigiert die Kombimaschine ihren Mahlgrad selbst, morgen funkt vielleicht die Siebträgermaschine an die externe Mühle: “Shot war zu schnell – stell mal feiner!” Rocket Espresso hat auf Gastro-Ebene sowas vorgestellt (Verbindung Maschine ↔ Bentwood-Grinder). Hemro (Mahlkönig) hat kürzlich die deutsche Maschinenmarke Xenia übernommen – wohl auch, um solche Integrationen voranzutreiben. In den nächsten Jahren werden wir immer mehr vernetzte Ecosysteme sehen, wo Maschine und Mühle harmonisch zusammenarbeiten. Damit kommen die Systeme die wir von Dalla Corte und Mahlkönig aus der Gastro kennen, auch im Heimsegment an.
- Sensorik und Data Logging: Die Meticulous zeigt eindrucksvoll, wie Sensoren (Druck, Flow, Temperatur, Gewicht) uns erlauben, jeden Shot in Daten zu gießen. Solche Daten werden künftig noch mehr genutzt, um Profile zu erstellen, Auto-Korrekturen vorzunehmen oder einfach dem User Feedback zu geben. Waagen in Maschinen (siehe Meticulous) oder IoT-Module werden häufiger. Der Heimbarista von morgen hat vielleicht mehr Diagramme auf dem Tablet als der Röster von gestern. 😉
- Schnelligkeit und Energieeffizienz: Niemand will mehr 30 Minuten auf’s Aufheizen warten. Dicke E61-Brühgruppen geraten unter Druck durch neue Technologien. Ob Fellow’s Dreiheizsystem, WPMs Boiler + Thermoblock-Kombi oder Gildas 2-Min-Boiler – schnell heiß ist das Motto. Gleichzeitig achten Hersteller auf Energie sparen: Thermoblöcke nur einschalten, wenn gebraucht; kleine Boiler isolieren; Standby-Modi und App-gesteuertes Einschalten. Der ökologische Fußabdruck der heimischen Espresso-Oase soll schrumpfen, ohne dass wir auf Komfort verzichten.
- Single Dosing und geringe Retention: Bei Mühlen geht der Trend ganz klar weiter zu Single-Dose-Konzepten. Gründe: Weniger Retention, leichter Bohnenwechsel, flexibler Mahlgrad. Gleichzeitig sehen wir Innovation bei Anti-Static (Ionizer, Beschichtungen) und Reinigung (werkzeugloses Öffnen, austauschbare Mahlscheiben). Die Hersteller haben verstanden, dass hochwertige Kaffees ihre Komplexität nur dann zeigen können, wenn Home Barista ihre Mühlen einfach reinigen können.
Abschließend sei erwähnt: Die World of Coffee 2025 in Genf war ein intensiver Ritt. Drei Tage haben wir mit vielen Herstellern gesprochen und für euch Informationen gesammelt.
Die Branche wird immer vielfältiger, intelligenter und zugleich nutzerorientierter. Klar, wir Kaffeemenschen lieben auch das Analoge, das Manuelle – aber wer sagt denn, dass uns ein paar clevere Chips und Motoren nicht das Leben erleichtern dürfen? Solange der Kaffee im Ergebnis besser wird, sind Innovationen willkommen. Und davon gab es dieses Jahr einige. Viele Hersteller haben allerdings ihre Neuheiten noch für die Host in Mailand aufgespart, die Ende Oktober stattfinden wird. Wir werden natürlich vorbeischauen und berichten.
In diesem Sinne: Wir freuen uns auf zahlreiche Tests mit gebotener Tiefe, sobald all die spannenden Maschinen und Mühlen bei uns eintreffen. Wie immer halten wir euch mit Videos und Artikeln auf dem Laufenden. Die Heim-Barista-Welt bleibt in Bewegung – und wir bleiben für euch dran, kritisch, neugierig und mit viel Spaß an der Sache. Bis dahin: Passt auf euch auf und trinkt guten Kaffee!
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