Miro Coffee Zürich. Ein Gespräch über Kaffee, übers Rösten und das Gute.

Miro Coffee Zürich. Ein Gespräch über Kaffee, übers Rösten und das Gute.

Daniel und David Sanchez betreiben mit Miro Coffee in Zürich eine Kaffeerösterei, zwei Cafés und bieten Kaffee an ihrem Coffee-Truck an. Philipp hat mit ihnen über ihre Röstphilosophie gesprochen. Offenheit ist das Stichwort, wer im Spezialitätenkaffee erfolgreich sein möchte.

„Heute rösten wir anders als noch vor sechs Jahren“, sagt mir Daniel Sanchez. Damals, 2014, fing Daniel in einer Tankstelle an, Kaffee zu rösten. Ein ungewöhnlicher Ort für eine Kaffeerösterei, aber einer, der einem in Erinnerung bleibt. Zu Beginn hätte Miro Coffee noch deutlich heller und etwas „gar edgy“ geröstet, meint Daniel im Gespräch. Schon wenig später lancierten die Sanchez-Brüder einen Coffee Truck, mit dem sie täglich vor der ETH Zürich Kaffee machten. Da konnten sie viele Rückmeldungen einholen und haben ein breites Publikum angetroffen. 

„Vom Bauarbeiter zum Physikprofessor, wir machen Kaffee für alle.“

Daniel Sanchez

Die vielen Rückmeldungen haben geholfen, die Röstsprache zu verfeinern. Es ist sowieso für jede Rösterei ein spannender Prozess, wie der eigene Röstansatz entwickelt wird.

Da gibt es die eigene Vorstellung, wie Spezialitätenkaffee schmecken soll. Dann gibt es die persönlichen Vorlieben für bestimmte Kaffees. Und dann gibt es die Kund*innen, welche für die eigenen Vorlieben gefunden werden müssen, so dass die Strategie aufgeht. Je offener sich eine Rösterei hier gibt, desto mehr erlaubt es ihr, einen schmaleren oder breiteren Spagat zu machen.

„Wir haben einfache Spezialitätenkaffees, aber auch die, die überhaupt nicht mehr nach Kaffee schmecken – so ist für jeden was dabei.“ Daniel brühte mir einen gewaschenen Kaffee aus Äthiopien, der floral und tee-ähnlich war, aber immer noch nach Kaffee schmeckte. Der Espresso aus Kolumbien danach war definitiv kein massentauglicher Kaffee mehr – das war eine Fruchtbombe von Kaffee, die vor allem als Cappuccino wie ein Dessert schmeckt.

daniel sanchez miro coffee
Daniel Sanchez von miro coffee, Zürich

Organisch wachsen und offen bleiben bei Miro Coffee

Heute röstet Alfonso mit dem 5kg-Probatone Röster. Alfonso kommt aus Süditalien und ist mit dunklen, Robusta-lastigen Espressi aufgewachsen. „Wenn ich meiner Familie Kaffee von hier mitbringe, winken sie ab. Das sei kein Kaffee, das sei nichts“, scherzt und lacht Alfonso. Kaffee ist ein Kulturgut, und die Herkunft prägt uns alle, wie wir Kaffee verstehen.

Die Rösterei ist durch eine Glaswand zum Café getrennt und gewährt Einblicke in das Handwerk. Geheimnisse gibt es keine, und deswegen habe ich Miro auch besucht. Sie verstehen sich als Handwerker und nicht als Künstler.

Neben der Rösterei befindet sich das Büro, das sich laufend etwas mehr füllt. Hier kümmern sich David, Daniel und das wachsende Team um das Café, den Rohkaffeeinkauf, das Marketing und die Weiterentwicklung des Unternehmens.

„Wir haben keinen Stress“, sagt mir Daniel, „und müssen nicht auf Teufel komm raus wachsen. Wir haben aber Lust zu wachsen, jedoch: organisch ist das Stichwort.“

Daniel Sanchez

Und dabei wollen Miro Coffee offen bleiben – und sich weiterhin an den Menschen orientieren, die sie täglich sehen. Neu sind sie nun am Hauptbahnhof in Zürich, wo sie auf Pendler treffen werden – und da gibt es eben auch unheimlich verschiedene Kaffeevorlieben. Wie auch wir als Kaffeemacher im Bahnhof Basel, oder das Adrianos im Bahnhof Bern Spezialitätenkaffee anbieten, kommt jetzt Miro in Zürich dazu.

Miro Coffee zuerich Kaffee
David Sanchez im Gespräch mit Philipp Schallberger

Nicht laut, sondern präsent und besonnen

Ich kenne Daniel seit 2014, als wir uns an der Barista-WM in Rimini begegnet sind. Dann, 2015, hat er mir an den Schweizer Filterkaffeemeisterschaften einen Kaffee serviert. Er war Teilnehmer, ich sass in der Jury. Da durfte ich ihm dann eine Rückmeldung geben, und ihm mitteilen, das er disqualifiziert würde, da er die Zeit überschritten hatte.

Meisterschaften sind eine emotionale Angelegenheit und nicht alle schaffen es, dabei besonnen zu bleiben – gerade in einem Moment, in dem man eigentlich einen guten Kaffee serviert hat und dann aber doch disqualifiziert wurde. Dani tat dies. Er akzeptierte es, blieb cool und sagte, dass es ja ohnehin um den Kaffee gehen würde, und nicht um ihn.

Mir blieben diese Worte hängen. Nach meinem letzten Besuch im September merkte ich, dass er das nicht nur meinte, sondern dass Miro Coffee so funktioniert. Miro Coffee stellt den guten Kaffee und das Handwerk in den Vordergrund. Ohne Attitüde, und doch trendy – schön, dass ihr die Schweizer Kaffeeszene mitgestaltet.

Website Miro Coffee Zürich

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