Kaffee als möglicher Unterstützer bei der COVID-19-Prävention und -Therapie

Kaffee als möglicher Unterstützer bei der COVID-19-Prävention und -Therapie

In den letzten Jahren hat sich rund um Kaffee und seine gesundheitlichen Vorzüge eine breite Forschungslage etabliert. Neben bekannten Effekten wie höherer Konzentrationsfähigkeit und möglichem Schutz vor bestimmten chronischen Krankheiten werden nun zunehmend auch mögliche Vorteile im Kontext von COVID-19 diskutiert. Eine neue Meta-Analyse von Fan et al. (PDF: veröffentlicht in Medicine®, 2025) rückt dieses Thema besonders in den Fokus und liefert spannende Erkenntnisse dazu, wie regelmäßiger Kaffeekonsum die Anfälligkeit für sowie den Verlauf von COVID-19-Infektionen beeinflussen könnte. Im Folgenden ein Überblick über diese Studie und weitere aktuelle Forschungsarbeiten zu diesem Thema.

Worum geht es in der neuen Studie von Fan et al.?

Die Studie von Fan und Kolleg:innen (Medicine, 2025) untersucht erstmals systematisch, ob und wie ein täglicher Kaffeekonsum (mindestens eine Tasse pro Tag) mit dem Infektionsrisiko und Krankheitsverlauf von COVID-19 in Verbindung steht. Hierzu wurden insgesamt fünf Studien mit 39.290 Teilnehmenden in einer Meta-Analyse zusammengefasst.

Kernaussagen

  • Reduziertes Infektionsrisiko: Personen, die regelmäßig Kaffee tranken, erkrankten seltener an COVID-19 als Personen mit wenig oder keinem Kaffeekonsum.
  • Besserer Krankheitsverlauf: Unter den bereits infizierten Personen erholten sich diejenigen mit regelmäßigem Kaffeekonsum durchschnittlich schneller.
  • Möglicher Wirkmechanismus: Mittels sogenanntem molekularem Docking zeigte sich, dass bestimmte Inhaltsstoffe des Kaffees – insbesondere Koffein und Chlorogensäure (CGA) – an Schlüsselproteine des Virus (3CL-Protease) und an den menschlichen ACE2-Rezeptor binden können. Diese Bindung könnte den Eintritt oder die Vermehrung des Virus hemmen.

Die Autor:innen betonen jedoch, dass es sich vornehmlich um Beobachtungsstudien handelt und dass größere, randomisiert-kontrollierte Untersuchungen wünschenswert wären, um Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge definitiv zu bestätigen.

Forschungsarbeiten zum Thema

Die Meta-Analyse von Fan et al. (2025) berücksichtigte unter anderem Studien wie jene von:

  • Belaroussi et al. (2020), die bei COVID-19-Patient:innen einen verbesserten klinischen Verlauf durch begleitenden Kaffeekonsum beobachteten.
  • Bulbuloglu und Altun (2021), die in einer kleineren Versuchsreihe zeigten, dass das Riechen von (türkischem) Kaffee bei Covid-bedingtem Geruchsverlust unterstützend sein kann.
  • Vu et al. (2021), welche Daten aus der UK Biobank analysierten und auf eine mögliche Risikoreduktion einer COVID-19-Infektion durch Kaffee hinwiesen.
  • Wu et al. (2023), die eine Verringerung der SARS-CoV-2-Seroprävalenz bei Kaffeetrinker:innen feststellten.
  • Ganguli et al. (2022), die in Bangladesch einen Zusammenhang zwischen bestimmten Ernährungsgewohnheiten (inkl. Kaffee) und dem Schweregrad einer COVID-19-Erkrankung untersuchten.

Auch über diese Meta-Analyse hinaus gab es bereits vor der COVID-19-Pandemie Befunde, dass Kaffee – unter anderem durch seinen Gehalt an Polyphenolen, Diterpenen und Koffein – bei diversen Infektions- und Entzündungsgeschehen förderlich sein kann. Beispielsweise deuten andere epidemiologische Studien (z. B. Freedman et al., N Engl J Med, 2012) darauf hin, dass ein gemäßigter Kaffeekonsum mit einem geringeren Risiko für bestimmte Infektionen der Atemwege einhergehen könnte.

Mögliche Mechanismen: Was steckt hinter der Wirkung?

Koffein: Neben der bekannten anregenden Wirkung hat Koffein auch entzündungshemmende und immunmodulatorische Eigenschaften. Zudem existieren Hinweise, dass Koffein in vitro die Replikation bestimmter Viren hemmen kann.

Chlorogensäure (CGA): Eine stark antioxidative Verbindung, die nicht nur freie Radikale abfängt, sondern laut molekularen Docking-Studien auch an Schlüsselenzyme und Rezeptoren des SARS-CoV-2-Virus bindet.

Polyphenole und weitere Antioxidantien: Kaffee enthält eine Vielzahl an pflanzlichen Begleitstoffen, die teils entzündungsmodulierend wirken können.

Praxisrelevanz und Ausblick

Was bedeuten diese Erkenntnisse für den Alltag? Regelmäßiger Kaffeekonsum könnte ein weiterer Baustein in einer insgesamt gesunden Lebensweise sein, der dazu beiträgt, das Infektionsrisiko etwas zu senken oder einen günstigeren Krankheitsverlauf zu unterstützen.

Weder Kaffee noch seine Inhaltsstoffe ersetzen Impfungen, Abstandhalten oder weitere Maßnahmen, die weiterhin den besten Schutz darstellen. Kaffee ist definitiv kein Allheilmittel.

Wer Kaffee schlecht verträgt oder gesundheitliche Gründe hat, die gegen Koffein sprechen, sollte diesen Effekt nicht erzwingen. Eventuell können auch entkoffeinierte Varianten, die weiterhin einen Teil der Polyphenole enthalten, sinnvoll sein – hier sind jedoch weitere Studien nötig.

Forschungsperspektiven

Was es braucht, sind auf jeden Fall größere klinische Studien. Zufallsverteilte (RCT-)Studien könnten bestätigen, ob Kaffee bzw. dessen Inhaltsstoffe tatsächlich einen signifikanten Einfluss auf SARS-CoV-2-Infektionen haben.

Als Kaffee-Experten sind wir natürlich der Meinung, dass unterschiedliche Zubereitungsarten, Röstungen und auch die Herkunft des Kaffees zu untersuchen ist. Oft wird in Studien zu generisch von Kaffee gesprochen. Ob Espresso, Filterkaffee oder türkischer Mokka – Art und Weise der Zubereitung könnten den Polyphenolgehalt und somit die Wirkung beeinflussen.

Auch das Zusammenspiel und die Kombination mit anderen Ernährungsfaktoren muss natürlich untersucht werden. Gerade im Zusammenspiel mit einer antioxidativ wirkenden Ernährung (z. B. reich an Gemüse und Obst) dürfte Kaffee seine positiven Effekte noch besser entfalten.

Fazit Kaffee und Covid-19

Die neue Meta-Analyse von Fan et al. (2025) liefert erste starke Indizien dafür, dass regelmäßiger Kaffeekonsum – mutmaßlich bedingt durch Koffein und Chlorogensäure – das Risiko für eine COVID-19-Infektion senken und den Krankheitsverlauf verbessern kann. Zwar ist die Datenlage in Teilen noch dünn, doch zeichnet sich ein insgesamt positives Bild: Kaffee kann möglicherweise auf verschiedenen Ebenen des Infektionsgeschehens ansetzen und das Immunsystem unterstützen.

Wichtig: Kaffee ist kein Ersatz für medizinisch fundierte Schutzmaßnahmen. Dennoch sprechen die vorliegenden Erkenntnisse dafür, dass sich ein moderater täglicher Kaffeegenuss in eine ganzheitliche Strategie integrieren lässt – sowohl zum allgemeinen Gesundheitserhalt als auch als kleines Element zur Unterstützung bei Infektionskrankheiten wie COVID-19.

In diesem Sinne: fröhliches Kaffee trinken!

Benjamin Hohlmann
Benjamin Hohlmann
Benjamin Hohlmann ist Gründer der Kaffeemacher GmbH. Er war bis Ende 2016 neun Jahre teilhabender Geschäftsführer und Wirt im Kaffeehaus unternehmen mitte. Mit der Kaffeemacher-Akademie, dem Spezialitäten-Café frühling im Kleinbasel und dem Kaffee-Mobil hat er in Basel Massstäbe in Sachen Kaffee gesetzt. In den letzten Jahren sind zum Kaffeemacher-Universum die Kaffeefarm Santa Rita sowie unsere Rösterei hinzu gekommen. Benjamin ist Co-Geschäftsführer der Kaffeemacher verantwortlich für Finanzen, Strategisches und Öffentlichkeitsarbeit. Als Sensoriker und Berater unterstützt er ausserdem Unternehmen und Projekte. Er ist Dozent an der ZHAW Wädenswill im Bereich Kaffee und als Vortragsredner international im Einsatz.

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