Kaffeemacher:innen-Rösterei - Unser CO₂-Fussabdruck

Kaffeemacher:innen-Rösterei - Unser CO₂-Fussabdruck

Wir sind dabei, unsere CO₂-Emissionen entlang der gesamten Kaffeekette zu untersuchen. Wir wollen für uns selbst besseres Verständnis schaffen und Antworten auf die folgenden Fragen finden:  

  • Wo entstehen Emissionen?
  • Warum entstehen Emissionen?
  • Welche Alternativen gibt es? 
  • Wo lohnt es sich zu investieren, um schnell Veränderungen herbeizuführen?

Der zentrale Aspekt unserer Untersuchung ist die Messung und Feststellung unseres Kohlenstoffdioxid (CO₂)-Fußabdruckes.

Das haben wir im ersten Schritt für das Jahr 2022 für unsere Rösterei gemacht.

In gleicher Weise werden wir die Prüfung für unsere gesamte Wertschöpfungskette vornehmen. Mittelfristig also folgt der Blick und die CO₂-Analyse auf den Anbau und Rohkaffee sowie die Café-Gastronomie und den heimischen Kaffee-Konsum.

Warum wir den Rohkaffee nicht einbeziehen

Wir haben die Untersuchung unseres CO₂-Fußabdrucks in verschiedene Teilbereiche aufgeteilt. Insbesondere die Betrachtung des Rohkaffees ist komplex und abhängig von der jeweiligen Praxis vor Ort.

Es gibt viele Studien, die zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen im Bereich des CO₂-Fußabdrucks in der Kaffeeproduktion kommen. Eine oft zitierte Studie* weist 10,44 kg CO2e für 1 kg brasilianischen Rohkaffee aus. Eine andere Studie**, die 116 Farmen mit unterschiedlichen Anbauweisen vergleicht ("Traditional polyculture", "Commercial polyculture", "Shaded monoculture", "Unshaded monoculture") kommt im Schnitt auf 3,7 kg CO2e je kg Rohkaffee. Vergleicht man die verschiedene Werte je Farm werden Zahlen zwischen 3,3 kg und 18,8 kg CO2e / kg Rohkaffee genannt. 

Das erscheint uns für unsere eigene Berechnung viel zu ungenau. Stattdessen sind wir im Austausch mit Farmen, Organisationen und Unternehmen, die sich mit der Berechnung von CO₂ Fußabdrücken beschäftigen. Gemeinsam werden wir dazu beitragen, die Datenlage über den CO₂-Fußabdruck von Kaffee im Anbau zu verbessern.

Somit handelt sich bei unserer Betrachtung um eine Gate-to-Gate-Analyse. Das bedeutet, dass bei der Rösterei-Berechnung nur die Emissionen erfasst werden, die direkt mit unserer Rösterei in Verbindung stehen.

Wie haben wir gemessen?

Wir haben unsere relevanten Daten erfasst, mithilfe der Ecoinvent-Datenbank CO₂-Äquivalent zugeordnet und das ganze von carbotech verifizieren lassen. Das ganze haben wir in einen CO₂-Rechner für Röstereien gegossen, den es ab jetzt für 10 Röstereien zu testen gibt. (Link) 


Unsere Daten haben wir zusammen mit carbotech geprüft und verifiziert. 

INFO: Wer ist carbotech?

Seit der Gründung im Jahr 1987 hat sich das Unternehmen auf Umweltfragen spezialisiert. Es bietet Analyse- und Beratungsdienstleistungen für Unternehmen und Organisationen an, misst Schadstoffe in der Luft und begleitet die Sanierung von schadstoffbelasteten Gebäuden. Darüber hinaus liefert das Unternehmen seinen Kunden Entscheidungsgrundlagen wie Ökobilanzen oder Stoffflussanalysen. Es begleitet auch internationale Umweltprojekte und erarbeitet Umwelt- und Nachhaltigkeitskennzahlen für Firmen und Behörden.

Zuordnung der Daten

Die Daten werden nach GHG Protocol erfasst und zugewiesen. Da wir uns in der Verantwortung auch für die indirekten Emissionen sehen und allen Emissionen, die entlang der Wertschöpfungskette stehen. Spielte es für uns eine untergeordnete Rolle, in welchem “Scope” die Emissionen anfallen. Denn dort, wo wir nicht direkt die Emissionen verursachen, können wir durch die Wahl von Alternativen Einfluss nehmen.

  • Scope 1 umfasst die direkten Emissionen. In unserem Fall ist das das Verbrennen von Gas beim Rösten und das Verbrennen von Diesel in unserem Fahrzeug. 
  • Scope 2 umfasst die indirekten Emissionen, die wir direkt am Standort verursachen. Wie heizen und der Stromverbrauch.
  • Scope 3 umfasst Emissionen, die in Zusammenhang mit dem Unternehmen stehen, aber nicht komplett in unserer Kontrolle liegen. Man unterscheidet hier auch noch in "Upstream" und "Downstream". 
    • Upstream-Emissionen entstehen während der Produktion von Waren oder Dienstleistungen, die ein Unternehmen kauft oder verwendet.
    • Downstream-Emissionen treten nach der Produktion von Produkten oder Dienstleistungen eines Unternehmens während der Nutzung oder Entsorgung auf.
Kategorie Scope 1 Scope 2
Scope 3
Bereich Prozessgas
Fuhrpark
Strom
Heizen
Kaffeeverpackung
Versandverpackung
Geschäftsreisen
Arbeitswege
Müll
Emissionen CO2e [kg CO2e] 5.281,40
1.107,51
15.733,09


Unser CO₂-Fußabdruck

Unser CO₂-Fußabdruck der Kaffeerösterei in Basel für 2022 beträgt 22,122 t CO2e. Das entspricht 0,45 kg CO2e je kg Röstkaffee, den wir auf dem Markt anbieten oder in unseren Gastronomien verwenden.

Im Folgenden schauen wir uns die Bereiche im Detail an. 

Geschäftsreisen

Den größten Impact haben Geschäftsreisen. So wichtig der Austausch ist, so schädlich sind die vor allem die Flugreisen in die Anbauländer für das Klima.

Wir haben drei Reisen unternommen, die direkt mit der Rösterei in Verbindung stehen. Im April fand eine Reise nach Nicaragua und Honduras statt, im Juni führte uns eine Reise zur World of Coffee und im Oktober unternahmen wir eine Reise nach Mexiko. 98 % der Reise-Emissionen fallen auf Reisen in die Ursprungsländer an.

Prozessgas

Wir beziehen bereits 100 % Biogas, bzw. wir bezahlen dafür. Es läuft hier wie auch beim Strom so, dass man einen Gasmix erhält, aber vom Gasanbieter dafür gesorgt wird, dass die verbrauchte Menge als Biogas eingespeist wird. Hätten wir Erdgas bezogen, wären die Emissionen des Gasaufwands des Rösters um über 70 % höher.

HINWEIS: Wir warten noch auf die Abrechnung für November und Dezember 2022. Haben aber dafür November und Dezember 2021 miteinbezogen. Wir rechnen damit, dass die Emissionen mit den tatsächlichen Werten noch etwas steigen werden.

Kaffee- und Versandverpackung

Die Kaffeeverpackung verursacht die dritthöchsten Emissionen. Rechnen wir noch die Versandverpackung hinzu, dann macht die Verpackung knapp ein Viertel des Fußabdrucks der Rösterei aus.

Wir haben momentan drei Kaffeebeutel im Einsatz, Mono-Kunststoff-Beutel aus Polyethylen (PE) in den Größen 250 g und 1000 g und noch unseren Kaffeebrief (250 g) der ein Papier-Kunststoffverbundbeutel ist.

Den Mengen entsprechend verteilen sich auch unsere Emissionen.

  • 250 g Beutel machen 69,4 % der Verpackungen und somit 56 % der Emissionen aus
  • 1000 g Beutel machen 24,3 % der Verpackungen und somit 38 % der Emissionen aus
  • Kaffeebriefe machen 6,3 % der Verpackungen und somit 5 % der Emissionen aus

Die Werte täuschen jedoch, wenn man das gesamte Leben eines Kaffeebeutels betrachtet. Für die thermische Verwertung müssen nochmals 2,7 kg CO2e/kg Verpackung*** berücksichtigt werden. In unserem Fall würde das bei einer Recycling-Quote von 0 % 3334,64 kg CO2e entsprechen. Das verdoppelt die Emissionen nahezu. Daher ist es wichtig, die Verpackung, wo möglich, dem Recycling zuzuführen.

Zusätzlich muss erwähnt werden, dass die zugrundeliegenden Daten sich auf die Emissionen für die Herstellung der Folien beziehen. Kleber, Farben, Zipper und Ventil werden zwar auf die Masse bezogen berücksichtigt, jedoch fehlt Fertigung der Beutel mit diesen „Extras“. Vor allem die Herstellung von Blockbodenbeuteln erfordert einen hohen Energiebedarf und sehr große Fertigungsanlagen. Je nach Fertigungsstandort, Bedruckung und Farbwahl kann der Wert um bis zu 1 kg CO2e/kg Verpackung zu niedrig angegeben sein.

Wir haben eine genauere Berechnung bereits vorgenommen, da wir zum Jahresbeginn 2022 von einem Papier-Kunststoffverbund-Beutel auf einen Mono-Kunststoff-Beutel umgestellt. Anders als das Marketing rund um Mono-Kunststoff behauptet, haben wir auch unserer Berechnung so gut wie keine Emissionen eingespart. Fälschlicherweise wird bei der Besprechung von Mono-Kunststoff von einer sehr hohen Recycling-Quote ausgegangen, die nicht der Realität entspricht. . (Hier gehts zum Artikel)

Dazu kommen noch die Kartons, in denen wir den Kaffeebeutel versenden. Diese beinhalten nicht die Kartons, mit denen wir die Kaffees zu euch nach Hause schicken. (Diese Kartons fallen bei uns im Shop an und sind daher nicht berücksichtigt.)

Arbeitswege

Hier wird deutlich, dass die Mitarbeiter, die nicht mit dem Auto pendeln, kaum Emissionen verursachen. Denn 98 % der Emissionen fallen auf einen Mitarbeiter an, der mit dem PKW zur Arbeit kommt.

So resultiert, dass ein Arbeitsweg von 22 km mit dem Auto die Emissionen verursacht, die ein anderer Mitarbeiter im ganzen Jahr ausstößt. 

Stromverbrauch 

Beim Stromverbrauch ist es schwierig, genau zu bestimmen, welche Menge von der Rösterei verbraucht wird. Wir haben daher eine Annahme getroffen, dass 20 % des Verbrauchs auf die Rösterei anfallen. Der Rest des Energieverbrauches wird Akademie und Büro zugerechnet. Für 2023 werden diese Zahlen genauer erhoben.

Müll & Fuhrpark

In diesen zwei Bereichen lagen uns weniger genaue Abrechnungen oder Messungen vor. Deshalb mussten wir anhand von Erfahrungswerten und Messungen Annahmen treffen, die in unseren Augen die Realität ziemlich gut abbilden.

Für die Erhebung des Müllaufkommens haben wir in einer "durchschnittlichen" Woche unser Müllaufkommen gewogen und 20 % aufgeschlagen. Den größten Anteil des Müllaufkommens stellen Silberhäutchen und Restmüll dar. Bei uns landeten auch die Inliner (Plastikumhüllung des Rohkaffees bei Lieferung) noch im Hausmüll. Kaffeesatz und Papiermüll fallen nur in geringer Menge an. Dementsprechend sind 44 % des Ausstoßes, der durch den Müll verursacht wird, dem Hausmüll zuzuordnen.

Auch beim Fuhrpark mussten wir eine Annahme treffen, da das Auto von allen Bereichen genutzt wird.

Für die nächste Messung werden wir den Verbrauch genauer tracken. 

Was machen wir mit dem Ergebnis? 

Im Verhältnis zur gesamten Kette ist der CO₂-Abdruck der Rösterei von geringerem Gewicht. Setzen wir die Rösterei mit dem Anbau in ein Verhältnis, so liegt der Anteil zwischen 2 % und 10 %. (Bezogen auf die oben genannte Studie.) Uns wurde durch die Untersuchungen jedoch auch deutlich, wie viel wir auch hier noch verbessern können.

Seit 2023 sind EU-Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeiter dazu verpflichtet, Ihre Emissionen zu erfassen und zu berichten. Das betrifft uns nicht und voraussichtlich die wenigsten Nano- bis Meso-Röstereien.

Das ist für uns aber nicht der antreibende Faktor. Wir wollen als Unternehmen lernen und uns für die Zukunft bereit machen. Wir möchten gemeinsam mit anderen sozial-ökologischen und zukunftsorientierten Unternehmen aufzeigen, wie die Kaffeebranche selbst die Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks vorantreiben kann.

Aus den Ergebnissen leiten wir Handlungsziele ab. Wir markieren einfache, zu erreichende Ziele und beginnen Projekte, um die größeren Herausforderungen unserer Branche anzugehen. Dazu gehört z. B. die Kaffeeverpackung.

Verbesserungen im Kleinen

  • Kaffeesatz und Silberhäutchen geben wir nun der Ratschaft, einem Quertierverein, der daraus Kompost herstellt.
  • Wir verwenden stabilere Versandkartons, die wir zwischen unserem deutschen und schweizer Standort versenden und wieder verwenden können.
  • Versandkartons, die nicht mehr gebraucht werden, werden verschenkt
  • Kaffeesäcke werden für Upcycling-Projekte angebote

Bemühungen im Großen

Ein Großprojekt ist eine möglichst nachhaltige Kaffeeverpackung. Dazu werden wir weitere Artikel veröffentlichen.

Derzeit prüfen wir die Umsetzung einer Solaranlage auf dem Dach unserer Rösterei mit Statikern und Stadt.

Kritik an der CO₂-Betrachtung

Der Fokus auf CO₂-Emissionen kann kritisiert werden, da andere Umweltauswirkungen außer Acht gelassen werden. Beispielsweise kann ein hoher CO₂-Ausstoß auch zur Verschmutzung von Gewässern und Böden führen. Und weitere Umweltauswirkungen, wie die Reduzierung der Artenvielfalt oder die Emission von anderen Schadstoffen, werden bei der CO₂-Betrachtung nicht berücksichtigt.

Eine umfassende Umweltbewertung sollte daher verschiedene Umweltkategorien berücksichtigen und den Lebenszyklus eines Produkts betrachten. Nur so kann eine fundierte Aussage über die tatsächliche Umweltauswirkung getroffen werden. Wir werden daher in Zukunft immer wieder die Methode der ökologischen Knappheit**** heranziehen, um auf Bereiche aufmerksam zu machen, die mit der reinen CO₂-Betrachtung nicht ersichtlich sind. 

Quellen

* https://rgs-ibg.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/geo2.96

** https://hal.science/hal-01234838/document

*** https://www.diw.de/de/diw_01.c.820601.de/auf_dem_weg_zur_klimaneutralitaet__plastikrecycling_muss_staerker_in_den_fokus_ruecken.html

**** https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/wirtschaft-konsum/fachinformationen/methodische-grundlagen-von-oekobilanzen/methode-der-oekologischen-knappheit.html

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