Rocket Fausto Espressomühle im Test

Rocket Fausto Espressomühle im Test

Die Rocket Fausto ist eine Espressomühle in der Übergangspreisklasse von Mühle für Zuhause zu Mühle für die Gastronomie. Mit über 1000 Franken Anschaffungspreis in der Schweiz und 800 Euro Preisen im Euro-Raum markiert die Mühle aus dem Hause Rocket ihre Wertigkeit. Unser Video-Test zeigt auf, ob die Mühle in allen Kategorien die Klasse auch in die Tasse bringt. 

Schwer, schnell, kräftig - Rocket Fausto

Die Rocket Fausto erinnert auch äußerlich an viele Espressomühen, die eher in der Gastronomie zu finden sind. 17,2 cm in der Breite, rund 44,5 cm in der Höhe sowie 28,2 in der Tiefe bringen es zu 11.5 kg Gewicht. Damit ist die Rocket Fausto eine der schwersten Espressomühlen in unserer Testreihe. Um so erstaunlicher, dass die Mühle beim Anlaufen jeweils eine Ausweichbewegung macht. Die Motorkraft scheint hier stärker im Anlaufen zu sein, als der Gripp der Standfüße.

Diese Kraft wird erlebbar bei der Geschwindigkeit. In 10 Sekunden mahlt die Rocket Fausto 30,5 Gramm Kaffee auf Espressomahlgrad durch. Damit ist die Mühle eine der schnellsten Espressomühle in unserer Testreihe. Positiv ist, dass dabei die Temperatur der Mahlscheiben und des Mahlgutes nicht wesentlich ansteigt. Über sechs Bezüge konnten wir einen Anstieg des Mahlgutes um 0,8 Grad Celsius feststellen, allerdings im Bereich von durschnittlich 31,6 Grad Celsius. Diese niedrige Temperatur hat keinen geschmacklichen Einflüss auf den Espresso.

Auch die Konstanz der Mühle stellte sich als gut heraus. Mit einer Standartabweichung und einer Schwankung von 0,21 Gramm über zehn Bezüge blieb die Rocket Fausto meistens im Sollbereich. Die Abweichung von Bezug zu Bezug ist auch im Kontext der hohen Mahlgeschwindigkeit zu sehen. So konnten wir feststellen, dass schnellere Mühle durchweg größere Schwierigkeiten hatten, auch konstante Mahlkaffeemengen zu erbringen.

totraum rocket

Großer Totraum der Fausto

Leider steht die Rocket Fausto 2.1 stellvertretend für eine der Mühlen der alten Schule, die einen sehr hohen Totraum aufweisen. 10 Gramm Kaffee bleiben im absoluten Totraum der Rocket Fausto Nuovo. Das ist sehr viel! Beim Bezug eines doppelten Espresso fühlt der Totraum also mehr als die Hälfte des Siebträgers. Unseren Artikel über Totraum haben wir viele Tipps gegeben, wie auch mit einem solchen Totraum umzugehen ist. Unter anderem sollte der Kaffee vor jedem Bezug ausgemahlen werden. Das führt allerdings zur Verschwendung von Kaffee.

Single Dosing ist bei vielen Mühlen mit großem Totraum das Mittel der Lösung. Allerdings performt die Rocket Fausto auch hier mit einem Single Dosing Totraum von 2 Gramm Kaffee schlecht. Konkret bedeutet das: die ausgemahlene Mühle, hält auch beim langen Mahlen 2 Gramm Kaffee zurück, wenn z.B. 18 Gramm Kaffee eingeworfen werden. Nur 16 werden, ohne mit dem Pinsel oder anderweitig nachzuhelfen, aus der Mühle ausgeworfen. Auf dieser Basis lässt sich die Rocket Fausto auch nicht als Single Dosing Mühle verwenden.

Gute Espresso!

Der Espresso der Rocket Fausto ist dagegen wirklich gut. (Vorausgesetzt, der alte Kaffee aus der Mühle wird ausgemahlen oder die Mühle wird in Frequenz genutzt und Mahlgut lagert sich gar nicht erst ab.) In diese Richtung weißt auch die Partikelverteilung. Mit einem Hauptpeak von 225 sind wir schmal und sehr genau bei dem gewünschten Mahlgrad. Übrigens zeigte sich das auch beim Umstellen der Mühle. In Sachen Verstellbarkeit und Präzision leistet die Rocket Fausto sehr gute Arbeit. Selbst wenn zwischen den Mahlungen der Mahlgrad verstellt wird, kann ein notierter Mahlgrad relativ einfach wieder gefunden werden und das Ergebnis der Mahlung ist auch exakt an der vorhergehenden. Das ist exzellent! Auch das Feinpeak ist relativ niedrig und führte wie erwartet zu einer geringen Bitterkeit der Espressi.

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display rocket fausto


Fazit zur Rocket Fausto

Die Rocket Fausto ist gut in den Kerngebieten Leistung, Geschwindigkeit, Espressoqualität und Arbeit unter Last. Damit eignet sie sich durchaus für Setups, wie kleinen Gastronomien oder WGs mit hoher Espressomühlen-Frequenz. In Single Haushalten neigt die Mühle eher ihre Schwächen zu zeigen, dazu gehört der große Totraum und auch die schlechte Single Dosing Perfomance.

Wie immer gilt aber: es kommt auf die Art und Weise der Nutzung an. Die Rocket Fausto hat ganz klar ihre Stärken und bietet für eine höheren Einstiegspreis sehr viel Robustheit und gute Verarbeitung.

fazit faust


Benjamin Hohlmann
Benjamin Hohlmann
Benjamin Hohlmann ist Gründer der Kaffeemacher GmbH. Er war bis Ende 2016 neun Jahre teilhabender Geschäftsführer und Wirt im Kaffeehaus unternehmen mitte. Mit der Kaffeemacher-Akademie, dem Spezialitäten-Café frühling im Kleinbasel und dem Kaffee-Mobil hat er in Basel Massstäbe in Sachen Kaffee gesetzt. In den letzten Jahren sind zum Kaffeemacher-Universum die Kaffeefarm Santa Rita sowie unsere Rösterei hinzu gekommen. Benjamin ist Co-Geschäftsführer der Kaffeemacher verantwortlich für Finanzen, Strategisches und Öffentlichkeitsarbeit. Als Sensoriker und Berater unterstützt er ausserdem Unternehmen und Projekte. Er ist Dozent an der ZHAW Wädenswill im Bereich Kaffee und als Vortragsredner international im Einsatz.

7 Kommentare

Alex
Alex
Espressos, nicht Espressi ;)
Benjamin Hohlmann
Benjamin Hohlmann
Beides richtig.
Harry
Harry
Ich denke man sollte auch fairerweise den temporären Totraum angeben um den geht es ja hauptsächlich.
Je nach Nutzung muss dann vielleicht nur beim ersten Espresso am Morgen der temporäre Totraum ausgemahlen werden.
Bei hauptsächlich Cappuccino oder Latte Trinker vielleicht auch nicht ganz so wichtig......
Gehen wir mal von rund der Hälfte also 5gr aus, im Monat dann 150gr, also sagen wir mal rund 2kg ca 60€ im Jahr. Wenn man dann sieht was manche für Espressomaschinen zuhause stehen haben, wie Rocket R 9 one, Dalla Corte, La Marzocco usw. relativiert sich das.
Totraum ist ein Thema, ganz klar, aber wichtiger erscheint mir die Qualität des Mahlguts, Einstellbarkeit des Mahlgrads, Langlebigkeit der Maschine und der Mahlscheiben und bei den Freaks auch die Schnelligkeit und bei Poweruser die Temperaturentwicklung, bis hin zur Lautstärke und letztendlich der Geschmack in der Tasse.
Viele Mühlen sind ja auch schon halbe oder ganze Gastromühlen, Rocket Super Fausto, Mazzer Super Jolly V Pro, Ceado E37S Mahlkönig E65 etc. mit den entsprechend größeren Mahlscheiben, wie es so schön heißt für den ambitionierten Home Barista!
Also nochmals Anregung von mir bitte auch den temporären Totraum angeben.
Thomas Jöbstl
Thomas Jöbstl
Hey Harry, danke dass du deine Gedanken mit uns teilst. Wir geben dir recht, der temporäre Totraum wäre interessant bzw. wie viel altes Kaffeepulver kommt bei der darauffolgen Mahlung mit, jedoch ist es schwierig dies zu messen. Beim öffnen der Mühle stellt sich dann das Problem, was gehört zu dem temporären Totraum und was nicht und dann sind die Angaben bzw. Messungen nicht präzise. Grüsse Thomas
Dan
Dan
800€ und dann 10g Totraum? Man könnte sagen: wenn jemand so viel Geld für eine Mühle ausgeben kann, dann sollte er sich daran nicht stören?! Aber ich sehe das anders! Bei dieser Preislage, darf man auch das Thema Totraum ernst nehmen! Angenommen ich trinke morgens früh, mittags und Nachmittags einen Espresso, dann könnte ich strenggenommen jedes Mal 10 g wegschmeißen. 30g am Tag sind im Monat fast ein Kilo und bei den heutigen Preisen demnach fast 30€!!

Übrigens finde ich, dass ihr bei dieser Mühle sehr gnädig seid. Die Baratza sette WI hat eine absolut geniale Waage die astrein funktioniert. Die habt ihr verrissen, weil sie bei Erschütterungen den Mahlvorgang (zu Recht) unterbricht. …ich finde echt gut! was Ihr macht, aber bitte bleibt fair! - die Leute hören auf Euch.
Dan
Dan
Nachdem ich das Video gesehen habe muss ich mich relativieren. Wieder gute Arbeit, Jungs! Danke!
Pascal Rutz
Pascal Rutz
Hey Dan, danke für dein Feedback.

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