In der Reihe der Espressomaschinen für den Einstieg darf ein Review der Solis Barista Gran Gusto nicht fehlen. Die Solis Barista Gran Gusto gehört zur Gruppe der Thermoblock Espressomaschinen. Mit rund 320 Franken und 350 Euro Anschaffungspreis vereint sie eine ordentliche Leistung für einen sehr kompetitiven Preis.
Allen Thermoblock-Espressomaschinen sind zwei Dinge gemein. Sie sind innerhalb kürzester Zeit betriebsbereit und sie sind sehr energieeffizient. Anders als bei Boiler-Espressomaschinen, muss nicht erst ein großer und träger Kessel mit Wasser geheizt werden, sondern ein Aluminium-Block. Das gelingt in der Regel in drei Minuten. Ab diesem Zeitpunkt kann die Espressomaschine im Prinzip brühheißes Wasser beziehen.
Die großen Fragen sind jedoch:
Das wichtigste an einer Espressomaschine ist der Geschmack des Espressos. Dieser bildet auch die Basis für alle Milchgetränke wie Cappuccino, Latte Macchiato und Flat White.
Die Solis Barista Gran Gusto lieferte uns bei standartmäßigem Bezug von 10 Espressi zwei gute, drei ordentliche und fünf schlechte Espressi. Mit angepasstem Brührythmus verbesserte sich die Bilanz auf drei gute, fünf ordentliche und zwei schlechte Bezüge.
Wie so oft bei Thermoblock-Espressomaschinen, gilt es die Brühtemperatur in den Griff zu bekommen. Dafür haben wir einige Tipps erarbeitet.
Die Solis Barista Gran Gusto hat keine Wärmeübertragung zum Siebträger. Dieser bleibt beim Aufheizen des Thermoblocks kalt. Nutzt man ihn, ohne zuerst den Siebträger zu erwärmen, verliert das Brühwasser seine Temperatur an den Siebträger. Der erste wichtige Schritt bei der Benutzung der Solis Gran Gusta lautet also:
Den Siebträger eingespannt lassen und ohne Kaffee, Wasser beziehen. Dadurch nimmt der Siebträger Temperatur an.
Der erste doppelte Espresso, der nun bezogen wird, schmeckte uns bei dunkleren Kaffees meist am besten. Die Temperatur steigt berührt kurz die 95 Grad, fällt dann aber auf unter 90.
Wenn unmittelbar ein zweiter doppelter Espresso bezogen werden soll, empfehlen wir das Spülen unmittelbar vor dem Bezug. Also erst den Siebträger reinigen, dann das Kaffeepulver in den Siebträger geben und Tampen. Das genaue Prozedere haben wir auch in unserem Artikel zur Zubereitung des Espresso beschrieben.
Der nächste Bezug geht nun höher in der Temperatur und fällt dann wieder, jedoch nicht so tief wie der erste Bezug. Die folgenden Bezüge werden immer heißer. Die Grafik des Temperatur-Ausschnittes zeigt beim 6. Bezug das Ausschlagen der Temperatur, wenn die Spülung von mindestens 4 Sekunden nicht vor dem Bezug vorgenommen wird.
Von außen betrachtet macht die Solis Barista Gran Gusto eine gute Figur. Der Körper ist aus Edelstahl, die Reling robust. Wenige scharfe Kanten stören das Äußere. Die Tropfschale ist etwas klein und die leider nur aufgelegte Stellfläche verrutscht schnell beim Reinigen. Aber das muss alles zu dem wirklich sehr günstigen Preis ins Verhältnis gebracht werden.
Vieles was wir in einer ähnlichen Preisklasse antreffen, das wirkt günstig und ist plastikdominiert. Nicht so die Solis Barista Gran Gusto. Das zieht sich übrigens auch beim Zubehör durch. Erwähnenswert sind vor allem der Tamper und Siebträger.
Die Solis Barista Gran Gusto hat eine 58er Brühgruppe die Faema E61 kompatible Siebträger aufnimmt. Der Siebträger selbst ist hochwertig und stabil. Das mitgelieferte Sieb fasst 19 Gram Kaffee. Eine echte Ansage! Wer hier noch etwas Aufwertung wünscht, ist mit den präziseren IMS Competition Sieben oder VST Sieben gut bedient. Genial, dass diese passen.
Auch der mitgelieferte Tamper macht seinem Namen alle Ehre. 700 Gramm Eigengewicht fühlen sich nach etwas an, wenn man damit tampt. Es bleibt ein kleiner Spalt neben dem Tamper. Würde er noch genauer in das Sieb passen, so wäre eine Channeling Gefahr reduziert. Der spalt ist jedoch nicht so groß, dass es zu einem automatischen Channeling kommt.
Auch mit dabei und absolut tauglich: ein 0,35 l Milchkännchen zum Schäumen der Milch. Sagen wir mal so: an dem Kännchen liegt es nicht, wenn die Milch nicht gut schäumt. Das Milchkännchen ist sogar für Latte Art sehr gut geeignet.
Neben der Temperaturkonstanz ist das Milchschaumverhalten der Solis Barista Gran Gusto herausfordernd. Die Solis Barista Gran Gusto transportiert sehr wenig Dampfkraft in die Kanne. Dadurch ist es sehr schwierig eine Rotation auszulösen, die zum Schäumen der Milch notwendig ist.
In unserem Test muss Michel die Kanne extrem schräg halten, um überhaupt in eine Drehung zu kommen. Die Drehung ist Teil der Ziehphase des Schäumens und damit der zweite Schritt eines Schäumvorganges. Im ersten Schritt wird in der sogenannten Ziehphase Luft unter die Milch geschoben und Volumen gebildet. Schon das ist schwierig, aber möglich.
Wir konstatieren: Milch Schäumen mit der Solis Barista Gran Gusto ist vor allem für Anfängerinnen und Anfänger nicht einfach. Mit Übung sollte es gelingen. Wenn aber Milchgetränke wie der Cappuccino oder Flat White in eurem Getränkealltag eine große Rolle spielen, würden wir eher zur Sage Bambino Plus raten.
Thermoblockmaschinen sind von sich aus weniger verkalkungsanfällig. Das liegt u.a. daran, dass nach einem Brühvorgang der Thermoblock gelehrt wird. Vergleicht man das Risiko der Verkalkung mit Einkreisern, Zweikreisern oder Multiboilern, ist die Thermoblock-Espressomaschine die am wenigsten gefährdete Maschine.
Nichtsdestotrotz können auch Thermoblock-Espressomaschinen verkalken. Ihr merkt das im Alltag, wenn die Kraft des Schäumdampfes immer mehr abnimmt.
Eine gute Wahl für einen Entkalker ist einer auf der Basis von Milchsäure. Das Markenprodukt von Solis namens Solipol* funktioniert top und ist auf Basis von Milchsäure hergestellt. Das Mittelchen ist lebensmittelecht und doch penetrant genug, um Kalk zu lösen. No Name Anbieter tun es aber auch.
Die Entkalkung der Solis Barista Gran Gusto in fünf Schritten:
Fertig. Die Maschine ist entkalkt und nach dem erneuten Befüllen des Tankes wieder einsatzbereit.
Es gibt so unterschiedliche Espresso- und Kaffeegewohnheiten wie es Menschen gibt. Das macht es für uns schwer, eine absolute Empfehlung für Espressomaschinen abzugeben. Leider ist ein Grund dafür, dass gerade im günstigeren Segment Espressomaschinen Stärken und Schwächen haben.
Zu den Stärken der Solis Barista Gran Gusto gehört:
Leider gibt es auch einige Schwächen:
Seid ihr mehr die Milchschaum-Trinker:innen? Dann unbedingt einen Blick auf die Sage Bambino Plus werfen. Für Espresso und co. solltet ihr die Solis Barista Gran Gusto mit der Quick Mill Orione 3000 und der New Gaggia Classic vergleichen.
Wenn ihr lernen wollt, den perfekten Espresso einzustellen, dann besucht unseren Home Barista Kurs. Den gibt es als Online Kurs im Netz sowie bei uns vor Ort in Basel. Das ist eine Reise wert!
Außerdem empfehlen wir euch folgende Artikel und Videos:
Espresso zubereiten und Espressomaschine Reinigen.
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ich habe mir vor ein paar Wochen auch die Solis Gran Gusto zugelegt. Wie einige andere hier, hatte ich auch das Gefühl, dass die Getränketemperatur eher etwas zu gering ist. Also habe ich mal nachgemessen.
Wenn ich den Siebträger sehr gut vorheize (langer Wasserbezug ohne Kaffee) und die Tasse richtig gut vorheize, komme ich so gerade auf 65°C Espresso in der Tasse.
Die Wassertemperatur direkt aus der Dusche beträgt gerade mal 77°C, ich habe auch verschiedene Abstände vom Spülen vor den Bezügen versucht, aber komme nicht höher mit den Temperaturen.
65°C in der Tasse kommt mir etwas wenig vor, hat vielleicht jemand noch eine Idee was man verbessern könnte oder ist das normal bzw. das höchste was die Maschine hergibt?
Ich dampfe vor Bezug immer durch damit die Machine zumindest kurz hoch kommt. Also Dampf - Leer Bezug - Dampf - Bezug
Dann geht es.
ich habe mich bewusst für den Kauf der Solis entschieden nach eurem Bericht und auch nach dem Bericht von Arne von Coffeeness. Ich bin absoluter Einsteiger im Thema Espresso und hielt diese Maschine für eine gute Wahl. Dazu habe ich die Mühle Sage Smart Grinder Pro, ebenfalls nach euren Berichten gewählt. Das Setup funktioniert soweit ganz gut denke ich. Mir viel aber folgendes auf. Ich habe mich an euer Rezept für ein Brühverhältnis von 1:2,5 gehalten bei 25Sek Bezug etwa. Als erstes fällt mir auf, dass ich 18g Kaffeemehl getamped nicht eingespannt bekomme, da die Brühgruppe im Weg ist. Ich nutze also etwas weniger Kaffemehl. Ich gehe übrigens mal davon aus, dass die Mühle ungefähr konstant mahlt. Viel wichtiger ist aber, dass der Bezug stark schwankt um gut und gerne 10-15%. Für meine Verhältnisse Tampe ich immer gleich, also die Frage wo kommen diese Schwankungen her. Ich habe diesbezüglich mal ohne Siebträger und auch mit Siebträger und ohne Kaffeemehl gemessen und siehe da, hier liegen ebenfalls Schwankungen vor in der gleichen Größenordnung. Zusammengefasst habe ich also zwei Probleme. Zum einen eine mögliche Unkonstanz beim Mahlen und zum Anderen die definitiv vorhandenen, unterschiedlichen Bezugsmengen. Resultat ist in jedem Fall ein unterschiedlich gut schmeckender Espresso. Mich würde nun interessieren, was ich machen kann um konstanter zu werden bzw. ob das überhaupt so wichtig ist. Ich trinke sowieso überwiegend Cappuccino, stelle aber den unterschiedlichen Geschmack klar fest.
Gruß
Andersherum habe ich bei mir das Gefühl, dass die Dampfdüse genug Druck hat, um vernünftig zu schäumen. Das wird ihr hier als Kritik erwähnt.
Bei mir geht es oft mit 18,1 oder ,2g besser.
herzlichen Dank für den informativen Beitrag, der uns dazu bewegt hat die Maschine anzuschaffen. Aber wie ist das mit der Reinigung per Blindsieb. Ist das hier auch zweckmäßig?
Herzlichen Dank!
Ich bin seit einiger Zeit wirklich begeistert über eure Homepage und den YouTube Kanal.
Vor diesem Hintergrund habe ich mir die Solis gekauft. Ich bin damit auch sehrzufrieden. Soweit ich das laienhaft beurteilen kann schmeckt der Espresso gut und auch mit den Milch aufschäume komme ich einigermaßen zurecht. Hier hat es sich bewährt ein Bratenthermometer in die Milch zu halten.
Nur eine einzige Frage: Ihr beschreibt die Maschine so als würde sie eher zu heiß brühen. Bei mir ist es so, dass der Espresso trotz vorgewärmten Siebträger lediglich 65 °C hat. Auch bei einem Leerbezug oder den Spülen ist die Wassertemperatur in diesem Bereich.
Zudem hat bei mir das Tampen einen hohen Einfluss. Drücke ich mit vielleicht 20kg kommt wesentlich weniger Espresso durch als wenn ich mit ca 10kg drücke.
Diese beiden Punkte lassen mich befürchten, dass meine Maschine vielleicht defekt ist.
Mit welcher Temperatur kommt der Espresso bei euch denn raus beziehungsweise wie kann ich das am besten testen? Mein Braten Thermometer ist sicherlich nicht ganz genau, aber 30°C falsch liegen wird es sicherlich nicht. Und auch der Fingertest geht auch eher in Richtung 65°.
Vielen Dank vorab!
Grüße aus Dortmund
Lukas
Den Siebträger eingespannt lassen und ohne Wasser beziehen. Dadurch nimmt der Siebträger Temperatur an.
Als ich bei Youtube Euer Video gesehen habe hat es mich gefreut, da ich aktuell zwischen der hier getesteten Solis und einer Gaggia Classic schwanke. Beide liegen ja in einem vergleichbaren Preisrahmen (aktuell +-20€ in Deutschland), richten sich also wohl an eine ähnliche Zielgruppe, und ich denke für mich als Einsteiger in die Freunden einer Siebträgermaschine ganz passend.
Meine konkrete Frage wäre, welche Maschine Ihr empfehlen würdet, bei diesem Budget: Die Solis "Barista Gan Gusto" oder die Gaggia Classic? Wäre auch super, wenn Ihr nochmal kurz ein paar Vor- und Nachteile der beiden Maschinen im Vergleich nennen könntet.
Ich hoffe ich habe die Hinweise, die ich erfrage nicht einfach überlesen, oder im Video übersehen. :D
Vielen Dank für Eure Hilfe sowie für die vielen Tollen Berichte und Videos!
Cheers
Karol
vielen Dank für eure unglaublich informativen Videos und Tests. Besonders gut finde ich, dass ihr nicht einfach "nur" bewertet, sondern auch erklärt, worauf es ankommt, so dass man als potentieller Käufer selbst verstehen und einschätzen kann, warum welche Maschine für wen die richtige ist oder auch nicht. So kann man eine wirklich informierte Entscheidung treffen. Ihr habt mich fast soweit, meine erste Siebträgermaschine zu kaufen. ;-)
Dazu hätte ich eine Frage: Der Amazon-Algorithmus hat mir gerade die "Solis Grind & Infuse Compact 1018" empfohlen. Wenn man sich die Details der Maschine anschaut, z.B. das Einstellrad der Milchlanze oder den Bohnenbehälter, sieht das Gerät eindeutig wie eine "Verwandte" der Sage-Geräte aus, ohne aber mit einem der bekannten Sage-Geräte wirklich übereinzustimmen. Das finde ich wirklich interessant: Möglicherweise eine noch kompaktere Sage? Über einen Test im Vergleich zur Barista Express und zur Barista Pro würde ich mich sehr freuen.
Schöne Grüße aus München!
Stellt Ihr die Rohdaten der Temperaturkurven auch zur Verfügung? Ich würde gerne etwas ausprobieren.
Freundliche Grüsse
A
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