Hemro übernimmt Xenia Espresso – Der nächste Schritt zur Kaffee-Synchronisation?

Hemro übernimmt Xenia Espresso – Der nächste Schritt zur Kaffee-Synchronisation?

Ein kleiner Hersteller für hochwertige Espressomaschinen wird von einem der größten Mühlenunternehmen der Welt übernommen: Die Hemro Group (u. a. Mahlkönig) hat Xenia Espresso gekauft. Eine Übernahme mit Symbolkraft für die Veränderungen im Espressomaschinenmarkt.

Was ist passiert?

Seit dem 23. Mai 2025 gehört Xenia Espresso offiziell zur Hemro Group. Damit ist das deutsche Maschinenunternehmen Teil eines globalen Konzerns, der bislang vor allem für Kaffeemühlen bekannt war. Die Hemro Group vereint Marken wie Mahlkönig, Ditting, Anfim und HeyCafé unter ihrem Dach. Nun kommt mit Xenia ein Espressomaschinenhersteller dazu – einer, der sich mit Dualboiler-Konzepten, offener Schnittstellentechnik und einer äußerst loyalen Community in der Home-Barista-Welt etabliert hat.

Ein mutiger Schritt mit klaren Zielen

Holger Dreißig, der Gründer, Erfinder und Innovator hinter der Xenia, hat sein Baby verkauft. Die Übernahme erfolgte als freiwillige Integration in eine deutlich größere Firma, eine Idee, der Xenia "schon lange offen und positiv gegenüberstand". Holger Dreißig übernimmt künftig primär die Entwicklungsverantwortung – ein kluger Schritt für jemanden, der von sich selbst sagt, lieber zu entwickeln als großes Marketing zu betreiben.

Diese Entscheidung verdient Respekt. Es gehört Mut dazu, sein aufgebautes Unternehmen zu übergeben und sich auf das zu konzentrieren, was man am besten kann. Für Xenia kann die neue Struktur viele Potentiale in Sachen Vertrieb, Marketing etc. eröffnen, um die Vision noch besser zu realisieren und gleichzeitig eine Skalierung zu ermöglichen.

Ein Fingerzeig für den Markt?

Die Übernahme markiert mehr als nur eine Fusion zweier Firmen. Sie ist Ausdruck einer Verschiebung im Markt. Die Grenze zwischen Mühlen- und Maschinenhersteller verschwimmt. Längst denken Unternehmen in Systemen. Die großen Fragen lauten: Wie gut spielen Mühle und Espressomaschine zusammen? Wie wird das Zusammenspiel einfacher, intuitiver, smarter?

Xenia war früh dran mit offener Kommunikation zwischen Maschine und Drittgeräten – etwa per Webschnittstelle oder Anbindung an die Beanconqueror App. Hemro/Mahlkönig wiederum hatte in jüngerer Zeit ein Gastro-Synchronisationssystem vorgestellt, welches zunächst auf die Zusammenarbeit mit La Marzocco Gastro-Espressomaschinen konzentriert war. Jetzt könnte ein neuer Anlauf folgen. Diesmal für den Heimmarkt.

Warum das alles Sinn macht

Der Heimkaffeemarkt steht vor einem Wandel. Der Vollautomatenmarkt ist drei- bis viermal so groß wie der Siebträgermarkt im deutschsprachigen Raum. Das ist ein enormer Kuchen, von dem sich Siebträgerhersteller gerne ein Stück abschneiden möchten. Immer mehr Hersteller zielen mit ihren Entwicklungen auf den Übergang vom Kaffeevollautomaten zum Siebträger. Sie machen ein Angebot, welches Konvenient-Elemente des Kaffeevollautomaten in händisch zu bedienende Siebträger-Espressomaschinen integriert. So ebnen die Hersteller den Weg, damit der Schritt vom Vollautomaten zum Siebträger einfacher wird.

Wir sehen diese Zielsetzung in Maschinen wie der Maro, die nach jedem Bezug Feedback zur Nachstellung der Mühle gibt, wenn die Bezüge zu schnell oder lang liefen. Ähnlich ist es mit Ligre oder auch den Kompaktmaschinen mit integrierter Mühle aus dem Hause Sage oder Delonghi. Den größten Schritt verspricht das deutsche StartUp nunc., welches ein Mühlen-Maschinen-Ökosystem mit kompletter Integration verspricht.

xenia seitenansicht

Was bringt Hemro/Mahlkönig die Partnerschaft?

Vor allem: Know-how. Holger Dreißig hat Xenia aufgebaut, entwickelt, immer wieder getestet und zur Marke gemacht. Er hat sich intensiv mit allen Aspekten rund um die Entwicklung von Espressomaschinen beschäftigt und dabei über den Branchenstand hinaus gedacht. Temperaturkonstanz, Energieeffizienz, offene Schnittstellen (per HTTP/Webschnittstelle) sind bei Xenia seit Jahren angewandte Forschungsfelder. Dreißig ist ein Espressomaschinen-Tüftler, der seine beruflichen Wurzeln jedoch in der IT hat.

Dazu kommt ein ausgeprägter Community-Fokus und ein fast schon legendärer Konfigurator. Jede Xenia wird auf Wunsch individuell gebaut. “Made in Germany” ist bei Xenia kein Marketingversprechen sondern gelebte Praxis.

Mahlkönig rüstet sich für die Zukunft

Was wäre, wenn sich der Markt tatsächlich in Richtung synchronisierter Systeme entwickelt und ein traditioneller Mühlenhersteller nur einzelne Mühlen im Sortiment hat? Dann wird es schwierig, sich zu positionieren.

In den letzten Jahren habe ich 80 Espressomühlen getestet. Eine dieser Mühlen stammte aus dem Hause Mahlkönig und wurde gezielt für den Heimmarkt entwickelt. Höflich formuliert hat Mahlkönig den Heimmarkt nicht nur unterschätzt, sondern das Potential vollkommen verschlafen. 

Dabei sehen wir, dass insbesondere dieser Markt seit Corona starkes Wachstum erlebt. Die Mahlkönig x54 war eine späte Antwort diese Entwicklung. In diesem Sommer präsentiert der Hersteller mit der Mahlkönig x64 SD eine weitere Mühle für den Heimbereich und eine Antwort auf den wachsenden Single Dosing Markt.

Mahlkönig/Hemro ist offensichtlich aufgewacht und hat das Potential der heimischen Espresso-Zubereitung erkannt.

Die Übernahme von Xenia passt ins Bild.

Ein cleverer Move für beide Seiten

Diese Übernahme macht aus mehreren Gründen Sinn:

  • Für Xenia: Sie bekommen die Ressourcen einer global agierenden Firmengruppe, behalten aber ihre Identität - so die Idee. Obwohl sich Produktions-, Einkaufs- und Marketingprozesse ändern werden, soll "viel Xenia Espresso erhalten bleiben".
  • Für Mahlkönig/Hemro: Sie gewinnen Kompetenz in einem zukunftsträchtigen Segment und können ein komplettes System aus einer Hand anbieten.
  • Für den Markt: Ein zentraler Aspekt der Übernahme ist die geplante Entwicklung eines synchronisierten Systems, das den Heimkaffeemarkt revolutionieren könnte.

Was kommt als nächstes?

Die Integration ist vollzogen, jetzt geht die Arbeit los. Marcel Lehmann und Adrian Schürmann wurden als Geschäftsführer von Xenia per 30. Mai 2025 eingetragen. Holger Dreißig übernimmt Entwicklungstätigkeiten und ist via Prokura zeichnungsberechtigt mit einem Geschäftsführer oder weiteren Prokuristen.

Wir dürfen gespannt sein, welche Produkte aus dieser Verbindung entstehen werden. Das Potenzial ist riesig – von der Weiterentwicklung der bestehenden Xenia-Maschinen bis hin zu völlig neuen synchronisierten Systemen.

Fazit

Diese Übernahme ist mehr als nur ein Geschäft – sie ist ein Statement. In einer Zeit, in der die Grenzen zwischen Vollautomaten und Siebträgern verschwimmen, positioniert sich Mahlkönig für die Zukunft. Holger Dreißig hat eine mutige Entscheidung getroffen, die seinem Unternehmen neue Perspektiven eröffnet, ohne die Markenidentität zu verlieren.

Wir sind gespannt auf die ersten Früchte dieser Partnerschaft. Wenn alles gut läuft, könnten wir bald in den Genuss von Systemen kommen, die das Beste aus beiden Welten vereinen: die Präzision von Mahlkönig-Mühlen und die Innovation von Xenia-Espressomaschinen.

Chapeau, Holger! Wir wünschen dir und dem gesamten Team alles Gute für diese spannende Reise.

Benjamin Hohlmann
Benjamin Hohlmann
Benjamin Hohlmann ist Gründer der Kaffeemacher GmbH. Er war bis Ende 2016 neun Jahre teilhabender Geschäftsführer und Wirt im Kaffeehaus unternehmen mitte. Mit der Kaffeemacher-Akademie, dem Spezialitäten-Café frühling im Kleinbasel und dem Kaffee-Mobil hat er in Basel Massstäbe in Sachen Kaffee gesetzt. In den letzten Jahren sind zum Kaffeemacher-Universum die Kaffeefarm Santa Rita sowie unsere Rösterei hinzu gekommen. Benjamin ist Co-Geschäftsführer der Kaffeemacher verantwortlich für Finanzen, Strategisches und Öffentlichkeitsarbeit. Als Sensoriker und Berater unterstützt er ausserdem Unternehmen und Projekte. Er ist Dozent an der ZHAW Wädenswill im Bereich Kaffee und als Vortragsredner international im Einsatz.

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